Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abschnitt. Erscheinungen.
andre hingegen, wenn sie nicht eben beide Wesen, das
empfindende Wesen und das bewegende vermengen, so
glauben sie doch, daß der Nerve reizbar sei (o), daß
dieses reizbare Wesen im Nerven von der Empfindung
herrühre, und daß, ohne Empfindung, keine Reizbar-
keit sei (p). Es sei der Grundstoff zur selbigen die
Zartheit (q) und Spannung der Nervenfasern, und
es verhalte sich die Kraft der Reizbarkeit, wie die Menge
der Nerven (r).

Sie haben auch zum Beweise ihrer Meinung Versu-
che aufgewiesen, daß alle reizbare Theile, oder die mit
einer lebendigen Kraft begabt sind, Empfindungen haben,
daß sie nach Proportion reizbar sind, wie sie empfindlich
sind (s), daß die Theile, welche mäßig reizbar sind,
wenn sie durch Entzündung oder auf andre Art empfind-
lich gemacht worden, nunmehr stärkere Krämfe leiden (t),
daß junge Thiere empfindlicher sind (u) und ein grösseres
Gehirn haben, und viel reizbarer sind, daß Hunde, wel-
che durch den Kaiserschnitt zur Welt gebracht worden,
sehr reizbar werden (x), daß das klopfende Vögelchen im
Eie grosse Empfindlichkeit äussere (y), und daß diejeni-
gen Theile, welche in einem neugebornen Thiere reizbar
waren, mit den Jahren so wohl unempfindlicher (z), als
zur Bewegung träger werden, daß, wenn die Empfindung
abnimmt, auch die Reizbarkeit abnehme, und wenn jene
aufhört, auch diese zugleich mit aufhöre (a), (b), daß das

Opium
(o) [Spaltenumbruch] WINTER p. 84. 85.
(p) BIKKER p. 59. AN-
DREAE
p.
35.
(q) SAUVAGES patholog.
pag.
61.
(r) ANDREAE pag. 36.
(s) WHYTT Essays p. 189.
196.
(t) Essays p. 191. 195. nach
dem Exempel des Schlukkens,
welcher sich bei entzündetem Ma-
gen einstellt. ANDREAE p. 38.
(u) [Spaltenumbruch] ANDREAE pag. 4. 36.
CIGNA p. 24. MANITIUS
de irritabil. WHYTT p. 189.
BATTIE princ. anim. p. 34.
TOSETTI Epist. II. obs.
12.
(x) ANDREAE p. 36.
(y) HARVEI gener. anim.
p.
52. Daß die Bewegung vom
Berühren beschleunigt werde.
(z) WHYTT p. 184.
(a) ANDREAE p 38.
(b) WHYTT p. 195.

II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
andre hingegen, wenn ſie nicht eben beide Weſen, das
empfindende Weſen und das bewegende vermengen, ſo
glauben ſie doch, daß der Nerve reizbar ſei (o), daß
dieſes reizbare Weſen im Nerven von der Empfindung
herruͤhre, und daß, ohne Empfindung, keine Reizbar-
keit ſei (p). Es ſei der Grundſtoff zur ſelbigen die
Zartheit (q) und Spannung der Nervenfaſern, und
es verhalte ſich die Kraft der Reizbarkeit, wie die Menge
der Nerven (r).

Sie haben auch zum Beweiſe ihrer Meinung Verſu-
che aufgewieſen, daß alle reizbare Theile, oder die mit
einer lebendigen Kraft begabt ſind, Empfindungen haben,
daß ſie nach Proportion reizbar ſind, wie ſie empfindlich
ſind (s), daß die Theile, welche maͤßig reizbar ſind,
wenn ſie durch Entzuͤndung oder auf andre Art empfind-
lich gemacht worden, nunmehr ſtaͤrkere Kraͤmfe leiden (t),
daß junge Thiere empfindlicher ſind (u) und ein groͤſſeres
Gehirn haben, und viel reizbarer ſind, daß Hunde, wel-
che durch den Kaiſerſchnitt zur Welt gebracht worden,
ſehr reizbar werden (x), daß das klopfende Voͤgelchen im
Eie groſſe Empfindlichkeit aͤuſſere (y), und daß diejeni-
gen Theile, welche in einem neugebornen Thiere reizbar
waren, mit den Jahren ſo wohl unempfindlicher (z), als
zur Bewegung traͤger werden, daß, wenn die Empfindung
abnimmt, auch die Reizbarkeit abnehme, und wenn jene
aufhoͤrt, auch dieſe zugleich mit aufhoͤre (a), (b), daß das

