Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch. Das Blut
oder wenn es aus einem Schweisloche der Nase heraus-
tröpfelt, zu einer Art von dikkern, und weniger zusam-
menhängendem zitternden Gallerte gerinnet, welcher sich
nach dem Fingerdrukke bildet, ein Salzwasser ausschwiz-
zet, und sich, wenn der Drukk nachgelassen, von selb-
sten wieder herstellt, und das Grübchen ebnet. Es ge-
rinnet eben sowohl nicht nur zur Sommerzeit, wenn die
Luftwärme bis zum neunzigsten Grade am Farenheitschen
Thermometer gestiegen ist (h), sondern auch im Winter,
und wenn man einigen Versuchen Glauben beimessen
darf (i), alsdenn noch stärker. Von der Kälte frieret
das Blut wenigstens um sieben Grade ehe, als Wasser,
zu Eis (k), und es eräugnet sich also diese Erscheinung
früher, als mit der Milch (l), indem der Anfang der
Gefrierung in dem äussern Umfange vorgeht (l*), und das
Blut indessen in dem Mittelpunkte noch in dem Zustan-
de der Flüßigkeit bleibt. Blutgewächse (polypi) erzeu-
gen sich in lebendigen Menschen von der Kälte (m). Es
hatte sich an einem Menschen, der erfroren war, das
Blut in allen Schlag- und Blutadern in länglichrunde
fasrige Blutgewächse verwandelt, und man fand so gar
in der dikken Gehirnhaut die Gefässe von Blute aufge-
schwollen (n). Uebrigens gerinnet das Blut nicht nur
in den vierfüßigen Thieren von kaltem und warmen
Blute, sondern auch in den Vögeln und Fischen; und
zwar in den grössern und stärkern Thieren um ein we-

nig
(h) [Spaltenumbruch] Schwenke S. 90. Ios.
Anton. puiati de morbo Naro-
niano.
S. 110 Es ist das Blut
indessen doch in einer beständigen
Digestionswärme, oder wenn es
bei dem 96sten Grade erhalten
worden, flüßig geblieben. Birch
angef. Orte, T. III. S. 238.
(i) quesnai de la Saignee, neue
Ausgabe, S. 399.
(k) Car. Aug. a bergen Nov.
Eph. Nat. Cur. Vol. I. App.
S. 43.
[Spaltenumbruch] Es gerinnet vom 25 Grade. mar-
tine
Essays,
S. 351.
(l) Die Milch gerinnt vom er-
sten Grade. Jn der Kälte Ruß-
lands rinnt das Blut zusammen.
Birch angef. Orte, T. II. S. 445.
(l*) Schwenke S. 97.
(m) boehmer de praecauend.
polyp. gener.
(n) qvelmalz de frigor. effect.

Fuͤnftes Buch. Das Blut
oder wenn es aus einem Schweisloche der Naſe heraus-
troͤpfelt, zu einer Art von dikkern, und weniger zuſam-
menhaͤngendem zitternden Gallerte gerinnet, welcher ſich
nach dem Fingerdrukke bildet, ein Salzwaſſer ausſchwiz-
zet, und ſich, wenn der Drukk nachgelaſſen, von ſelb-
ſten wieder herſtellt, und das Gruͤbchen ebnet. Es ge-
rinnet eben ſowohl nicht nur zur Sommerzeit, wenn die
Luftwaͤrme bis zum neunzigſten Grade am Farenheitſchen
Thermometer geſtiegen iſt (h), ſondern auch im Winter,
und wenn man einigen Verſuchen Glauben beimeſſen
darf (i), alsdenn noch ſtaͤrker. Von der Kaͤlte frieret
das Blut wenigſtens um ſieben Grade ehe, als Waſſer,
zu Eis (k), und es eraͤugnet ſich alſo dieſe Erſcheinung
fruͤher, als mit der Milch (l), indem der Anfang der
Gefrierung in dem aͤuſſern Umfange vorgeht (l*), und das
Blut indeſſen in dem Mittelpunkte noch in dem Zuſtan-
de der Fluͤßigkeit bleibt. Blutgewaͤchſe (polypi) erzeu-
gen ſich in lebendigen Menſchen von der Kaͤlte (m). Es
hatte ſich an einem Menſchen, der erfroren war, das
Blut in allen Schlag- und Blutadern in laͤnglichrunde
faſrige Blutgewaͤchſe verwandelt, und man fand ſo gar
in der dikken Gehirnhaut die Gefaͤſſe von Blute aufge-
ſchwollen (n). Uebrigens gerinnet das Blut nicht nur
in den vierfuͤßigen Thieren von kaltem und warmen
Blute, ſondern auch in den Voͤgeln und Fiſchen; und
zwar in den groͤſſern und ſtaͤrkern Thieren um ein we-

nig
(h) [Spaltenumbruch] Schwenke S. 90. Ioſ.
