Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

I. Abschn. Die Zergliederung.

um den Brustkanal(m), mit Geschicklichkeit einen
Faden: verlangt man das ganze Milchsistem zu sehen, so
muß man die Blutadern, in welche sich der Brustkanal
ausleert, die Achseladern (n), die Drosseladern un-
terbinden.

Wir haben die Natur hier zu unsrer Wegweiserin
vor uns. Die alten haben ihre meiste Demonstrationen
der Milchgefässe, und Brustgefässe an erwürgten Men-
schen (o), nämlich an solchen Körpern gemacht, in de-
nen die Drosselblutadern gebunden waren. An einem
vom Schlage gerührten, welches eine Krankheit ist, die
von dem Erwürgen sehr wenig abweicht, liessen sich die
Milchgefässe artig beobachten (p). Man ersiehet daraus,
wenn der Zufluß des Chilus ins Blut gehemmt wor-
den, die milchige Feuchtigkeit in ihren Gefässen bleibe,
und dieselben ausdehne.

Doch es begünstigen auch andre Krankheiten, wel-
che den Chilus in seinem Gange aufhalten, die Absicht,
diese weisse Gefässe deutlich zu machen, z. E. die Ver-
härtungen der Drüsen am Gekröse (q).

Jch weis nicht, ob nicht eine grosse Kälte, dabei
Nuzzen schaffe, indem sie plözzlich alle Bewegung in den
Fasern unterdrükkt, welche in den biegsamen Häuten
lange nach dem Tode noch übrig ist, und die Häute der

Gefässe

(m) [Spaltenumbruch] Le NOBLE p. 20. DRE-
LINCOURT. Canicid. XI. BAR-
THOLIN. p. 69. an den Gefässen
selbst. Le NOBLE p. 21. WA-
LAEUS p. 765. NEEDHAM. p.
85. nahe am Darm DRELIN-
COURT. canicid. 12.

(n) BONE n. 45.

(o) Er habe es oft an Erwürg-
ten gesehen RIOLANUS in WA-
LAEUS p. 608. und es räth solche
Körper zu gebrauchen GUIFFART.
p. 221. dieses Handgriffes bediente
[Spaltenumbruch] sich auch le NOBLE p. 25. et TUL-
PIUS, FOLIUS, PEIRESCUS,
BARTHOLINUS p. 614. lact tho-
rac. p. 14. DIONIS. p. 207. ROE-
DERER obs. der Mensch hatte den
Hals gebrochen bei LEPROTTIO.
An einem Gehängten zeigte es uns
ALBINUS.

(p) FABRIC. II. Saml. p. 50.

(q) SCHMIDT den dritten Tag
l. c. FANTON. anat. p. 92. 9[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt].
Diss. V. LIEBERKUHN p. 2.

U 2

I. Abſchn. Die Zergliederung.

um den Bruſtkanal(m), mit Geſchicklichkeit einen
Faden: verlangt man das ganze Milchſiſtem zu ſehen, ſo
muß man die Blutadern, in welche ſich der Bruſtkanal
ausleert, die Achſeladern (n), die Droſſeladern un-
terbinden.

Wir haben die Natur hier zu unſrer Wegweiſerin
vor uns. Die alten haben ihre meiſte Demonſtrationen
der Milchgefaͤſſe, und Bruſtgefaͤſſe an erwuͤrgten Men-
ſchen (o), naͤmlich an ſolchen Koͤrpern gemacht, in de-
nen die Droſſelblutadern gebunden waren. An einem
vom Schlage geruͤhrten, welches eine Krankheit iſt, die
von dem Erwuͤrgen ſehr wenig abweicht, lieſſen ſich die
Milchgefaͤſſe artig beobachten (p). Man erſiehet daraus,
wenn der Zufluß des Chilus ins Blut gehemmt wor-
den, die milchige Feuchtigkeit in ihren Gefaͤſſen bleibe,
und dieſelben ausdehne.

Doch es beguͤnſtigen auch andre Krankheiten, wel-
che den Chilus in ſeinem Gange aufhalten, die Abſicht,
dieſe weiſſe Gefaͤſſe deutlich zu machen, z. E. die Ver-
haͤrtungen der Druͤſen am Gekroͤſe (q).

