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Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 137, Hamburg, 12. Juni 1832.

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[Spaltenumbruch] gende Bekanntmachung angeschlagen: "Vierzig Na-
tionalgarden mit 30 Mann leichten Jnfanterie grif-
fen ein Corps von etwa 400 Chouans auf der Ebne
Toucheneau[x] an, und nachdem die letzteren bis zur
Ankunft von 100 Mann vom 40sten Regimente Stich
gehalten hatten, flohen sie und ließen 50 Todte,
worunter zwei ihrer Chefs, auf dem Platze." --
Am 30 v. M. entwaffneten 600 Mann Chouans
die Gemeinden Vaiges und Vire. -- Die heute
aus Angers eingegangenen Briefe melden, daß
die Gegend zwischen Angers, Laval, Mans und Ren-
nes allgemein im Aufstande war. Auf dem linken
Ufer der Loire hatten sich die Vendeer noch nicht in
Masse erhoben. Jn der Gegend von Chateau-Gon-
tier und Lion d'Angers schlug man sich fortwäh-
rend. -- Die Verhaftung des Hrn. v. Civrac und
das Eintreffen des Generals Ordener in Beaupreau
hatte die Empörer einigermaßen geschreckt, und die
Haltung sehr vieler Nationalgarden, die ihre Anhäng-
lichkeit an der Revolution an den Tag legten, giebt
zu den besten Hoffnungen Anlaß. Von Saumur
werden die Nationalgarden in Dampfböten nach dem
Schauplatze der Unruhen heruntergeschifft. Jn Ren-
nes lassen sich fortwährend Freiwillige anwerben und
die ganze Rechtsschule verlangt zu marschiren. -- Die
neusten Berichte im heutigen Moniteur lauten be-
ruhigend. Das Sarthe-Departement soll sich
fast ganz unterworfen haben. General Clouet, Hr.
v. Guez und Hr. v. Ponfarcy irrten von Ort
zu Ort umher. Hr. v. Pignerol hatte selbst seine
Bande entlassen. Auf mehreren Punkten gaben die
Landleute den Behörden ihre Waffen ab. -- Es soll Ende
Mai's ein vom Herzog v. Belluno präsidirtes Con-
seil der carlistischen Committee hier in Paris statt-
gefunden haben, in der Absicht, den Zeitpunkt zu
bestimmen, wo auch in andern Theilen Frankreichs
und besonders in Paris ähnliche Verschwörungen
ausbrechen sollten, wie in der Vendee. Man scheint
aber nicht fest übereingekommen zu seyn. Bei die-
ser Gelegenheit wurde, dem Vernehmen nach, ein
Brief des Hrn. v. Bouille verlesen, der Secretär
Carls X. ist, Sohn des bekannten Bouille, des
Husaren-Befehlshabers zu Varennes, der Ludwig
XVI. retten sollte. Hr. v. Bouille zeigt an, daß
außer den 48,000 Patronen, die man schon in Paris
gesammelt, und den 23 Waffendepots in der Provinz,
noch andre Hülfsmittel bald zu Gebote stehen wer-
den; einen Theil des nächstens ankommenden Geldes
solle man aber zum Vermehren der legitimistischen
Gazetten anwenden, deren Anzahl in Frankreich sich
jetzt auf 32 beläuft.


Die Reformbill ist gestern Abend im Oberhause
zum dritten Male verlesen worden und durchge-
gangen.
