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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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II. Abschn. Verrichtungen des dünnen.
als die Knochen übrig lasse. Eben so begnügen wir uns
zu sagen, daß das Wasser von einer solchen Wärme,
wie im Gedärme ist, geschwinde verrauche: und daß
Theilchen, welche ohne Geruch waren, nunmehr unter
dem Namen des Gestankes, von den Körpern geschie-
den werden.

Aus diesen Gründen maaße ich mir eben nicht das
Recht an, zu erklären, wie der Chilus vom Gedärm
in die Höhe steige(m): ich glaube auch nicht, daß der
weisse und zähe Chilus, den ich an der Oberfläche der
Flokken hängen gesehen, und den andre in deren holem
Theile gefunden, zu einem Dunste (m*) aufgelöset werde.
Jch will nur, daß dasjenige was in den Speisen feste,
leimig, anhängend, und zum Flissen untüchtig war, be-
weglich gemacht werde.

Jch behaupte ferner, daß überhaupt wirklich die An-
zal der fixen Theilchen in der Speise abnehme, und da-
gegen die Anzal der flüchtigen Theilchen, welche nun-
mehro geschikkt sind am Feuer zu einem Harnsalze zu wer-
den, welches sie vorher nicht waren, grösser werde. Es
sind die meisten fixen Salze der frischen Pflanzen(n)
fast alle nach der Fäulnis flüchtig gewordene Salze.
Jndessen thut hierbei die lange Dauer einer angebrachten
Hizze sehr viel. Von dem Stillstehen erzeugt sich in
der Blasengalle ein flüchtiges Wesen (o).

Eben dieses sind auch die Ursachen, welche das
Gleichartige in der Chilusmasse hervorbringen, indessen
daß die Fäulnis die besondre Kräfte der Körper vernich-
tet (p); sie zerstören die Säure, weil die Fettigkeit,
welche sich an die saure Stoffe anhängt, selbige flüchtig

macht.
(m) [Spaltenumbruch] ZAS Wellen des Waters
p. 34. MORGAN. Philos. princip.
BERTIER phys. des corps anim.
p.
406.
(m*) PENROSE Essay p. 25.
(n) [Spaltenumbruch] Phil. trans. n. 101.
(o) QUESNAY Essais d'aeco-
nomie anim. T. II. p,
175.
(p) NFWTON oper. p. 1000.

II. Abſchn. Verrichtungen des duͤnnen.
als die Knochen uͤbrig laſſe. Eben ſo begnuͤgen wir uns
zu ſagen, daß das Waſſer von einer ſolchen Waͤrme,
wie im Gedaͤrme iſt, geſchwinde verrauche: und daß
Theilchen, welche ohne Geruch waren, nunmehr unter
dem Namen des Geſtankes, von den Koͤrpern geſchie-
den werden.

Aus dieſen Gruͤnden maaße ich mir eben nicht das
Recht an, zu erklaͤren, wie der Chilus vom Gedaͤrm
in die Hoͤhe ſteige(m): ich glaube auch nicht, daß der
weiſſe und zaͤhe Chilus, den ich an der Oberflaͤche der
Flokken haͤngen geſehen, und den andre in deren holem
Theile gefunden, zu einem Dunſte (m*) aufgeloͤſet werde.
Jch will nur, daß dasjenige was in den Speiſen feſte,
leimig, anhaͤngend, und zum Fliſſen untuͤchtig war, be-
weglich gemacht werde.

Jch behaupte ferner, daß uͤberhaupt wirklich die An-
zal der fixen Theilchen in der Speiſe abnehme, und da-
gegen die Anzal der fluͤchtigen Theilchen, welche nun-
mehro geſchikkt ſind am Feuer zu einem Harnſalze zu wer-
den, welches ſie vorher nicht waren, groͤſſer werde. Es
ſind die meiſten fixen Salze der friſchen Pflanzen(n)
faſt alle nach der Faͤulnis fluͤchtig gewordene Salze.
Jndeſſen thut hierbei die lange Dauer einer angebrachten
Hizze ſehr viel. Von dem Stillſtehen erzeugt ſich in
der Blaſengalle ein fluͤchtiges Weſen (o).

Eben dieſes ſind auch die Urſachen, welche das
Gleichartige in der Chilusmaſſe hervorbringen, indeſſen
daß die Faͤulnis die beſondre Kraͤfte der Koͤrper vernich-
tet (p); ſie zerſtoͤren die Saͤure, weil die Fettigkeit,
welche ſich an die ſaure Stoffe anhaͤngt, ſelbige fluͤchtig

macht.
(m) [Spaltenumbruch] ZAS Wellen des Waters
p. 34. MORGAN. Philoſ. princip.
BERTIER phyſ. des corps anim.
p.
406.
(m*) PENROSE Eſſay p. 25.
(n) [Spaltenumbruch] Phil. tranſ. n. 101.
(o) QUESNAY Eſſais d’æco-
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175.
(p) NFWTON oper. p. 1000.
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[109/0145] II. Abſchn. Verrichtungen des duͤnnen. als die Knochen uͤbrig laſſe. Eben ſo begnuͤgen wir uns zu ſagen, daß das Waſſer von einer ſolchen Waͤrme, wie im Gedaͤrme iſt, geſchwinde verrauche: und daß Theilchen, welche ohne Geruch waren, nunmehr unter dem Namen des Geſtankes, von den Koͤrpern geſchie- den werden. Aus dieſen Gruͤnden maaße ich mir eben nicht das Recht an, zu erklaͤren, wie der Chilus vom Gedaͤrm in die Hoͤhe ſteige (m): ich glaube auch nicht, daß der weiſſe und zaͤhe Chilus, den ich an der Oberflaͤche der Flokken haͤngen geſehen, und den andre in deren holem Theile gefunden, zu einem Dunſte (m*) aufgeloͤſet werde. Jch will nur, daß dasjenige was in den Speiſen feſte, leimig, anhaͤngend, und zum Fliſſen untuͤchtig war, be- weglich gemacht werde. Jch behaupte ferner, daß uͤberhaupt wirklich die An- zal der fixen Theilchen in der Speiſe abnehme, und da- gegen die Anzal der fluͤchtigen Theilchen, welche nun- mehro geſchikkt ſind am Feuer zu einem Harnſalze zu wer- den, welches ſie vorher nicht waren, groͤſſer werde. Es ſind die meiſten fixen Salze der friſchen Pflanzen (n) faſt alle nach der Faͤulnis fluͤchtig gewordene Salze. Jndeſſen thut hierbei die lange Dauer einer angebrachten Hizze ſehr viel. Von dem Stillſtehen erzeugt ſich in der Blaſengalle ein fluͤchtiges Weſen (o). Eben dieſes ſind auch die Urſachen, welche das Gleichartige in der Chilusmaſſe hervorbringen, indeſſen daß die Faͤulnis die beſondre Kraͤfte der Koͤrper vernich- tet (p); ſie zerſtoͤren die Saͤure, weil die Fettigkeit, welche ſich an die ſaure Stoffe anhaͤngt, ſelbige fluͤchtig macht. (m) ZAS Wellen des Waters p. 34. MORGAN. Philoſ. princip. BERTIER phyſ. des corps anim. p. 406. (m*) PENROSE Eſſay p. 25. (n) Phil. tranſ. n. 101. (o) QUESNAY Eſſais d’æco- nomie anim. T. II. p, 175. (p) NFWTON oper. p. 1000.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/145>, abgerufen am 24.04.2024.