Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Per. I. Th. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst.

Histoire de Gustave Adolphe par Mr. d. M. (Mau-
villon)
Amsterd.
1764. 4.

14. Wenn die Schwedische Macht sich unter
Anführung der Zöglinge des Königs, Bernhard
von Weimar
und Gustav Horn, in den näch-
sten Monathen fast über ganz Deutschland wieder ver-
breitete, so schien Wallenstein's absichtliche Un-
thätigkeit in Böhmen davon die Ursache zu seyn.
Das Mißtrauen gegen ihn wuchs in Wien desto
mehr, je weniger er selber sich Mühe gab, es zu
vermindern; und hätte er auch durch seinen Fall
nicht die Schuld verbrecherischer Entwürfe gebüßt,
so büßte er wenigstens die eines zweydeutigen
Charakters
. Wahrscheinlich aber ward dadurch
Deutschland von einer großen Catastrophe gerettet.

Die Haupturkunde zu Wallenstein's Anklage ist der Be-
richt
seines Unterhändlers Scesina an den Kayser 1635;
dem zu Folge er schon seit 1630 mit Gustav Adolph gehei-
me Unterhandlungen angeknüpft hatte. Aber a. hatte nicht
Scesina ein Interesse, ihn schuldig zu machen? b. War
jede leidenschaftliche Aeußerung von Wallenstein wirklicher
Plan? -- Seine Ermordung zu Eger 25. Febr. 1634.
Die wichtigsten Aufklärungen über seine Geschichte liegen
noch in Archiven vergraben. Materialien dazu enthalten:

Beyträge zur Geschichte des dreyßigjähri-
gen Kri[e]ges
von Chr. Gottl. von Murr. Nürnberg
1790. und:

Die Ermordung Albrecht's Herzogs von
Friedland
, herausgegeben von C. G. v. Murr. Halle
1806. -- Das Lateinische Original von Scesina's
Bericht ist hier zuerst bekannt gemacht.

15. Gro-
I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.

Hiſtoire de Guſtave Adolphe par Mr. d. M. (Mau-
villon)
Amſterd.
1764. 4.

14. Wenn die Schwediſche Macht ſich unter
Anfuͤhrung der Zoͤglinge des Koͤnigs, Bernhard
von Weimar
und Guſtav Horn, in den naͤch-
ſten Monathen faſt uͤber ganz Deutſchland wieder ver-
breitete, ſo ſchien Wallenſtein's abſichtliche Un-
thaͤtigkeit in Boͤhmen davon die Urſache zu ſeyn.
Das Mißtrauen gegen ihn wuchs in Wien deſto
mehr, je weniger er ſelber ſich Muͤhe gab, es zu
vermindern; und haͤtte er auch durch ſeinen Fall
nicht die Schuld verbrecheriſcher Entwuͤrfe gebuͤßt,
ſo buͤßte er wenigſtens die eines zweydeutigen
Charakters
. Wahrſcheinlich aber ward dadurch
Deutſchland von einer großen Cataſtrophe gerettet.

Die Haupturkunde zu Wallenſtein's Anklage iſt der Be-
richt
ſeines Unterhaͤndlers Sceſina an den Kayſer 1635;
dem zu Folge er ſchon ſeit 1630 mit Guſtav Adolph gehei-
me Unterhandlungen angeknuͤpft hatte. Aber a. hatte nicht
Sceſina ein Intereſſe, ihn ſchuldig zu machen? b. War
jede leidenſchaftliche Aeußerung von Wallenſtein wirklicher
Plan? — Seine Ermordung zu Eger 25. Febr. 1634.
Die wichtigſten Aufklaͤrungen uͤber ſeine Geſchichte liegen
noch in Archiven vergraben. Materialien dazu enthalten:

Beytraͤge zur Geſchichte des dreyßigjaͤhri-
gen Kri[e]ges
von Chr. Gottl. von Murr. Nuͤrnberg
1790. und:

Die Ermordung Albrecht's Herzogs von
Friedland
, herausgegeben von C. G. v. Murr. Halle
1806. — Das Lateiniſche Original von Sceſina's
Bericht iſt hier zuerſt bekannt gemacht.

