Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 63, Hamburg, 20. April 1790.

Bild:
erste Seite
Mit allergnädigster Kayserlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgischen unpartheyischen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1790.    (Am Dienstage, den 20 April.)
Num. 63.



[Beginn Spaltensatz]

Noch nie hat vielleicht eine Huldigung so tiefen Ein-
druck auf die Gemüther gemacht, als die am vorigen
Dienstage. Jeder war gerührt, und Freudenthränen
standen in den Augen der Anwesenden. Dem Könige
gefielen diese Empfindungen so sehr, daß er den Stän-
den durch den Grafen von Pergen sagen ließ, daß Er
nur wünsche, daß sie Jhm Zeit lassen möchten, für
der Stände Bestes zu sorgen, weil er nicht gewohnt
sey, sich zu übereilen. Auf solche Art hoffe Er, das
Land und die Stände im Ganzen, und Jeden insbe-
sondere, nach Gerechtigkeit und Billigkeit glücklich zu
machen.

Die Eßwaaren, welche bey der Huldigung von dem
Schaugerüste unter das Volk geworfen wurden, be-
standen in 3 Centnern Schincken, 30 Centnern Kalb-
fleisch, 3000 Semmeln und 2000 Krapsen, (eine Art
Gebackenes.) Aus den dabey angebrachten Löwenköpfen
flossen 40 Eimer rother und 40 Eimer weißer Wein.

Der König will den Augarten, den Lieblingsausent-
halt Josephs II. verkaufen, und man nennt den Für-
sten von Lichtenstein als Käufer.

Die Kayserwahl dürste sich bis im August, vielleicht
auch noch weiter hinaus verzögern. Der Churfürst
von Maynz soll, in einem gewissen Fall, sein Krö-
nungsrecht an Chur-Cölln abtreten wollen, wovon
man schon bey der Krönung Carls VII. ein Beyspiel
hat.

Der Bothschafter von Venedig und der Chursächs[i]-
sche Gesandte, Reichsgraf von Schönfeld, haben vor-
gestern ihr Beglaubigungsschreiben überreicht.

Unser ganzes Bannitisches Corps steht nun jenseits
der Donau in Serbien, in der Wallachey und in Bul-
garien, daher man alle Tage blutigen Auftritten ent-
gegen sehen kann.

Den 4ten dieses hat der König den Bothschaftern
[Spaltenumbruch] und Gesandten, jedem insbesondere, die erste Audienz
ertheilt.

Die hiesige Steuerregulirungs Hauptcasse ist so, wie
die auf dem Lande, versiegelt worden.

Der in Ruhestand versetzt gewesene Herr von Beck
soll als 2ter Verpflegungs-Jnspecteur nach Böhmen,
und Herr von Sonnenfels, als Ober-Pflegsverwalter
in Mähren, mit 2500 Gulden angestellt werden.

Am 7ten März ist das Englische Schiff in den Ge-
wässern von Corfu gewesen, an dessen Bord sich der
Preußische Major von Knobelsdorf, und verschiedene
Preußische Officiers befunden haben, welche nach Con-
stantinopel gehen.


Der Transport von Kriegsbedürfnissen und der
Marsch von Cavallerie- und Jnfanterie-Regimentern
nach Böhmen und Mähren geht beständig fort. Jn
Oesterreich wird aufs neue wiederum sehr viele Mann-
schaft ausgehoben, theils um die neuen Staats-Regi-
menter bald vollzählig zu machen, theils zum Dienst
der Artillerie, welche eine Vermehrung von 4000 Mann
erhält, damit in Zukunft von den Jnfanterie-Regi-
mentern keine Mannschaft mehr als Handlanger für
die Artillerie abgegeben werden dürfen. Den Cavallerie-
Regimenter sind nun auch reitende Jäger zugetheilt
worden. -- Bey der Armee ist das Avancement außer-
ordentlich häufig, da bey Gelegenheit der Errichtung
der vierten Bataillons viele neue Chargen für Officiere
eröffnet sind.