Noch in den letzten Tagen war man nicht
ohne Sorgen über das Schicksal der großen Maaß-
regel. Man glaubte, die Tories würden die De-
batte in die Länge ziehen und auf den heutigen
Abend vertagen, da es allerdings in ihrer Macht
stand, die Bill zu verwerfen, wenn die fast aller
Discussion sich enthaltende Majorität wieder hin-
zugetreten wäre. Als jedoch die Stunde der Prü-
fung heranrückte, fehlte es an Muth, der ganzen
Nation zu trotzen, und Alles lief mit einigen hefti-
gen Worten ab. Nachdem Graf Grey auf die
dritte Verlesung angetragen hatte, erhob sich der
Graf v. Winchils[e]a und äußerte seine fortwährende
Mißbilligung der Reform-Bill. Er beschwerte sich
[Spaltenumbruch] über seine körperlichen Leiden, versicherte aber, daß
dieselben im Vergleiche mit seinem Herzweh und
seiner Seelenpein nichts wären, die er beim An-
blicke der Vernichtung unsrer ehrwürdigen Constitu-
tion empfinde. Er hoffte, die Nation werde bald
den gesunden Menschenverstand wieder erhalten, und
von ihrem jetzigen Wahne genesen. Graf Harrowby
hatte sich geschmeichelt, daß gewisse Verbesserungen
mit der Bill vorgenommen werden würden, beson-
ders nach der Erklärung des Premierministers. Er
fragte, ob wir in einem türkischen Diwan säßen,
und durch Stumme erdrosselt werden sollten? denn
alle Freiheit der Berathschlagung schiene aufgehört
zu haben. Graf Grey habe die Ausübung der Kö-
niglichen Prärogative verlangt, und er beneide ihm
diesen Triumph nicht, den derselbe durch solche
Winkelzüge erlangt habe. Wenn der Revolutions-
geist nicht gezügelt und die Autorität der Regie-
rung aufrecht erhalten werden sollte, so würde der
erstere einen Schwung nehmen, den später nichts be-
schränken könne. Er wünschte den Ministern die
nöthige Einsicht, um das Land aus der Gefahr zu
retten, in welche sie dasselbe gestürzt hätten. Starke
Magen könnten Gift verdauen; allein in so starken
Dosen täglich und stündlich eingegeben, müsse es
am Ende die stärkste Constitution zerrütten. Graf
Grey erwiederte, sichtlich erschöpft, er habe sich
durch keinen Ehrgeiz verleiten lassen, seine Pflicht
gegen sein Vaterland aufzuopfern. Die Nachwelt
werde ihm Gerechtigkeit wiederfahren lassen, und
ihn nicht, wie Graf H., der Winkelzüge oder poli-
tischer Manövers beschuldigen. Jener habe die
Minister Stumme genannt, von denen man nichts
erfahren könnte. Graf Winchilsea habe ihn an
seine frühere Erklärung erinnert, an seinem Stande
und Range festhalten, und mit demselben schwim-
men oder sinken zu wollen. Er versicherte, seine
Ansichten hinsichtlich der Privilegien seines Ranges
wären dieselben geblieben. Er gehöre demselben
jetzt, wie zuvor, an, und werde ihn eben so eifrig
vertheidigen. Jetzt aber werde mehr als leere Be-
wunderung für die Jnstitutionen des Vaterlandes er-
fordert. Ein Staatsmann müsse Zeit und Umstände
beobachten; die Zeit sey, wie der große Baco sich
ausdrücke, der größte aller Reformers, und die Mi-
nister beabsichtigten durch ihre Maaßregeln nur dem
Mißbrauch eines so mächtigen Neuerungsgeistes zuvor-
zukommen. Das Volk empfinde die Mißbräuche der
Constitution, und man dürfe das Heilmittel nicht
verschieben, bis es zu spät sei. Er habe seine An-
sichten über die Reform ausgesprochen, bevor er
die mindeste Hoffnung hatte, ins Cabinet zu kom-
men, und habe sie zum Grundsatze seiner Admini-
stration gemacht, auch dem Könige seine Meinung
darüber freimüthig erklärt, der diese Bedingung geneh-
migt habe. Man habe die katholische Emancipation
den ersten Act der blutigen Tragödie genannt; aber,
Gott sey Dank, kein Blut sey vergossen worden,
obschon man zweimal die Reform verworfen habe.
Das Resultat der Bill werde alle Prophezeihungen
Lügen strafen. Er schloß aus Erschöpfung, fast plötz-
lich. Nachdem sich noch Lord Wharncliffe wider-
setzt, schritt man zur Abstimmung. Für die dritte
Verlesung ergaben sich 106, gegen dieselbe 22 Stim-
men; Mehrzahl 84 Stimmen. Lauter Jubel er-
scholl auf diese Kunde unter den vor dem Parla-
mentsgebäude versammelten Volkshaufen. Achtzehn
Peers, mit Lord Carnarvon an der Spitze, und dem

[Spaltenumbruch] gende Bekanntmachung angeſchlagen: “Vierzig Na-
tionalgarden mit 30 Mann leichten Jnfanterie grif-
fen ein Corps von etwa 400 Chouans auf der Ebne
Toucheneau[x] an, und nachdem die letzteren bis zur
Ankunft von 100 Mann vom 40ſten Regimente Stich
gehalten hatten, flohen ſie und ließen 50 Todte,
worunter zwei ihrer Chefs, auf dem Platze.” —
Am 30 v. M. entwaffneten 600 Mann Chouans
die Gemeinden Vaiges und Viré. — Die heute
aus Angers eingegangenen Briefe melden, daß
die Gegend zwiſchen Angers, Laval, Mans und Ren-
nes allgemein im Aufſtande war. Auf dem linken
Ufer der Loire hatten ſich die Vendeer noch nicht in
Maſſe erhoben. Jn der Gegend von Chateau-Gon-
tier und Lion d’Angers ſchlug man ſich fortwäh-
rend. — Die Verhaftung des Hrn. v. Civrac und
das Eintreffen des Generals Ordener in Beaupréau
hatte die Empörer einigermaßen geſchreckt, und die
Haltung ſehr vieler Nationalgarden, die ihre Anhäng-
lichkeit an der Revolution an den Tag legten, giebt
zu den beſten Hoffnungen Anlaß. Von Saumur
werden die Nationalgarden in Dampfböten nach dem
Schauplatze der Unruhen heruntergeſchifft. Jn Ren-
nes laſſen ſich fortwährend Freiwillige anwerben und
die ganze Rechtsſchule verlangt zu marſchiren. — Die
neuſten Berichte im heutigen Moniteur lauten be-
ruhigend. Das Sarthe-Departement ſoll ſich
faſt ganz unterworfen haben. General Clouet, Hr.
