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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Wilhelm Hauff, geboren am 29. November 1802 zu Stuttgart, wurde nach dem frühen Tode des Vaters bei dem Großvater in Tübingen erzogen, kam in die Klosterschule zu Blaubeuern und studirte in Tübingen Theologie. Nach einer Reise durch Frankreich, die Nie-derlande und Norddeutschland übernahm er im Januar 1827 die Redaction des Morgenblattes, starb aber schon am 18. November desselben Jahres.

Ein Erzählertalent von einer Fülle und Frische, wie vor ihm keines in Deutschland erschienen, hatte sich in den wenigen Jahren seines dichterischen Schaffens schon so reich entfaltet, daß die von G. Schwab mit dem Leben des Dichters herausgegebenen "Sämmtlichen Werke" in der ersten Auflage 36 Sedezbändchen umfaßten. Und es scheint, so bald seine Phantasie sich zu regen begann, die Gabe, das Erfundene darzustellen, als etwas Fertiges, Selbstverständliches hinzugekommen zu sein. Wenigstens sind seine Märchen aus dem "Märchenalmanach auf das Jahr 1826" mit so leichter Feder hingeschrieben, wie das Späteste, was wir von ihm besitzen. Die Kunst zu erzählen war ihm so angeboren, wie gewissen Küstenbewohnern das Schwimmen. Und da eine liebenswürdige Natur auch seine Erfindungen mit Anmuth und wechselndem Reiz ausstattete, ist es begreiflich, daß Hauffs historischer Roman "Lichtenstein" (Stuttgart 1826; ein Walter Scott'scher Nachschößling aus schwäbischem Grund und Boden, daß ferner seine "Mittheilungen aus den Memoiren des Satans" (1827) und seine nach dem Tode herausgegebenen "Novellen" (1828, 3 Bände) noch heute überall beliebt und eines dauernden Rufes sicher sind, welchen freilich seine unvergänglichen Märchen wohl noch überdauern werden.

Wilhelm Hauff, geboren am 29. November 1802 zu Stuttgart, wurde nach dem frühen Tode des Vaters bei dem Großvater in Tübingen erzogen, kam in die Klosterschule zu Blaubeuern und studirte in Tübingen Theologie. Nach einer Reise durch Frankreich, die Nie-derlande und Norddeutschland übernahm er im Januar 1827 die Redaction des Morgenblattes, starb aber schon am 18. November desselben Jahres.

Ein Erzählertalent von einer Fülle und Frische, wie vor ihm keines in Deutschland erschienen, hatte sich in den wenigen Jahren seines dichterischen Schaffens schon so reich entfaltet, daß die von G. Schwab mit dem Leben des Dichters herausgegebenen „Sämmtlichen Werke“ in der ersten Auflage 36 Sedezbändchen umfaßten. Und es scheint, so bald seine Phantasie sich zu regen begann, die Gabe, das Erfundene darzustellen, als etwas Fertiges, Selbstverständliches hinzugekommen zu sein. Wenigstens sind seine Märchen aus dem „Märchenalmanach auf das Jahr 1826“ mit so leichter Feder hingeschrieben, wie das Späteste, was wir von ihm besitzen. Die Kunst zu erzählen war ihm so angeboren, wie gewissen Küstenbewohnern das Schwimmen. Und da eine liebenswürdige Natur auch seine Erfindungen mit Anmuth und wechselndem Reiz ausstattete, ist es begreiflich, daß Hauffs historischer Roman „Lichtenstein“ (Stuttgart 1826; ein Walter Scott'scher Nachschößling aus schwäbischem Grund und Boden, daß ferner seine „Mittheilungen aus den Memoiren des Satans“ (1827) und seine nach dem Tode herausgegebenen „Novellen“ (1828, 3 Bände) noch heute überall beliebt und eines dauernden Rufes sicher sind, welchen freilich seine unvergänglichen Märchen wohl noch überdauern werden.

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[0005] Wilhelm Hauff, geboren am 29. November 1802 zu Stuttgart, wurde nach dem frühen Tode des Vaters bei dem Großvater in Tübingen erzogen, kam in die Klosterschule zu Blaubeuern und studirte in Tübingen Theologie. Nach einer Reise durch Frankreich, die Nie-derlande und Norddeutschland übernahm er im Januar 1827 die Redaction des Morgenblattes, starb aber schon am 18. November desselben Jahres. Ein Erzählertalent von einer Fülle und Frische, wie vor ihm keines in Deutschland erschienen, hatte sich in den wenigen Jahren seines dichterischen Schaffens schon so reich entfaltet, daß die von G. Schwab mit dem Leben des Dichters herausgegebenen „Sämmtlichen Werke“ in der ersten Auflage 36 Sedezbändchen umfaßten. Und es scheint, so bald seine Phantasie sich zu regen begann, die Gabe, das Erfundene darzustellen, als etwas Fertiges, Selbstverständliches hinzugekommen zu sein. Wenigstens sind seine Märchen aus dem „Märchenalmanach auf das Jahr 1826“ mit so leichter Feder hingeschrieben, wie das Späteste, was wir von ihm besitzen. Die Kunst zu erzählen war ihm so angeboren, wie gewissen Küstenbewohnern das Schwimmen. Und da eine liebenswürdige Natur auch seine Erfindungen mit Anmuth und wechselndem Reiz ausstattete, ist es begreiflich, daß Hauffs historischer Roman „Lichtenstein“ (Stuttgart 1826; ein Walter Scott'scher Nachschößling aus schwäbischem Grund und Boden, daß ferner seine „Mittheilungen aus den Memoiren des Satans“ (1827) und seine nach dem Tode herausgegebenen „Novellen“ (1828, 3 Bände) noch heute überall beliebt und eines dauernden Rufes sicher sind, welchen freilich seine unvergänglichen Märchen wohl noch überdauern werden.

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Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:05:53Z)

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_ratskeller_1910/5>, abgerufen am 28.03.2024.