Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893.

Bild:
<< vorherige Seite
Finger loofen! Dem Balge will ich a Talglicht uff-
stecken! Das wär so a Awasemeng fer Dich, gelt?
Mit a Kerln de Nächte verschwiemeln. Nee, Mädel,
wenn ich bloß da dran denke: ich hau Dich, daßte
schonn gar nich mehr uffstehst. -- Nu kommt Papa,
jetzt nimm Dich in Obacht!
Leontine. Wenn Papa mir verpaukt, denn loof
ick fort; denn wer' ick schon sehn, wo ick bleiben du.
Frau Wolff. Jetzt maul nich! Geh und futter
de Ziegen. Se sind ooch noch nich gemolken den
Abend. Un gibb a Karnickeln 'ne Hamvll Heu.
Leontine (sucht schnell hinauszukommen, trifft aber in der
Thür auf ihren Vater, sagt flüchtig:
"'N Abend" und wischt an
ihm vorüber hinaus).
Julius Wolff (der Vater, ist Schiffszimmermann, von
langer Figur, blöden Augen und trägen Bewegungen, etwa 43 Jahr
alt. -- Er stellt zwei lange Ruder, die er auf der Schulter getragen,
in die Ecke und wirft sein Schiffszimmergeräth schweigend ab).
Frau Wolff. Haste a Schiffer-Emil getroffen?
Julius (brummt).
Frau Wolff. Kannste nich reden? Ja oder
nein? Wird a rumkomm, hä?
Julius (unwirsch). Immerzu doch! Schrei Du
man noch mehr!
Frau Wolff. Du bist schon a kuraschirter Kerl.
Dabei da vergißte de Thire zuzumachen.
Julius (schließt die Thür). Was is 'n das wieder
mit Leontinen?
Finger loofen! Dem Balge will ich a Talglicht uff-
ſtecken! Das wär ſo a Awaſemeng fer Dich, gelt?
Mit a Kerln de Nächte verſchwiemeln. Nee, Mädel,
wenn ich bloß da dran denke: ich hau Dich, daßte
ſchonn gar nich mehr uffſtehſt. — Nu kommt Papa,
jetzt nimm Dich in Obacht!
Leontine. Wenn Papa mir verpaukt, denn loof
ick fort; denn wer’ ick ſchon ſehn, wo ick bleiben du.
Frau Wolff. Jetzt maul nich! Geh und futter
de Ziegen. Se ſind ooch noch nich gemolken den
Abend. Un gibb a Karnickeln ’ne Hamvll Heu.
Leontine (ſucht ſchnell hinauszukommen, trifft aber in der
Thür auf ihren Vater, ſagt flüchtig:
„’N Abend“ und wiſcht an
ihm vorüber hinaus).
Julius Wolff (der Vater, iſt Schiffszimmermann, von
langer Figur, blöden Augen und trägen Bewegungen, etwa 43 Jahr
alt. — Er ſtellt zwei lange Ruder, die er auf der Schulter getragen,
in die Ecke und wirft ſein Schiffszimmergeräth ſchweigend ab).
Frau Wolff. Haſte a Schiffer-Emil getroffen?
Julius (brummt).
Frau Wolff. Kannſte nich reden? Ja oder
nein? Wird a rumkomm, hä?
Julius (unwirſch). Immerzu doch! Schrei Du
man noch mehr!
Frau Wolff. Du biſt ſchon a kuraſchirter Kerl.
Dabei da vergißte de Thire zuzumachen.