v. Guez und Hr. v. Ponfarcy irrten von Ort
zu Ort umher. Hr. v. Pignerol hatte ſelbſt ſeine
Bande entlaſſen. Auf mehreren Punkten gaben die
Landleute den Behörden ihre Waffen ab. — Es ſoll Ende
Mai’s ein vom Herzog v. Belluno präſidirtes Con-
ſeil der carliſtiſchen Committee hier in Paris ſtatt-
gefunden haben, in der Abſicht, den Zeitpunkt zu
beſtimmen, wo auch in andern Theilen Frankreichs
und beſonders in Paris ähnliche Verſchwörungen
ausbrechen ſollten, wie in der Vendee. Man ſcheint
aber nicht feſt übereingekommen zu ſeyn. Bei die-
ſer Gelegenheit wurde, dem Vernehmen nach, ein
Brief des Hrn. v. Bouillé verleſen, der Secretär
Carls X. iſt, Sohn des bekannten Bouillé, des
Huſaren-Befehlshabers zu Varennes, der Ludwig
XVI. retten ſollte. Hr. v. Bouillé zeigt an, daß
außer den 48,000 Patronen, die man ſchon in Paris
geſammelt, und den 23 Waffendepots in der Provinz,
noch andre Hülfsmittel bald zu Gebote ſtehen wer-
den; einen Theil des nächſtens ankommenden Geldes
ſolle man aber zum Vermehren der legitimiſtiſchen
Gazetten anwenden, deren Anzahl in Frankreich ſich
jetzt auf 32 beläuft.


Die Reformbill iſt geſtern Abend im Oberhauſe
zum dritten Male verleſen worden und durchge-
gangen.
Noch in den letzten Tagen war man nicht
ohne Sorgen über das Schickſal der großen Maaß-
regel. Man glaubte, die Tories würden die De-
batte in die Länge ziehen und auf den heutigen
Abend vertagen, da es allerdings in ihrer Macht
ſtand, die Bill zu verwerfen, wenn die faſt aller
Discuſſion ſich enthaltende Majorität wieder hin-
zugetreten wäre. Als jedoch die Stunde der Prü-
fung heranrückte, fehlte es an Muth, der ganzen
Nation zu trotzen, und Alles lief mit einigen hefti-
gen Worten ab. Nachdem Graf Grey auf die
dritte Verleſung angetragen hatte, erhob ſich der
Graf v. Winchilſ[e]a und äußerte ſeine fortwährende
Mißbilligung der Reform-Bill. Er beſchwerte ſich
[Spaltenumbruch] über ſeine körperlichen Leiden, verſicherte aber, daß
dieſelben im Vergleiche mit ſeinem Herzweh und
ſeiner Seelenpein nichts wären, die er beim An-
blicke der Vernichtung unſrer ehrwürdigen Conſtitu-
tion empfinde. Er hoffte, die Nation werde bald
den geſunden Menſchenverſtand wieder erhalten, und
von ihrem jetzigen Wahne geneſen. Graf Harrowby
hatte ſich geſchmeichelt, daß gewiſſe Verbeſſerungen
mit der Bill vorgenommen werden würden, beſon-
ders nach der Erklärung des Premierminiſters. Er
fragte, ob wir in einem türkiſchen Diwan ſäßen,
und durch Stumme erdroſſelt werden ſollten? denn
alle Freiheit der Berathſchlagung ſchiene aufgehört
zu haben. Graf Grey habe die Ausübung der Kö-
niglichen Prärogative verlangt, und er beneide ihm
dieſen Triumph nicht, den derſelbe durch ſolche
Winkelzüge erlangt habe. Wenn der Revolutions-
geiſt nicht gezügelt und die Autorität der Regie-
rung aufrecht erhalten werden ſollte, ſo würde der
erſtere einen Schwung nehmen, den ſpäter nichts be-
ſchränken könne. Er wünſchte den Miniſtern die
nöthige Einſicht, um das Land aus der Gefahr zu
retten, in welche ſie daſſelbe geſtürzt hätten. Starke
Magen könnten Gift verdauen; allein in ſo ſtarken
Doſen täglich und ſtündlich eingegeben, müſſe es
am Ende die ſtärkſte Conſtitution zerrütten. Graf
Grey erwiederte, ſichtlich erſchöpft, er habe ſich
durch keinen Ehrgeiz verleiten laſſen, ſeine Pflicht
gegen ſein Vaterland aufzuopfern. Die Nachwelt
