Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Gedärme. XXIV. Buch.
noch so wohl verdauenden Menschen nicht das Gedärm
erreichen.

§. 2.
Die Veränderung der Grundtheile.

Wenn man die Sache so obenhin betrachtet, so schei-
net die Veränderung z. E. des Brodtes, welches Elende,
die zur Galleere verurtheilet sind, und andere fast ganz
allein zur Erhaltung des Lebens geniessen, wichtig zu
seyn; allein sie ist wirklich so groß nicht, als es das An-
sehn hat.

Wir werden erstlich an einem andern Orte zeigen,
daß auch noch im dikken Gedärme Fasern vom Fleische
und von Fischen rükkständig sind, und es gestehet es Ar-
chibaldus Bitcarne(a), nachdem er die Zerreibungs-
kräfte ungemein erhoben, daß die Speisen nicht in ihre
Grundstoffe aufgelöset werden.

Es behalten auch die meisten Saamenkerne die Kraft
zu keimen, wie wir anderswo sagen werden, noch übrig (b).

Ferner, ob sich gleich die ganze Sache auf eine Fäul-
niß zu beziehen scheinet, so ist doch leicht zu zeigen, daß
die Kraft der Gedärme, so groß auch diese immer seyn
mag, dennoch einen sehr grossen Theil von vegetabilischer
Säure in den Speisen noch unbezwungen übrig gelassen.
Eine scharfe Säure findet man noch in Jnsekten (c) und
Kaninchen, die absorbirende Erden verschlukkt hatten (d),
so wie in dem Gedärme der Hunde oder Wölfe, dieser
hizzigen Thiere übrig.

Erstlich behält der Koth öftermals bey Kindern (e),
aber auch bey Erwachsenen, welche übel verdauen, so

gar
(a) [Spaltenumbruch] Elem. L. I. c. 5.
(b) MUNNIK aecon. corp. &c.
(c) TRAUNER das Gedärme
schwelle von einem sauren Safte
auf.
(d) ALOYS della FABBRA
terr. nucer.
Man sehe, wie die
[Spaltenumbruch] Blutküchelchen im Gedärme einer
Laus erst vollständig zu sehen sind,
hierauf aber verschwinden, und blos
ein roter Saft übrig bleibt, in
Act. Helvet. T. V. p. 342.
(e) ILSEMAN colic. saturn.

Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
noch ſo wohl verdauenden Menſchen nicht das Gedaͤrm
erreichen.

§. 2.
Die Veraͤnderung der Grundtheile.

Wenn man die Sache ſo obenhin betrachtet, ſo ſchei-
net die Veraͤnderung z. E. des Brodtes, welches Elende,
die zur Galleere verurtheilet ſind, und andere faſt ganz
allein zur Erhaltung des Lebens genieſſen, wichtig zu
ſeyn; allein ſie iſt wirklich ſo groß nicht, als es das An-
ſehn hat.

Wir werden erſtlich an einem andern Orte zeigen,
daß auch noch im dikken Gedaͤrme Faſern vom Fleiſche
und von Fiſchen ruͤkkſtaͤndig ſind, und es geſtehet es Ar-
chibaldus Bitcarne(a), nachdem er die Zerreibungs-
kraͤfte ungemein erhoben, daß die Speiſen nicht in ihre
Grundſtoffe aufgeloͤſet werden.

Es behalten auch die meiſten Saamenkerne die Kraft
zu keimen, wie wir anderswo ſagen werden, noch uͤbrig (b).

Ferner, ob ſich gleich die ganze Sache auf eine Faͤul-
niß zu beziehen ſcheinet, ſo iſt doch leicht zu zeigen, daß
die Kraft der Gedaͤrme, ſo groß auch dieſe immer ſeyn
mag, dennoch einen ſehr groſſen Theil von vegetabiliſcher
Saͤure in den Speiſen noch unbezwungen uͤbrig gelaſſen.
Eine ſcharfe Saͤure findet man noch in Jnſekten (c) und
Kaninchen, die abſorbirende Erden verſchlukkt hatten (d),
ſo wie in dem Gedaͤrme der Hunde oder Woͤlfe, dieſer
hizzigen Thiere uͤbrig.

