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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 56, 8. April 1741.

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[Spaltenumbruch] Mutter nur eine ganz kurze Meldung geschehen.
Nachher haben wir die Umstände, womit selbiges ge-
feyert worden, näher in Erfahrung gezogen. Daher
wir jetzo eine hinlängliche Beschreibung von hochge-
dachtem Feste mittheilen können. Es ward selbiges
nemlich zu Mittage bey der regierenden Königin Ma-
jestät, und zwar in Gegenwart der Königl. Frau
Mutter, der Prinzen Henrichs und Ferdinands, der
Prinzeßinnen Ulrica und Amalia, allerseits Königl.
Hoheiten, imgleichen verschiedener Damen aus der
Stadt, aufs feyerlichste und in schönster Galla be-
gangen. Des Abends war bey der regierenden Kö-
nigin grosse Cour nebst einem Concert, wobey höchst-
gedachte sämmtliche Königl. Herrschaften, des Kö-
nigs Frau Mutter Majestät ausgenommen, als wel-
che wegen der Trauer sich entfernet hatten, zugegen
waren. Danechst ward von dem Capellmeister Gran
eine ungemein schöne Cantata, die er auf solches hohe
Fest besonders eingerichtet hatte, zum größten Ver-
gnügen der hohen Anwesenden, abgesungen. Alsdenn
wurden bey der regierenden Königin Majestät 2. Ta-
feln gehalten. Die erste war eine Figur-Tafel, welche
den Buchstab S vorstellete, und woran die sämmtlichen
Königl. Herschaften nebst vielen Dames und Cava-
liers von 80. Couverts speiseten. Die andere Tafel
war ebenfalls mit 30. Personen vom Range besetzet.
Uebrigens hat man hiebey noch anfügen wollen, daß
der General-Wallis des Tages bey der regierenden
Königin Majestät, und dieses durch Se. Excellenz den
Grafen von Dohna, des folgenden Tages aber aller-
erst bey der Königl. Frau Mutter Majestät, durch den
Herrn von Brandt, präsentiret worden. Gestern
gegen Mittag ist das Regiment des Feld-Marschalls,
Grafen von Katt, allhier einmarschiret.




Von neuen merkwürdigen
gelehrten Sachen.
Leyden.

Den berühmten Peter Burmann hat
die Vergänglichkeit zu Grabe getragen. Er war bey-
der Rechten Doctor, der Geschichtskunde, Griechi-
schen Sprache, Beredsamkeit, Dichtkunst, der beson-
dern Geschichte der vereinigten Niederlande öffent-
licher Lehrer und Bibliothekar, ein Mann, der we-
gen seiner weitläuftigen Wissenschaften berühmt ist.
Der 31ste Merz ist der Tag seines Todes, und das 73ste
das letzte Jahr seines Lebens gewesen. Die Erfül-
lung des Wunsches ist nicht eingetroffen, welche der
beredte Burmann dem Himmel in seinem schönen Ge-
dichte öffentlich abbat, das er zu Leyden 1738. im
September bey der ganzen Versammlung des acade-
[Spaltenumbruch] mischen Raths herlas. Wir wollen diese Stelle dar-
aus hersetzen:

Si mihi & uxori Deus addit quatuor annos,
Corpore & in firmo mens mihi firma manet;
Tum post lustra decem renovanda jugalia sacra
Haec eadem referet, qua prius acta, domus.
Quique torus primum ferventia pectora junxit,
Frigore contractos cernet inire senes.
Numinis & nostrae nisi sit diversa voluntas,
Et velit haud alia nos regione mori;
Hic mihi vel conjux claudet longaeva, vel ejus
Lumina, si praeeat, dextera nostra premet.
Helmstädt.