Opium
(o) [Spaltenumbruch] WINTER p. 84. 85.
(p) BIKKER p. 59. AN-
DREÆ
p.
35.
(q) SAUVAGES patholog.
pag.
61.
(r) ANDREÆ pag. 36.
(s) WHYTT Eſſays p. 189.
196.
(t) Eſſays p. 191. 195. nach
dem Exempel des Schlukkens,
welcher ſich bei entzuͤndetem Ma-
gen einſtellt. ANDREÆ p. 38.
(u) [Spaltenumbruch] ANDREÆ pag. 4. 36.
CIGNA p. 24. MANITIUS
de irritabil. WHYTT p. 189.
BATTIE princ. anim. p. 34.
TOSETTI Epiſt. II. obſ.
12.
(x) ANDREÆ p. 36.
(y) HARVEI gener. anim.
p.
52. Daß die Bewegung vom
Beruͤhren beſchleunigt werde.
(z) WHYTT p. 184.
(a) ANDREÆ p 38.
(b) WHYTT p. 195.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0045" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Er&#x017F;cheinungen.</hi></fw><lb/>
andre hingegen, wenn &#x017F;ie nicht eben beide We&#x017F;en, das<lb/>
empfindende We&#x017F;en und das bewegende vermengen, &#x017F;o<lb/>
glauben &#x017F;ie doch, daß der Nerve reizbar &#x017F;ei <note place="foot" n="(o)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">WINTER</hi> p.</hi> 84. 85.</note>, daß<lb/>
die&#x017F;es reizbare We&#x017F;en im Nerven von der Empfindung<lb/>
herru&#x0364;hre, und daß, ohne Empfindung, keine Reizbar-<lb/>
keit &#x017F;ei <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BIKKER</hi> p. 59. <hi rendition="#g">AN-<lb/>
DREÆ</hi> p.</hi> 35.</note>. Es &#x017F;ei der Grund&#x017F;toff zur &#x017F;elbigen die<lb/>
Zartheit <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SAUVAGES</hi> patholog.<lb/>
pag.</hi> 61.</note> und Spannung der Nervenfa&#x017F;ern, und<lb/>
es verhalte &#x017F;ich die Kraft der Reizbarkeit, wie die Menge<lb/>
der Nerven <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ANDREÆ</hi> pag.</hi> 36.</note>.</p><lb/>
          <p>Sie haben auch zum Bewei&#x017F;e ihrer Meinung Ver&#x017F;u-<lb/>
che aufgewie&#x017F;en, daß alle reizbare Theile, oder die mit<lb/>
einer lebendigen Kraft begabt &#x017F;ind, Empfindungen haben,<lb/>
daß &#x017F;ie nach Proportion reizbar &#x017F;ind, wie &#x017F;ie empfindlich<lb/>
&#x017F;ind <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">WHYTT</hi> E&#x017F;&#x017F;ays p.</hi> 189.<lb/>
196.</note>, daß die Theile, welche ma&#x0364;ßig reizbar &#x017F;ind,<lb/>
wenn &#x017F;ie durch Entzu&#x0364;ndung oder auf andre Art empfind-<lb/>
lich gemacht worden, nunmehr &#x017F;ta&#x0364;rkere Kra&#x0364;mfe leiden <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">E&#x017F;&#x017F;ays p.</hi> 191. 195. nach<lb/>
dem Exempel des Schlukkens,<lb/>
welcher &#x017F;ich bei entzu&#x0364;ndetem Ma-<lb/>
gen ein&#x017F;tellt. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ANDREÆ</hi> p.</hi> 38.</note>,<lb/>
daß junge Thiere empfindlicher &#x017F;ind <note place="foot" n="(u)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ANDREÆ</hi> pag. 4. 36.<lb/><hi rendition="#g">CIGNA</hi> p. 24. <hi rendition="#g">MANITIUS</hi><lb/>
de irritabil. <hi rendition="#g">WHYTT</hi> p. 189.<lb/><hi rendition="#g">BATTIE</hi> princ. anim. p. 34.<lb/><hi rendition="#g">TOSETTI</hi> Epi&#x017F;t. II. ob&#x017F;.</hi> 12.</note> und ein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eres<lb/>
Gehirn haben, und viel reizbarer &#x017F;ind, daß Hunde, wel-<lb/>
