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Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893.

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Frau Wolff. Ich hab nischt verloren.
Frau Motes. Da, sehn Se mal zu. (Sie zeigt
ihr zwei Drahtschlingen).
Frau Wolff (ohne aus der Fassung zu gerathen). Das
sein woll Schlingen?
Frau Motes. Die haben wir ganz in der
Nähe gefunden. Kaum zwanzig Schritte von Ihrem
Garten.
Frau Wolff. Ihr Kinder, was hier bloß ge-
wilddiebt wird!
Frau Motes. Wenn Sie bloß aufpassen, Mutter
Wolffen, da könn Se den Wilddieb richtig mal fassen.
Frau Wolff. J, solche Sachen gehn mich
nischt an!
Motes. Wenn ich bloß so 'n Hallunken 'mal
treffe, dem geb ich zuerst 'n Paar hinter die Ohren, --
dann bring ich ihn unbarmherzig zur Anzeige.
Frau Motes. Frau Wolffen, haben Sie 'n
Paar frische Eier?
Frau Wolff. Jetzt mitten im Winter? Die
sind gar rar.
Motes (zu Julius, der eben eintritt). Förster Seidel
hat wieder 'n Wilddieb jefaßt. Wird morgen nach
Moab[i]t jebracht. Hat Schneid, der Kerl, das muß
man sagen. Wenn ich bloß nicht das Malheur ge-
habt hätte, da könnt ich heut Oberförster sein. Dann
würd ich die Hunde noch anders zwiebeln!
Frau Wolff. Das hat manch einer schon bißen
missen!
Frau Wolff. Ich hab niſcht verloren.
Frau Motes. Da, ſehn Se mal zu. (Sie zeigt
ihr zwei Drahtſchlingen).
Frau Wolff (ohne aus der Faſſung zu gerathen). Das
ſein woll Schlingen?
Frau Motes. Die haben wir ganz in der
Nähe gefunden. Kaum zwanzig Schritte von Ihrem
Garten.
Frau Wolff. Ihr Kinder, was hier bloß ge-
wilddiebt wird!
Frau Motes. Wenn Sie bloß aufpaſſen, Mutter
Wolffen, da könn Se den Wilddieb richtig mal faſſen.
Frau Wolff. J, ſolche Sachen gehn mich
niſcht an!
Motes. Wenn ich bloß ſo ’n Hallunken ’mal
treffe, dem geb ich zuerſt ’n Paar hinter die Ohren, —
dann bring ich ihn unbarmherzig zur Anzeige.
Frau Motes. Frau Wolffen, haben Sie ’n
Paar friſche Eier?
Frau Wolff. Jetzt mitten im Winter? Die
ſind gar rar.
Motes (zu Julius, der eben eintritt). Förſter Seidel
hat wieder ’n Wilddieb jefaßt. Wird morgen nach
Moab[i]t jebracht. Hat Schneid, der Kerl, das muß
man ſagen. Wenn ich bloß nicht das Malheur ge-
habt hätte, da könnt ich heut Oberförſter ſein. Dann
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[26/0032] Frau Wolff. Ich hab niſcht verloren. Frau Motes. Da, ſehn Se mal zu. (Sie zeigt ihr zwei Drahtſchlingen). Frau Wolff (ohne aus der Faſſung zu gerathen). Das ſein woll Schlingen? Frau Motes. Die haben wir ganz in der Nähe gefunden. Kaum zwanzig Schritte von Ihrem Garten. Frau Wolff. Ihr Kinder, was hier bloß ge- wilddiebt wird! Frau Motes. Wenn Sie bloß aufpaſſen, Mutter Wolffen, da könn Se den Wilddieb richtig mal faſſen. Frau Wolff. J, ſolche Sachen gehn mich niſcht an! Motes. Wenn ich bloß ſo ’n Hallunken ’mal treffe, dem geb ich zuerſt ’n Paar hinter die Ohren, — dann bring ich ihn unbarmherzig zur Anzeige. Frau Motes. Frau Wolffen, haben Sie ’n Paar friſche Eier? Frau Wolff. Jetzt mitten im Winter? Die ſind gar rar. Motes (zu Julius, der eben eintritt). Förſter Seidel hat wieder ’n Wilddieb jefaßt. Wird morgen nach Moabit jebracht. Hat Schneid, der Kerl, das muß man ſagen. Wenn ich bloß nicht das Malheur ge- habt hätte, da könnt ich heut Oberförſter ſein. Dann würd ich die Hunde noch anders zwiebeln! Frau Wolff. Das hat manch einer ſchon bißen miſſen!

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_biberpelz_1893/32>, abgerufen am 29.03.2024.