Es haben sich gewisse gelehrte Män-
ner gefunden, die ihre Erfindungs-Kraft gemartert,
damit sie aus den bestaubten Schriften der Alten den
Satz erzwingen mögten: Die Aerzte wären unter den
Römern verachtete Menschen gewesen. Der Herr
Prof. Schläger, ein Mann, den Belesenheit und Ge-
lahrtheit zieret, theilt uns die Geschichte dieser lächer-
lichen Meynung und des daher entstandenen Streites
in folgender Schrift mit: Julii Caroli Schlaegeri
Philologiae Graecae & Orientalis Prof. P. O. Historia
litis de Medicorum apud veteres Romanos degen-
tium conditione.
in Quart, 48. Seiten. Robor-
tellus, welcher auf den hohen Schulen in Welschland
gelehrt, hat wol die meiste Schuld bey der ganzen Sa-
che. Dieser gute Mann kam unverhoft auf einer Stel-
le, da er des Cäsars Geschichte in dem Sueton las,
wo der Geschichtschreiber erzählt: Cäsar sey bey der
Jnsel Pharmacus von den Freybeutern gefangen
worden, und habe bey ihnen fast 40. Tage cum uno
medico & cubiculariis duobus
bleiben müssen. Ro-
bortellus hatte sich einmal in Kopf gesetzt, die abge-
schmackte Meynung von dem verachteten Zustand der
Aerzte bey den Römern zu behaupten, deswegen lehr-
te er, es sey bey dieser Stelle im Abschreiben ein Feh-
ler begangen worden, an statt des Worts Medico
müsse Amico stehen. Torrentius und Ursinus, zweene
Männer, die auch etwas Neues sagen wollten, fielen
seiner Meynung bey, und vertheidigten sie öffentlich.
Der vortreffliche Jsaack Casaubon, dem es weder an
Einsicht noch Stärke im Beurtheilen fehlte, nahm
sich der Gesellschaft der Aerzte an, und bewies wider
diese Wortkrämer, daß man überall das Wort Medi-
co
in dieser Schriftstelle des Suetons fände. Es sey
abgeschmackt, die Arzney-Kunst bey den Römern mit
der Knechts-Gestalt zu verdunkeln, da Sucton selbst
von dem Schicksal der Aerzte bemerkt: Caesar, ut eo
libentius & ipsi urbem incolerent, & ceteri adpete-
rent, Medicos civitate donaverit.
Diese Würde

[Spaltenumbruch] Mutter nur eine ganz kurze Meldung geſchehen.
Nachher haben wir die Umſtaͤnde, womit ſelbiges ge-
feyert worden, naͤher in Erfahrung gezogen. Daher
wir jetzo eine hinlaͤngliche Beſchreibung von hochge-
dachtem Feſte mittheilen koͤnnen. Es ward ſelbiges
nemlich zu Mittage bey der regierenden Koͤnigin Ma-
jeſtaͤt, und zwar in Gegenwart der Koͤnigl. Frau
Mutter, der Prinzen Henrichs und Ferdinands, der
Prinzeßinnen Ulrica und Amalia, allerſeits Koͤnigl.
Hoheiten, imgleichen verſchiedener Damen aus der
Stadt, aufs feyerlichſte und in ſchoͤnſter Galla be-
gangen. Des Abends war bey der regierenden Koͤ-
nigin groſſe Cour nebſt einem Concert, wobey hoͤchſt-
gedachte ſaͤmmtliche Koͤnigl. Herrſchaften, des Koͤ-
nigs Frau Mutter Majeſtaͤt ausgenommen, als wel-
che wegen der Trauer ſich entfernet hatten, zugegen
waren. Danechſt ward von dem Capellmeiſter Gran
eine ungemein ſchoͤne Cantata, die er auf ſolches hohe
Feſt beſonders eingerichtet hatte, zum groͤßten Ver-
gnuͤgen der hohen Anweſenden, abgeſungen. Alsdeñ
wurden bey der regierenden Koͤnigin Majeſtaͤt 2. Ta-
feln gehalten. Die erſte war eine Figur-Tafel, welche
den Buchſtab S vorſtellete, und woran die ſaͤm̃tlichen
Koͤnigl. Herſchaften nebſt vielen Dames und Cava-
liers von 80. Couverts ſpeiſeten. Die andere Tafel
war ebenfalls mit 30. Perſonen vom Range beſetzet.
Uebrigens hat man hiebey noch anfuͤgen wollen, daß
der General-Wallis des Tages bey der regierenden
Koͤnigin Majeſtaͤt, und dieſes durch Se. Excellenz den
Grafen von Dohna, des folgenden Tages aber aller-
erſt bey der Koͤnigl. Frau Mutter Majeſtaͤt, durch den
Herrn von Brandt, praͤſentiret worden. Geſtern
gegen Mittag iſt das Regiment des Feld-Marſchalls,
Grafen von Katt, allhier einmarſchiret.