Jch weis nicht, ob nicht eine groſſe Kaͤlte, dabei
Nuzzen ſchaffe, indem ſie ploͤzzlich alle Bewegung in den
Faſern unterdruͤkkt, welche in den biegſamen Haͤuten
lange nach dem Tode noch uͤbrig iſt, und die Haͤute der

Gefaͤſſe

(m) [Spaltenumbruch] Le NOBLE p. 20. DRE-
LINCOURT. Canicid. XI. BAR-
THOLIN. p. 69. an den Gefaͤſſen
ſelbſt. Le NOBLE p. 21. WA-
LAEUS p. 765. NEEDHAM. p.
85. nahe am Darm DRELIN-
COURT. canicid. 12.

(n) BONE n. 45.

(o) Er habe es oft an Erwuͤrg-
ten geſehen RIOLANUS in WA-
LAEUS p. 608. und es raͤth ſolche
Koͤrper zu gebrauchen GUIFFART.
p. 221. dieſes Handgriffes bediente
[Spaltenumbruch] ſich auch le NOBLE p. 25. et TUL-
PIUS, FOLIUS, PEIRESCUS,
BARTHOLINUS p. 614. lact tho-
rac. p. 14. DIONIS. p. 207. ROE-
DERER obſ. der Menſch hatte den
Hals gebrochen bei LEPROTTIO.
An einem Gehaͤngten zeigte es uns
ALBINUS.

(p) FABRIC. II. Saml. p. 50.

(q) SCHMIDT den dritten Tag
l. c. FANTON. anat. p. 92. 9[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt].
Diſſ. V. LIEBERKUHN p. 2.

