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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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III. Abschn. Das dikke Gedärm.
Namen (f); andre beschwerten sich über eine zweifelhafte
Anlage der Natur(g), welche bald einen Ring, bald
eine Klappe hieher sezze.

§. 8.
Wie sie sich vom Auf blasen verändere.

Viele berühmte Männer (a), deren Ansehen bei mir
von Gewichte ist, wollen, daß der Gebrauch der Luft,
und des Auftrokknens, zur Erforschung der Natur an
dieser Klappe, ohne Nuzzen sei.

Die Sache scheint mir aber, weil es uns doch blos
um die Wahrheit zu thun seyn muß, eine andre Be-
wandniß zu haben. Wenn man nämlich den Darm
zerspaltet, und ins Wasser wirft, so scheinet alles lokker,
beweglich, und undeutlich zu seyn, so daß man einerlei
Grund zu sagen habe, daß es eine, oder zwo Klappen
wären, und man kann von der Grösse beider Leffzen,
oder von ihrer Figur keinen Schluß machen; so wenig,
als man von der Verrichtung der Klappe urtheilen kann.

Wenn aber berühmte Männer die Einwendung ma-
chen, daß sich die Figuren beider Därme vom Aufblasen
änderen, und daß es mit ihrer wechselweisen Beschaffen-
heit eben so beschaffen sei, so glaube ich beides überhaupt
leugnen zu können. Es sind nämlich Blähungen, die
durch einen Fehler entstanden, oft im Blinddarme bei
lebendigen Personen anzutreffen, daß derselbe also eben
so gut, als aufgeblasen ist; eben so ist ein von dikkem Ko-
[Spaltenumbruch]

the
J. Ant. v. der LINDEN phys. p.
55. et in LAUREME procestr.
anat. p. 205. PAW
bei dem BE-
VERWYCK l. c.
der Parisische Zer-
gliederer apud FANTONUM p. 74.
SCHELHAMMER in analect.
(f) Andre machen es zur Klappe,
HILDANUS in seiner Epist. wie
auch FANTONUS.
(g) [Spaltenumbruch] FABRICIUS nennet eine
einzige dikke und breite Membran
p. 150. Jst der Riegel beim PLEM-
PIO p.
126.
(a) WINSLOW. n. 165. AL-
BIN. L. III. p. 22. L. V.

III. Abſchn. Das dikke Gedaͤrm.
Namen (f); andre beſchwerten ſich uͤber eine zweifelhafte
Anlage der Natur(g), welche bald einen Ring, bald
eine Klappe hieher ſezze.

§. 8.
Wie ſie ſich vom Auf blaſen veraͤndere.

Viele beruͤhmte Maͤnner (a), deren Anſehen bei mir
von Gewichte iſt, wollen, daß der Gebrauch der Luft,
und des Auftrokknens, zur Erforſchung der Natur an
dieſer Klappe, ohne Nuzzen ſei.

Die Sache ſcheint mir aber, weil es uns doch blos
um die Wahrheit zu thun ſeyn muß, eine andre Be-
wandniß zu haben. Wenn man naͤmlich den Darm
zerſpaltet, und ins Waſſer wirft, ſo ſcheinet alles lokker,
beweglich, und undeutlich zu ſeyn, ſo daß man einerlei
Grund zu ſagen habe, daß es eine, oder zwo Klappen
waͤren, und man kann von der Groͤſſe beider Leffzen,
oder von ihrer Figur keinen Schluß machen; ſo wenig,
als man von der Verrichtung der Klappe urtheilen kann.

Wenn aber beruͤhmte Maͤnner die Einwendung ma-
chen, daß ſich die Figuren beider Daͤrme vom Aufblaſen
aͤnderen, und daß es mit ihrer wechſelweiſen Beſchaffen-
heit eben ſo beſchaffen ſei, ſo glaube ich beides uͤberhaupt
leugnen zu koͤnnen. Es ſind naͤmlich Blaͤhungen, die
durch einen Fehler entſtanden, oft im Blinddarme bei
lebendigen Perſonen anzutreffen, daß derſelbe alſo eben
ſo gut, als aufgeblaſen iſt; eben ſo iſt ein von dikkem Ko-
[Spaltenumbruch]

the
J. Ant. v. der LINDEN phyſ. p.
55. et in LAUREME proceſtr.
anat. p. 205. PAW
bei dem BE-
VERWYCK l. c.
der Pariſiſche Zer-
gliederer apud FANTONUM p. 74.
SCHELHAMMER in analect.
(f) Andre machen es zur Klappe,
HILDANUS in ſeiner Epiſt. wie
auch FANTONUS.
(g) [Spaltenumbruch] FABRICIUS nennet eine
einzige dikke und breite Membran
p. 150. Jſt der Riegel beim PLEM-
PIO p.
126.
(a) WINSLOW. n. 165. AL-
BIN. L. III. p. 22. L. V.
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[189/0225] III. Abſchn. Das dikke Gedaͤrm. Namen (f); andre beſchwerten ſich uͤber eine zweifelhafte Anlage der Natur (g), welche bald einen Ring, bald eine Klappe hieher ſezze. §. 8. Wie ſie ſich vom Auf blaſen veraͤndere. Viele beruͤhmte Maͤnner (a), deren Anſehen bei mir von Gewichte iſt, wollen, daß der Gebrauch der Luft, und des Auftrokknens, zur Erforſchung der Natur an dieſer Klappe, ohne Nuzzen ſei. Die Sache ſcheint mir aber, weil es uns doch blos um die Wahrheit zu thun ſeyn muß, eine andre Be- wandniß zu haben. Wenn man naͤmlich den Darm zerſpaltet, und ins Waſſer wirft, ſo ſcheinet alles lokker, beweglich, und undeutlich zu ſeyn, ſo daß man einerlei Grund zu ſagen habe, daß es eine, oder zwo Klappen waͤren, und man kann von der Groͤſſe beider Leffzen, oder von ihrer Figur keinen Schluß machen; ſo wenig, als man von der Verrichtung der Klappe urtheilen kann. Wenn aber beruͤhmte Maͤnner die Einwendung ma- chen, daß ſich die Figuren beider Daͤrme vom Aufblaſen aͤnderen, und daß es mit ihrer wechſelweiſen Beſchaffen- heit eben ſo beſchaffen ſei, ſo glaube ich beides uͤberhaupt leugnen zu koͤnnen. Es ſind naͤmlich Blaͤhungen, die durch einen Fehler entſtanden, oft im Blinddarme bei lebendigen Perſonen anzutreffen, daß derſelbe alſo eben ſo gut, als aufgeblaſen iſt; eben ſo iſt ein von dikkem Ko- the (e) (f) Andre machen es zur Klappe, HILDANUS in ſeiner Epiſt. wie auch FANTONUS. (g) FABRICIUS nennet eine einzige dikke und breite Membran p. 150. Jſt der Riegel beim PLEM- PIO p. 126. (a) WINSLOW. n. 165. AL- BIN. L. III. p. 22. L. V. (e) J. Ant. v. der LINDEN phyſ. p. 55. et in LAUREME proceſtr. anat. p. 205. PAW bei dem BE- VERWYCK l. c. der Pariſiſche Zer- gliederer apud FANTONUM p. 74. SCHELHAMMER in analect.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/225>, abgerufen am 19.04.2024.