Anton. puiati de morbo Naro-
niano.
S. 110 Es iſt das Blut
indeſſen doch in einer beſtaͤndigen
Digeſtionswaͤrme, oder wenn es
bei dem 96ſten Grade erhalten
worden, fluͤßig geblieben. Birch
angef. Orte, T. III. S. 238.
(i) queſnai de la Saignée, neue
Ausgabe, S. 399.
(k) Car. Aug. a bergen Nov.
Eph. Nat. Cur. Vol. I. App.
S. 43.
[Spaltenumbruch] Es gerinnet vom 25 Grade. mar-
tine
Eſſays,
S. 351.
(l) Die Milch gerinnt vom er-
ſten Grade. Jn der Kaͤlte Ruß-
lands rinnt das Blut zuſammen.
Birch angef. Orte, T. II. S. 445.
(l*) Schwenke S. 97.
(m) boehmer de praecauend.
polyp. gener.
(n) qvelmalz de frigor. effect.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0048" n="28"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch. Das Blut</hi></fw><lb/>
oder wenn es aus einem Schweisloche der Na&#x017F;e heraus-<lb/>
tro&#x0364;pfelt, zu einer Art von dikkern, und weniger zu&#x017F;am-<lb/>
menha&#x0364;ngendem zitternden Gallerte gerinnet, welcher &#x017F;ich<lb/>
nach dem Fingerdrukke bildet, ein Salzwa&#x017F;&#x017F;er aus&#x017F;chwiz-<lb/>
zet, und &#x017F;ich, wenn der Drukk nachgela&#x017F;&#x017F;en, von &#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;ten wieder her&#x017F;tellt, und das Gru&#x0364;bchen ebnet. Es ge-<lb/>
rinnet eben &#x017F;owohl nicht nur zur Sommerzeit, wenn die<lb/>
Luftwa&#x0364;rme bis zum neunzig&#x017F;ten Grade am Farenheit&#x017F;chen<lb/>
Thermometer ge&#x017F;tiegen i&#x017F;t <note place="foot" n="(h)"><cb/><hi rendition="#fr">Schwenke</hi> S. 90. <hi rendition="#aq">Io&#x017F;.<lb/>
Anton. <hi rendition="#k">puiati</hi> de morbo Naro-<lb/>
niano.</hi> S. 110 Es i&#x017F;t das Blut<lb/>
inde&#x017F;&#x017F;en doch in einer be&#x017F;ta&#x0364;ndigen<lb/>
Dige&#x017F;tionswa&#x0364;rme, oder wenn es<lb/>
bei dem 96&#x017F;ten Grade erhalten<lb/>
worden, flu&#x0364;ßig geblieben. <hi rendition="#fr">Birch</hi><lb/>
angef. Orte, <hi rendition="#aq">T. III.</hi> S. 238.</note>, &#x017F;ondern auch im Winter,<lb/>
und wenn man einigen Ver&#x017F;uchen Glauben beime&#x017F;&#x017F;en<lb/>
darf <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">que&#x017F;nai</hi> de la Saignée,</hi> neue<lb/>
Ausgabe, S. 399.</note>, alsdenn noch &#x017F;ta&#x0364;rker. Von der Ka&#x0364;lte frieret<lb/>
das Blut wenig&#x017F;tens um &#x017F;ieben Grade ehe, als Wa&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
zu Eis <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">Car. Aug. a <hi rendition="#k">bergen</hi> Nov.<lb/>
Eph. Nat. Cur. Vol. I. App.</hi> S. 43.<lb/><cb/>
Es gerinnet vom 25 Grade. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">mar-<lb/>
tine</hi> E&#x017F;&#x017F;ays,</hi> S. 351.</note>, und es era&#x0364;ugnet &#x017F;ich al&#x017F;o die&#x017F;e Er&#x017F;cheinung<lb/>
fru&#x0364;her, als mit der Milch <note place="foot" n="(l)">Die Milch gerinnt vom er-<lb/>
&#x017F;ten Grade. Jn der Ka&#x0364;lte Ruß-<lb/>
lands rinnt das Blut zu&#x017F;ammen.<lb/><hi rendition="#fr">Birch</hi> angef. Orte, <hi rendition="#aq">T. II.</hi> S. 445.</note>, indem der Anfang der<lb/>
Gefrierung in dem a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Umfange vorgeht <note place="foot" n="(l*)"><hi rendition="#fr">Schwenke</hi> S. 97.</note>, und das<lb/>
Blut inde&#x017F;&#x017F;en in dem Mittelpunkte noch in dem Zu&#x017F;tan-<lb/>
