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Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.

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so sollte jedesmal nach dem Essen gelüftet wer-
den, um die mephitischen Dünste der Speisen zu
entfernen. Auch hier erprobt sich während der käl-
teren Jahreszeit ein Windofen als ein vortrefflicher
Ventilator, denn so wie die Dünste sich bilden, wer-
den sie durch den im Kamin aufsteigenden Luftzug
fortgeschafft, wodurch die Atmosphäre stets rein erhal-
ten wird. Die Beschaffenheit der Luft in den Zimmern
eines Hauses wird natürlich auch von der Lage des-
selben abhängen. Liegt es im Herzen einer großen
Stadt, in einer engen, schmutzigen, niedrigliegenden
Straße, oder noch schlimmer an einer Sackgasse, wo
die Luft nicht durchstreifen kann: ist es von an-
dern hohen Gebäuden dicht umgeben, und hat es
weder Garten noch Hofraum, so sind dieses eben so
viele ungünstige Umstände, die der Familienvater bei
der Wahl seiner Wohnung berücksichtigen sollte. Be-
sonders hüte er sich, zu früh in ein neugebautes Haus
zu ziehen, ehe die Wände gehörig ausgetrocknet sind.
Die Zimmer eines solchen Hauses sind mit wässeri-
gen Dünsten ausgefüllt, welche die Transpiration
auf die unangenehmste Weise unterdrücken und das
Gefühl geben, als ob man in einem Keller sich
befände.

Die gefährlichsten Krankheiten sind nicht selten
die Folge des Verweilens in diesen naßkalten, mit
Wasser durch und durch geschwängerten Räumen.

ſo ſollte jedesmal nach dem Eſſen geluͤftet wer-
den, um die mephitiſchen Duͤnſte der Speiſen zu
entfernen. Auch hier erprobt ſich waͤhrend der kaͤl-
teren Jahreszeit ein Windofen als ein vortrefflicher
Ventilator, denn ſo wie die Dünſte ſich bilden, wer-
den ſie durch den im Kamin aufſteigenden Luftzug
fortgeſchafft, wodurch die Atmosphaͤre ſtets rein erhal-
ten wird. Die Beſchaffenheit der Luft in den Zimmern
eines Hauſes wird natuͤrlich auch von der Lage des-
ſelben abhaͤngen. Liegt es im Herzen einer großen
Stadt, in einer engen, ſchmutzigen, niedrigliegenden
Straße, oder noch ſchlimmer an einer Sackgaſſe, wo
die Luft nicht durchſtreifen kann: iſt es von an-
dern hohen Gebaͤuden dicht umgeben, und hat es
weder Garten noch Hofraum, ſo ſind dieſes eben ſo
viele unguͤnſtige Umſtaͤnde, die der Familienvater bei
der Wahl ſeiner Wohnung beruͤckſichtigen ſollte. Be-
ſonders huͤte er ſich, zu fruͤh in ein neugebautes Haus
zu ziehen, ehe die Waͤnde gehoͤrig ausgetrocknet ſind.
Die Zimmer eines ſolchen Hauſes ſind mit waͤſſeri-
gen Duͤnſten ausgefuͤllt, welche die Transpiration
auf die unangenehmſte Weiſe unterdruͤcken und das
Gefuͤhl geben, als ob man in einem Keller ſich
befände.

Die gefaͤhrlichſten Krankheiten ſind nicht ſelten
die Folge des Verweilens in dieſen naßkalten, mit
Waſſer durch und durch geſchwaͤngerten Raͤumen.

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[22/0032] ſo ſollte jedesmal nach dem Eſſen geluͤftet wer- den, um die mephitiſchen Duͤnſte der Speiſen zu entfernen. Auch hier erprobt ſich waͤhrend der kaͤl- teren Jahreszeit ein Windofen als ein vortrefflicher Ventilator, denn ſo wie die Dünſte ſich bilden, wer- den ſie durch den im Kamin aufſteigenden Luftzug fortgeſchafft, wodurch die Atmosphaͤre ſtets rein erhal- ten wird. Die Beſchaffenheit der Luft in den Zimmern eines Hauſes wird natuͤrlich auch von der Lage des- ſelben abhaͤngen. Liegt es im Herzen einer großen Stadt, in einer engen, ſchmutzigen, niedrigliegenden Straße, oder noch ſchlimmer an einer Sackgaſſe, wo die Luft nicht durchſtreifen kann: iſt es von an- dern hohen Gebaͤuden dicht umgeben, und hat es weder Garten noch Hofraum, ſo ſind dieſes eben ſo viele unguͤnſtige Umſtaͤnde, die der Familienvater bei der Wahl ſeiner Wohnung beruͤckſichtigen ſollte. Be- ſonders huͤte er ſich, zu fruͤh in ein neugebautes Haus zu ziehen, ehe die Waͤnde gehoͤrig ausgetrocknet ſind. Die Zimmer eines ſolchen Hauſes ſind mit waͤſſeri- gen Duͤnſten ausgefuͤllt, welche die Transpiration auf die unangenehmſte Weiſe unterdruͤcken und das Gefuͤhl geben, als ob man in einem Keller ſich befände. Die gefaͤhrlichſten Krankheiten ſind nicht ſelten die Folge des Verweilens in dieſen naßkalten, mit Waſſer durch und durch geſchwaͤngerten Raͤumen.

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Zitationshilfe: Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/32>, abgerufen am 25.04.2024.