Von neuen merkwuͤrdigen
gelehrten Sachen.
Leyden.

Den beruͤhmten Peter Burmann hat
die Vergaͤnglichkeit zu Grabe getragen. Er war bey-
der Rechten Doctor, der Geſchichtskunde, Griechi-
ſchen Sprache, Beredſamkeit, Dichtkunſt, der beſon-
dern Geſchichte der vereinigten Niederlande oͤffent-
licher Lehrer und Bibliothekar, ein Mann, der we-
gen ſeiner weitlaͤuftigen Wiſſenſchaften beruͤhmt iſt.
Der 31ſte Merz iſt der Tag ſeines Todes, und das 73ſte
das letzte Jahr ſeines Lebens geweſen. Die Erfuͤl-
lung des Wunſches iſt nicht eingetroffen, welche der
beredte Burmann dem Himmel in ſeinem ſchoͤnen Ge-
dichte oͤffentlich abbat, das er zu Leyden 1738. im
September bey der ganzen Verſammlung des acade-
[Spaltenumbruch] miſchen Raths herlas. Wir wollen dieſe Stelle dar-
aus herſetzen:

Si mihi & uxori Deus addit quatuor annos,
Corpore & in firmo mens mihi firma manet;
Tum poſt luſtra decem renovanda jugalia ſacra
Hæc eadem referet, qua prius acta, domus.
Quique torus primum ferventia pectora junxit,
Frigore contractos cernet inire ſenes.
Numinis & noſtræ niſi ſit diverſa voluntas,
Et velit haud alia nos regione mori;
Hic mihi vel conjux claudet longæva, vel ejus
Lumina, ſi præeat, dextera noſtra premet.
Helmſtaͤdt.