che durch den Kai&#x017F;er&#x017F;chnitt zur Welt gebracht worden,<lb/>
&#x017F;ehr reizbar werden <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ANDREÆ</hi> p.</hi> 36.</note>, daß das klopfende Vo&#x0364;gelchen im<lb/>
Eie gro&#x017F;&#x017F;e Empfindlichkeit a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HARVEI</hi> gener. anim.<lb/>
p.</hi> 52. Daß die Bewegung vom<lb/>
Beru&#x0364;hren be&#x017F;chleunigt werde.</note>, und daß diejeni-<lb/>
gen Theile, welche in einem neugebornen Thiere reizbar<lb/>
waren, mit den Jahren &#x017F;o wohl unempfindlicher <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">WHYTT</hi> p.</hi> 184.</note>, als<lb/>
zur Bewegung tra&#x0364;ger werden, daß, wenn die Empfindung<lb/>
abnimmt, auch die Reizbarkeit abnehme, und wenn jene<lb/>
aufho&#x0364;rt, auch die&#x017F;e zugleich mit aufho&#x0364;re <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ANDREÆ</hi> p</hi> 38.</note>, <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">WHYTT</hi> p.</hi> 195.</note>, daß das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Opium</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0045] II. Abſchnitt. Erſcheinungen. andre hingegen, wenn ſie nicht eben beide Weſen, das empfindende Weſen und das bewegende vermengen, ſo glauben ſie doch, daß der Nerve reizbar ſei (o), daß dieſes reizbare Weſen im Nerven von der Empfindung herruͤhre, und daß, ohne Empfindung, keine Reizbar- keit ſei (p). Es ſei der Grundſtoff zur ſelbigen die Zartheit (q) und Spannung der Nervenfaſern, und es verhalte ſich die Kraft der Reizbarkeit, wie die Menge der Nerven (r). Sie haben auch zum Beweiſe ihrer Meinung Verſu- che aufgewieſen, daß alle reizbare Theile, oder die mit einer lebendigen Kraft begabt ſind, Empfindungen haben, daß ſie nach Proportion reizbar ſind, wie ſie empfindlich ſind (s), daß die Theile, welche maͤßig reizbar ſind, wenn ſie durch Entzuͤndung oder auf andre Art empfind- lich gemacht worden, nunmehr ſtaͤrkere Kraͤmfe leiden (t), daß junge Thiere empfindlicher ſind (u) und ein groͤſſeres Gehirn haben, und viel reizbarer ſind, daß Hunde, wel- che durch den Kaiſerſchnitt zur Welt gebracht worden, ſehr reizbar werden (x), daß das klopfende Voͤgelchen im Eie groſſe Empfindlichkeit aͤuſſere (y), und daß diejeni- gen Theile, welche in einem neugebornen Thiere reizbar waren, mit den Jahren ſo wohl unempfindlicher (z), als zur Bewegung traͤger werden, daß, wenn die Empfindung abnimmt, auch die Reizbarkeit abnehme, und wenn jene aufhoͤrt, auch dieſe zugleich mit aufhoͤre (a), (b), daß das Opium (o) WINTER p. 84. 85. (p) BIKKER p. 59. AN- DREÆ p. 35. (q) SAUVAGES patholog. pag. 61. (r) ANDREÆ pag. 36. (s) WHYTT Eſſays p. 189. 196. (t) Eſſays p. 191. 195. nach dem Exempel des Schlukkens, welcher ſich bei entzuͤndetem Ma- gen einſtellt. ANDREÆ p. 38. (u) ANDREÆ pag. 4. 36. CIGNA p. 24. MANITIUS de irritabil. WHYTT p. 189. BATTIE princ. anim. p. 34. TOSETTI Epiſt. II. obſ. 12. (x) ANDREÆ p. 36. (y) HARVEI gener. anim. p. 52. Daß die Bewegung vom Beruͤhren beſchleunigt werde. (z) WHYTT p. 184. (a) ANDREÆ p 38. (b) WHYTT p. 195.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/45
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/45>, abgerufen am 16.04.2024.