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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

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1. Staatshändel in Europa 1661--1700.
nahme der Festungen Großwardein 1661 und Neuhäusel 1663.
Die drohende Gefahr verschafft endlich dem Kayser Hülfe
von dem Reich: und selbst von Frankreich. Montecuculi's
Sieg über Achmet Kiuprili bey St. Gotthard an der Raab
22. Jul. 1664. Aber in dem 20jährigen Waffenstill-
stande
2. Aug. blieben die Türken doch im Besitz von Neu-
häusel und Großwardein.

27. Viel dauernder und wichtiger aber ward
der zweyte Krieg, der noch vor Ablauf des Waf-
fenstillstandes, unter Französischem Einfluß, begann,
und erst am Ende des Jahrhunderts durch den
Carlowitzer Frieden endigte. Wie sehr wurden
durch ihn Ludwig's des XIV. gleichzeitige Unterneh-
mungen begünstigt! Aber wenn bey seinem Anfan-
ge die Belagerung Wiens Deutschlands Frey-
heit bedrohte, so ward doch, da Oestreichs Herr-
schaft in Ungarn durch ihn befestigt wurde, auch
Deutschland seitdem vor den Angriffen der Türken
auf immer gesichert. Durch die Theilnahme Po-
lens und Rußlands verbreitete sich der Krieg auch
zugleich nach dem Norden von Europa. (S.
unten.)

Bruch des 20jährigen Waffenstillstandes, durch die Unter-
stützung des Grafen Tekely in Ungarn 1682. Eindringen
in Oestreich und Belagerung Wiens 22. Jul. 1683. Glück-
licher Entsatz durch die verbundene Deutsche und Polnische
Armee unter dem Herzog Carl von Lothringen und Johann
Sobiesky 2 Sept. Seitdem eifrigere Theilnahme der Deut-
schen Fürsten; und Beytritt Venedigs 1684. Der Haupt-
schauplatz bleibt in Ungarn. Eroberung von Ofen durch die

Deut-

1. Staatshaͤndel in Europa 1661--1700.
nahme der Feſtungen Großwardein 1661 und Neuhaͤuſel 1663.
Die drohende Gefahr verſchafft endlich dem Kayſer Huͤlfe
von dem Reich: und ſelbſt von Frankreich. Montecuculi's
Sieg uͤber Achmet Kiuprili bey St. Gotthard an der Raab
22. Jul. 1664. Aber in dem 20jaͤhrigen Waffenſtill-
ſtande
2. Aug. blieben die Tuͤrken doch im Beſitz von Neu-
haͤuſel und Großwardein.

27. Viel dauernder und wichtiger aber ward
der zweyte Krieg, der noch vor Ablauf des Waf-
fenſtillſtandes, unter Franzoͤſiſchem Einfluß, begann,
und erſt am Ende des Jahrhunderts durch den
Carlowitzer Frieden endigte. Wie ſehr wurden
durch ihn Ludwig's des XIV. gleichzeitige Unterneh-
mungen beguͤnſtigt! Aber wenn bey ſeinem Anfan-
ge die Belagerung Wiens Deutſchlands Frey-
heit bedrohte, ſo ward doch, da Oeſtreichs Herr-
ſchaft in Ungarn durch ihn befeſtigt wurde, auch
Deutſchland ſeitdem vor den Angriffen der Tuͤrken
auf immer geſichert. Durch die Theilnahme Po-
lens und Rußlands verbreitete ſich der Krieg auch
zugleich nach dem Norden von Europa. (S.
unten.)

Bruch des 20jaͤhrigen Waffenſtillſtandes, durch die Unter-
ſtuͤtzung des Grafen Tekely in Ungarn 1682. Eindringen
in Oeſtreich und Belagerung Wiens 22. Jul. 1683. Gluͤck-
licher Entſatz durch die verbundene Deutſche und Polniſche
Armee unter dem Herzog Carl von Lothringen und Johann
Sobieſky 2 Sept. Seitdem eifrigere Theilnahme der Deut-
ſchen Fuͤrſten; und Beytritt Venedigs 1684. Der Haupt-
ſchauplatz bleibt in Ungarn. Eroberung von Ofen durch die

Deut-
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[237/0275] 1. Staatshaͤndel in Europa 1661--1700. nahme der Feſtungen Großwardein 1661 und Neuhaͤuſel 1663. Die drohende Gefahr verſchafft endlich dem Kayſer Huͤlfe von dem Reich: und ſelbſt von Frankreich. Montecuculi's Sieg uͤber Achmet Kiuprili bey St. Gotthard an der Raab 22. Jul. 1664. Aber in dem 20jaͤhrigen Waffenſtill- ſtande 2. Aug. blieben die Tuͤrken doch im Beſitz von Neu- haͤuſel und Großwardein. 27. Viel dauernder und wichtiger aber ward der zweyte Krieg, der noch vor Ablauf des Waf- fenſtillſtandes, unter Franzoͤſiſchem Einfluß, begann, und erſt am Ende des Jahrhunderts durch den Carlowitzer Frieden endigte. Wie ſehr wurden durch ihn Ludwig's des XIV. gleichzeitige Unterneh- mungen beguͤnſtigt! Aber wenn bey ſeinem Anfan- ge die Belagerung Wiens Deutſchlands Frey- heit bedrohte, ſo ward doch, da Oeſtreichs Herr- ſchaft in Ungarn durch ihn befeſtigt wurde, auch Deutſchland ſeitdem vor den Angriffen der Tuͤrken auf immer geſichert. Durch die Theilnahme Po- lens und Rußlands verbreitete ſich der Krieg auch zugleich nach dem Norden von Europa. (S. unten.) Bruch des 20jaͤhrigen Waffenſtillſtandes, durch die Unter- ſtuͤtzung des Grafen Tekely in Ungarn 1682. Eindringen in Oeſtreich und Belagerung Wiens 22. Jul. 1683. Gluͤck- licher Entſatz durch die verbundene Deutſche und Polniſche Armee unter dem Herzog Carl von Lothringen und Johann Sobieſky 2 Sept. Seitdem eifrigere Theilnahme der Deut- ſchen Fuͤrſten; und Beytritt Venedigs 1684. Der Haupt- ſchauplatz bleibt in Ungarn. Eroberung von Ofen durch die Deut-

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Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/275>, abgerufen am 16.04.2024.