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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Fünftes Buch. Das Blut
Es scheinen daher die kleinen Thiere mehr Blut in sich
zu haben, als die grossen, und es entstehet daher der
Verdacht, daß sie auch aus dem Grunde an sich wärmer
sind. Unter den Geschlechtern der Fische haben dieje-
nigen einen Ueberflus an Blute, welche warm anzufü-
len sind, wie solches die Meerkälber bekräftigen (l),
welche, nach den Berichten der Zergliederer, eine unglaub-
liche Menge Blut in sich haben; vielleicht weil das Blut
in die grösten Blutaderbehältnisse bei ihnen zusammen-
flist, und sich also mit leichter Mühe durch die gemachte
Wunde ergissen kann. Das Gegentheil findet bei den
kaltblütigen Fischen, und den Schlangen statt; bei
diesen trift man nur ganz wenig Blut an. Der be-
rühmte Vincenz Menghin (m) konnte aus vielen Aae-
len kaum einige wenige Unzen Blut zusammenbringen.
Jn den Krokodilen steht das Blut mit dem übrigen Kör-
per des Thieres in noch schlechterm Verhältnisse (n).
Jn einer Natter, welche dreißig und ein halbes Quent-
chen wog, fand man nicht über achtzig Grane Blut,
welches vom ganzen Thiere der sieben und zwanzigste Theil
war (o), so daß also Nattern fünfmal weniger Blut,
und darunter, als die Menschen in ihren Blutgefässen
enthalten.

Will man aber diese Menge des Blutes in die
Schlagadern und Blutadern vertheilen, und den
Durchmesser der Schlagadern auf drei, und der Blut-
adern ihren auf zwei sezzen (p), indem man beiderlei
Adernsisteme für gleich lang rechnen kann, so wird
man finden, daß die Schlagadern vier Theile davon,
und die Blutadern neun Theile von der Blutmasse in sich
tragen.

§. 4.
(l) [Spaltenumbruch] Martens Spizbergsche Reise
S. 77.
(m) Aus hundert Aaelen eine
Unze. Comm. bonon. angef. Orte
S. 251.
(n) [Spaltenumbruch] Hasselquist resa til Palae-
stina
S. 295.
(o) Memoir. de l'Academ. roy.
des scienc.
1732. S. 26.
(p) 2. Buch.

Fuͤnftes Buch. Das Blut
Es ſcheinen daher die kleinen Thiere mehr Blut in ſich
zu haben, als die groſſen, und es entſtehet daher der
Verdacht, daß ſie auch aus dem Grunde an ſich waͤrmer
ſind. Unter den Geſchlechtern der Fiſche haben dieje-
nigen einen Ueberflus an Blute, welche warm anzufuͤ-
len ſind, wie ſolches die Meerkaͤlber bekraͤftigen (l),
welche, nach den Berichten der Zergliederer, eine unglaub-
liche Menge Blut in ſich haben; vielleicht weil das Blut
in die groͤſten Blutaderbehaͤltniſſe bei ihnen zuſammen-
fliſt, und ſich alſo mit leichter Muͤhe durch die gemachte
Wunde ergiſſen kann. Das Gegentheil findet bei den
kaltbluͤtigen Fiſchen, und den Schlangen ſtatt; bei
dieſen trift man nur ganz wenig Blut an. Der be-
ruͤhmte Vincenz Menghin (m) konnte aus vielen Aae-
len kaum einige wenige Unzen Blut zuſammenbringen.
Jn den Krokodilen ſteht das Blut mit dem uͤbrigen Koͤr-
per des Thieres in noch ſchlechterm Verhaͤltniſſe (n).
Jn einer Natter, welche dreißig und ein halbes Quent-
chen wog, fand man nicht uͤber achtzig Grane Blut,
welches vom ganzen Thiere der ſieben und zwanzigſte Theil
war (o), ſo daß alſo Nattern fuͤnfmal weniger Blut,
und darunter, als die Menſchen in ihren Blutgefaͤſſen
enthalten.

Will man aber dieſe Menge des Blutes in die
Schlagadern und Blutadern vertheilen, und den
Durchmeſſer der Schlagadern auf drei, und der Blut-
adern ihren auf zwei ſezzen (p), indem man beiderlei
Adernſiſteme fuͤr gleich lang rechnen kann, ſo wird
man finden, daß die Schlagadern vier Theile davon,
und die Blutadern neun Theile von der Blutmaſſe in ſich
tragen.

§. 4.
(l) [Spaltenumbruch] Martens Spizbergſche Reiſe
S. 77.
(m) Aus hundert Aaelen eine
Unze. Comm. bonon. angef. Orte
S. 251.
(n) [Spaltenumbruch] Haſſelquiſt reſa til Palae-
ſtina
S. 295.
(o) Memoir. de l’Academ. roy.
des ſcienc.
1732. S. 26.
(p) 2. Buch.
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[10/0030] Fuͤnftes Buch. Das Blut Es ſcheinen daher die kleinen Thiere mehr Blut in ſich zu haben, als die groſſen, und es entſtehet daher der Verdacht, daß ſie auch aus dem Grunde an ſich waͤrmer ſind. Unter den Geſchlechtern der Fiſche haben dieje- nigen einen Ueberflus an Blute, welche warm anzufuͤ- len ſind, wie ſolches die Meerkaͤlber bekraͤftigen (l), welche, nach den Berichten der Zergliederer, eine unglaub- liche Menge Blut in ſich haben; vielleicht weil das Blut in die groͤſten Blutaderbehaͤltniſſe bei ihnen zuſammen- fliſt, und ſich alſo mit leichter Muͤhe durch die gemachte Wunde ergiſſen kann. Das Gegentheil findet bei den kaltbluͤtigen Fiſchen, und den Schlangen ſtatt; bei dieſen trift man nur ganz wenig Blut an. Der be- ruͤhmte Vincenz Menghin (m) konnte aus vielen Aae- len kaum einige wenige Unzen Blut zuſammenbringen. Jn den Krokodilen ſteht das Blut mit dem uͤbrigen Koͤr- per des Thieres in noch ſchlechterm Verhaͤltniſſe (n). Jn einer Natter, welche dreißig und ein halbes Quent- chen wog, fand man nicht uͤber achtzig Grane Blut, welches vom ganzen Thiere der ſieben und zwanzigſte Theil war (o), ſo daß alſo Nattern fuͤnfmal weniger Blut, und darunter, als die Menſchen in ihren Blutgefaͤſſen enthalten. Will man aber dieſe Menge des Blutes in die Schlagadern und Blutadern vertheilen, und den Durchmeſſer der Schlagadern auf drei, und der Blut- adern ihren auf zwei ſezzen (p), indem man beiderlei Adernſiſteme fuͤr gleich lang rechnen kann, ſo wird man finden, daß die Schlagadern vier Theile davon, und die Blutadern neun Theile von der Blutmaſſe in ſich tragen. §. 4. (l) Martens Spizbergſche Reiſe S. 77. (m) Aus hundert Aaelen eine Unze. Comm. bonon. angef. Orte S. 251. (n) Haſſelquiſt reſa til Palae- ſtina S. 295. (o) Memoir. de l’Academ. roy. des ſcienc. 1732. S. 26. (p) 2. Buch.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/30>, abgerufen am 19.04.2024.