de der Flu&#x0364;ßigkeit bleibt. Blutgewa&#x0364;ch&#x017F;e (<hi rendition="#aq">polypi</hi>) erzeu-<lb/>
gen &#x017F;ich in lebendigen Men&#x017F;chen von der Ka&#x0364;lte <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">boehmer</hi> de praecauend.<lb/>
polyp. gener.</hi></note>. Es<lb/>
hatte &#x017F;ich an einem Men&#x017F;chen, der erfroren war, das<lb/>
Blut in allen Schlag- und Blutadern in la&#x0364;nglichrunde<lb/>
fa&#x017F;rige Blutgewa&#x0364;ch&#x017F;e verwandelt, und man fand &#x017F;o gar<lb/>
in der dikken Gehirnhaut die Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e von Blute aufge-<lb/>
&#x017F;chwollen <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">qvelmalz</hi> de frigor. effect.</hi></note>. Uebrigens gerinnet das Blut nicht nur<lb/>
in den vierfu&#x0364;ßigen Thieren von kaltem und warmen<lb/>
Blute, &#x017F;ondern auch in den Vo&#x0364;geln und Fi&#x017F;chen; und<lb/>
zwar in den gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern und &#x017F;ta&#x0364;rkern Thieren um ein we-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nig</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0048] Fuͤnftes Buch. Das Blut oder wenn es aus einem Schweisloche der Naſe heraus- troͤpfelt, zu einer Art von dikkern, und weniger zuſam- menhaͤngendem zitternden Gallerte gerinnet, welcher ſich nach dem Fingerdrukke bildet, ein Salzwaſſer ausſchwiz- zet, und ſich, wenn der Drukk nachgelaſſen, von ſelb- ſten wieder herſtellt, und das Gruͤbchen ebnet. Es ge- rinnet eben ſowohl nicht nur zur Sommerzeit, wenn die Luftwaͤrme bis zum neunzigſten Grade am Farenheitſchen Thermometer geſtiegen iſt (h), ſondern auch im Winter, und wenn man einigen Verſuchen Glauben beimeſſen darf (i), alsdenn noch ſtaͤrker. Von der Kaͤlte frieret das Blut wenigſtens um ſieben Grade ehe, als Waſſer, zu Eis (k), und es eraͤugnet ſich alſo dieſe Erſcheinung fruͤher, als mit der Milch (l), indem der Anfang der Gefrierung in dem aͤuſſern Umfange vorgeht (l*), und das Blut indeſſen in dem Mittelpunkte noch in dem Zuſtan- de der Fluͤßigkeit bleibt. Blutgewaͤchſe (polypi) erzeu- gen ſich in lebendigen Menſchen von der Kaͤlte (m). Es hatte ſich an einem Menſchen, der erfroren war, das Blut in allen Schlag- und Blutadern in laͤnglichrunde faſrige Blutgewaͤchſe verwandelt, und man fand ſo gar in der dikken Gehirnhaut die Gefaͤſſe von Blute aufge- ſchwollen (n). Uebrigens gerinnet das Blut nicht nur in den vierfuͤßigen Thieren von kaltem und warmen Blute, ſondern auch in den Voͤgeln und Fiſchen; und zwar in den groͤſſern und ſtaͤrkern Thieren um ein we- nig (h) Schwenke S. 90. Ioſ. Anton. puiati de morbo Naro- niano. S. 110 Es iſt das Blut indeſſen doch in einer beſtaͤndigen Digeſtionswaͤrme, oder wenn es bei dem 96ſten Grade erhalten worden, fluͤßig geblieben. Birch angef. Orte, T. III. S. 238. (i) queſnai de la Saignée, neue Ausgabe, S. 399. (k) Car. Aug. a bergen Nov. Eph. Nat. Cur. Vol. I. App. S. 43. Es gerinnet vom 25 Grade. mar- tine Eſſays, S. 351. (l) Die Milch gerinnt vom er- ſten Grade. Jn der Kaͤlte Ruß- lands rinnt das Blut zuſammen. Birch angef. Orte, T. II. S. 445. (l*) Schwenke S. 97. (m) boehmer de praecauend. polyp. gener. (n) qvelmalz de frigor. effect.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/48
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/48>, abgerufen am 18.04.2024.