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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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überhaupt betrachtet.
Halsader (carotis) eines lebendigen Hundes Milch, und
es haben Thomas Schwenke, ein sehr berühmter
Arzt (f), Johann Bohn (g) und Joh. Gottfried von
Berger (h) ähnliche Erfarungen von dieser Sache ein-
gezogen. Ausser diesen beobachtete Waläus (i) an ei-
ner Ente, welches ein Thier ist, dem die Milchgefässe
ohnehin mangeln, und Olaus Borrichius (k) an einer
Gans, und an andern Vögeln, wie sich diese Narungs-
milch in das Blut ergossen hatte.

Man darf sich also nicht sehr wundern, wenn biswei-
len aus der geöffneten Blutader eines Menschen die Na-
rungsmilch, die von dem Blute etliche Stunden nach
dem genommenen Essen noch nicht verändert worden,
und in allen Menschen herumgeführt wird, herausgeflos-
sen gekommen ist. Es liegen davon unzälbare Beispiele
am Tage, und ich werde nur deren einige wenige nennen.
Jn der Geschichte, die Tulpius (l) meldet, schwamm
eine Art von Kuhmilch auf dem Blute. Jn der Erfa-
rung, die Thomas Guidot (m) berichtet, fand man
drei Theile vom Blute milchig; in einem andern Falle,
da man einen Theil des Blutes aus den Blutadern abge-
zapft hatte, und ein andrer Theil aus der Nase floß, be-
fand sich der dritte Theil Milch zugegen (n). Daß diese
Milch keinen üblen Geschmack, so wie der daraus mit
Hülfe einer Säure gemachte Käse habe (o), versichert
Regner de Graaf (p): und man fand in dem Blute
einer säugenden Frau (q) eine wirkliche Milch, welche

eben
(f) [Spaltenumbruch] Haematolog. S. 13.
(g) Er sagt, das Salzwasser im
Blute sei mit Narungsmilch er-
füllt gewesen.
(h) Jn der rechten Herzkammer
de natur. human. S. 160.
(i) Epist. de chylo beim Bar-
tholin,
S. 401. vergl. damit Acta
Hafniens. Ann. I. Obs. XI.
(k) [Spaltenumbruch] Chemic. Aegypt. sapient.
S. 262.
(l) Obs. 58. L. I.
(m) Prolegom. S. 44.
(n) Ephem. nat. cur. Dec. II.
ann. IV. obs.
165.
(o) Ebendas. ann. IX. X. Obs.
65. 66.
(p) Oper. omn. S. 46.
(q) Verduc usage des parties.
B 5

uͤberhaupt betrachtet.
Halsader (carotis) eines lebendigen Hundes Milch, und
es haben Thomas Schwenke, ein ſehr beruͤhmter
Arzt (f), Johann Bohn (g) und Joh. Gottfried von
Berger (h) aͤhnliche Erfarungen von dieſer Sache ein-
gezogen. Auſſer dieſen beobachtete Walaͤus (i) an ei-
ner Ente, welches ein Thier iſt, dem die Milchgefaͤſſe
ohnehin mangeln, und Olaus Borrichius (k) an einer
Gans, und an andern Voͤgeln, wie ſich dieſe Narungs-
milch in das Blut ergoſſen hatte.

Man darf ſich alſo nicht ſehr wundern, wenn biswei-
len aus der geoͤffneten Blutader eines Menſchen die Na-
rungsmilch, die von dem Blute etliche Stunden nach
dem genommenen Eſſen noch nicht veraͤndert worden,
und in allen Menſchen herumgefuͤhrt wird, herausgefloſ-
ſen gekommen iſt. Es liegen davon unzaͤlbare Beiſpiele
am Tage, und ich werde nur deren einige wenige nennen.
Jn der Geſchichte, die Tulpius (l) meldet, ſchwamm
eine Art von Kuhmilch auf dem Blute. Jn der Erfa-
rung, die Thomas Guidot (m) berichtet, fand man
drei Theile vom Blute milchig; in einem andern Falle,
da man einen Theil des Blutes aus den Blutadern abge-
zapft hatte, und ein andrer Theil aus der Naſe floß, be-
fand ſich der dritte Theil Milch zugegen (n). Daß dieſe
Milch keinen uͤblen Geſchmack, ſo wie der daraus mit
Huͤlfe einer Saͤure gemachte Kaͤſe habe (o), verſichert
Regner de Graaf (p): und man fand in dem Blute
einer ſaͤugenden Frau (q) eine wirkliche Milch, welche

