Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
1. Staatshändel in Europa 1661--1700.

20. So entzündete sich ein neuer Krieg in
Europa, dessen Umfang so wenig als seine Dauer
abzusehen war. Schon nach wenig Monaten gab
es fast keinen neutralen Staat im westlichen Euro-
pa mehr; und Louvois sorgte aufs beste dafür,
daß die Flamme sich möglichst weit verbreitete.

Auf die Erklärung gegen Kayser und Reich folgte die
gegen den Pabst, als weltlichen Fürsten; gegen die Republik
6. Nov., gegen Spanien 15. April 1689. Von England ward
der Krieg Frankreich erklärt 2. May. Große Allianz zu
Wien
12. May 1689; der auch, von Louvois gedrängt,
der Herzog von Savoyen beytrat, Jun. 1690. Auch Däne-
mark versprach Hülfstruppen an England.

21. Der furchtbare 9jährige Kampf, (zugleich
durch neue Handelsverbote merkwürdig;) in den
Niederlanden, den Rheingegenden, in Italien,
nebenher in Irland und an den Spanischen Gren-
zen, außerdem auf dem Ocean und im Mittelmeer,
schien entweder mit der Unterjochung, oder auch
dem entschiedensten Triumphe Frankreichs endigen
zu müssen. Und doch geschah keins von Beyden!
Die Ueberlegenheit der Französischen Feldherren,
des unbesiegten Luxemburg, des bescheidenen Ca-
tinat,
blieb sich gleich; aber die zunehmende
Erschöpfung im Innern ward auch nach außen zu
merklich! und Colbert hatte keine Zöglinge gebildet
wie Turenne!

Die
P 4
1. Staatshaͤndel in Europa 1661--1700.

20. So entzuͤndete ſich ein neuer Krieg in
Europa, deſſen Umfang ſo wenig als ſeine Dauer
abzuſehen war. Schon nach wenig Monaten gab
es faſt keinen neutralen Staat im weſtlichen Euro-
pa mehr; und Louvois ſorgte aufs beſte dafuͤr,
daß die Flamme ſich moͤglichſt weit verbreitete.

Auf die Erklaͤrung gegen Kayſer und Reich folgte die
gegen den Pabſt, als weltlichen Fuͤrſten; gegen die Republik
6. Nov., gegen Spanien 15. April 1689. Von England ward
der Krieg Frankreich erklaͤrt 2. May. Große Allianz zu
Wien
12. May 1689; der auch, von Louvois gedraͤngt,
der Herzog von Savoyen beytrat, Jun. 1690. Auch Daͤne-
mark verſprach Huͤlfstruppen an England.

21. Der furchtbare 9jaͤhrige Kampf, (zugleich
durch neue Handelsverbote merkwuͤrdig;) in den
Niederlanden, den Rheingegenden, in Italien,
nebenher in Irland und an den Spaniſchen Gren-
zen, außerdem auf dem Ocean und im Mittelmeer,
ſchien entweder mit der Unterjochung, oder auch
dem entſchiedenſten Triumphe Frankreichs endigen
zu muͤſſen. Und doch geſchah keins von Beyden!
Die Ueberlegenheit der Franzoͤſiſchen Feldherren,
des unbeſiegten Luxemburg, des beſcheidenen Ca-
tinat,
blieb ſich gleich; aber die zunehmende
Erſchoͤpfung im Innern ward auch nach außen zu
merklich! und Colbert hatte keine Zoͤglinge gebildet
wie Turenne!

