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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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überhaupt betrachtet.
könne, indem sie sich einander so gerade zuwiederlaufen.
Ferner, wenn es wahr ist, daß das Schlagaderblut ei-
nen grössern Grad von Wärme hat, oder wofern es we-
nigstens nicht an sich kälter, als das in den Blutadern,
ist, da sich schwerlich jemand irgens erkühnt hat, es für
kälter auszugeben, wie könnte das Schlagaderblut dich-
ter seyn, da sich doch die Verdünnungskraft von der
Wärme ohnmöglich trennen läst?

Jch habe wenigstens für meine Person, bisweilen
an dem Schlagaderblute lebendiger Thiere, eine andre
Farbe, als an dem Blute der Blutadern gesehen (y),
wobey das erstere keine schwächere Röthe hatte. Jch
habe aber auch überhaupt oft an den verschiednen Blut-
bekken, welche das Blut von einer Person enthielten,
welches man ihr aus einer und eben derselben Blutader
gelassen hatte, so wie an einerlei Blutader (z) eines und
eben desselben Thieres, einen ähnlichen Unterscheid be-
merkt, indem sich das hellste Blut, und die gelbroten
Blutklumpen (cruor), mit ihren verschiednen Farben
einander begegneten. Eben diese Bemerkungen habe ich
auch an dem Frosche gemacht, an dem man doch keine
grosse Veränderung im Blute von der Lunge vermuten
kann, wohin kein grosser Ast der Aorte kömmt. Es
sind aber auch noch fremde Zeugnisse darüber vorhanden,
welche von sehr guten Zeugen herrühren. Das erste
Blut springet oft in sehr dichter Gestalt, das folgende
völlig aufgelöst, das dritte geronnen aus den geschlagnen
Adern hervor (a). Es ist auch bereits eine jedermann
bekannte Sache, daß sehr oft das gegen die lezte gelas-
sene Blut eine hellere Röthe mit sich führe, so daß man
es auch ein Schlagaderblut zu nennen pflegt. Es hat

Johann
(y) [Spaltenumbruch] Second Memoire sur le mou-
vement du sang. Exp.
22.
(z) [Spaltenumbruch] Ebendas. Exp. 13. 183. und
am Brüteie Obs. 43 45. 66. 273.
(a) de haen Rat. medic. S. 104.
B

uͤberhaupt betrachtet.
koͤnne, indem ſie ſich einander ſo gerade zuwiederlaufen.
Ferner, wenn es wahr iſt, daß das Schlagaderblut ei-
nen groͤſſern Grad von Waͤrme hat, oder wofern es we-
nigſtens nicht an ſich kaͤlter, als das in den Blutadern,
iſt, da ſich ſchwerlich jemand irgens erkuͤhnt hat, es fuͤr
kaͤlter auszugeben, wie koͤnnte das Schlagaderblut dich-
ter ſeyn, da ſich doch die Verduͤnnungskraft von der
Waͤrme ohnmoͤglich trennen laͤſt?

Jch habe wenigſtens fuͤr meine Perſon, bisweilen
an dem Schlagaderblute lebendiger Thiere, eine andre
Farbe, als an dem Blute der Blutadern geſehen (y),
wobey das erſtere keine ſchwaͤchere Roͤthe hatte. Jch
habe aber auch uͤberhaupt oft an den verſchiednen Blut-
bekken, welche das Blut von einer Perſon enthielten,
welches man ihr aus einer und eben derſelben Blutader
gelaſſen hatte, ſo wie an einerlei Blutader (z) eines und
eben deſſelben Thieres, einen aͤhnlichen Unterſcheid be-
merkt, indem ſich das hellſte Blut, und die gelbroten
Blutklumpen (cruor), mit ihren verſchiednen Farben
einander begegneten. Eben dieſe Bemerkungen habe ich
auch an dem Froſche gemacht, an dem man doch keine
groſſe Veraͤnderung im Blute von der Lunge vermuten
kann, wohin kein groſſer Aſt der Aorte koͤmmt. Es
ſind aber auch noch fremde Zeugniſſe daruͤber vorhanden,
welche von ſehr guten Zeugen herruͤhren. Das erſte
Blut ſpringet oft in ſehr dichter Geſtalt, das folgende
voͤllig aufgeloͤſt, das dritte geronnen aus den geſchlagnen
Adern hervor (a). Es iſt auch bereits eine jedermann
bekannte Sache, daß ſehr oft das gegen die lezte gelaſ-
ſene Blut eine hellere Roͤthe mit ſich fuͤhre, ſo daß man
es auch ein Schlagaderblut zu nennen pflegt. Es hat

Johann
(y) [Spaltenumbruch] Second Memoire ſur le mou-
vement du ſang. Exp.
22.
(z) [Spaltenumbruch] Ebendaſ. Exp. 13. 183. und
am Bruͤteie Obſ. 43 45. 66. 273.
(a) de haen Rat. medic. S. 104.
B
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[17/0037] uͤberhaupt betrachtet. koͤnne, indem ſie ſich einander ſo gerade zuwiederlaufen. Ferner, wenn es wahr iſt, daß das Schlagaderblut ei- nen groͤſſern Grad von Waͤrme hat, oder wofern es we- nigſtens nicht an ſich kaͤlter, als das in den Blutadern, iſt, da ſich ſchwerlich jemand irgens erkuͤhnt hat, es fuͤr kaͤlter auszugeben, wie koͤnnte das Schlagaderblut dich- ter ſeyn, da ſich doch die Verduͤnnungskraft von der Waͤrme ohnmoͤglich trennen laͤſt? Jch habe wenigſtens fuͤr meine Perſon, bisweilen an dem Schlagaderblute lebendiger Thiere, eine andre Farbe, als an dem Blute der Blutadern geſehen (y), wobey das erſtere keine ſchwaͤchere Roͤthe hatte. Jch habe aber auch uͤberhaupt oft an den verſchiednen Blut- bekken, welche das Blut von einer Perſon enthielten, welches man ihr aus einer und eben derſelben Blutader gelaſſen hatte, ſo wie an einerlei Blutader (z) eines und eben deſſelben Thieres, einen aͤhnlichen Unterſcheid be- merkt, indem ſich das hellſte Blut, und die gelbroten Blutklumpen (cruor), mit ihren verſchiednen Farben einander begegneten. Eben dieſe Bemerkungen habe ich auch an dem Froſche gemacht, an dem man doch keine groſſe Veraͤnderung im Blute von der Lunge vermuten kann, wohin kein groſſer Aſt der Aorte koͤmmt. Es ſind aber auch noch fremde Zeugniſſe daruͤber vorhanden, welche von ſehr guten Zeugen herruͤhren. Das erſte Blut ſpringet oft in ſehr dichter Geſtalt, das folgende voͤllig aufgeloͤſt, das dritte geronnen aus den geſchlagnen Adern hervor (a). Es iſt auch bereits eine jedermann bekannte Sache, daß ſehr oft das gegen die lezte gelaſ- ſene Blut eine hellere Roͤthe mit ſich fuͤhre, ſo daß man es auch ein Schlagaderblut zu nennen pflegt. Es hat Johann (y) Second Memoire ſur le mou- vement du ſang. Exp. 22. (z) Ebendaſ. Exp. 13. 183. und am Bruͤteie Obſ. 43 45. 66. 273. (a) de haen Rat. medic. S. 104. B

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/37>, abgerufen am 20.04.2024.