U 2

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0343" n="307"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chn. Die Zergliederung.</hi></fw><lb/>
um den Bru&#x017F;tkanal<note place="foot" n="(m)"><cb/><hi rendition="#aq">Le NOBLE p. 20. DRE-<lb/>
LINCOURT. Canicid. XI. BAR-<lb/>
THOLIN. p.</hi> 69. an den Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t. <hi rendition="#aq">Le NOBLE p. 21. WA-<lb/>
LAEUS p. 765. NEEDHAM. p.</hi><lb/>
85. nahe am Darm <hi rendition="#aq">DRELIN-<lb/>
COURT. canicid.</hi> 12.</note>, mit Ge&#x017F;chicklichkeit einen<lb/>
Faden: verlangt man das ganze Milch&#x017F;i&#x017F;tem zu &#x017F;ehen, &#x017F;o<lb/>
muß man die Blutadern, in welche &#x017F;ich der Bru&#x017F;tkanal<lb/>
ausleert, die Ach&#x017F;eladern <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">BONE n.</hi> 45.</note>, die Dro&#x017F;&#x017F;eladern un-<lb/>
terbinden.</p><lb/>
              <p>Wir haben die Natur hier zu un&#x017F;rer Wegwei&#x017F;erin<lb/>
vor uns. Die alten haben ihre mei&#x017F;te Demon&#x017F;trationen<lb/>
der Milchgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und Bru&#x017F;tgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e an erwu&#x0364;rgten Men-<lb/>
&#x017F;chen <note place="foot" n="(o)">Er habe es oft an Erwu&#x0364;rg-<lb/>
ten ge&#x017F;ehen <hi rendition="#aq">RIOLANUS in WA-<lb/>
LAEUS p.</hi> 608. und es ra&#x0364;th &#x017F;olche<lb/>
Ko&#x0364;rper zu gebrauchen <hi rendition="#aq">GUIFFART.<lb/>
p.</hi> 221. die&#x017F;es Handgriffes bediente<lb/><cb/>
&#x017F;ich auch <hi rendition="#aq">le NOBLE p. 25. et TUL-<lb/>
PIUS, <hi rendition="#g">FOLIUS,</hi> PEIRESCUS,<lb/>
BARTHOLINUS p. 614. lact tho-<lb/>
rac. p. 14. DIONIS. p. 207. ROE-<lb/>
DERER ob&#x017F;.</hi> der Men&#x017F;ch hatte den<lb/>
Hals gebrochen bei <hi rendition="#aq">LEPROTTIO.</hi><lb/>
An einem Geha&#x0364;ngten zeigte es uns<lb/><hi rendition="#aq">ALBINUS.</hi></note>, na&#x0364;mlich an &#x017F;olchen Ko&#x0364;rpern gemacht, in de-<lb/>
nen die Dro&#x017F;&#x017F;elblutadern gebunden waren. An einem<lb/>
vom Schlage geru&#x0364;hrten, welches eine Krankheit i&#x017F;t, die<lb/>
von dem Erwu&#x0364;rgen &#x017F;ehr wenig abweicht, lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich die<lb/>
Milchgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e artig beobachten <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">FABRIC. II. Saml. p.</hi> 50.</note>. Man er&#x017F;iehet daraus,<lb/>
wenn der Zufluß des Chilus ins Blut gehemmt wor-<lb/>
den, die milchige Feuchtigkeit in ihren Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en bleibe,<lb/>
und die&#x017F;elben ausdehne.</p><lb/>
              <p>Doch es begu&#x0364;n&#x017F;tigen auch andre Krankheiten, wel-<lb/>
che den Chilus in &#x017F;einem Gange aufhalten, die Ab&#x017F;icht,<lb/>
die&#x017F;e wei&#x017F;&#x017F;e Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e deutlich zu machen, z. E. die Ver-<lb/>
ha&#x0364;rtungen der Dru&#x0364;&#x017F;en am Gekro&#x0364;&#x017F;e <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">SCHMIDT</hi> den dritten Tag<lb/><hi rendition="#aq">l. c. FANTON. anat. p. 92. 9<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>.<lb/>
Di&#x017F;&#x017F;. V. LIEBERKUHN p.</hi> 2.</note>.</p><lb/>
              <p>Jch weis nicht, ob nicht eine gro&#x017F;&#x017F;e Ka&#x0364;lte, dabei<lb/>
Nuzzen &#x017F;chaffe, indem &#x017F;ie plo&#x0364;zzlich alle Bewegung in den<lb/>
Fa&#x017F;ern unterdru&#x0364;kkt, welche in den bieg&#x017F;amen Ha&#x0364;uten<lb/>
lange nach dem Tode noch u&#x0364;brig i&#x017F;t, und die Ha&#x0364;ute der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[307/0343] I. Abſchn. Die Zergliederung. um den Bruſtkanal (m), mit Geſchicklichkeit einen Faden: verlangt man das ganze Milchſiſtem zu ſehen, ſo muß man die Blutadern, in welche ſich der Bruſtkanal ausleert, die Achſeladern (n), die Droſſeladern un- terbinden. Wir haben die Natur hier zu unſrer Wegweiſerin vor uns. Die alten haben ihre meiſte Demonſtrationen der Milchgefaͤſſe, und Bruſtgefaͤſſe an erwuͤrgten Men- ſchen (o), naͤmlich an ſolchen Koͤrpern gemacht, in de- nen die Droſſelblutadern gebunden waren. An einem vom Schlage geruͤhrten, welches eine Krankheit iſt, die von dem Erwuͤrgen ſehr wenig abweicht, lieſſen ſich die Milchgefaͤſſe artig beobachten (p). Man erſiehet daraus, wenn der Zufluß des Chilus ins Blut gehemmt wor- den, die milchige Feuchtigkeit in ihren Gefaͤſſen bleibe, und dieſelben ausdehne. Doch es beguͤnſtigen auch andre Krankheiten, wel- che den Chilus in ſeinem Gange aufhalten, die Abſicht, dieſe weiſſe Gefaͤſſe deutlich zu machen, z. E. die Ver- haͤrtungen der Druͤſen am Gekroͤſe (q). Jch weis nicht, ob nicht eine groſſe Kaͤlte, dabei Nuzzen ſchaffe, indem ſie ploͤzzlich alle Bewegung in den Faſern unterdruͤkkt, welche in den biegſamen Haͤuten lange nach dem Tode noch uͤbrig iſt, und die Haͤute der Gefaͤſſe (m) Le NOBLE p. 20. DRE- LINCOURT. Canicid. XI. BAR- THOLIN. p. 69. an den Gefaͤſſen ſelbſt. Le NOBLE p. 21. WA- LAEUS p. 765. NEEDHAM. p. 85. nahe am Darm DRELIN- COURT. canicid. 12. (n) BONE n. 45. (o) Er habe es oft an Erwuͤrg- ten geſehen RIOLANUS in WA- LAEUS p. 608. und es raͤth ſolche Koͤrper zu gebrauchen GUIFFART. p. 221. dieſes Handgriffes bediente ſich auch le NOBLE p. 25. et TUL- PIUS, FOLIUS, PEIRESCUS, BARTHOLINUS p. 614. lact tho- rac. p. 14. DIONIS. p. 207. ROE- DERER obſ. der Menſch hatte den Hals gebrochen bei LEPROTTIO. An einem Gehaͤngten zeigte es uns ALBINUS. (p) FABRIC. II. Saml. p. 50. (q) SCHMIDT den dritten Tag l. c. FANTON. anat. p. 92. 9_. Diſſ. V. LIEBERKUHN p. 2. U 2

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/343
Zitationshilfe:	Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/343>, abgerufen am 16.04.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.