werde ihm Gerechtigkeit wiederfahren laſſen, und
ihn nicht, wie Graf H., der Winkelzüge oder poli-
tiſcher Manövers beſchuldigen. Jener habe die
Miniſter Stumme genannt, von denen man nichts
erfahren könnte. Graf Winchilſea habe ihn an
ſeine frühere Erklärung erinnert, an ſeinem Stande
und Range feſthalten, und mit demſelben ſchwim-
men oder ſinken zu wollen. Er verſicherte, ſeine
Anſichten hinſichtlich der Privilegien ſeines Ranges
wären dieſelben geblieben. Er gehöre demſelben
jetzt, wie zuvor, an, und werde ihn eben ſo eifrig
vertheidigen. Jetzt aber werde mehr als leere Be-
wunderung für die Jnſtitutionen des Vaterlandes er-
fordert. Ein Staatsmann müſſe Zeit und Umſtände
beobachten; die Zeit ſey, wie der große Baco ſich
ausdrücke, der größte aller Reformers, und die Mi-
niſter beabſichtigten durch ihre Maaßregeln nur dem
Mißbrauch eines ſo mächtigen Neuerungsgeiſtes zuvor-
zukommen. Das Volk empfinde die Mißbräuche der
Conſtitution, und man dürfe das Heilmittel nicht
verſchieben, bis es zu ſpät ſei. Er habe ſeine An-
ſichten über die Reform ausgeſprochen, bevor er
die mindeſte Hoffnung hatte, ins Cabinet zu kom-
men, und habe ſie zum Grundſatze ſeiner Admini-
ſtration gemacht, auch dem Könige ſeine Meinung
darüber freimüthig erklärt, der dieſe Bedingung geneh-
migt habe. Man habe die katholiſche Emancipation
den erſten Act der blutigen Tragödie genannt; aber,
Gott ſey Dank, kein Blut ſey vergoſſen worden,
obſchon man zweimal die Reform verworfen habe.
Das Reſultat der Bill werde alle Prophezeihungen
Lügen ſtrafen. Er ſchloß aus Erſchöpfung, faſt plötz-
lich. Nachdem ſich noch Lord Wharncliffe wider-
ſetzt, ſchritt man zur Abſtimmung. Fuͤr die dritte
Verleſung ergaben ſich 106, gegen dieſelbe 22 Stim-
men; Mehrzahl 84 Stimmen. Lauter Jubel er-
ſcholl auf dieſe Kunde unter den vor dem Parla-
mentsgebäude verſammelten Volkshaufen. Achtzehn
Peers, mit Lord Carnarvon an der Spitze, und dem

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[[6]/0006] gende Bekanntmachung angeſchlagen: “Vierzig Na- tionalgarden mit 30 Mann leichten Jnfanterie grif- fen ein Corps von etwa 400 Chouans auf der Ebne Toucheneaux an, und nachdem die letzteren bis zur Ankunft von 100 Mann vom 40ſten Regimente Stich gehalten hatten, flohen ſie und ließen 50 Todte, worunter zwei ihrer Chefs, auf dem Platze.” — Am 30 v. M. entwaffneten 600 Mann Chouans die Gemeinden Vaiges und Viré. — Die heute aus Angers eingegangenen Briefe melden, daß die Gegend zwiſchen Angers, Laval, Mans und Ren- nes allgemein im Aufſtande war. Auf dem linken Ufer der Loire hatten ſich die Vendeer noch nicht in Maſſe erhoben. Jn der Gegend von Chateau-Gon- tier und Lion d’Angers ſchlug man ſich fortwäh- rend. — Die Verhaftung des Hrn. v. Civrac und das Eintreffen des Generals Ordener in Beaupréau hatte die Empörer einigermaßen geſchreckt, und die Haltung ſehr vieler Nationalgarden, die ihre Anhäng- lichkeit an der Revolution an den Tag legten, giebt zu den beſten Hoffnungen Anlaß. Von Saumur werden die Nationalgarden in Dampfböten nach dem Schauplatze der Unruhen heruntergeſchifft. Jn Ren- nes laſſen ſich fortwährend Freiwillige anwerben und die ganze Rechtsſchule verlangt zu marſchiren. — Die neuſten Berichte im heutigen Moniteur lauten be- ruhigend. Das Sarthe-Departement ſoll ſich faſt