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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Gedicht.
und macht den Dichter frey/ von aller Sorgen
Band/ erhöhet der Verstand/ sührt eine schöne
Hand zu klingen und zu singen/ dem Höchsten
Lob zu bringen etc.

Die gebundne rede wird gebildet durch ei-
nen Negelstock/ dessen Band die Zier erhält/ wie
auch durch eine Trompeten welche den gezwun-
genen Klang so viel stärker erschallen machet.

144. Gedult.

Es reimet schuld und Huld/ mit Hoffnung
und Gedult. Der frommen Schäflein Art die
für deß Schlachters Eisen verstummen und Ge-
dult in ihrer Unschuld weisen. Gedruckt nicht
unterdruckt/ verachtet nicht geschlachtet/ ge-
schlachtet doch bey GOTT dem Opfer gleich ge-
achtet das ihm der Abel bracht/ geplaget nicht ver-
zaget. Jn Sanfftmut und Gedult deß Kreutzes
Bürde tragen/ bringt endlich viel Behagen/ Ge-
nad und Himmelshuld.

Die Gedult wird gemahlt durch ein weinen-
des Weib/ welche in Dörnern sitzet/ schlecht be-
kleidet ist/ und ein Joch auf dem Halse träget/ die
die Hände in einander windend. Neben ihr liget
ein Lamm/ welches auch die Deutung hat der
Gedulte.

145. Gefahr.

Der Poet pfleget alles umständig auszudru-
cken/ und zuvermelden/ was es für eine Gefahr/

ob

Gedicht.
und macht den Dichter frey/ von aller Sorgen
Band/ erhoͤhet der Verſtand/ ſuͤhrt eine ſchoͤne
Hand zu klingen und zu ſingen/ dem Hoͤchſten
Lob zu bringen ꝛc.

Die gebundne rede wird gebildet durch ei-
nen Negelſtock/ deſſen Band die Zier erhaͤlt/ wie
auch durch eine Trompeten welche den gezwun-
genen Klang ſo viel ſtaͤrker erſchallen machet.

144. Gedult.

Es reimet ſchuld und Huld/ mit Hoffnung
und Gedult. Der frommen Schaͤflein Art die
fuͤr deß Schlachters Eiſen verſtummen und Ge-
dult in ihrer Unſchuld weiſen. Gedruckt nicht
unterdruckt/ verachtet nicht geſchlachtet/ ge-
ſchlachtet doch bey GOTT dem Opfer gleich ge-
achtet das ihm der Abel bracht/ geplaget nicht ver-
zaget. Jn Sanfftmut und Gedult deß Kreutzes
Buͤrde tragen/ bringt endlich viel Behagen/ Ge-
nad und Himmelshuld.

Die Gedult wird gemahlt durch ein weinen-
des Weib/ welche in Doͤrnern ſitzet/ ſchlecht be-
kleidet iſt/ und ein Joch auf dem Halſe traͤget/ die
die Haͤnde in einander windend. Neben ihr liget
ein Lamm/ welches auch die Deutung hat der
Gedulte.

145. Gefahr.

Der Poët pfleget alles umſtaͤndig auszudru-
cken/ und zuvermelden/ was es fuͤr eine Gefahr/

ob
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[220[218]/0250] Gedicht. und macht den Dichter frey/ von aller Sorgen Band/ erhoͤhet der Verſtand/ ſuͤhrt eine ſchoͤne Hand zu klingen und zu ſingen/ dem Hoͤchſten Lob zu bringen ꝛc. Die gebundne rede wird gebildet durch ei- nen Negelſtock/ deſſen Band die Zier erhaͤlt/ wie auch durch eine Trompeten welche den gezwun- genen Klang ſo viel ſtaͤrker erſchallen machet. 144. Gedult. Es reimet ſchuld und Huld/ mit Hoffnung und Gedult. Der frommen Schaͤflein Art die fuͤr deß Schlachters Eiſen verſtummen und Ge- dult in ihrer Unſchuld weiſen. Gedruckt nicht unterdruckt/ verachtet nicht geſchlachtet/ ge- ſchlachtet doch bey GOTT dem Opfer gleich ge- achtet das ihm der Abel bracht/ geplaget nicht ver- zaget. Jn Sanfftmut und Gedult deß Kreutzes Buͤrde tragen/ bringt endlich viel Behagen/ Ge- nad und Himmelshuld. Die Gedult wird gemahlt durch ein weinen- des Weib/ welche in Doͤrnern ſitzet/ ſchlecht be- kleidet iſt/ und ein Joch auf dem Halſe traͤget/ die die Haͤnde in einander windend. Neben ihr liget ein Lamm/ welches auch die Deutung hat der Gedulte. 145. Gefahr. Der Poët pfleget alles umſtaͤndig auszudru- cken/ und zuvermelden/ was es fuͤr eine Gefahr/ ob

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 220[218]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/250>, abgerufen am 29.03.2024.