Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Per. I. Th. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst.
ganze Thätigkeit und Vorsicht des Prinzen dazu, diese
Verhältnisse zu nutzen, während er im Innern mit
noch größern Hindernissen, die Religions- und Fami-
lien-Eifersucht erregten, zu kämpfen hatte.

Die Hülfe Deutscher Fürsten und des Deut-
schen Reichs
war die erste, welche der Prinz nachsuchte;
aber wenn auch bey Einzelnen nicht ganz umsonst, so ver-
hinderte die Familienverbindung Oestreichs und Spaniens
schon eine allgemeine Theilnahme. -- Viel wichtiger war
der Einfluß der Hugenotten-Unruhen; sowohl durch
die Hoffnungen, die sie unterhielten, als die persönlichen
Verbindungen des Prinzen in Frankreich. Aber nach der
schrecklichen Bartholomäusnacht (24. Aug. 1572) wie
konnten sie Fremden helfen? -- Nur Elisabeth's
Theilnahme, (die von Dänemark und Schweden ward
ganz umsonst nachgesucht;) führte endlich zu großen Re-
sultaten. Aber man fühlte es bald, vielleicht mehr als
man sollte, daß der Freund leicht noch gefährlicher als der
Feind werden konnte. Erst als es zur offenen Fehde
zwischen ihr und Spanien kam (1587), war aufrichtige
Freundschaft möglich. Und wäre sie überhaupt wohl mög-
lich gewesen, hätte Elisabeth es damahls zu ahnen ver-
mocht, wie die Seemacht und der Seehandel der werden-
den Republik in ein paar Decennien den von England über-
flügeln würde?

13. Nach Alba's Abgang neue und höhere
Gefahren unter seinem Nachfolger Zuniga y Re-
quesens
; durch dessen größere Mäßigung, durch
die Niederlage auf der Mooker Haide, und die
Angriffe auf Holland und Zeeland herbeygeführt.
Aber die Meutereyen der nie bezahlten Spanischen

Trup-

I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
ganze Thaͤtigkeit und Vorſicht des Prinzen dazu, dieſe
Verhaͤltniſſe zu nutzen, waͤhrend er im Innern mit
noch groͤßern Hinderniſſen, die Religions- und Fami-
lien-Eiferſucht erregten, zu kaͤmpfen hatte.

Die Huͤlfe Deutſcher Fuͤrſten und des Deut-
ſchen Reichs
war die erſte, welche der Prinz nachſuchte;
aber wenn auch bey Einzelnen nicht ganz umſonſt, ſo ver-
hinderte die Familienverbindung Oeſtreichs und Spaniens
ſchon eine allgemeine Theilnahme. — Viel wichtiger war
der Einfluß der Hugenotten-Unruhen; ſowohl durch
die Hoffnungen, die ſie unterhielten, als die perſoͤnlichen
Verbindungen des Prinzen in Frankreich. Aber nach der
ſchrecklichen Bartholomaͤusnacht (24. Aug. 1572) wie
konnten ſie Fremden helfen? — Nur Eliſabeth's
Theilnahme, (die von Daͤnemark und Schweden ward
ganz umſonſt nachgeſucht;) fuͤhrte endlich zu großen Re-
ſultaten. Aber man fuͤhlte es bald, vielleicht mehr als
man ſollte, daß der Freund leicht noch gefaͤhrlicher als der
Feind werden konnte. Erſt als es zur offenen Fehde
zwiſchen ihr und Spanien kam (1587), war aufrichtige
Freundſchaft moͤglich. Und waͤre ſie uͤberhaupt wohl moͤg-
lich geweſen, haͤtte Eliſabeth es damahls zu ahnen ver-
mocht, wie die Seemacht und der Seehandel der werden-
den Republik in ein paar Decennien den von England uͤber-
fluͤgeln wuͤrde?

13. Nach Alba's Abgang neue und hoͤhere
Gefahren unter ſeinem Nachfolger Zuniga y Re-
queſens
; durch deſſen groͤßere Maͤßigung, durch
die Niederlage auf der Mooker Haide, und die
Angriffe auf Holland und Zeeland herbeygefuͤhrt.
Aber die Meutereyen der nie bezahlten Spaniſchen

