Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Per. I. Th. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst.

Das Restitutionsedict enthielt die zwey Haupt-
puncte: daß 1. zu Folge des Reservatum Ecclesiasticum (s.
oben S. 70.) die seit dem Passauer Vertrage eingezogenen
geistlichen Güter restituirt; und 2. der Religionsfriede, (dem
man nicht entgegen zu handeln das Ansehen haben wollte,)
nur auf die Augsburgischen Confessions-Verwandten --
nicht auf die Reformirten -- ausgedehnt seyn sollte. --
Was blieb, kann man fragen, in diesem Falle noch den
Protestanten übrig? Aber die Art der Ausführung durch
K. Exsecutionstruppen erbitterte fast noch mehr als das
Edikt selber.

10. Je mehr aber das Glück des Hauses
Oestreich stieg, um desto thätiger wußte die aus-
wärtige Politik ihm entgegen zu arbeiten. Von
Anfang an hatte England, wenn gleich meist nur
durch fruchtlose Unterhandlungen, an dem Schick-
sale Friedrich's V. Antheil genommen. Die Ein-
mischung Dänemarks war hauptsächlich sein und
1624Hollands Werk gewesen. Aber seitdem Richelieu
in Frankreich herrschte, war seine Politik auch gegen
Oestreich und Spanien thätig. Er hatte durch die
1626Händel über Veltelin Spanien, und bald dar-
1627
bis
1630
auf durch den Krieg über Mantua zugleich
auch Oestreich beschäftigt. Gern hätte er die Deut-
sche Ligue von dem Interesse des Kaysers getrennt;
und wenn auch dieß nicht gelang, so war doch Wal-
lenstein's Fall von ihm befördert.

Einmischung Frankreichs in die Händel Spaniens mit
Graubünden über das, durch seine Lage wichtige, Veltelin

seit
I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.

Das Reſtitutionsedict enthielt die zwey Haupt-
puncte: daß 1. zu Folge des Reſervatum Eccleſiaſticum (ſ.
oben S. 70.) die ſeit dem Paſſauer Vertrage eingezogenen
geiſtlichen Guͤter reſtituirt; und 2. der Religionsfriede, (dem
man nicht entgegen zu handeln das Anſehen haben wollte,)
nur auf die Augsburgiſchen Confeſſions-Verwandten —
nicht auf die Reformirten — ausgedehnt ſeyn ſollte. —
Was blieb, kann man fragen, in dieſem Falle noch den
Proteſtanten uͤbrig? Aber die Art der Ausfuͤhrung durch
K. Exſecutionstruppen erbitterte faſt noch mehr als das
Edikt ſelber.

10. Je mehr aber das Gluͤck des Hauſes
Oeſtreich ſtieg, um deſto thaͤtiger wußte die aus-
waͤrtige Politik ihm entgegen zu arbeiten. Von
Anfang an hatte England, wenn gleich meiſt nur
durch fruchtloſe Unterhandlungen, an dem Schick-
ſale Friedrich's V. Antheil genommen. Die Ein-
miſchung Daͤnemarks war hauptſaͤchlich ſein und
1624Hollands Werk geweſen. Aber ſeitdem Richelieu
in Frankreich herrſchte, war ſeine Politik auch gegen
Oeſtreich und Spanien thaͤtig. Er hatte durch die
1626Haͤndel uͤber Veltelin Spanien, und bald dar-
1627
bis
1630
auf durch den Krieg uͤber Mantua zugleich
auch Oeſtreich beſchaͤftigt. Gern haͤtte er die Deut-
ſche Ligue von dem Intereſſe des Kayſers getrennt;
und wenn auch dieß nicht gelang, ſo war doch Wal-
lenſtein's Fall von ihm befoͤrdert.

Einmiſchung Frankreichs in die Haͤndel Spaniens mit
Graubuͤnden uͤber das, durch ſeine Lage wichtige, Veltelin

