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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 70, Hamburg, 1. Mai 1790.

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Mit allergnädigster Kayserlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgischen unpartheyischen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1790.    (Am Sonnabend, den 1 May.)    
Num. 70.



[Beginn Spaltensatz]

Der Capitain Pacha hat auf Befehl des Sultans
alle Dollmetscher der auswärtigen Minister zu sich ent-
boten, und ihnen bekannt gemacht, daß Se. Hoheit
zur Sicherheit der Schiffahrt der Freunde der Pforte
der respectiven Ministern eine gewisse Anzahl Papiere
in blanco mit einen Siegel auf selbigem zugestellt habe,
da mit die Schiffer ihrer Nationen, welche in den Tür-
kischen Gewässern fahren, den Namen des Capitains,
der das Schiff fahren soll, die Zahl der Equipage und
der Kanonen auf das Papier schreiben, welche Papiere
die Minister an die Consuls schicken sollen, damit sie
Gebrauch davon machen, und man nachher diese Pa-
piere vergleichen kann, wenn dergleichen Schiffe den
Türkischen begegnen, denen alsdenn kein Hinderniß in
ihrer Fahrt gemacht werden soll.


Den 23sten sind 6 Schiffe aus Vera Crux, etc. mit
2 Millionen 209233 Piastern, 60 goldenen Kastillanen,
168 Mark verarbeiteten Silbers, und andern kostbaren
Effecten hier angekommen.


Der König hat das Decret der Nationalversamm-
lung, betreffend die Summe von 400 Millionen
Aßignate oder Nationalbillets, sanctionirt, und alle
Einwohner des Reichs eingeladen, selbige ohne Wider-
setzlichkeit als baar Geld anzunehmen.

Der zu Ryssel (Lille) arretirt gewesene Marquis von
Livarot ist hier angekommen, und die 4 Regimenter,
welche daselbst in Garnison lagen, sind ausmarschirt,
und durch 4 andere ersetzt worden.

Der Abt Raynal ist hier angekommen, und hat den
Bürgereid geschworen.

Am Mittewochen statteten der König und die Kö-
niginn einen Besuch bey Monsieur ab, und nahmen
hierauf die Manufactur des Godelins in Augenschein.


[Spaltenumbruch]

Aus Aix wird unterm 5ten dieses gemeldet, daß da-
selbst viel Schnee gefallen, und der Frost so stark ge-
wesen, daß die künftige Frucht-Erndte gänzlich ver-
lohren ist. Man fürchtet auch für die Blätter der
Maulbeerbäume.

Einige Briefe aus Madrid melden die Vollziehung
der neuen Königl. Verordnung, wodurch alle fremde
Fabrik Waaren mit 5 Procent Jmpost belegt sind, sey
ausgefetzt worden.

Gestern hat Herr Necker seine Bemerkungen über
das rothe Buch
bekannt gemacht. Sie enthalten
44 Quart-Seiten und eine große Liste, worinn der Ge-
brauch aller im Jahre 1779 bezahlten Schuld-Quitungen
angezeigt wird, die über 116 Millionen betragen ha-
ben. Auch die von 1780 sind angezeigt. Man sieht
überhaupt aus diesen Bemerkungen, daß Herr Camus
in seiner Vorrede zum rothen Buche große Summen
außerordentlicher Kosten mit den ordentlichen verwech-
selt hat. Auch der Graf von Montmorin, Minister
der auswärtigen Angelegenheiten, hat Bemerkungen
herausgegeben, in welchen er die Kosten des auswär-
tigen Departements rechtfertigt, und beweiset, daß
solche von der Thronbesteigung des Königs bis 1789,
ungefähr 10 Millionen 715000 Livres jährlich betra-
gen haben. Auch zeigt er, wie ungegründet die Ge-
rüchte gewesen, als ob der Wiener Hof außerordent-
liche Subsidien von Frankreich erhalten habe.

Jn der Sitzung der Nationalversammlung vom 19ten
dieses ward auf Vorschlag des See-Ministers beschlossen,
daß die jungen Leute von 18 Jahren, die sich dem
Seedienst, Schiffahrt, etc. widmen wollen, ordentlich
in die Rolle der Classen eingeschrieben werden sollen,
um bey der Flotte oder in den Häven bis in ihr 56stes
Jahr zu dienen, wenn ihre Gesundheit es erlaubt. --
Hierauf ward das vom Herrn Chapelier vorgeschlagene
Decret, daß die Nationalversammlung ihre Sitzun-

Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1790.    (Am Sonnabend, den 1 May.)    
Num. 70.



