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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

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C. 2. Veränd. d. übr.Hptst. d. w Eur.--1618.
sich daher, ohne diese Ansicht zu gewinnen, die
Geschichte des Europäischen Staatensystems weiter
fortführen?

2. Diese Veränderungen giengen aber sämmt-
lich, entweder mittelbar oder unmittelbar, aus der
Reformation
hervor. Der durch sie verbreitete
Gährungsstoff wirkte sehr verschieden auf die einzel-
nen Staaten. Frankreich, Spanien, England und
Deutschland sind es, die hier vorzugsweise in Be-
trachtung kommen.

1. Frankreich.

3. Der gegenwärtige Zeitraum war für Frank-1562
bis
1594

reich zuerst über 30 Jahre hindurch der Zeitraum
von Religions- und Bürgerkriegen, die selbst den
Thron umzustürzen drohten; ein großer Regent rette-
te es nicht nur von den Greueln der Anarchie, son-
dern erhob es in 15 Jahren zu einem Grade von
Macht, der ihm erlaubte, an eine politische Um-
schaffung Europa's zu denken; sein Fall machte es1610
wieder zum Spielball der Factionen, bis Riche-
lieu
nach 14 Jahren mit fester Hand das Staats-
ruder ergriff. Bey aller Verwirrung und allem1624
Wechsel dreht sich doch aber die Geschichte um
wenige Hauptpersonen, die auch hier den Beweis

geben,
H

C. 2. Veraͤnd. d. uͤbr.Hptſt. d. w Eur.--1618.
ſich daher, ohne dieſe Anſicht zu gewinnen, die
Geſchichte des Europaͤiſchen Staatenſyſtems weiter
fortfuͤhren?

2. Dieſe Veraͤnderungen giengen aber ſaͤmmt-
lich, entweder mittelbar oder unmittelbar, aus der
Reformation
hervor. Der durch ſie verbreitete
Gaͤhrungsſtoff wirkte ſehr verſchieden auf die einzel-
nen Staaten. Frankreich, Spanien, England und
Deutſchland ſind es, die hier vorzugsweiſe in Be-
trachtung kommen.

1. Frankreich.

3. Der gegenwaͤrtige Zeitraum war fuͤr Frank-1562
bis
1594

reich zuerſt uͤber 30 Jahre hindurch der Zeitraum
von Religions- und Buͤrgerkriegen, die ſelbſt den
Thron umzuſtuͤrzen drohten; ein großer Regent rette-
te es nicht nur von den Greueln der Anarchie, ſon-
dern erhob es in 15 Jahren zu einem Grade von
Macht, der ihm erlaubte, an eine politiſche Um-
ſchaffung Europa's zu denken; ſein Fall machte es1610
wieder zum Spielball der Factionen, bis Riche-
lieu
nach 14 Jahren mit feſter Hand das Staats-
ruder ergriff. Bey aller Verwirrung und allem1624
Wechſel dreht ſich doch aber die Geſchichte um
wenige Hauptperſonen, die auch hier den Beweis

geben,
H
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[113/0151] C. 2. Veraͤnd. d. uͤbr.Hptſt. d. w Eur.--1618. ſich daher, ohne dieſe Anſicht zu gewinnen, die Geſchichte des Europaͤiſchen Staatenſyſtems weiter fortfuͤhren? 2. Dieſe Veraͤnderungen giengen aber ſaͤmmt- lich, entweder mittelbar oder unmittelbar, aus der Reformation hervor. Der durch ſie verbreitete Gaͤhrungsſtoff wirkte ſehr verſchieden auf die einzel- nen Staaten. Frankreich, Spanien, England und Deutſchland ſind es, die hier vorzugsweiſe in Be- trachtung kommen. 1. Frankreich. 3. Der gegenwaͤrtige Zeitraum war fuͤr Frank- reich zuerſt uͤber 30 Jahre hindurch der Zeitraum von Religions- und Buͤrgerkriegen, die ſelbſt den Thron umzuſtuͤrzen drohten; ein großer Regent rette- te es nicht nur von den Greueln der Anarchie, ſon- dern erhob es in 15 Jahren zu einem Grade von Macht, der ihm erlaubte, an eine politiſche Um- ſchaffung Europa's zu denken; ſein Fall machte es wieder zum Spielball der Factionen, bis Riche- lieu nach 14 Jahren mit feſter Hand das Staats- ruder ergriff. Bey aller Verwirrung und allem Wechſel dreht ſich doch aber die Geſchichte um wenige Hauptperſonen, die auch hier den Beweis geben, 1562 bis 1594 1610 1624 H

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Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/151>, abgerufen am 18.04.2024.