ſeit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0186" n="148"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Per. <hi rendition="#aq">I.</hi> Th. Ge&#x017F;ch. d. &#x017F;u&#x0364;dl. Eur. Staaten&#x017F;y&#x017F;t.</hi> </fw><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">Das <hi rendition="#g">Re&#x017F;titutionsedict</hi> enthielt die zwey Haupt-<lb/>
puncte: daß 1. zu Folge des <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Re&#x017F;ervatum Eccle&#x017F;ia&#x017F;ticum</hi></hi> (&#x017F;.<lb/><hi rendition="#g">oben</hi> S. 70.) die &#x017F;eit dem Pa&#x017F;&#x017F;auer Vertrage eingezogenen<lb/>
gei&#x017F;tlichen Gu&#x0364;ter re&#x017F;tituirt; und 2. der Religionsfriede, (dem<lb/>
man nicht entgegen zu handeln das An&#x017F;ehen haben wollte,)<lb/>
nur auf die Augsburgi&#x017F;chen Confe&#x017F;&#x017F;ions-Verwandten &#x2014;<lb/>
nicht auf die Reformirten &#x2014; ausgedehnt &#x017F;eyn &#x017F;ollte. &#x2014;<lb/>
Was blieb, kann man fragen, in die&#x017F;em Falle noch den<lb/>
Prote&#x017F;tanten u&#x0364;brig? Aber die Art der Ausfu&#x0364;hrung durch<lb/>
K. Ex&#x017F;ecutionstruppen erbitterte fa&#x017F;t noch mehr als das<lb/>
Edikt &#x017F;elber.</hi> </p><lb/>
                <p>10. Je mehr aber das Glu&#x0364;ck des Hau&#x017F;es<lb/>
Oe&#x017F;treich &#x017F;tieg, um de&#x017F;to tha&#x0364;tiger wußte die aus-<lb/>
wa&#x0364;rtige Politik ihm entgegen zu arbeiten. Von<lb/>
Anfang an hatte England, wenn gleich mei&#x017F;t nur<lb/>
durch fruchtlo&#x017F;e Unterhandlungen, an dem Schick-<lb/>
&#x017F;ale Friedrich's <hi rendition="#aq">V.</hi> Antheil genommen. Die Ein-<lb/>
mi&#x017F;chung Da&#x0364;nemarks war haupt&#x017F;a&#x0364;chlich &#x017F;ein und<lb/><note place="left">1624</note>Hollands Werk gewe&#x017F;en. Aber &#x017F;eitdem <hi rendition="#g">Richelieu</hi><lb/>
in Frankreich herr&#x017F;chte, war &#x017F;eine Politik auch gegen<lb/>
Oe&#x017F;treich und Spanien tha&#x0364;tig. Er hatte durch die<lb/><note place="left">1626</note>Ha&#x0364;ndel u&#x0364;ber <hi rendition="#g">Veltelin</hi> Spanien, und bald dar-<lb/><note place="left">1627<lb/>
bis<lb/>
1630</note>auf durch den Krieg u&#x0364;ber <hi rendition="#g">Mantua</hi> zugleich<lb/>
auch Oe&#x017F;treich be&#x017F;cha&#x0364;ftigt. Gern ha&#x0364;tte er die Deut-<lb/>
&#x017F;che Ligue von dem Intere&#x017F;&#x017F;e des Kay&#x017F;ers getrennt;<lb/>
und wenn auch dieß nicht gelang, &#x017F;o war doch Wal-<lb/>
len&#x017F;tein's Fall von ihm befo&#x0364;rdert.</p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">Einmi&#x017F;chung Frankreichs in die Ha&#x0364;ndel Spaniens mit<lb/>
Graubu&#x0364;nden u&#x0364;ber das, durch &#x017F;eine Lage wichtige, <hi rendition="#g">Veltelin</hi></hi><lb/>
                  <fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eit</fw><lb/>
                </p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0186] I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. Das Reſtitutionsedict enthielt die zwey Haupt- puncte: daß 1. zu Folge des Reſervatum Eccleſiaſticum (ſ. oben S. 70.) die ſeit dem Paſſauer Vertrage eingezogenen geiſtlichen Guͤter reſtituirt; und 2. der Religionsfriede, (dem man nicht entgegen zu handeln das Anſehen haben wollte,) nur auf die Augsburgiſchen Confeſſions-Verwandten — nicht auf die Reformirten — ausgedehnt ſeyn ſollte. — Was blieb, kann man fragen, in dieſem Falle noch den Proteſtanten uͤbrig? Aber die Art der Ausfuͤhrung durch K. Exſecutionstruppen erbitterte faſt noch mehr als das Edikt ſelber. 10. Je mehr aber das Gluͤck des Hauſes Oeſtreich ſtieg, um deſto thaͤtiger wußte die aus- waͤrtige Politik ihm entgegen zu arbeiten. Von Anfang an hatte England, wenn gleich meiſt nur durch fruchtloſe Unterhandlungen, an dem Schick- ſale Friedrich's V. Antheil genommen. Die Ein- miſchung Daͤnemarks war hauptſaͤchlich ſein und Hollands Werk geweſen. Aber ſeitdem Richelieu in Frankreich herrſchte, war ſeine Politik auch gegen Oeſtreich und Spanien thaͤtig. Er hatte durch die Haͤndel uͤber Veltelin Spanien, und bald dar- auf durch den Krieg uͤber Mantua zugleich auch Oeſtreich beſchaͤftigt. Gern haͤtte er die Deut- ſche Ligue von dem Intereſſe des Kayſers getrennt; und wenn auch dieß nicht gelang, ſo war doch Wal- lenſtein's Fall von ihm befoͤrdert. 1624 1626 1627 bis 1630 Einmiſchung Frankreichs in die Haͤndel Spaniens mit Graubuͤnden uͤber das, durch ſeine Lage wichtige, Veltelin ſeit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/186
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/186>, abgerufen am 19.04.2024.