Die
P 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0269" n="231"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">1. Staatsha&#x0364;ndel in Europa 1661--1700.</hi> </fw><lb/>
                <p>20. So entzu&#x0364;ndete &#x017F;ich ein neuer Krieg in<lb/>
Europa, de&#x017F;&#x017F;en Umfang &#x017F;o wenig als &#x017F;eine Dauer<lb/>
abzu&#x017F;ehen war. Schon nach wenig Monaten gab<lb/>
es fa&#x017F;t keinen neutralen Staat im we&#x017F;tlichen Euro-<lb/>
pa mehr; und Louvois &#x017F;orgte aufs be&#x017F;te dafu&#x0364;r,<lb/>
daß die Flamme &#x017F;ich mo&#x0364;glich&#x017F;t weit verbreitete.</p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">Auf die Erkla&#x0364;rung gegen Kay&#x017F;er und Reich folgte die<lb/>
gegen den Pab&#x017F;t, als weltlichen Fu&#x0364;r&#x017F;ten; gegen die Republik<lb/>
6. Nov., gegen Spanien 15. April 1689. Von England ward<lb/>
der Krieg Frankreich erkla&#x0364;rt 2. May. <hi rendition="#g">Große Allianz zu<lb/>
Wien</hi> 12. May 1689; der auch, von Louvois gedra&#x0364;ngt,<lb/>
der Herzog von Savoyen beytrat, Jun. 1690. Auch Da&#x0364;ne-<lb/>
mark ver&#x017F;prach Hu&#x0364;lfstruppen an England.</hi> </p><lb/>
                <p>21. Der furchtbare 9ja&#x0364;hrige Kampf, (zugleich<lb/>
durch neue <hi rendition="#g">Handelsverbote</hi> merkwu&#x0364;rdig;) in den<lb/>
Niederlanden, den Rheingegenden, in Italien,<lb/>
nebenher in Irland und an den Spani&#x017F;chen Gren-<lb/>
zen, außerdem auf dem Ocean und im Mittelmeer,<lb/>
&#x017F;chien entweder mit der Unterjochung, oder auch<lb/>
dem ent&#x017F;chieden&#x017F;ten Triumphe Frankreichs endigen<lb/>
zu mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Und doch ge&#x017F;chah keins von Beyden!<lb/>
Die Ueberlegenheit der Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Feldherren,<lb/>
des unbe&#x017F;iegten <hi rendition="#g">Luxemburg,</hi> des be&#x017F;cheidenen <hi rendition="#g">Ca-<lb/>
tinat,</hi> blieb &#x017F;ich gleich; aber die zunehmende<lb/>
Er&#x017F;cho&#x0364;pfung im Innern ward auch nach außen zu<lb/>
merklich! und Colbert hatte keine Zo&#x0364;glinge gebildet<lb/>
wie Turenne!</p><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">P 4</fw>
                <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[231/0269] 1. Staatshaͤndel in Europa 1661--1700. 20. So entzuͤndete ſich ein neuer Krieg in Europa, deſſen Umfang ſo wenig als ſeine Dauer abzuſehen war. Schon nach wenig Monaten gab es faſt keinen neutralen Staat im weſtlichen Euro- pa mehr; und Louvois ſorgte aufs beſte dafuͤr, daß die Flamme ſich moͤglichſt weit verbreitete. Auf die Erklaͤrung gegen Kayſer und Reich folgte die gegen den Pabſt, als weltlichen Fuͤrſten; gegen die Republik 6. Nov., gegen Spanien 15. April 1689. Von England ward der Krieg Frankreich erklaͤrt 2. May. Große Allianz zu Wien 12. May 1689; der auch, von Louvois gedraͤngt, der Herzog von Savoyen beytrat, Jun. 1690. Auch Daͤne- mark verſprach Huͤlfstruppen an England. 21. Der furchtbare 9jaͤhrige Kampf, (zugleich durch neue Handelsverbote merkwuͤrdig;) in den Niederlanden, den Rheingegenden, in Italien, nebenher in Irland und an den Spaniſchen Gren- zen, außerdem auf dem Ocean und im Mittelmeer, ſchien entweder mit der Unterjochung, oder auch dem entſchiedenſten Triumphe Frankreichs endigen zu muͤſſen. Und doch geſchah keins von Beyden! Die Ueberlegenheit der Franzoͤſiſchen Feldherren, des unbeſiegten Luxemburg, des beſcheidenen Ca- tinat, blieb ſich gleich; aber die zunehmende Erſchoͤpfung im Innern ward auch nach außen zu merklich! und Colbert hatte keine Zoͤglinge gebildet wie Turenne! Die P 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/269
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/269>, abgerufen am 18.04.2024.