Jn Betreff der neuen Steuer-Regulirung ist der
König den Wünschen der Landstände in den sämmt-
lichen Provinzen der Monarchie zuvorgekommen. Se.
Majestät haben nämlich dieselbe einsweilen durchaus
eingestellt. Da aber die Ungleichheit des alten Steuer-
fußes dennoch eine gleichmäßigere Repartition erheischt,
so haben Se. Majestät den Ständen in Böhmen, Mäh-

Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1790.    (Am Dienſtage, den 20 April.)
Num. 63.



[Beginn Spaltensatz]

Noch nie hat vielleicht eine Huldigung ſo tiefen Ein-
druck auf die Gemuͤther gemacht, als die am vorigen
Dienſtage. Jeder war geruͤhrt, und Freudenthraͤnen
ſtanden in den Augen der Anweſenden. Dem Koͤnige
gefielen dieſe Empfindungen ſo ſehr, daß er den Staͤn-
den durch den Grafen von Pergen ſagen ließ, daß Er
nur wuͤnſche, daß ſie Jhm Zeit laſſen moͤchten, fuͤr
der Staͤnde Beſtes zu ſorgen, weil er nicht gewohnt
ſey, ſich zu uͤbereilen. Auf ſolche Art hoffe Er, das
Land und die Staͤnde im Ganzen, und Jeden insbe-
ſondere, nach Gerechtigkeit und Billigkeit gluͤcklich zu
machen.

Die Eßwaaren, welche bey der Huldigung von dem
Schaugeruͤſte unter das Volk geworfen wurden, be-
ſtanden in 3 Centnern Schincken, 30 Centnern Kalb-
fleiſch, 3000 Semmeln und 2000 Krapſen, (eine Art
Gebackenes.) Aus den dabey angebrachten Loͤwenkoͤpfen
floſſen 40 Eimer rother und 40 Eimer weißer Wein.

Der Koͤnig will den Augarten, den Lieblingsauſent-
halt Joſephs II. verkaufen, und man nennt den Fuͤr-
ſten von Lichtenſtein als Kaͤufer.

Die Kayſerwahl duͤrſte ſich bis im Auguſt, vielleicht
auch noch weiter hinaus verzoͤgern. Der Churfuͤrſt
von Maynz ſoll, in einem gewiſſen Fall, ſein Kroͤ-
nungsrecht an Chur-Coͤlln abtreten wollen, wovon
man ſchon bey der Kroͤnung Carls VII. ein Beyſpiel
hat.

Der Bothſchafter von Venedig und der Churſaͤchſ[i]-
ſche Geſandte, Reichsgraf von Schoͤnfeld, haben vor-
geſtern ihr Beglaubigungsſchreiben uͤberreicht.

Unſer ganzes Bannitiſches Corps ſteht nun jenſeits
der Donau in Serbien, in der Wallachey und in Bul-
garien, daher man alle Tage blutigen Auftritten ent-
gegen ſehen kann.

Den 4ten dieſes hat der Koͤnig den Bothſchaftern
[Spaltenumbruch] und Geſandten, jedem insbeſondere, die erſte Audienz
ertheilt.

Die hieſige Steuerregulirungs Hauptcaſſe iſt ſo, wie
die auf dem Lande, verſiegelt worden.

Der in Ruheſtand verſetzt geweſene Herr von Beck
ſoll als 2ter Verpflegungs-Jnſpecteur nach Boͤhmen,
und Herr von Sonnenfels, als Ober-Pflegsverwalter
in Maͤhren, mit 2500 Gulden angeſtellt werden.

Am 7ten Maͤrz iſt das Engliſche Schiff in den Ge-
waͤſſern von Corfu geweſen, an deſſen Bord ſich der
Preußiſche Major von Knobelsdorf, und verſchiedene
Preußiſche Officiers befunden haben, welche nach Con-
ſtantinopel gehen.