[Beginn Spaltensatz]

Der Capitain Pacha hat auf Befehl des Sultans
alle Dollmetſcher der auswaͤrtigen Miniſter zu ſich ent-
boten, und ihnen bekannt gemacht, daß Se. Hoheit
zur Sicherheit der Schiffahrt der Freunde der Pforte
der reſpectiven Miniſtern eine gewiſſe Anzahl Papiere
in blanco mit einen Siegel auf ſelbigem zugeſtellt habe,
da mit die Schiffer ihrer Nationen, welche in den Tuͤr-
kiſchen Gewaͤſſern fahren, den Namen des Capitains,
der das Schiff fahren ſoll, die Zahl der Equipage und
der Kanonen auf das Papier ſchreiben, welche Papiere
die Miniſter an die Conſuls ſchicken ſollen, damit ſie
Gebrauch davon machen, und man nachher dieſe Pa-
piere vergleichen kann, wenn dergleichen Schiffe den
Tuͤrkiſchen begegnen, denen alsdenn kein Hinderniß in
ihrer Fahrt gemacht werden ſoll.


Den 23ſten ſind 6 Schiffe aus Vera Crux, ꝛc. mit
2 Millionen 209233 Piaſtern, 60 goldenen Kaſtillanen,
168 Mark verarbeiteten Silbers, und andern koſtbaren
Effecten hier angekommen.


Der Koͤnig hat das Decret der Nationalverſamm-
lung, betreffend die Summe von 400 Millionen
Aßignate oder Nationalbillets, ſanctionirt, und alle
Einwohner des Reichs eingeladen, ſelbige ohne Wider-
ſetzlichkeit als baar Geld anzunehmen.

Der zu Ryſſel (Lille) arretirt geweſene Marquis von
Livarot iſt hier angekommen, und die 4 Regimenter,
welche daſelbſt in Garniſon lagen, ſind ausmarſchirt,
und durch 4 andere erſetzt worden.

Der Abt Raynal iſt hier angekommen, und hat den
Buͤrgereid geſchworen.

Am Mittewochen ſtatteten der Koͤnig und die Koͤ-
niginn einen Beſuch bey Monſieur ab, und nahmen
hierauf die Manufactur des Godelins in Augenſchein.


[Spaltenumbruch]

Aus Aix wird unterm 5ten dieſes gemeldet, daß da-
ſelbſt viel Schnee gefallen, und der Froſt ſo ſtark ge-
weſen, daß die kuͤnftige Frucht-Erndte gaͤnzlich ver-
lohren iſt. Man fuͤrchtet auch fuͤr die Blaͤtter der
Maulbeerbaͤume.

Einige Briefe aus Madrid melden die Vollziehung
der neuen Koͤnigl. Verordnung, wodurch alle fremde
Fabrik Waaren mit 5 Procent Jmpoſt belegt ſind, ſey
ausgefetzt worden.

Geſtern hat Herr Necker ſeine Bemerkungen uͤber
das rothe Buch
bekannt gemacht. Sie enthalten
44 Quart-Seiten und eine große Liſte, worinn der Ge-
brauch aller im Jahre 1779 bezahlten Schuld-Quitungen
angezeigt wird, die uͤber 116 Millionen betragen ha-
ben. Auch die von 1780 ſind angezeigt. Man ſieht
uͤberhaupt aus dieſen Bemerkungen, daß Herr Camus
in ſeiner Vorrede zum rothen Buche große Summen
außerordentlicher Koſten mit den ordentlichen verwech-
ſelt hat. Auch der Graf von Montmorin, Miniſter
der auswaͤrtigen Angelegenheiten, hat Bemerkungen
herausgegeben, in welchen er die Koſten des auswaͤr-
tigen Departements rechtfertigt, und beweiſet, daß
ſolche von der Thronbeſteigung des Koͤnigs bis 1789,
ungefaͤhr 10 Millionen 715000 Livres jaͤhrlich betra-
gen haben. Auch zeigt er, wie ungegruͤndet die Ge-
ruͤchte geweſen, als ob der Wiener Hof außerordent-
liche Subſidien von Frankreich erhalten habe.

Jn der Sitzung der Nationalverſammlung vom 19ten
dieſes ward auf Vorſchlag des See-Miniſters beſchloſſen,
daß die jungen Leute von 18 Jahren, die ſich dem
Seedienſt, Schiffahrt, ꝛc. widmen wollen, ordentlich
in die Rolle der Claſſen eingeſchrieben werden ſollen,
um bey der Flotte oder in den Haͤven bis in ihr 56ſtes
Jahr zu dienen, wenn ihre Geſundheit es erlaubt. —
Hierauf ward das vom Herrn Chapelier vorgeſchlagene
Decret, daß die Nationalverſammlung ihre Sitzun-