eben
(f) [Spaltenumbruch] Haematolog. S. 13.
(g) Er ſagt, das Salzwaſſer im
Blute ſei mit Narungsmilch er-
fuͤllt geweſen.
(h) Jn der rechten Herzkammer
de natur. human. S. 160.
(i) Epiſt. de chylo beim Bar-
tholin,
S. 401. vergl. damit Acta
Hafnienſ. Ann. I. Obſ. XI.
(k) [Spaltenumbruch] Chemic. Aegypt. ſapient.
S. 262.
(l) Obſ. 58. L. I.
(m) Prolegom. S. 44.
(n) Ephem. nat. cur. Dec. II.
ann. IV. obſ.
165.
(o) Ebendaſ. ann. IX. X. Obſ.
65. 66.
(p) Oper. omn. S. 46.
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B 5
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[25/0045] uͤberhaupt betrachtet. Halsader (carotis) eines lebendigen Hundes Milch, und es haben Thomas Schwenke, ein ſehr beruͤhmter Arzt (f), Johann Bohn (g) und Joh. Gottfried von Berger (h) aͤhnliche Erfarungen von dieſer Sache ein- gezogen. Auſſer dieſen beobachtete Walaͤus (i) an ei- ner Ente, welches ein Thier iſt, dem die Milchgefaͤſſe ohnehin mangeln, und Olaus Borrichius (k) an einer Gans, und an andern Voͤgeln, wie ſich dieſe Narungs- milch in das Blut ergoſſen hatte. Man darf ſich alſo nicht ſehr wundern, wenn biswei- len aus der geoͤffneten Blutader eines Menſchen die Na- rungsmilch, die von dem Blute etliche Stunden nach dem genommenen Eſſen noch nicht veraͤndert worden, und in allen Menſchen herumgefuͤhrt wird, herausgefloſ- ſen gekommen iſt. Es liegen davon unzaͤlbare Beiſpiele am Tage, und ich werde nur deren einige wenige nennen. Jn der Geſchichte, die Tulpius (l) meldet, ſchwamm eine Art von Kuhmilch auf dem Blute. Jn der Erfa- rung, die Thomas Guidot (m) berichtet, fand man drei Theile vom Blute milchig; in einem andern Falle, da man einen Theil des Blutes aus den Blutadern abge- zapft hatte, und ein andrer Theil aus der Naſe floß, be- fand ſich der dritte Theil Milch zugegen (n). Daß dieſe Milch keinen uͤblen Geſchmack, ſo wie der daraus mit Huͤlfe einer Saͤure gemachte Kaͤſe habe (o), verſichert Regner de Graaf (p): und man fand in dem Blute einer ſaͤugenden Frau (q) eine wirkliche Milch, welche eben (f) Haematolog. S. 13. (g) Er ſagt, das Salzwaſſer im Blute ſei mit Narungsmilch er- fuͤllt geweſen. (h) Jn der rechten Herzkammer de natur. human. S. 160. (i) Epiſt. de chylo beim Bar- tholin, S. 401. vergl. damit Acta Hafnienſ. Ann. I. Obſ. XI. (k) Chemic. Aegypt. ſapient. S. 262. (l) Obſ. 58. L. I. (m) Prolegom. S. 44. (n) Ephem. nat. cur. Dec. II. ann. IV. obſ. 165. (o) Ebendaſ. ann. IX. X. Obſ. 65. 66. (p) Oper. omn. S. 46. (q) Verduc uſage des parties. B 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/45>, abgerufen am 18.04.2024.