Der Tranſport von Kriegsbeduͤrfniſſen und der
Marſch von Cavallerie- und Jnfanterie-Regimentern
nach Boͤhmen und Maͤhren geht beſtaͤndig fort. Jn
Oeſterreich wird aufs neue wiederum ſehr viele Mann-
ſchaft ausgehoben, theils um die neuen Staats-Regi-
menter bald vollzaͤhlig zu machen, theils zum Dienſt
der Artillerie, welche eine Vermehrung von 4000 Mann
erhaͤlt, damit in Zukunft von den Jnfanterie-Regi-
mentern keine Mannſchaft mehr als Handlanger fuͤr
die Artillerie abgegeben werden duͤrfen. Den Cavallerie-
Regimenter ſind nun auch reitende Jaͤger zugetheilt
worden. — Bey der Armee iſt das Avancement außer-
ordentlich haͤufig, da bey Gelegenheit der Errichtung
der vierten Bataillons viele neue Chargen fuͤr Officiere
eroͤffnet ſind.

Jn Betreff der neuen Steuer-Regulirung iſt der
Koͤnig den Wuͤnſchen der Landſtaͤnde in den ſaͤmmt-
lichen Provinzen der Monarchie zuvorgekommen. Se.
Majeſtaͤt haben naͤmlich dieſelbe einsweilen durchaus
eingeſtellt. Da aber die Ungleichheit des alten Steuer-
fußes dennoch eine gleichmaͤßigere Repartition erheiſcht,
ſo haben Se. Majeſtaͤt den Staͤnden in Boͤhmen, Maͤh-