Trup-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0142" n="104"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Per. <hi rendition="#aq">I.</hi> Th. Ge&#x017F;ch. d. &#x017F;u&#x0364;dl. Eur. Staaten&#x017F;y&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
ganze Tha&#x0364;tigkeit und Vor&#x017F;icht des Prinzen dazu, die&#x017F;e<lb/>
Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e zu nutzen, wa&#x0364;hrend er im Innern mit<lb/>
noch gro&#x0364;ßern Hinderni&#x017F;&#x017F;en, die Religions- und Fami-<lb/>
lien-Eifer&#x017F;ucht erregten, zu ka&#x0364;mpfen hatte.</p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">Die Hu&#x0364;lfe <hi rendition="#g">Deut&#x017F;cher Fu&#x0364;r&#x017F;ten</hi> und des <hi rendition="#g">Deut-<lb/>
&#x017F;chen Reichs</hi> war die er&#x017F;te, welche der Prinz nach&#x017F;uchte;<lb/>
aber wenn auch bey Einzelnen nicht ganz um&#x017F;on&#x017F;t, &#x017F;o ver-<lb/>
hinderte die Familienverbindung Oe&#x017F;treichs und Spaniens<lb/>
&#x017F;chon eine allgemeine Theilnahme. &#x2014; Viel wichtiger war<lb/>
der Einfluß der <hi rendition="#g">Hugenotten-Unruhen</hi>; &#x017F;owohl durch<lb/>
die Hoffnungen, die &#x017F;ie unterhielten, als die per&#x017F;o&#x0364;nlichen<lb/>
Verbindungen des Prinzen in Frankreich. Aber nach der<lb/>
&#x017F;chrecklichen <hi rendition="#g">Bartholoma&#x0364;usnacht</hi> (24. Aug. 1572) wie<lb/>
konnten &#x017F;ie <hi rendition="#g">Fremden</hi> helfen? &#x2014; Nur <hi rendition="#g">Eli&#x017F;abeth's</hi><lb/>
Theilnahme, (die von <hi rendition="#g">Da&#x0364;nemark</hi> und <hi rendition="#g">Schweden</hi> ward<lb/>
ganz um&#x017F;on&#x017F;t nachge&#x017F;ucht;) fu&#x0364;hrte endlich zu <hi rendition="#g">großen</hi> Re-<lb/>
&#x017F;ultaten. Aber man fu&#x0364;hlte es bald, vielleicht mehr als<lb/>
man &#x017F;ollte, daß der Freund leicht noch gefa&#x0364;hrlicher als der<lb/>
Feind werden konnte. Er&#x017F;t als es zur <hi rendition="#g">offenen</hi> Fehde<lb/>
zwi&#x017F;chen ihr und Spanien kam (1587), war aufrichtige<lb/>
Freund&#x017F;chaft mo&#x0364;glich. Und wa&#x0364;re &#x017F;ie u&#x0364;berhaupt wohl mo&#x0364;g-<lb/>
lich gewe&#x017F;en, ha&#x0364;tte Eli&#x017F;abeth es damahls zu ahnen ver-<lb/>
mocht, wie die Seemacht und der Seehandel der werden-<lb/>
den Republik in ein paar Decennien den von England u&#x0364;ber-<lb/>
flu&#x0364;geln wu&#x0364;rde?</hi> </p><lb/>
                <p>13. Nach <hi rendition="#g">Alba's Abgang</hi> neue und ho&#x0364;here<lb/>
Gefahren unter &#x017F;einem Nachfolger <hi rendition="#g">Zuniga y Re-<lb/>
que&#x017F;ens</hi>; durch de&#x017F;&#x017F;en gro&#x0364;ßere Ma&#x0364;ßigung, durch<lb/>
die Niederlage auf der <hi rendition="#g">Mooker</hi> Haide, und die<lb/>
Angriffe auf Holland und Zeeland herbeygefu&#x0364;hrt.<lb/>
Aber die <hi rendition="#g">Meutereyen</hi> der nie bezahlten Spani&#x017F;chen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Trup-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0142] I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. ganze Thaͤtigkeit und Vorſicht des Prinzen dazu, dieſe Verhaͤltniſſe zu nutzen, waͤhrend er im Innern mit noch groͤßern Hinderniſſen, die Religions- und Fami- lien-Eiferſucht erregten, zu kaͤmpfen hatte. Die Huͤlfe Deutſcher Fuͤrſten und des Deut- ſchen Reichs war die erſte, welche der Prinz nachſuchte; aber wenn auch bey Einzelnen nicht ganz umſonſt, ſo ver- hinderte die Familienverbindung Oeſtreichs und Spaniens ſchon eine allgemeine Theilnahme. — Viel wichtiger war der Einfluß der Hugenotten-Unruhen; ſowohl durch die Hoffnungen, die ſie unterhielten, als die perſoͤnlichen Verbindungen des Prinzen in Frankreich. Aber nach der ſchrecklichen Bartholomaͤusnacht (24. Aug. 1572) wie konnten ſie Fremden helfen? — Nur Eliſabeth's Theilnahme, (die von Daͤnemark und Schweden ward ganz umſonſt nachgeſucht;) fuͤhrte endlich zu großen Re- ſultaten. Aber man fuͤhlte es bald, vielleicht mehr als man ſollte, daß der Freund leicht noch gefaͤhrlicher als der Feind werden konnte. Erſt als es zur offenen Fehde zwiſchen ihr und Spanien kam (1587), war aufrichtige Freundſchaft moͤglich. Und waͤre ſie uͤberhaupt wohl moͤg- lich geweſen, haͤtte Eliſabeth es damahls zu ahnen ver- mocht, wie die Seemacht und der Seehandel der werden- den Republik in ein paar Decennien den von England uͤber- fluͤgeln wuͤrde? 13. Nach Alba's Abgang neue und hoͤhere Gefahren unter ſeinem Nachfolger Zuniga y Re- queſens; durch deſſen groͤßere Maͤßigung, durch die Niederlage auf der Mooker Haide, und die Angriffe auf Holland und Zeeland herbeygefuͤhrt. Aber die Meutereyen der nie bezahlten Spaniſchen Trup-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/142
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/142>, abgerufen am 28.03.2024.