Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Staatshändel in Europa 1661--1700.
pel-Allianz 23. Jan. 1668. -- Friede zu Aachen 2.
May 1668. Frankreich behält 12 feste Plätze an der Nie-
derländischen Grenze, worunter Douai, Tournay, und Rys-
sel. Auch der Portugiesisch-Spanische Krieg (s.
oben S. 164.) endigte in diesem Jahre durch den Frieden
mit Spanien; 13. Jan. -- Blos Ceuta blieb Spanien.

6. Auch nach dem wiederhergestellten Frieden
blieben indeß die politischen Verhältnisse wesentlich
verändert. Durch eine Allianz war, oder schien
wenigstens, der Eroberer beschränkt. Was erwar-
tete man seitdem nicht von Allianzen! Frankreich
dagegen behielt, auch im Frieden gerüstet, seine
Armee; und welch' eine Armee? Die Ver-
hältnisse mit der Republik waren zerrissen; sie schie-
nen unter allen am schwersten wieder anzuknüpfen;
weil der Stolz des Königs gekränkt war; und das
wehrlose Spanien hatte seine ganze Schwäche ge-
zeigt!

7. Was konnte leicht aus diesen Mißverhält-
nissen, die noch außerdem durch Handelsstrei-
tigkeiten
vermehrt wurden, anders hervorgehen,
als ein Entwurf zur Rache gegen die Republik;
mit deren Sturz man außerdem -- als wenn das
möglich wäre! -- auch ihren Handel und ihre In-
dustrie zu erobern hoffte. Allein je mehr man es
empfand, daß ein solcher Versuch einen großen
Sturm erregen mußte, um desto thätiger war die

Franzö-

1. Staatshaͤndel in Europa 1661--1700.
pel-Allianz 23. Jan. 1668. — Friede zu Aachen 2.
May 1668. Frankreich behaͤlt 12 feſte Plaͤtze an der Nie-
derlaͤndiſchen Grenze, worunter Douai, Tournay, und Ryſ-
ſel. Auch der Portugieſiſch-Spaniſche Krieg (ſ.
oben S. 164.) endigte in dieſem Jahre durch den Frieden
mit Spanien; 13. Jan. — Blos Ceuta blieb Spanien.

6. Auch nach dem wiederhergeſtellten Frieden
blieben indeß die politiſchen Verhaͤltniſſe weſentlich
veraͤndert. Durch eine Allianz war, oder ſchien
wenigſtens, der Eroberer beſchraͤnkt. Was erwar-
tete man ſeitdem nicht von Allianzen! Frankreich
dagegen behielt, auch im Frieden geruͤſtet, ſeine
Armee; und welch' eine Armee? Die Ver-
haͤltniſſe mit der Republik waren zerriſſen; ſie ſchie-
nen unter allen am ſchwerſten wieder anzuknuͤpfen;
weil der Stolz des Koͤnigs gekraͤnkt war; und das
wehrloſe Spanien hatte ſeine ganze Schwaͤche ge-
zeigt!

7. Was konnte leicht aus dieſen Mißverhaͤlt-
niſſen, die noch außerdem durch Handelsſtrei-
tigkeiten
vermehrt wurden, anders hervorgehen,
als ein Entwurf zur Rache gegen die Republik;
mit deren Sturz man außerdem — als wenn das
moͤglich waͤre! — auch ihren Handel und ihre In-
duſtrie zu erobern hoffte. Allein je mehr man es
empfand, daß ein ſolcher Verſuch einen großen
Sturm erregen mußte, um deſto thaͤtiger war die

Franzoͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p>
                  <pb facs="#f0257" n="219"/>
                  <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">1. Staatsha&#x0364;ndel in Europa 1661--1700.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#et">pel-Allianz 23. Jan. 1668. &#x2014; <hi rendition="#g">Friede zu Aachen</hi> 2.<lb/>
May 1668. Frankreich beha&#x0364;lt 12 fe&#x017F;te Pla&#x0364;tze an der Nie-<lb/>
derla&#x0364;ndi&#x017F;chen Grenze, worunter Douai, Tournay, und Ry&#x017F;-<lb/>
&#x017F;el. Auch der <hi rendition="#g">Portugie&#x017F;i&#x017F;ch-Spani&#x017F;che Krieg</hi> (&#x017F;.<lb/><hi rendition="#g">oben</hi> S. 164.) endigte in die&#x017F;em Jahre durch den Frieden<lb/>
mit Spanien; 13. Jan. &#x2014; Blos <hi rendition="#g">Ceuta</hi> blieb Spanien.</hi> </p><lb/>
                <p>6. Auch nach dem wiederherge&#x017F;tellten Frieden<lb/>
blieben indeß die politi&#x017F;chen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e we&#x017F;entlich<lb/>
vera&#x0364;ndert. Durch eine Allianz war, oder &#x017F;chien<lb/>
wenig&#x017F;tens, der Eroberer be&#x017F;chra&#x0364;nkt. Was erwar-<lb/>
tete man &#x017F;eitdem nicht von Allianzen! Frankreich<lb/>
dagegen behielt, auch im Frieden geru&#x0364;&#x017F;tet, &#x017F;eine<lb/>
Armee; und <hi rendition="#g">welch' eine Armee?</hi> Die Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e mit der Republik waren zerri&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;ie &#x017F;chie-<lb/>
nen unter allen am &#x017F;chwer&#x017F;ten wieder anzuknu&#x0364;pfen;<lb/>
weil der Stolz des Ko&#x0364;nigs gekra&#x0364;nkt war; und das<lb/>
wehrlo&#x017F;e Spanien hatte &#x017F;eine ganze Schwa&#x0364;che ge-<lb/>
zeigt!</p><lb/>
                <p>7. Was konnte leicht aus die&#x017F;en Mißverha&#x0364;lt-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;en, die noch außerdem durch <hi rendition="#g">Handels&#x017F;trei-<lb/>
tigkeiten</hi> vermehrt wurden, anders hervorgehen,<lb/>
als ein Entwurf zur Rache gegen die Republik;<lb/>
mit deren Sturz man außerdem &#x2014; als wenn das<lb/>
mo&#x0364;glich wa&#x0364;re! &#x2014; auch ihren Handel und ihre In-<lb/>
du&#x017F;trie zu erobern hoffte. Allein je mehr man es<lb/>
empfand, daß ein &#x017F;olcher Ver&#x017F;uch einen großen<lb/>
Sturm erregen mußte, um de&#x017F;to tha&#x0364;tiger war die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Franzo&#x0364;-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0257] 1. Staatshaͤndel in Europa 1661--1700. pel-Allianz 23. Jan. 1668. — Friede zu Aachen 2. May 1668. Frankreich behaͤlt 12 feſte Plaͤtze an der Nie- derlaͤndiſchen Grenze, worunter Douai, Tournay, und Ryſ- ſel. Auch der Portugieſiſch-Spaniſche Krieg (ſ. oben S. 164.) endigte in dieſem Jahre durch den Frieden mit Spanien; 13. Jan. — Blos Ceuta blieb Spanien. 6. Auch nach dem wiederhergeſtellten Frieden blieben indeß die politiſchen Verhaͤltniſſe weſentlich veraͤndert. Durch eine Allianz war, oder ſchien wenigſtens, der Eroberer beſchraͤnkt. Was erwar- tete man ſeitdem nicht von Allianzen! Frankreich dagegen behielt, auch im Frieden geruͤſtet, ſeine Armee; und welch' eine Armee? Die Ver- haͤltniſſe mit der Republik waren zerriſſen; ſie ſchie- nen unter allen am ſchwerſten wieder anzuknuͤpfen; weil der Stolz des Koͤnigs gekraͤnkt war; und das wehrloſe Spanien hatte ſeine ganze Schwaͤche ge- zeigt! 7. Was konnte leicht aus dieſen Mißverhaͤlt- niſſen, die noch außerdem durch Handelsſtrei- tigkeiten vermehrt wurden, anders hervorgehen, als ein Entwurf zur Rache gegen die Republik; mit deren Sturz man außerdem — als wenn das moͤglich waͤre! — auch ihren Handel und ihre In- duſtrie zu erobern hoffte. Allein je mehr man es empfand, daß ein ſolcher Verſuch einen großen Sturm erregen mußte, um deſto thaͤtiger war die Franzoͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/257
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/257>, abgerufen am 25.04.2024.