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="[1]"/>
      <titlePage type="main">
        <imprimatur> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Mit allergna&#x0364;dig&#x017F;ter
                             Kay&#x017F;erlichen Freyheit.</hi> </hi> </imprimatur><lb/>
        <docTitle>
          <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Staats- und <figure/> Gelehrte</hi><lb/> <hi rendition="#b #g"><hi rendition="#in">Z</hi>ei- tung</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">des Hamburgi&#x017F;chen
                                 unpartheyi&#x017F;chen</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"><hi rendition="#in">C</hi>ORRESPONDENTEN.</hi> </hi> </hi> </titlePart>
        </docTitle><lb/>
        <docDate><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1790. <space dim="horizontal"/>(Am
                     Dien&#x017F;tage, den 20 April.)</docDate>
        <docTitle>
          <titlePart type="sub"> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Num.</hi> 63.</hi> </titlePart>
        </docTitle>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </titlePage><lb/>
    </front>
    <body>
      <cb type="start"/>
      <div n="1">
        <div type="jPoliticalNews">
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wien,</hi> den 10 April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Noch nie hat vielleicht eine Huldigung &#x017F;o tiefen Ein-<lb/>
druck
                             auf die Gemu&#x0364;ther gemacht, als die am
                             vorigen<lb/>
Dien&#x017F;tage. Jeder war geru&#x0364;hrt, und
                             Freudenthra&#x0364;nen<lb/>
&#x017F;tanden in den Augen der
                             Anwe&#x017F;enden. Dem Ko&#x0364;nige<lb/>
gefielen die&#x017F;e
                             Empfindungen &#x017F;o &#x017F;ehr, daß er den Sta&#x0364;n-<lb/>
den
                             durch den Grafen von Pergen &#x017F;agen ließ, daß Er<lb/>
nur
                             wu&#x0364;n&#x017F;che, daß &#x017F;ie Jhm Zeit la&#x017F;&#x017F;en
                             mo&#x0364;chten, fu&#x0364;r<lb/>
der Sta&#x0364;nde Be&#x017F;tes zu
                             &#x017F;orgen, weil er nicht gewohnt<lb/>
&#x017F;ey, &#x017F;ich zu
                             u&#x0364;bereilen. Auf &#x017F;olche Art hoffe Er, das<lb/>
Land und die
                             Sta&#x0364;nde im Ganzen, und Jeden insbe-<lb/>
&#x017F;ondere, nach
                             Gerechtigkeit und Billigkeit glu&#x0364;cklich zu<lb/>
machen.</p><lb/>
            <p>Die Eßwaaren, welche bey der Huldigung von
                             dem<lb/>
Schaugeru&#x0364;&#x017F;te unter das Volk geworfen wurden,
                             be-<lb/>
&#x017F;tanden in 3 Centnern Schincken, 30 Centnern
                             Kalb-<lb/>
flei&#x017F;ch, 3000 Semmeln und 2000 Krap&#x017F;en, (eine
                             Art<lb/>
Gebackenes.) Aus den dabey angebrachten
                             Lo&#x0364;wenko&#x0364;pfen<lb/>
flo&#x017F;&#x017F;en 40 Eimer rother
                             und 40 Eimer weißer Wein.</p><lb/>
            <p>Der Ko&#x0364;nig will den Augarten, den Lieblingsau&#x017F;ent-<lb/>
halt
                             Jo&#x017F;ephs <hi rendition="#aq">II.</hi> verkaufen, und man nennt den
                             Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten von Lichten&#x017F;tein als
                             Ka&#x0364;ufer.</p><lb/>
            <p>Die Kay&#x017F;erwahl du&#x0364;r&#x017F;te &#x017F;ich bis im
                             Augu&#x017F;t, vielleicht<lb/>
auch noch weiter hinaus verzo&#x0364;gern.
                             Der Churfu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
von Maynz &#x017F;oll, in einem
                             gewi&#x017F;&#x017F;en Fall, &#x017F;ein Kro&#x0364;-<lb/>
nungsrecht an
                             Chur-Co&#x0364;lln abtreten wollen, wo<choice><sic>o</sic><corr>v</corr></choice>on<lb/>
man &#x017F;chon bey der Kro&#x0364;nung Carls <hi rendition="#aq">VII.</hi> ein Bey&#x017F;piel<lb/>
hat.</p><lb/>
            <p>Der Both&#x017F;chafter von Venedig und der
