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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Von der Nachahmung.
daß ich erstarrt/ nicht lang verharrt/
mich gantz verändert fande.

3.
Jch gange schnell verließ den Baum/
(so dunkte mich in meinem Traum)
von solchem Strang geführet;
Dem folgt ich nach/ ohn Widersprach/
wie er mich hat regieret.
4.
Mein Hertz gefesselt an den Strang/
mich willig in die Kirchen drang/
da musst ich nieder knien;
verbleiben stet in dem Gebet/
und von der Welte fliehen.
5.
Nachdem ich mein Gebet verricht/
mocht ich dar länger bleiben nicht/
ich wurde fort gezogen/
deß Armen Hand/ der liebe Pfand
Zu reichen/ leicht bewogen.
6.
Der Strang schloß mir die Lippen auf
daß meiner Zungen voller Lauf/
begunte laut zu singen:
Es musste bald Berg/ Thal und Wald
Von GOTTES Lob erklingen.
7.
Jch fragte manchen Ehrenmann
ob
D

Von der Nachahmung.
daß ich erſtarrt/ nicht lang verharrt/
mich gantz veraͤndert fande.

3.
Jch gange ſchnell verließ den Baum/
(ſo dunkte mich in meinem Traum)
von ſolchem Strang gefuͤhret;
Dem folgt ich nach/ ohn Widerſprach/
wie er mich hat regieret.
4.
Mein Hertz gefeſſelt an den Strang/
mich willig in die Kirchen drang/
da muſſt ich nieder knien;
verbleiben ſtet in dem Gebet/
und von der Welte fliehen.
5.
Nachdem ich mein Gebet verricht/
mocht ich dar laͤnger bleiben nicht/
ich wurde fort gezogen/
deß Armen Hand/ der liebe Pfand
Zu reichen/ leicht bewogen.
6.
Der Strang ſchloß mir die Lippen auf
daß meiner Zungen voller Lauf/
begunte laut zu ſingen:
Es muſſte bald Berg/ Thal und Wald
Von GOTTES Lob erklingen.
7.
Jch fragte manchen Ehrenmann
ob
D
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[49/0081] Von der Nachahmung. daß ich erſtarrt/ nicht lang verharrt/ mich gantz veraͤndert fande. 3. Jch gange ſchnell verließ den Baum/ (ſo dunkte mich in meinem Traum) von ſolchem Strang gefuͤhret; Dem folgt ich nach/ ohn Widerſprach/ wie er mich hat regieret. 4. Mein Hertz gefeſſelt an den Strang/ mich willig in die Kirchen drang/ da muſſt ich nieder knien; verbleiben ſtet in dem Gebet/ und von der Welte fliehen. 5. Nachdem ich mein Gebet verricht/ mocht ich dar laͤnger bleiben nicht/ ich wurde fort gezogen/ deß Armen Hand/ der liebe Pfand Zu reichen/ leicht bewogen. 6. Der Strang ſchloß mir die Lippen auf daß meiner Zungen voller Lauf/ begunte laut zu ſingen: Es muſſte bald Berg/ Thal und Wald Von GOTTES Lob erklingen. 7. Jch fragte manchen Ehrenmann ob D

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/81>, abgerufen am 25.04.2024.