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Stats- u. Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 62, Hamburg, 18. April 1725.

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[Spaltenumbruch] Gewissens-Raht examiniret worden; es sollen auch
2 Mitglieder von besagten Gewissens-Raht überlaut
geschryen haben: daß die Jansenisten nunmehro die
Ober-Hand behalten würden! Worauf sogleich ein
Expresser mit Depechen an den Cardinal von Poli-
gnac abgefertiget worden, welche Depechen man
aber noch gantz geheim hält. Jndessen schliesset
man doch aus der Freude, so einige von sich spüh-
ren lassen, daß diese Erklährungen denjenigen, so
der Cardinal von Noailles nach Rom gesandt, sehr
nahe kommen müssen. Die Jesuitisch-gesinneten
Cardinäle bemühen sich sehr, diese Erklährungen zu
hintertreiben; es haben sich auch bey 20 wider be-
sagten Cardinal zusammen geschlagen, und scheinen
auf den Pater Graveson sehr erbittert zu seyn, als
welchem sie alles dasjenige, was bey dieser Sache
vom Päpstlichen Stuhl ausgesprochen worden, zu-
schreiben. Vor einigen Tagen wurde eine Prote-
stantische Jungfrau auf Ordre des Ober-Policey-
Meisters arrestiret, und in das Haus der Neu-Be-
kehrten gebracht; allein sie hat sich durch Hülffe der
Vorhänge des Bettes, welche sie als Stricke zu-
sammen geflochten und zwey Stock-Werck hoch sich
damit herunter gelassen, glücklich salviret. Die
Hertzogin von Orleans wird zu Versailles nieder-
kommen. Der Graf von Rochebrune, Commen-
dant der Citadelle von Lion, ist gestorben, imglei-
chen auch die Gräfin von Trevoux, eine Schwester
des Jesuiten dieses Namens.


Vorgestern kam der König von Rambouillet zu
Versailles an, woselbst Se. Majest. bis gegen Pfing-
sten bleiben, und sodann nach Marly zurück kehren
wird. Die Jnfantin, welche jüngsterwehnter massen
am Donnerstag von Versailles abgereiset, und sehr
vergnügt war, weil sie in den Gedanken stehet, daß
sie nur eine Lust-Reise nach den Gräntzen tuhn,
ihren Herren Vater und Frau Mutter sprechen,
und sodann zurück kommen solle, schlief selbige Nacht
zu Chartres, die folgende Nacht zu Estampes, vor-
gestern zu Tours und gestern zu Orleans. Der
Spanische Ambassadeur Don Patritio Lawles, ist
im Gefolge der Jnfantin gereiset, und man sagt,
daß der Marquis de Monteleone ihm in kurtzen
folgen werde. Folgends denen letzten Briefen von
Cammerich, schiene es, als ob einige Plenipoten-
tiarien Zurüstung machten, von dannen abzugehen.


Von Cuhr wird berichtet, daß der dortige Con-
greß den 21sten passato geendiget, und der Käyserl.
[Spaltenumbruch] Minister, Baron von Gruth, wegen einiger Unpäß-
lichkeit von dannen abgereiset wäre. Auf diesem
Congreß hätten sich viel und mehrere Schwürig-
keiten, als in vielen Jahren nicht geschehen, her-
vor gethan; erwehnter Minister hätte in seinem Me-
morial nicht allein das Laghetto, als jederzeit zum
Mäyländischen Staat gehörig, prätendiret, sondern
auch verlanget, daß seine beym Congreß eingege-
bene Schrifft denen Gemeinden ehistens durch expres-
se Bohten, auf seine Unkosten, zugesandt, und ihm
innerhalb 2 Monaten eine Antwort von ihren Mey-
nungen, wegen des Capitulats, ertheilet werden
möchte. Ferner verlangte derselbe auf specialen
Befehl, daß da das Veltelin denen 3 Bündten ver-
möge der Capitulation zugestanden worden, auch
abseiten der Graubündter der 27ste Articul der Ca-
pitulation ohnverzüglich ins Werck gerichtet werden
solle; Worauf man ihm zur Antwort gegeben, man
würde denen Gemeinden von allem Bericht abstat-
ten, und ihre Meynung dem Herrn Baron com-
municiren. Sonst will man hier auch Nachricht
haben, daß es zwischen Spanien und Franckreich
unfehlbahr zur Ruptur kommen werde. Der Fran-
tzösische Hoff hat dem Löbl. Standt Genff zu wissen
gemacht, daß weil die Alliantz nunmehro mit der
Schweitz ein Ende habe, also auch folglich die Pri-
vilegia, so Krafft dieser Alliantz Franckreich denen
Schweitzern accordiret, anitzo auch aufhöreten, so
daß die Kauffmanns-Güter, so aus der Schweitz
nach Genff, und von Genff in die Schweitz über
Versoy, so Franckreich gehörig, fürohin paßirten,
den Frantzösischen Zoll, als wann dieselbe in Franck-
reich gingen, bezahlen müsten, welchen sie vor diesem
nicht bezahlet haben; im Weigerungs-Fall würden
die Kauffmanns-Waaren und Geld-Sorten arrestirt
werden; Daß also die Genffer obligirt sind, was
vor Güter und Waaren sie in die Schweitz schicken,
über den See nach Coppet ins Pais de Veaux zu
senden, und so auch hinwiederum, was für Waa-
ren aus der Schweitz nach Genff geschicket werden.