                                 Chur&#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;<supplied cert="high">i</supplied>-<lb/>
&#x017F;che Ge&#x017F;andte, Reichsgraf von
                             Scho&#x0364;nfeld, haben vor-<lb/>
ge&#x017F;tern ihr
                             Beglaubigungs&#x017F;chreiben u&#x0364;berreicht.</p><lb/>
            <p>Un&#x017F;er ganzes Banniti&#x017F;ches Corps &#x017F;teht nun
                             jen&#x017F;eits<lb/>
der Donau in Ser<choice><sic>v</sic><corr>b</corr></choice>ien, in der Wallachey und in Bul-<lb/>
garien, daher man alle
                             Tage blutigen Auftritten ent-<lb/>
gegen &#x017F;ehen kann.</p><lb/>
            <p>Den 4ten die&#x017F;es hat der Ko&#x0364;nig den
                             Both&#x017F;chaftern<lb/><cb/>
und Ge&#x017F;andten, jedem
                             insbe&#x017F;ondere, die er&#x017F;te Audienz<lb/>
ertheilt.</p><lb/>
            <p>Die hie&#x017F;ige Steuerregulirungs Hauptca&#x017F;&#x017F;e i&#x017F;t
                             &#x017F;o, wie<lb/>
die auf dem Lande, ver&#x017F;iegelt worden.</p><lb/>
            <p>Der in Ruhe&#x017F;tand ver&#x017F;etzt gewe&#x017F;ene Herr von
                             Beck<lb/>
&#x017F;oll als 2ter Verpflegungs-Jn&#x017F;pecteur nach
                             Bo&#x0364;hmen,<lb/>
und Herr von Sonnenfels, als
                             Ober-Pflegsverwalter<lb/>
in Ma&#x0364;hren, mit 2500 Gulden
                             ange&#x017F;tellt werden.</p><lb/>
            <p>Am 7ten Ma&#x0364;rz i&#x017F;t das Engli&#x017F;che Schiff in den
                             Ge-<lb/>
wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern von Corfu gewe&#x017F;en, an
                             de&#x017F;&#x017F;en Bord &#x017F;ich der<lb/>
Preußi&#x017F;che Major
                             von Knobelsdorf, und ver&#x017F;chiedene<lb/>
Preußi&#x017F;che Officiers
                             befunden haben, welche nach Con-<lb/>
&#x017F;tantinopel gehen.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Schreiben aus Wien,</hi> vom 10
                                 April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Der Tran&#x017F;port von Kriegsbedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;en und
                             der<lb/>
Mar&#x017F;ch von Cavallerie- und
                             Jnfanterie-Regimentern<lb/>
nach Bo&#x0364;hmen und Ma&#x0364;hren geht
                             be&#x017F;ta&#x0364;ndig fort. Jn<lb/>
Oe&#x017F;terreich wird aufs neue
                             wiederum &#x017F;ehr viele Mann-<lb/>
&#x017F;chaft ausgehoben, theils um
                             die neuen Staa<choice><sic>d</sic><corr>t</corr></choice>s-Regi-<lb/>
menter bald vollza&#x0364;hlig zu machen, theils
                             zum Dien&#x017F;t<lb/>
der Artillerie, welche eine Vermehrung von 4000
                             Mann<lb/>
erha&#x0364;lt, damit in Zukunft von den
                             Jnfanterie-Regi-<lb/>
mentern keine Mann&#x017F;chaft mehr als Handlanger
                             fu&#x0364;r<lb/>
die Artillerie abgegeben werden du&#x0364;rfen. Den
                             Cavallerie-<lb/>
Regimenter &#x017F;ind nun auch reitende Ja&#x0364;ger
                             zugetheilt<lb/>
worden. &#x2014; Bey der Armee i&#x017F;t das Avancement
                             außer-<lb/>
ordentlich ha&#x0364;ufig, da bey Gelegenheit der
                             Errichtung<lb/>
der vierten Bataillons viele neue Chargen fu&#x0364;r
                             Officiere<lb/>
ero&#x0364;ffnet &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Jn Betreff der neuen Steuer-Regulirung i&#x017F;t der<lb/>
Ko&#x0364;nig
                             den Wu&#x0364;n&#x017F;chen der Land&#x017F;ta&#x0364;nde in den
                             &#x017F;a&#x0364;mmt-<lb/>
lichen Provinzen der Monarchie zuvorgekommen.
                             Se.<lb/>
Maje&#x017F;ta&#x0364;t haben na&#x0364;mlich die&#x017F;elbe
                             einsweilen durchaus<lb/>
einge&#x017F;tellt. Da aber die Ungleichheit des
                             alten Steuer-<lb/>