Es haben ſich gewiſſe gelehrte Maͤn-
ner gefunden, die ihre Erfindungs-Kraft gemartert,
damit ſie aus den beſtaubten Schriften der Alten den
Satz erzwingen moͤgten: Die Aerzte waͤren unter den
Roͤmern verachtete Menſchen geweſen. Der Herr
Prof. Schlaͤger, ein Mann, den Beleſenheit und Ge-
lahrtheit zieret, theilt uns die Geſchichte dieſer laͤcher-
lichen Meynung und des daher entſtandenen Streites
in folgender Schrift mit: Julii Caroli Schlægeri
Philologiæ Græcæ & Orientalis Prof. P. O. Hiſtoria
litis de Medicorum apud veteres Romanos degen-
tium conditione.
in Quart, 48. Seiten. Robor-
tellus, welcher auf den hohen Schulen in Welſchland
gelehrt, hat wol die meiſte Schuld bey der ganzen Sa-
che. Dieſer gute Mann kam unverhoft auf einer Stel-
le, da er des Caͤſars Geſchichte in dem Sueton las,
wo der Geſchichtſchreiber erzaͤhlt: Caͤſar ſey bey der
Jnſel Pharmacus von den Freybeutern gefangen
worden, und habe bey ihnen faſt 40. Tage cum uno
medico & cubiculariis duobus
bleiben muͤſſen. Ro-
bortellus hatte ſich einmal in Kopf geſetzt, die abge-
ſchmackte Meynung von dem verachteten Zuſtand der
Aerzte bey den Roͤmern zu behaupten, deswegen lehr-
te er, es ſey bey dieſer Stelle im Abſchreiben ein Feh-
ler begangen worden, an ſtatt des Worts Medico
muͤſſe Amico ſtehen. Torrentius und Urſinus, zweene
Maͤnner, die auch etwas Neues ſagen wollten, fielen
ſeiner Meynung bey, und vertheidigten ſie oͤffentlich.
Der vortreffliche Jſaack Caſaubon, dem es weder an
Einſicht noch Staͤrke im Beurtheilen fehlte, nahm
ſich der Geſellſchaft der Aerzte an, und bewies wider
dieſe Wortkraͤmer, daß man uͤberall das Wort Medi-
co
in dieſer Schriftſtelle des Suetons faͤnde. Es ſey
abgeſchmackt, die Arzney-Kunſt bey den Roͤmern mit
der Knechts-Geſtalt zu verdunkeln, da Sucton ſelbſt
von dem Schickſal der Aerzte bemerkt: Cæſar, ut eo
libentius & ipſi urbem incolerent, & ceteri adpete-
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[[3]/0003] Mutter nur eine ganz kurze Meldung geſchehen. Nachher haben wir die Umſtaͤnde, womit ſelbiges ge- feyert worden, naͤher in Erfahrung gezogen. Daher wir jetzo eine hinlaͤngliche Beſchreibung von hochge- dachtem Feſte mittheilen koͤnnen. Es ward ſelbiges nemlich zu Mittage bey der regierenden Koͤnigin Ma- jeſtaͤt, und zwar in Gegenwart der Koͤnigl. Frau Mutter, der Prinzen Henrichs und Ferdinands, der Prinzeßinnen Ulrica und Amalia, allerſeits Koͤnigl. Hoheiten, imgleichen verſchiedener Damen aus der Stadt, aufs feyerlichſte und in ſchoͤnſter Galla be- gangen. Des Abends war bey der regierenden Koͤ- nigin groſſe Cour nebſt einem Concert, wobey hoͤchſt- gedachte ſaͤmmtliche Koͤnigl. Herrſchaften, des Koͤ- nigs Frau Mutter Majeſtaͤt ausgenommen, als wel- che wegen der Trauer ſich entfernet hatten, zugegen waren. Danechſt ward von dem Capellmeiſter Gran eine ungemein ſchoͤne Cantata, die er auf ſolches hohe Feſt beſonders eingerichtet hatte, zum groͤßten Ver- gnuͤgen der hohen Anweſenden, abgeſungen. Alsdeñ wurden bey der regierenden Koͤnigin Majeſtaͤt 2. Ta- feln gehalten. Die erſte war eine Figur-Tafel, welche den Buchſtab S vorſtellete, und woran die ſaͤm̃tlichen Koͤnigl. Herſchaften nebſt vielen Dames und Cava- liers von 80. Couverts ſpeiſeten. Die andere Tafel war ebenfalls mit 30. Perſonen vom Range beſetzet. Uebrigens hat man hiebey noch anfuͤgen wollen, daß der General-Wallis des Tages bey der regierenden Koͤnigin Majeſtaͤt, und dieſes durch Se. Excellenz den Grafen von Dohna, des folgenden Tages aber aller- erſt bey der Koͤnigl. Frau Mutter