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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Die Milchgefässe. XXV. Buch.
ihn gleich für eine Blutader ausgab, welche die Brust
zu ernähren den Auftrag habe(h).

Endlich gerieth im siebenzehnden Jahrhunderte, da
man lebendige Thiere häufig zu öffnen anfieng, zuerst
Kaspar Asellius, den 23ten Julius, im Jahre 1622
(i) indem er andern Dingen nachspürte, auf die Milch-
gefässe, er zeichnete solche deutlich ab, nur daß er einer
vorgefasten Meynung zu Folge, und verführt durch ei-
ne Misdeutung der Fließwassergefässe in der Leber, die
Milchgefässe zur Leber überleitete.

Die Gelehrten bezeigten sich gegen eine so schöne Er-
findung undankbar. C. Hoffmann trieb (k) mit den
Asellius, so wie kurz darauf mit dem Harvei sein Ge-
spötte: Riolan hielte seine gefundene Gefässe für Schlag-
adern. Die Herren zu Montpelier, die den Galen
anhiengen, wollten viele Jahre nach der Entdekkung des
Asellius dieselbe noch nicht gelten lassen [Spaltenumbruch] (l*). Doch
auch selbst der grosse Harvei bemühete sich, diese neue
Sache mit allerlei Einwendungen zu entkräften (l+), und
er behauptete, der Chilus werde in die Gekröseblutadern
(m) gebracht; eben dieses unternahm auch Rolfink (n),
welcher doch die Sache selbst in Augenschein genommen
hatte, und er wagte es, lange Zeit ein Feind von diesen
Gefässen zu seyn. Plemp (o) leugnete sie ebenfalls,
nebst seinem Gegner Primirofe (p), jener als ein Por-
tugiese, dieser, weil Fernell dieser Gefässe keine Er-
wähnung gethan habe (q).

(l)
Jndessen
(h) [Spaltenumbruch] Citirt WHARTON. p. 116.
LINDEN. exerc. n. 210. CAT-
TIER. obs. 18. ENTIUS apolog.
p.
37.
(i) p. 29. In opere posthumo
de lactibus.
oder lact. venis me-
diol. 1627. a.
(k) Apol. L. II. c. 133.
(l*) BARTHOL. Cent. I. Ep. IX.
(l+) Gener. anim. p. 165.
(m) Circul. sang. p. 142.
(n) Diss. L. V. c. 32.
(o) Fundament. medic. p. 129.
gab doch der Wahrheit nach. In
WALAEUM p.
80.
(q) De lymph. BARTHOL.
p.
30.
(l) An den Menschlichen Kör-
dein in WALAEUM p. 608.

Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch.
ihn gleich fuͤr eine Blutader ausgab, welche die Bruſt
zu ernaͤhren den Auftrag habe(h).

Endlich gerieth im ſiebenzehnden Jahrhunderte, da
man lebendige Thiere haͤufig zu oͤffnen anfieng, zuerſt
Kaſpar Aſellius, den 23ten Julius, im Jahre 1622
(i) indem er andern Dingen nachſpuͤrte, auf die Milch-
gefaͤſſe, er zeichnete ſolche deutlich ab, nur daß er einer
vorgefaſten Meynung zu Folge, und verfuͤhrt durch ei-
ne Misdeutung der Fließwaſſergefaͤſſe in der Leber, die
Milchgefaͤſſe zur Leber uͤberleitete.

Die Gelehrten bezeigten ſich gegen eine ſo ſchoͤne Er-
findung undankbar. C. Hoffmann trieb (k) mit den
Aſellius, ſo wie kurz darauf mit dem Harvei ſein Ge-
ſpoͤtte: Riolan hielte ſeine gefundene Gefaͤſſe fuͤr Schlag-
adern. Die Herren zu Montpelier, die den Galen
anhiengen, wollten viele Jahre nach der Entdekkung des
Aſellius dieſelbe noch nicht gelten laſſen [Spaltenumbruch] (l*). Doch
auch ſelbſt der groſſe Harvei bemuͤhete ſich, dieſe neue
Sache mit allerlei Einwendungen zu entkraͤften (l†), und
er behauptete, der Chilus werde in die Gekroͤſeblutadern
(m) gebracht; eben dieſes unternahm auch Rolfink (n),
welcher doch die Sache ſelbſt in Augenſchein genommen
hatte, und er wagte es, lange Zeit ein Feind von dieſen
Gefaͤſſen zu ſeyn. Plemp (o) leugnete ſie ebenfalls,
nebſt ſeinem Gegner Primirofe (p), jener als ein Por-
tugieſe, dieſer, weil Fernell dieſer Gefaͤſſe keine Er-
waͤhnung gethan habe (q).