Erſtlich behaͤlt der Koth oͤftermals bey Kindern (e),
aber auch bey Erwachſenen, welche uͤbel verdauen, ſo

gar
(a) [Spaltenumbruch] Elem. L. I. c. 5.
(b) MUNNIK æcon. corp. &c.
(c) TRAUNER das Gedaͤrme
ſchwelle von einem ſauren Safte
auf.
(d) ALOYS della FABBRA
terr. nucer.
Man ſehe, wie die
[Spaltenumbruch] Blutkuͤchelchen im Gedaͤrme einer
Laus erſt vollſtaͤndig zu ſehen ſind,
hierauf aber verſchwinden, und blos
ein roter Saft uͤbrig bleibt, in
Act. Helvet. T. V. p. 342.
(e) ILSEMAN colic. ſaturn.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0116" n="80"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Geda&#x0364;rme. <hi rendition="#aq">XXIV.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
noch &#x017F;o wohl verdauenden Men&#x017F;chen nicht das Geda&#x0364;rm<lb/>
erreichen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 2.<lb/><hi rendition="#b">Die Vera&#x0364;nderung der Grundtheile.</hi></head><lb/>
              <p>Wenn man die Sache &#x017F;o obenhin betrachtet, &#x017F;o &#x017F;chei-<lb/>
net die Vera&#x0364;nderung z. E. des Brodtes, welches Elende,<lb/>
die zur Galleere verurtheilet &#x017F;ind, und andere fa&#x017F;t ganz<lb/>
allein zur Erhaltung des Lebens genie&#x017F;&#x017F;en, wichtig zu<lb/>
&#x017F;eyn; allein &#x017F;ie i&#x017F;t wirklich &#x017F;o groß nicht, als es das An-<lb/>
&#x017F;ehn hat.</p><lb/>
              <p>Wir werden er&#x017F;tlich an einem andern Orte zeigen,<lb/>
daß auch noch im dikken Geda&#x0364;rme Fa&#x017F;ern vom Flei&#x017F;che<lb/>
und von Fi&#x017F;chen ru&#x0364;kk&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;ind, und es ge&#x017F;tehet es Ar-<lb/>
chibaldus <hi rendition="#fr">Bitcarne</hi><note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">Elem. L. I. c.</hi> 5.</note>, nachdem er die Zerreibungs-<lb/>
kra&#x0364;fte ungemein erhoben, daß die Spei&#x017F;en nicht in ihre<lb/>
Grund&#x017F;toffe aufgelo&#x0364;&#x017F;et werden.</p><lb/>
              <p>Es behalten auch die mei&#x017F;ten Saamenkerne die Kraft<lb/>
zu keimen, wie wir anderswo &#x017F;agen werden, noch u&#x0364;brig <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">MUNNIK æcon. corp. &amp;c.</hi></note>.</p><lb/>
              <p>Ferner, ob &#x017F;ich gleich die ganze Sache auf eine Fa&#x0364;ul-<lb/>
niß zu beziehen &#x017F;cheinet, &#x017F;o i&#x017F;t doch leicht zu zeigen, daß<lb/>
die Kraft der Geda&#x0364;rme, &#x017F;o groß auch die&#x017F;e immer &#x017F;eyn<lb/>
mag, dennoch einen &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;en Theil von vegetabili&#x017F;cher<lb/>
Sa&#x0364;ure in den Spei&#x017F;en noch unbezwungen u&#x0364;brig gela&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Eine &#x017F;charfe Sa&#x0364;ure findet man noch in Jn&#x017F;ekten <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">TRAUNER</hi> das Geda&#x0364;rme<lb/>
&#x017F;chwelle von einem &#x017F;auren Safte<lb/>