Majeſtaͤt, durch den Herrn von Brandt, praͤſentiret worden. Geſtern gegen Mittag iſt das Regiment des Feld-Marſchalls, Grafen von Katt, allhier einmarſchiret. Von neuen merkwuͤrdigen gelehrten Sachen. Leyden. Den beruͤhmten Peter Burmann hat die Vergaͤnglichkeit zu Grabe getragen. Er war bey- der Rechten Doctor, der Geſchichtskunde, Griechi- ſchen Sprache, Beredſamkeit, Dichtkunſt, der beſon- dern Geſchichte der vereinigten Niederlande oͤffent- licher Lehrer und Bibliothekar, ein Mann, der we- gen ſeiner weitlaͤuftigen Wiſſenſchaften beruͤhmt iſt. Der 31ſte Merz iſt der Tag ſeines Todes, und das 73ſte das letzte Jahr ſeines Lebens geweſen. Die Erfuͤl- lung des Wunſches iſt nicht eingetroffen, welche der beredte Burmann dem Himmel in ſeinem ſchoͤnen Ge- dichte oͤffentlich abbat, das er zu Leyden 1738. im September bey der ganzen Verſammlung des acade- miſchen Raths herlas. Wir wollen dieſe Stelle dar- aus herſetzen: Si mihi & uxori Deus addit quatuor annos, Corpore & in firmo mens mihi firma manet; Tum poſt luſtra decem renovanda jugalia ſacra Hæc eadem referet, qua prius acta, domus. Quique torus primum ferventia pectora junxit, Frigore contractos cernet inire ſenes. Numinis & noſtræ niſi ſit diverſa voluntas, Et velit haud alia nos regione mori; Hic mihi vel conjux claudet longæva, vel ejus Lumina, ſi præeat, dextera noſtra premet. Helmſtaͤdt. Es haben ſich gewiſſe gelehrte Maͤn- ner gefunden, die ihre Erfindungs-Kraft gemartert, damit ſie aus den beſtaubten Schriften der Alten den Satz erzwingen moͤgten: Die Aerzte waͤren unter den Roͤmern verachtete Menſchen geweſen. Der Herr Prof. Schlaͤger, ein Mann, den Beleſenheit und Ge- lahrtheit zieret, theilt uns die Geſchichte dieſer laͤcher- lichen Meynung und des daher entſtandenen Streites in folgender Schrift mit: Julii Caroli Schlægeri Philologiæ Græcæ & Orientalis Prof. P. O. Hiſtoria litis de Medicorum apud veteres Romanos degen- tium conditione. in Quart, 48. Seiten. Robor- tellus, welcher auf den hohen Schulen in Welſchland gelehrt, hat wol die meiſte Schuld bey der ganzen Sa- che. Dieſer gute Mann kam unverhoft auf einer Stel- le, da er des Caͤſars Geſchichte in dem Sueton las, wo der Geſchichtſchreiber erzaͤhlt: Caͤſar ſey bey der Jnſel Pharmacus von den Freybeutern gefangen worden, und habe bey ihnen faſt 40. Tage cum uno medico & cubiculariis duobus bleiben muͤſſen. Ro- bortellus hatte ſich einmal in Kopf geſetzt, die abge- ſchmackte Meynung von dem verachteten Zuſtand der Aerzte bey den Roͤmern zu behaupten, deswegen lehr- te er, es ſey bey dieſer Stelle im Abſchreiben ein Feh- ler begangen worden, an ſtatt des Worts Medico muͤſſe Amico ſtehen. Torrentius und Urſinus, zweene Maͤnner, die auch etwas Neues ſagen wollten, fielen ſeiner Meynung bey, und vertheidigten ſie oͤffentlich. Der vortreffliche Jſaack Caſaubon, dem es weder an Einſicht noch Staͤrke im Beurtheilen fehlte, nahm ſich der Geſellſchaft der Aerzte an, und bewies wider dieſe Wortkraͤmer, daß man uͤberall das Wort Medi- co in dieſer Schriftſtelle des Suetons faͤnde. Es ſey abgeſchmackt, die Arzney-Kunſt bey den Roͤmern mit der Knechts-Geſtalt zu verdunkeln, da Sucton ſelbſt von dem Schickſal der Aerzte bemerkt: Cæſar, ut eo libentius & ipſi urbem incolerent, & ceteri adpete- rent, Medicos civitate donaverit. Dieſe Wuͤrde

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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 56, 8. April 1741, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_560804_1741/3>, abgerufen am 16.04.2024.