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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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VI.
fige Sache kan nicht mit kurtzen Worten gefas-
set werden. Hierinnen ist nun unsre teutsche
Sprache eine Meisterin in dem sie viel einsylbige
Wörter hat/ solche Kunstmässig zusammen se-
tzet/ und wie H. Lutherus redet/ verzwillingt
wie vor gemeldet worden/ sondern auch mit ihren
Vorsylben mehr ausdrucken kan/ als mit etli-
chen Worten in andren Sprachen nicht besche-
hen mag. Solche Wörter sind: Loßschrauben/
Erheurahten
(Lucrari per Matrimonium)
abligen (per mendacia eblandiri) etc. Besiehe
oftgerühmten H. Schottelius sechste Lobrede der
Teutschen Sprache/ und H. M. Arnolds Sprach-
Spiegel.

66. Benebens die sem ist eine sondre Zierde in
der Vielheit und Menge der Wörter und Red-
Arten/ welche sonderlich in unsrer Sprache/ die
doch von kurtzen Jahren her mit Fleiß untersu-
chet worden/ zubefinden. Solche vielfältige Ab-
wechstung der Wörter und Red-Arten/ ist gleich
den Opelen Farben Regenbogen/ der seine bunte
Farben in schöner Ordnung weiset und nur allein.
von der Sonnen kan beleuchtet werden.

Wer nun einer Sprache mächtig ist/ die be-
sten Bücher in derselben gelesen/ die gebräuchli-
chen Red-Arten abgemerket/ und nach dem Abc.
wie der Anfang in nachgesetzten Werke gema-
chet/ ordentlich verzeichnet/ der wird die wunder-

reiche

VI.
fige Sache kan nicht mit kurtzen Worten gefaſ-
ſet werden. Hierinnen iſt nun unſre teutſche
Sprache eine Meiſterin in dem ſie viel einſylbige
Woͤrter hat/ ſolche Kunſtmaͤſſig zuſammen ſe-
tzet/ und wie H. Lutherus redet/ verzwillingt
wie vor gemeldet worden/ ſondern auch mit ihren
Vorſylben mehr ausdrucken kan/ als mit etli-
chen Worten in andren Sprachen nicht beſche-
hẽ mag. Solche Woͤrter ſind: Loßſchrauben/
Erheurahten
(Lucrari per Matrimonium)
abligen (per mendacia eblandiri) ꝛc. Beſiehe
oftgeruͤhmten H. Schottelius ſechſte Lobrede der
Teutſchẽ Sprache/ und H. M. Arnolds Sprach-
Spiegel.

66. Benebens die ſem iſt eine ſondre Zierde in
der Vielheit und Menge der Woͤrter und Red-
Arten/ welche ſonderlich in unſrer Sprache/ die
doch von kurtzen Jahren her mit Fleiß unterſu-
chet worden/ zubefinden. Solche vielfaͤltige Ab-
wechſtung der Woͤrter und Red-Arten/ iſt gleich
den Opelen Farben Regenbogen/ der ſeine bunte
Farbẽ in ſchoͤner Ordnung weiſet und nur allein.
von der Sonnen kan beleuchtet werden.

Wer nun einer Sprache maͤchtig iſt/ die be-
ſten Buͤcher in derſelben geleſen/ die gebraͤuchli-
chen Red-Arten abgemerket/ und nach dem Abc.
wie der Anfang in nachgeſetzten Werke gema-
chet/ ordentlich verzeichnet/ der wird die wunder-

reiche
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[68/0100] VI. fige Sache kan nicht mit kurtzen Worten gefaſ- ſet werden. Hierinnen iſt nun unſre teutſche Sprache eine Meiſterin in dem ſie viel einſylbige Woͤrter hat/ ſolche Kunſtmaͤſſig zuſammen ſe- tzet/ und wie H. Lutherus redet/ verzwillingt wie vor gemeldet worden/ ſondern auch mit ihren Vorſylben mehr ausdrucken kan/ als mit etli- chen Worten in andren Sprachen nicht beſche- hẽ mag. Solche Woͤrter ſind: Loßſchrauben/ Erheurahten (Lucrari per Matrimonium) abligen (per mendacia eblandiri) ꝛc. Beſiehe oftgeruͤhmten H. Schottelius ſechſte Lobrede der Teutſchẽ Sprache/ und H. M. Arnolds Sprach- Spiegel. 66. Benebens die ſem iſt eine ſondre Zierde in der Vielheit und Menge der Woͤrter und Red- Arten/ welche ſonderlich in unſrer Sprache/ die doch von kurtzen Jahren her mit Fleiß unterſu- chet worden/ zubefinden. Solche vielfaͤltige Ab- wechſtung der Woͤrter und Red-Arten/ iſt gleich den Opelen Farben Regenbogen/ der ſeine bunte Farbẽ in ſchoͤner Ordnung weiſet und nur allein. von der Sonnen kan beleuchtet werden. Wer nun einer Sprache maͤchtig iſt/ die be- ſten Buͤcher in derſelben geleſen/ die gebraͤuchli- chen Red-Arten abgemerket/ und nach dem Abc. wie der Anfang in nachgeſetzten Werke gema- chet/ ordentlich verzeichnet/ der wird die wunder- reiche

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/100>, abgerufen am 29.03.2024.