(l)
Jndeſſen
(h) [Spaltenumbruch] Citirt WHARTON. p. 116.
LINDEN. exerc. n. 210. CAT-
TIER. obſ. 18. ENTIUS apolog.
p.
37.
(i) p. 29. In opere poſthumo
de lactibus.
oder lact. venis me-
diol. 1627. a.
(k) Apol. L. II. c. 133.
(l*) BARTHOL. Cent. I. Ep. IX.
(l†) Gener. anim. p. 165.
(m) Circul. ſang. p. 142.
(n) Diſſ. L. V. c. 32.
(o) Fundament. medic. p. 129.
gab doch der Wahrheit nach. In
WALAEUM p.
80.
(q) De lymph. BARTHOL.
p.
30.
(l) An den Menſchlichen Koͤr-
dein in WALAEUM p. 608.
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[300/0336] Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch. ihn gleich fuͤr eine Blutader ausgab, welche die Bruſt zu ernaͤhren den Auftrag habe (h). Endlich gerieth im ſiebenzehnden Jahrhunderte, da man lebendige Thiere haͤufig zu oͤffnen anfieng, zuerſt Kaſpar Aſellius, den 23ten Julius, im Jahre 1622 (i) indem er andern Dingen nachſpuͤrte, auf die Milch- gefaͤſſe, er zeichnete ſolche deutlich ab, nur daß er einer vorgefaſten Meynung zu Folge, und verfuͤhrt durch ei- ne Misdeutung der Fließwaſſergefaͤſſe in der Leber, die Milchgefaͤſſe zur Leber uͤberleitete. Die Gelehrten bezeigten ſich gegen eine ſo ſchoͤne Er- findung undankbar. C. Hoffmann trieb (k) mit den Aſellius, ſo wie kurz darauf mit dem Harvei ſein Ge- ſpoͤtte: Riolan hielte ſeine gefundene Gefaͤſſe fuͤr Schlag- adern. Die Herren zu Montpelier, die den Galen anhiengen, wollten viele Jahre nach der Entdekkung des Aſellius dieſelbe noch nicht gelten laſſen (l*). Doch auch ſelbſt der groſſe Harvei bemuͤhete ſich, dieſe neue Sache mit allerlei Einwendungen zu entkraͤften (l†), und er behauptete, der Chilus werde in die Gekroͤſeblutadern (m) gebracht; eben dieſes unternahm auch Rolfink (n), welcher doch die Sache ſelbſt in Augenſchein genommen hatte, und er wagte es, lange Zeit ein Feind von dieſen Gefaͤſſen zu ſeyn. Plemp (o) leugnete ſie ebenfalls, nebſt ſeinem Gegner Primirofe (p), jener als ein Por- tugieſe, dieſer, weil Fernell dieſer Gefaͤſſe keine Er- waͤhnung gethan habe (q). Jndeſſen (l) (h) Citirt WHARTON. p. 116. LINDEN. exerc. n. 210. CAT- TIER. obſ. 18. ENTIUS apolog. p. 37. (i) p. 29. In opere poſthumo de lactibus. oder lact. venis me- diol. 1627. a. (k) Apol. L. II. c. 133. (l*) BARTHOL. Cent. I. Ep. IX. (l†) Gener. anim. p. 165. (m) Circul. ſang. p. 142. (n) Diſſ. L. V. c. 32. (o) Fundament. medic. p. 129. gab doch der Wahrheit nach. In WALAEUM p. 80. (q) De lymph. BARTHOL. p. 30. (l) An den Menſchlichen Koͤr- dein in WALAEUM p. 608.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/336>, abgerufen am 20.04.2024.