15. Gro-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0190" n="152"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Per. <hi rendition="#aq">I.</hi> Th. Ge&#x017F;ch. d. &#x017F;u&#x0364;dl. Eur. Staaten&#x017F;y&#x017F;t.</hi> </fw><lb/>
                <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toire de Gu&#x017F;tave Adolphe par Mr. <hi rendition="#k">d. M. (Mau-<lb/>
villon)</hi> Am&#x017F;terd.</hi> 1764. 4.</hi> </p><lb/>
                <p>14. Wenn die Schwedi&#x017F;che Macht &#x017F;ich unter<lb/>
Anfu&#x0364;hrung der Zo&#x0364;glinge des Ko&#x0364;nigs, <hi rendition="#g">Bernhard<lb/>
von Weimar</hi> und <hi rendition="#g">Gu&#x017F;tav Horn</hi>, in den na&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;ten Monathen fa&#x017F;t u&#x0364;ber ganz Deut&#x017F;chland wieder ver-<lb/>
breitete, &#x017F;o &#x017F;chien <hi rendition="#g">Wallen&#x017F;tein's</hi> ab&#x017F;ichtliche Un-<lb/>
tha&#x0364;tigkeit in Bo&#x0364;hmen davon die Ur&#x017F;ache zu &#x017F;eyn.<lb/>
Das Mißtrauen gegen ihn wuchs in Wien de&#x017F;to<lb/>
mehr, je weniger er &#x017F;elber &#x017F;ich Mu&#x0364;he gab, es zu<lb/>
vermindern; und ha&#x0364;tte er auch durch <hi rendition="#g">&#x017F;einen Fall</hi><lb/>
nicht die Schuld verbrecheri&#x017F;cher Entwu&#x0364;rfe gebu&#x0364;ßt,<lb/>
&#x017F;o bu&#x0364;ßte er wenig&#x017F;tens die eines <hi rendition="#g">zweydeutigen<lb/>
Charakters</hi>. Wahr&#x017F;cheinlich aber ward dadurch<lb/>
Deut&#x017F;chland von einer großen Cata&#x017F;trophe gerettet.</p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">Die Haupturkunde zu Wallen&#x017F;tein's Anklage i&#x017F;t der <hi rendition="#g">Be-<lb/>
richt</hi> &#x017F;eines Unterha&#x0364;ndlers <hi rendition="#g">Sce&#x017F;ina</hi> an den Kay&#x017F;er 1635;<lb/>
dem zu Folge er &#x017F;chon &#x017F;eit 1630 mit Gu&#x017F;tav Adolph gehei-<lb/>
me Unterhandlungen angeknu&#x0364;pft hatte. Aber <hi rendition="#aq">a.</hi> hatte nicht<lb/>
Sce&#x017F;ina ein Intere&#x017F;&#x017F;e, ihn &#x017F;chuldig zu machen? <hi rendition="#aq">b.</hi> War<lb/>
jede leiden&#x017F;chaftliche Aeußerung von Wallen&#x017F;tein wirklicher<lb/>
Plan? &#x2014; Seine <hi rendition="#g">Ermordung zu Eger</hi> 25. Febr. 1634.<lb/>
Die wichtig&#x017F;ten Aufkla&#x0364;rungen u&#x0364;ber &#x017F;eine Ge&#x017F;chichte liegen<lb/>
noch in Archiven vergraben. Materialien dazu enthalten:</hi> </p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Beytra&#x0364;ge zur Ge&#x017F;chichte des dreyßigja&#x0364;hri-<lb/>
gen Kri<supplied>e</supplied>ges</hi> von <hi rendition="#fr">Chr. Gottl. von Murr</hi>. Nu&#x0364;rnberg<lb/>
1790. und:</hi> </p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Die Ermordung Albrecht's Herzogs von<lb/>
Friedland</hi>, herausgegeben von <hi rendition="#fr">C. G. v. Murr.</hi> Halle<lb/>
1806. &#x2014; Das <hi rendition="#g">Lateini&#x017F;che Original</hi> von Sce&#x017F;ina's<lb/>
Bericht i&#x017F;t hier zuer&#x017F;t bekannt gemacht.</hi> </p><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">15. Gro-</fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0190] I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. Hiſtoire de Guſtave Adolphe par Mr. d. M. (Mau- villon) Amſterd. 1764. 4. 14. Wenn die Schwediſche Macht ſich unter Anfuͤhrung der Zoͤglinge des Koͤnigs, Bernhard von Weimar und Guſtav Horn, in den naͤch- ſten Monathen faſt uͤber ganz Deutſchland wieder ver- breitete, ſo ſchien Wallenſtein's abſichtliche Un- thaͤtigkeit in Boͤhmen davon die Urſache zu ſeyn. Das Mißtrauen gegen ihn wuchs in Wien deſto mehr, je weniger er ſelber ſich Muͤhe gab, es zu vermindern; und haͤtte er auch durch ſeinen Fall nicht die Schuld verbrecheriſcher Entwuͤrfe gebuͤßt, ſo buͤßte er wenigſtens die eines zweydeutigen Charakters. Wahrſcheinlich aber ward dadurch Deutſchland von einer großen Cataſtrophe gerettet. Die Haupturkunde zu Wallenſtein's Anklage iſt der Be- richt ſeines Unterhaͤndlers Sceſina an den Kayſer 1635; dem zu Folge er ſchon ſeit 1630 mit Guſtav Adolph gehei- me Unterhandlungen angeknuͤpft hatte. Aber a. hatte nicht Sceſina ein Intereſſe, ihn ſchuldig zu machen? b. War jede leidenſchaftliche Aeußerung von Wallenſtein wirklicher Plan? — Seine Ermordung zu Eger 25. Febr. 1634. Die wichtigſten Aufklaͤrungen uͤber ſeine Geſchichte liegen noch in Archiven vergraben. Materialien dazu enthalten: Beytraͤge zur Geſchichte des dreyßigjaͤhri- gen Krieges von Chr. Gottl. von Murr. Nuͤrnberg 1790. und: Die Ermordung Albrecht's Herzogs von Friedland, herausgegeben von C. G. v. Murr. Halle 1806. — Das Lateiniſche Original von Sceſina's Bericht iſt hier zuerſt bekannt gemacht. 15. Gro-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/190
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/190>, abgerufen am 28.03.2024.