fußes dennoch eine gleichma&#x0364;ßigere Repartition
                             erhei&#x017F;cht,<lb/>
&#x017F;o haben Se. Maje&#x017F;ta&#x0364;t den
                             Sta&#x0364;nden in Bo&#x0364;hmen, Ma&#x0364;h-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0001] Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit. Staats- und [Abbildung] Gelehrte Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1790. (Am Dienſtage, den 20 April.) Num. 63. Wien, den 10 April. Noch nie hat vielleicht eine Huldigung ſo tiefen Ein- druck auf die Gemuͤther gemacht, als die am vorigen Dienſtage. Jeder war geruͤhrt, und Freudenthraͤnen ſtanden in den Augen der Anweſenden. Dem Koͤnige gefielen dieſe Empfindungen ſo ſehr, daß er den Staͤn- den durch den Grafen von Pergen ſagen ließ, daß Er nur wuͤnſche, daß ſie Jhm Zeit laſſen moͤchten, fuͤr der Staͤnde Beſtes zu ſorgen, weil er nicht gewohnt ſey, ſich zu uͤbereilen. Auf ſolche Art hoffe Er, das Land und die Staͤnde im Ganzen, und Jeden insbe- ſondere, nach Gerechtigkeit und Billigkeit gluͤcklich zu machen. Die Eßwaaren, welche bey der Huldigung von dem Schaugeruͤſte unter das Volk geworfen wurden, be- ſtanden in 3 Centnern Schincken, 30 Centnern Kalb- fleiſch, 3000 Semmeln und 2000 Krapſen, (eine Art Gebackenes.) Aus den dabey angebrachten Loͤwenkoͤpfen floſſen 40 Eimer rother und 40 Eimer weißer Wein. Der Koͤnig will den Augarten, den Lieblingsauſent- halt Joſephs II. verkaufen, und man nennt den Fuͤr- ſten von Lichtenſtein als Kaͤufer. Die Kayſerwahl duͤrſte ſich bis im Auguſt, vielleicht auch noch weiter hinaus verzoͤgern. Der Churfuͤrſt von Maynz ſoll, in einem gewiſſen Fall, ſein Kroͤ- nungsrecht an Chur-Coͤlln abtreten wollen, wovon man ſchon bey der Kroͤnung Carls VII. ein Beyſpiel hat. Der Bothſchafter von Venedig und der Churſaͤchſi- ſche Geſandte, Reichsgraf von Schoͤnfeld, haben vor- geſtern ihr Beglaubigungsſchreiben uͤberreicht. Unſer ganzes Bannitiſches Corps ſteht nun jenſeits der Donau in Serbien, in der Wallachey und in Bul- garien, daher man alle Tage blutigen Auftritten ent- gegen ſehen kann. Den 4ten dieſes hat der Koͤnig den Bothſchaftern und Geſandten, jedem insbeſondere, die erſte Audienz ertheilt. Die hieſige Steuerregulirungs Hauptcaſſe iſt ſo, wie die auf dem Lande, verſiegelt worden. Der in Ruheſtand verſetzt geweſene Herr von Beck ſoll als 2ter Verpflegungs-Jnſpecteur nach Boͤhmen, und Herr von Sonnenfels, als Ober-Pflegsverwalter in Maͤhren, mit 2500 Gulden angeſtellt werden. Am 7ten Maͤrz iſt das Engliſche Schiff in den Ge- waͤſſern von Corfu geweſen, an deſſen Bord ſich der Preußiſche Major von Knobelsdorf, und verſchiedene Preußiſche Officiers befunden haben, welche nach Con- ſtantinopel gehen. Schreiben aus Wien, vom 10 April. Der Tranſport von Kriegsbeduͤrfniſſen und der Marſch von Cavallerie- und Jnfanterie-Regimentern nach Boͤhmen und Maͤhren geht beſtaͤndig fort. Jn Oeſterreich wird aufs neue wiederum ſehr viele Mann- ſchaft ausgehoben, theils um die neuen Staats-Regi- menter bald vollzaͤhlig zu machen, theils zum Dienſt der Artillerie, welche eine Vermehrung von 4000 Mann erhaͤlt, damit in Zukunft von den Jnfanterie-Regi- mentern keine Mannſchaft mehr als Handlanger fuͤr die Artillerie abgegeben werden duͤrfen. Den Cavallerie- Regimenter ſind nun auch reitende Jaͤger zugetheilt worden. — Bey der Armee iſt das Avancement außer- ordentlich haͤufig, da bey Gelegenheit der Errichtung der vierten Bataillons viele neue Chargen fuͤr Officiere eroͤffnet ſind. Jn Betreff der neuen Steuer-Regulirung iſt der Koͤnig den Wuͤnſchen der Landſtaͤnde in den ſaͤmmt- lichen Provinzen der Monarchie zuvorgekommen. Se. Majeſtaͤt haben naͤmlich dieſelbe einsweilen durchaus eingeſtellt. Da aber die Ungleichheit des alten Steuer- fußes dennoch eine gleichmaͤßigere Repartition erheiſcht, ſo haben Se. Majeſtaͤt den Staͤnden in Boͤhmen, Maͤh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T10:32:49Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_632004_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_632004_1790/1
Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 63, Hamburg, 20. April 1790, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_632004_1790/1>, abgerufen am 16.04.2024.