Julius (ſchließt die Thür). Was is ’n das wieder
mit Leontinen?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#WOLFF">
          <p><pb facs="#f0015" n="9"/>
Finger loofen! Dem Balge will ich a Talglicht uff-<lb/>
&#x017F;tecken! Das wär &#x017F;o a Awa&#x017F;emeng fer Dich, gelt?<lb/>
Mit a Kerln de Nächte ver&#x017F;chwiemeln. Nee, Mädel,<lb/>
wenn ich bloß da dran denke: ich hau Dich, daßte<lb/>
&#x017F;chonn gar nich mehr uff&#x017F;teh&#x017F;t. &#x2014; Nu kommt Papa,<lb/>
jetzt nimm Dich in Obacht!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LEO">
          <speaker> <hi rendition="#g">Leontine.</hi> </speaker>
          <p>Wenn Papa mir verpaukt, denn loof<lb/>
ick fort; denn wer&#x2019; ick &#x017F;chon &#x017F;ehn, wo ick bleiben du.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WOLFF">
          <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff.</hi> </speaker>
          <p>Jetzt maul nich! Geh und futter<lb/>
de Ziegen. Se &#x017F;ind ooch noch nich gemolken den<lb/>
Abend. Un gibb a Karnickeln &#x2019;ne Hamvll Heu.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LEO">
          <speaker> <hi rendition="#g">Leontine</hi> </speaker>
          <stage>(&#x017F;ucht &#x017F;chnell hinauszukommen, trifft aber in der<lb/>
Thür auf ihren Vater, &#x017F;agt flüchtig:</stage>
          <p>&#x201E;&#x2019;N Abend&#x201C;</p>
          <stage>und wi&#x017F;cht an<lb/>
ihm vorüber hinaus).</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#JUL">
          <speaker> <hi rendition="#g">Julius Wolff</hi> </speaker>
          <stage>(der Vater, i&#x017F;t Schiffszimmermann, von<lb/>
langer Figur, blöden Augen und trägen Bewegungen, etwa 43 Jahr<lb/>
alt. &#x2014; Er &#x017F;tellt zwei lange Ruder, die er auf der Schulter getragen,<lb/>
in die Ecke und wirft &#x017F;ein Schiffszimmergeräth &#x017F;chweigend ab).</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WOLFF">
          <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff.</hi> </speaker>
          <p>Ha&#x017F;te a Schiffer-Emil getroffen?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#JUL">
          <speaker> <hi rendition="#g">Julius</hi> </speaker>
          <stage>(brummt).</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WOLFF">
          <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff.</hi> </speaker>
          <p>Kann&#x017F;te nich reden? Ja oder<lb/>
nein? Wird a rumkomm, hä?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#JUL">
          <speaker> <hi rendition="#g">Julius</hi> </speaker>
          <stage>(unwir&#x017F;ch).</stage>
          <p>Immerzu doch! Schrei Du<lb/>
man noch mehr!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WOLFF">
          <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff.</hi> </speaker>
          <p>Du bi&#x017F;t &#x017F;chon a kura&#x017F;chirter Kerl.<lb/>
Dabei da vergißte de Thire zuzumachen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#JUL">
          <speaker> <hi rendition="#g">Julius</hi> </speaker>
          <stage>(&#x017F;chließt die Thür).</stage>
          <p>Was is &#x2019;n das wieder<lb/>
mit Leontinen?</p>
        </sp><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0015] Finger loofen! Dem Balge will ich a Talglicht uff- ſtecken! Das wär ſo a Awaſemeng fer Dich, gelt? Mit a Kerln de Nächte verſchwiemeln. Nee, Mädel, wenn ich bloß da dran denke: ich hau Dich, daßte ſchonn gar nich mehr uffſtehſt. — Nu kommt Papa, jetzt nimm Dich in Obacht! Leontine. Wenn Papa mir verpaukt, denn loof ick fort; denn wer’ ick ſchon ſehn, wo ick bleiben du. Frau Wolff. Jetzt maul nich! Geh und futter de Ziegen. Se ſind ooch noch nich gemolken den Abend. Un gibb a Karnickeln ’ne Hamvll Heu. Leontine (ſucht ſchnell hinauszukommen, trifft aber in der Thür auf ihren Vater, ſagt flüchtig: „’N Abend“ und wiſcht an ihm vorüber hinaus). Julius Wolff (der Vater, iſt Schiffszimmermann, von langer Figur, blöden Augen und trägen Bewegungen, etwa 43 Jahr alt. — Er ſtellt zwei lange Ruder, die er auf der Schulter getragen, in die Ecke und wirft ſein Schiffszimmergeräth ſchweigend ab). Frau Wolff. Haſte a Schiffer-Emil getroffen? Julius (brummt). Frau Wolff. Kannſte nich reden? Ja oder nein? Wird a rumkomm, hä? Julius (unwirſch). Immerzu doch! Schrei Du man noch mehr! Frau Wolff. Du biſt ſchon a kuraſchirter Kerl. Dabei da vergißte de Thire zuzumachen. Julius (ſchließt die Thür). Was is ’n das wieder mit Leontinen?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_biberpelz_1893
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_biberpelz_1893/15
Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_biberpelz_1893/15>, abgerufen am 28.03.2024.