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[[1]/0001] Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit. Staats- und [Abbildung] Gelehrte Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1790. (Am Sonnabend, den 1 May.) Num. 70. Conſtantinopel, den 10 Maͤrz. Der Capitain Pacha hat auf Befehl des Sultans alle Dollmetſcher der auswaͤrtigen Miniſter zu ſich ent- boten, und ihnen bekannt gemacht, daß Se. Hoheit zur Sicherheit der Schiffahrt der Freunde der Pforte der reſpectiven Miniſtern eine gewiſſe Anzahl Papiere in blanco mit einen Siegel auf ſelbigem zugeſtellt habe, da mit die Schiffer ihrer Nationen, welche in den Tuͤr- kiſchen Gewaͤſſern fahren, den Namen des Capitains, der das Schiff fahren ſoll, die Zahl der Equipage und der Kanonen auf das Papier ſchreiben, welche Papiere die Miniſter an die Conſuls ſchicken ſollen, damit ſie Gebrauch davon machen, und man nachher dieſe Pa- piere vergleichen kann, wenn dergleichen Schiffe den Tuͤrkiſchen begegnen, denen alsdenn kein Hinderniß in ihrer Fahrt gemacht werden ſoll. Cadix, den 26 Maͤrz. Den 23ſten ſind 6 Schiffe aus Vera Crux, ꝛc. mit 2 Millionen 209233 Piaſtern, 60 goldenen Kaſtillanen, 168 Mark verarbeiteten Silbers, und andern koſtbaren Effecten hier angekommen. Schreiben aus Paris, vom 23 April. Der Koͤnig hat das Decret der Nationalverſamm- lung, betreffend die Summe von 400 Millionen Aßignate oder Nationalbillets, ſanctionirt, und alle Einwohner des Reichs eingeladen, ſelbige ohne Wider- ſetzlichkeit als baar Geld anzunehmen. Der zu Ryſſel (Lille) arretirt geweſene Marquis von Livarot iſt hier angekommen, und die 4 Regimenter, welche daſelbſt in Garniſon lagen, ſind ausmarſchirt, und durch 4 andere erſetzt worden. Der Abt Raynal iſt hier angekommen, und hat den Buͤrgereid geſchworen. Am Mittewochen ſtatteten der Koͤnig und die Koͤ- niginn einen Beſuch bey Monſieur ab, und nahmen hierauf die Manufactur des Godelins in Augenſchein. Aus Aix wird unterm 5ten dieſes gemeldet, daß da- ſelbſt viel Schnee gefallen, und der Froſt ſo ſtark ge- weſen, daß die kuͤnftige Frucht-Erndte gaͤnzlich ver- lohren iſt. Man fuͤrchtet auch fuͤr die Blaͤtter der Maulbeerbaͤume. Einige Briefe aus Madrid melden die Vollziehung der neuen Koͤnigl. Verordnung, wodurch alle fremde Fabrik Waaren mit 5 Procent Jmpoſt belegt ſind, ſey ausgefetzt worden. Geſtern hat Herr Necker ſeine Bemerkungen uͤber das rothe Buch bekannt gemacht. Sie enthalten 44 Quart-Seiten und eine große Liſte, worinn der Ge- brauch aller im Jahre 1779 bezahlten Schuld-Quitungen angezeigt wird, die uͤber 116 Millionen betragen ha- ben. Auch die von 1780 ſind angezeigt. Man ſieht uͤberhaupt aus dieſen Bemerkungen, daß Herr Camus in ſeiner Vorrede zum rothen Buche große Summen außerordentlicher Koſten mit den ordentlichen verwech- ſelt hat. Auch der Graf von Montmorin, Miniſter der auswaͤrtigen Angelegenheiten, hat Bemerkungen herausgegeben, in welchen er die Koſten des auswaͤr- tigen Departements rechtfertigt, und beweiſet, daß ſolche von der Thronbeſteigung des Koͤnigs bis 1789, ungefaͤhr 10 Millionen 715000 Livres jaͤhrlich betra- gen haben. Auch zeigt er, wie ungegruͤndet die Ge- ruͤchte geweſen, als ob der Wiener Hof außerordent- liche Subſidien von Frankreich erhalten habe. Jn der Sitzung der Nationalverſammlung vom 19ten dieſes ward auf Vorſchlag des See-Miniſters beſchloſſen, daß die jungen Leute von 18 Jahren, die ſich dem Seedienſt, Schiffahrt, ꝛc. widmen wollen, ordentlich in die Rolle der Claſſen eingeſchrieben werden ſollen, um bey der Flotte oder in den Haͤven bis in ihr 56ſtes Jahr zu dienen, wenn ihre Geſundheit es erlaubt. — Hierauf ward das vom Herrn Chapelier vorgeſchlagene Decret, daß die Nationalverſammlung ihre Sitzun-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T10:32:49Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 70, Hamburg, 1. Mai 1790, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_700105_1790/1>, abgerufen am 28.03.2024.