Von Lüneburg vernimmt man, daß am 15. hujus
die daselbst vacant gewesene Bürgermeister-Stelle
mit den sich um das Stadt-Wesen sehr wohl meri-
tirt gemachten und bey die 16. Jahre gewesenen
Rahts-Verwandten, Herrn Johann Dieterich Mey-
ern, zur ungemein grossen Freude der sämmtlichen
Stadt und Bürgerschafft sey besetzet worden.

Versolg des Zweybrückischen Memorials:

"Solches nun zu effectuiren, hätte derselbe vor-

[Spaltenumbruch] Gewiſſens-Raht examiniret worden; es ſollen auch
2 Mitglieder von beſagten Gewiſſens-Raht uͤberlaut
geſchryen haben: daß die Janſeniſten nunmehro die
Ober-Hand behalten wuͤrden! Worauf ſogleich ein
Expreſſer mit Depechen an den Cardinal von Poli-
gnac abgefertiget worden, welche Depechen man
aber noch gantz geheim haͤlt. Jndeſſen ſchlieſſet
man doch aus der Freude, ſo einige von ſich ſpuͤh-
ren laſſen, daß dieſe Erklaͤhrungen denjenigen, ſo
der Cardinal von Noailles nach Rom geſandt, ſehr
nahe kommen muͤſſen. Die Jeſuitiſch-geſinneten
Cardinaͤle bemuͤhen ſich ſehr, dieſe Erklaͤhrungen zu
hintertreiben; es haben ſich auch bey 20 wider be-
ſagten Cardinal zuſammen geſchlagen, und ſcheinen
auf den Pater Graveſon ſehr erbittert zu ſeyn, als
welchem ſie alles dasjenige, was bey dieſer Sache
vom Paͤpſtlichen Stuhl ausgeſprochen worden, zu-
ſchreiben. Vor einigen Tagen wurde eine Prote-
ſtantiſche Jungfrau auf Ordre des Ober-Policey-
Meiſters arreſtiret, und in das Haus der Neu-Be-
kehrten gebracht; allein ſie hat ſich durch Huͤlffe der
Vorhaͤnge des Bettes, welche ſie als Stricke zu-
ſammen geflochten und zwey Stock-Werck hoch ſich
damit herunter gelaſſen, gluͤcklich ſalviret. Die
Hertzogin von Orleans wird zu Verſailles nieder-
kommen. Der Graf von Rochebrune, Commen-
dant der Citadelle von Lion, iſt geſtorben, imglei-
chen auch die Graͤfin von Trevoux, eine Schweſter
des Jeſuiten dieſes Namens.


Vorgeſtern kam der Koͤnig von Rambouillet zu
Verſailles an, woſelbſt Se. Majeſt. bis gegen Pfing-
ſten bleiben, und ſodann nach Marly zuruͤck kehren
wird. Die Jnfantin, welche juͤngſterwehnter maſſen
am Donnerſtag von Verſailles abgereiſet, und ſehr
vergnuͤgt war, weil ſie in den Gedanken ſtehet, daß
ſie nur eine Luſt-Reiſe nach den Graͤntzen tuhn,
ihren Herren Vater und Frau Mutter ſprechen,
und ſodann zuruͤck kommen ſolle, ſchlief ſelbige Nacht
zu Chartres, die folgende Nacht zu Eſtampes, vor-
geſtern zu Tours und geſtern zu Orleans. Der
Spaniſche Ambaſſadeur Don Patritio Lawles, iſt
im Gefolge der Jnfantin gereiſet, und man ſagt,
daß der Marquis de Monteleone ihm in kurtzen
folgen werde. Folgends denen letzten Briefen von
Cammerich, ſchiene es, als ob einige Plenipoten-
tiarien Zuruͤſtung machten, von dannen abzugehen.