ganz unterworfen haben. General Clouet, Hr. v. Guez und Hr. v. Ponfarcy irrten von Ort zu Ort umher. Hr. v. Pignerol hatte ſelbſt ſeine Bande entlaſſen. Auf mehreren Punkten gaben die Landleute den Behörden ihre Waffen ab. — Es ſoll Ende Mai’s ein vom Herzog v. Belluno präſidirtes Con- ſeil der carliſtiſchen Committee hier in Paris ſtatt- gefunden haben, in der Abſicht, den Zeitpunkt zu beſtimmen, wo auch in andern Theilen Frankreichs und beſonders in Paris ähnliche Verſchwörungen ausbrechen ſollten, wie in der Vendee. Man ſcheint aber nicht feſt übereingekommen zu ſeyn. Bei die- ſer Gelegenheit wurde, dem Vernehmen nach, ein Brief des Hrn. v. Bouillé verleſen, der Secretär Carls X. iſt, Sohn des bekannten Bouillé, des Huſaren-Befehlshabers zu Varennes, der Ludwig XVI. retten ſollte. Hr. v. Bouillé zeigt an, daß außer den 48,000 Patronen, die man ſchon in Paris geſammelt, und den 23 Waffendepots in der Provinz, noch andre Hülfsmittel bald zu Gebote ſtehen wer- den; einen Theil des nächſtens ankommenden Geldes ſolle man aber zum Vermehren der legitimiſtiſchen Gazetten anwenden, deren Anzahl in Frankreich ſich jetzt auf 32 beläuft. London, den 5 Juni. Die Reformbill iſt geſtern Abend im Oberhauſe zum dritten Male verleſen worden und durchge- gangen. Noch in den letzten Tagen war man nicht ohne Sorgen über das Schickſal der großen Maaß- regel. Man glaubte, die Tories würden die De- batte in die Länge ziehen und auf den heutigen Abend vertagen, da es allerdings in ihrer Macht ſtand, die Bill zu verwerfen, wenn die faſt aller Discuſſion ſich enthaltende Majorität wieder hin- zugetreten wäre. Als jedoch die Stunde der Prü- fung heranrückte, fehlte es an Muth, der ganzen Nation zu trotzen, und Alles lief mit einigen hefti- gen Worten ab. Nachdem Graf Grey auf die dritte Verleſung angetragen hatte, erhob ſich der Graf v. Winchilſea und äußerte ſeine fortwährende Mißbilligung der Reform-Bill. Er beſchwerte ſich über ſeine körperlichen Leiden, verſicherte aber, daß dieſelben im Vergleiche mit ſeinem Herzweh und ſeiner Seelenpein nichts wären, die er beim An- blicke der Vernichtung unſrer ehrwürdigen Conſtitu- tion empfinde. Er hoffte, die Nation werde bald den geſunden Menſchenverſtand wieder erhalten, und von ihrem jetzigen Wahne geneſen. Graf Harrowby hatte ſich geſchmeichelt, daß gewiſſe Verbeſſerungen mit der Bill vorgenommen werden würden, beſon- ders nach der Erklärung des Premierminiſters. Er fragte, ob wir in einem türkiſchen Diwan ſäßen, und durch Stumme erdroſſelt werden ſollten? denn alle Freiheit der Berathſchlagung ſchiene aufgehört zu haben. Graf Grey habe die Ausübung der Kö- niglichen Prärogative verlangt, und er beneide ihm dieſen Triumph nicht, den derſelbe durch ſolche Winkelzüge erlangt habe. Wenn der Revolutions- geiſt nicht gezügelt und die Autorität der Regie- rung aufrecht erhalten werden ſollte, ſo würde der erſtere einen Schwung nehmen, den ſpäter nichts be- ſchränken könne. Er wünſchte den Miniſtern die nöthige Einſicht, um das Land aus der Gefahr zu retten, in welche ſie daſſelbe geſtürzt hätten. 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Zitationshilfe: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 137, Hamburg, 12. Juni 1832, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1371206_1832/6>, abgerufen am 25.04.2024.