auf.</note> und<lb/>
Kaninchen, die ab&#x017F;orbirende Erden ver&#x017F;chlukkt hatten <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">ALOYS della FABBRA<lb/>
terr. nucer.</hi> Man &#x017F;ehe, wie die<lb/><cb/>
Blutku&#x0364;chelchen im Geda&#x0364;rme einer<lb/>
Laus er&#x017F;t voll&#x017F;ta&#x0364;ndig zu &#x017F;ehen &#x017F;ind,<lb/>
hierauf aber ver&#x017F;chwinden, und blos<lb/>
ein roter Saft u&#x0364;brig bleibt, in<lb/><hi rendition="#aq">Act. Helvet. T. V. p.</hi> 342.</note>,<lb/>
&#x017F;o wie in dem Geda&#x0364;rme der Hunde oder Wo&#x0364;lfe, die&#x017F;er<lb/>
hizzigen Thiere u&#x0364;brig.</p><lb/>
              <p>Er&#x017F;tlich beha&#x0364;lt der Koth o&#x0364;ftermals bey Kindern <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">ILSEMAN colic. &#x017F;aturn.</hi></note>,<lb/>
aber auch bey Erwach&#x017F;enen, welche u&#x0364;bel verdauen, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gar</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0116] Das Gedaͤrme. XXIV. Buch. noch ſo wohl verdauenden Menſchen nicht das Gedaͤrm erreichen. §. 2. Die Veraͤnderung der Grundtheile. Wenn man die Sache ſo obenhin betrachtet, ſo ſchei- net die Veraͤnderung z. E. des Brodtes, welches Elende, die zur Galleere verurtheilet ſind, und andere faſt ganz allein zur Erhaltung des Lebens genieſſen, wichtig zu ſeyn; allein ſie iſt wirklich ſo groß nicht, als es das An- ſehn hat. Wir werden erſtlich an einem andern Orte zeigen, daß auch noch im dikken Gedaͤrme Faſern vom Fleiſche und von Fiſchen ruͤkkſtaͤndig ſind, und es geſtehet es Ar- chibaldus Bitcarne (a), nachdem er die Zerreibungs- kraͤfte ungemein erhoben, daß die Speiſen nicht in ihre Grundſtoffe aufgeloͤſet werden. Es behalten auch die meiſten Saamenkerne die Kraft zu keimen, wie wir anderswo ſagen werden, noch uͤbrig (b). Ferner, ob ſich gleich die ganze Sache auf eine Faͤul- niß zu beziehen ſcheinet, ſo iſt doch leicht zu zeigen, daß die Kraft der Gedaͤrme, ſo groß auch dieſe immer ſeyn mag, dennoch einen ſehr groſſen Theil von vegetabiliſcher Saͤure in den Speiſen noch unbezwungen uͤbrig gelaſſen. Eine ſcharfe Saͤure findet man noch in Jnſekten (c) und Kaninchen, die abſorbirende Erden verſchlukkt hatten (d), ſo wie in dem Gedaͤrme der Hunde oder Woͤlfe, dieſer hizzigen Thiere uͤbrig. Erſtlich behaͤlt der Koth oͤftermals bey Kindern (e), aber auch bey Erwachſenen, welche uͤbel verdauen, ſo gar (a) Elem. L. I. c. 5. (b) MUNNIK æcon. corp. &c. (c) TRAUNER das Gedaͤrme ſchwelle von einem ſauren Safte auf. (d) ALOYS della FABBRA terr. nucer. Man ſehe, wie die Blutkuͤchelchen im Gedaͤrme einer Laus erſt vollſtaͤndig zu ſehen ſind, hierauf aber verſchwinden, und blos ein roter Saft uͤbrig bleibt, in Act. Helvet. T. V. p. 342. (e) ILSEMAN colic. ſaturn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/116
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/116>, abgerufen am 29.03.2024.