Von Cuhr wird berichtet, daß der dortige Con-
greß den 21ſten paſſato geendiget, und der Kaͤyſerl.
[Spaltenumbruch] Miniſter, Baron von Gruth, wegen einiger Unpaͤß-
lichkeit von dannen abgereiſet waͤre. Auf dieſem
Congreß haͤtten ſich viel und mehrere Schwuͤrig-
keiten, als in vielen Jahren nicht geſchehen, her-
vor gethan; erwehnter Miniſter haͤtte in ſeinem Me-
morial nicht allein das Laghetto, als jederzeit zum
Maͤylaͤndiſchen Staat gehoͤrig, praͤtendiret, ſondern
auch verlanget, daß ſeine beym Congreß eingege-
bene Schrifft denen Gemeinden ehiſtens durch expreſ-
ſe Bohten, auf ſeine Unkoſten, zugeſandt, und ihm
innerhalb 2 Monaten eine Antwort von ihren Mey-
nungen, wegen des Capitulats, ertheilet werden
moͤchte. Ferner verlangte derſelbe auf ſpecialen
Befehl, daß da das Veltelin denen 3 Buͤndten ver-
moͤge der Capitulation zugeſtanden worden, auch
abſeiten der Graubuͤndter der 27ſte Articul der Ca-
pitulation ohnverzuͤglich ins Werck gerichtet werden
ſolle; Worauf man ihm zur Antwort gegeben, man
wuͤrde denen Gemeinden von allem Bericht abſtat-
ten, und ihre Meynung dem Herrn Baron com-
municiren. Sonſt will man hier auch Nachricht
haben, daß es zwiſchen Spanien und Franckreich
unfehlbahr zur Ruptur kommen werde. Der Fran-
tzoͤſiſche Hoff hat dem Loͤbl. Standt Genff zu wiſſen
gemacht, daß weil die Alliantz nunmehro mit der
Schweitz ein Ende habe, alſo auch folglich die Pri-
vilegia, ſo Krafft dieſer Alliantz Franckreich denen
Schweitzern accordiret, anitzo auch aufhoͤreten, ſo
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nach Genff, und von Genff in die Schweitz uͤber
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reich gingen, bezahlen muͤſten, welchen ſie vor dieſem
nicht bezahlet haben; im Weigerungs-Fall wuͤrden
die Kauffmanns-Waaren und Geld-Sorten arreſtirt
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vor Guͤter und Waaren ſie in die Schweitz ſchicken,
uͤber den See nach Coppet ins Pais de Veaux zu
ſenden, und ſo auch hinwiederum, was fuͤr Waa-
ren aus der Schweitz nach Genff geſchicket werden.


Von Luͤneburg vernimmt man, daß am 15. hujus
die daſelbſt vacant geweſene Buͤrgermeiſter-Stelle
mit den ſich um das Stadt-Weſen ſehr wohl meri-
tirt gemachten und bey die 16. Jahre geweſenen
Rahts-Verwandten, Herrn Johann Dieterich Mey-
ern, zur ungemein groſſen Freude der ſaͤmmtlichen
Stadt und Buͤrgerſchafft ſey beſetzet worden.

Verſolg des Zweybruͤckiſchen Memorials:

„Solches nun zu effectuiren, haͤtte derſelbe vor-

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[[3]/0003] Gewiſſens-Raht examiniret worden; es ſollen auch 2 Mitglieder von beſagten Gewiſſens-Raht uͤberlaut geſchryen haben: daß die Janſeniſten nunmehro die Ober-Hand behalten wuͤrden! Worauf ſogleich ein Expreſſer mit Depechen an den Cardinal von Poli- gnac abgefertiget worden, welche Depechen man aber noch gantz geheim haͤlt. Jndeſſen ſchlieſſet man doch aus der Freude, ſo einige von ſich ſpuͤh- ren laſſen, daß dieſe Erklaͤhrungen denjenigen, ſo der Cardinal von Noailles nach Rom geſandt, ſehr nahe kommen muͤſſen. Die Jeſuitiſch-geſinneten Cardinaͤle bemuͤhen ſich ſehr, dieſe Erklaͤhrungen zu hintertreiben; es haben ſich auch bey 20 wider be- ſagten Cardinal zuſammen geſchlagen, und ſcheinen auf den Pater Graveſon ſehr erbittert zu ſeyn, als welchem ſie alles dasjenige, was bey dieſer Sache vom Paͤpſtlichen Stuhl ausgeſprochen worden, zu- ſchreiben. Vor einigen Tagen wurde eine Prote- ſtantiſche Jungfrau auf Ordre des Ober-Policey- Meiſters arreſtiret, und in das Haus der Neu-Be- kehrten gebracht; allein ſie hat ſich durch Huͤlffe der Vorhaͤnge des Bettes, welche ſie als Stricke zu- ſammen geflochten und zwey Stock-Werck hoch ſich damit herunter gelaſſen, gluͤcklich ſalviret. Die Hertzogin von Orleans wird zu Verſailles nieder- kommen. Der Graf von Rochebrune, Commen- dant der Citadelle von Lion, iſt geſtorben, imglei- chen auch die Graͤfin von Trevoux, eine Schweſter des Jeſuiten dieſes Namens. Ein anders von Paris, den 9. April. Vorgeſtern kam der Koͤnig von Rambouillet zu Verſailles an, woſelbſt Se. Majeſt. bis gegen Pfing- ſten bleiben, und ſodann nach Marly zuruͤck kehren wird. Die Jnfantin, welche juͤngſterwehnter maſſen am Donnerſtag von Verſailles abgereiſet, und ſehr vergnuͤgt war, weil ſie in den Gedanken ſtehet, daß ſie nur eine Luſt-Reiſe nach den Graͤntzen tuhn, ihren Herren Vater und Frau Mutter ſprechen, und ſodann zuruͤck kommen ſolle, ſchlief ſelbige Nacht zu Chartres, die folgende Nacht zu Eſtampes, vor- geſtern zu Tours und geſtern zu Orleans. Der Spaniſche Ambaſſadeur Don Patritio Lawles, iſt im Gefolge der Jnfantin gereiſet, und man ſagt, daß der Marquis de Monteleone ihm in kurtzen folgen werde. Folgends denen letzten Briefen von Cammerich, ſchiene es, als ob einige Plenipoten- tiarien Zuruͤſtung machten, von dannen abzugehen. Schaffhauſen, den 1. April. Von Cuhr wird berichtet, daß der dortige Con- greß den 21ſten paſſato geendiget, und der Kaͤyſerl. Miniſter, Baron von Gruth, wegen einiger Unpaͤß- lichkeit von dannen abgereiſet waͤre. Auf dieſem Congreß haͤtten ſich viel und mehrere Schwuͤrig- keiten, als in vielen Jahren nicht geſchehen, her- vor gethan; erwehnter Miniſter haͤtte in ſeinem Me- morial nicht allein das Laghetto, als jederzeit zum Maͤylaͤndiſchen Staat gehoͤrig, praͤtendiret, ſondern auch verlanget, daß ſeine beym Congreß eingege- bene Schrifft denen Gemeinden ehiſtens durch expreſ- ſe Bohten, auf ſeine Unkoſten, zugeſandt, und ihm innerhalb 2 Monaten eine Antwort von ihren Mey- nungen, wegen des Capitulats, ertheilet werden moͤchte. Ferner verlangte derſelbe auf ſpecialen Befehl, daß da das Veltelin denen 3 Buͤndten ver- moͤge der Capitulation zugeſtanden worden, auch abſeiten der Graubuͤndter der 27ſte Articul der Ca- pitulation ohnverzuͤglich ins Werck gerichtet werden ſolle; Worauf man ihm zur Antwort gegeben, man wuͤrde denen Gemeinden von allem Bericht abſtat- ten, und ihre Meynung dem Herrn Baron com- municiren. Sonſt will man hier auch Nachricht haben, daß es zwiſchen Spanien und Franckreich unfehlbahr zur Ruptur kommen werde. Der Fran- tzoͤſiſche Hoff hat dem Loͤbl. Standt Genff zu wiſſen gemacht, daß weil die Alliantz nunmehro mit der Schweitz ein Ende habe, alſo auch folglich die Pri- vilegia, ſo Krafft dieſer Alliantz Franckreich denen Schweitzern accordiret, anitzo auch aufhoͤreten, ſo daß die Kauffmanns-Guͤter, ſo aus der Schweitz nach Genff, und von Genff in die Schweitz uͤber Verſoy, ſo Franckreich gehoͤrig, fuͤrohin paßirten, den Frantzoͤſiſchen Zoll, als wann dieſelbe in Franck- reich gingen, bezahlen muͤſten, welchen ſie vor dieſem nicht bezahlet haben; im Weigerungs-Fall wuͤrden die Kauffmanns-Waaren und Geld-Sorten arreſtirt werden; Daß alſo die Genffer obligirt ſind, was vor Guͤter und Waaren ſie in die Schweitz ſchicken, uͤber den See nach Coppet ins Pais de Veaux zu ſenden, und ſo auch hinwiederum, was fuͤr Waa- ren aus der Schweitz nach Genff geſchicket werden. Nieder-Elbe, den 17. April. Von Luͤneburg vernimmt man, daß am 15. hujus die daſelbſt vacant geweſene Buͤrgermeiſter-Stelle mit den ſich um das Stadt-Weſen ſehr wohl meri- tirt gemachten und bey die 16. Jahre geweſenen Rahts-Verwandten, Herrn Johann Dieterich Mey- ern, zur ungemein groſſen Freude der ſaͤmmtlichen Stadt und Buͤrgerſchafft ſey beſetzet worden. Verſolg des Zweybruͤckiſchen Memorials: „Solches nun zu effectuiren, haͤtte derſelbe vor-

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Zitationshilfe: Stats- u. Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 62, Hamburg, 18. April 1725, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_621804_1725/3>, abgerufen am 29.03.2024.