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Haeckel, Ernst: Die Perigenesis der Plastidule oder die Wellenerzeugung der Lebenstheilchen. Berlin, 1876.

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nächst alle die Eigenschaften, welche die Physik den hy¬
pothetischen Molekülen oder den "zusammengesetzten Ato¬
men" überhaupt zuschreibt. Mithin ist ein jedes Plastidul
nicht weiter in kleinere Plastidule zerlegbar, sondern kann
nur noch in seine constituirenden Atome zerlegt werden,
und zwar in Atome jener fünf vorher genannten Elemente.
Die Plastidule sind wahrscheinlich stets von Wasserhüllen
umgeben und die grössere oder geringere relative Dicke
dieser Wasserhüllen, die zugleich die benachbarten Plasti¬
dule scheiden und verbinden, bedingt den weicheren oder
festeren Zustand des gequollenen Plasson. Wahrschein¬
lich sind die Plastidule so klein, dass das kleinste Plasson-
Stück, welches wir noch mit Hülfe unserer schärfsten
Mikroskope erkennen können, ungeheure Mengen von
Plastidulen enthält. Was vom ursprünglichen einfachen
Plasson oder "Archiplasson", das gilt natürlich auch im
Allgemeinen von dem Protoplasma und dem Coccoplasma,
welche durch Sonderung aus ersterem entstanden sind.
Man kann der Kürze halber die Protoplasma-Moleküle als
"Plasmodule" und die Nucleus-Moleküle als "Coccodule"
bezeichnen. Dieselben physikalischen Eigenschaften und
physiologischen Functionen, welche im homogenen Plasson
der Cytoden die gleichartigen Plastidule zeigen, dieselben
finden wir in den Zellen auf die Plasmodule und die
Coccodule vertheilt. Die Plasmodule und Coccodule sind
ja erst durch Sonderung oder Differenzirung aus den Plasti¬
dulen entstanden.

Ausser den allgemeinen physikalischen Eigenschaften,
welche die heutige Physik und Chemie den Molekülen der
Materie im Allgemeinen zuschreibt, besitzen nun die

nächst alle die Eigenschaften, welche die Physik den hy¬
pothetischen Molekülen oder den „zusammengesetzten Ato¬
men“ überhaupt zuschreibt. Mithin ist ein jedes Plastidul
nicht weiter in kleinere Plastidule zerlegbar, sondern kann
nur noch in seine constituirenden Atome zerlegt werden,
und zwar in Atome jener fünf vorher genannten Elemente.
Die Plastidule sind wahrscheinlich stets von Wasserhüllen
umgeben und die grössere oder geringere relative Dicke
dieser Wasserhüllen, die zugleich die benachbarten Plasti¬
dule scheiden und verbinden, bedingt den weicheren oder
festeren Zustand des gequollenen Plasson. Wahrschein¬
lich sind die Plastidule so klein, dass das kleinste Plasson-
Stück, welches wir noch mit Hülfe unserer schärfsten
Mikroskope erkennen können, ungeheure Mengen von
Plastidulen enthält. Was vom ursprünglichen einfachen
Plasson oder „Archiplasson“, das gilt natürlich auch im
Allgemeinen von dem Protoplasma und dem Coccoplasma,
welche durch Sonderung aus ersterem entstanden sind.
Man kann der Kürze halber die Protoplasma-Moleküle als
„Plasmodule“ und die Nucleus-Moleküle als „Coccodule“
bezeichnen. Dieselben physikalischen Eigenschaften und
physiologischen Functionen, welche im homogenen Plasson
der Cytoden die gleichartigen Plastidule zeigen, dieselben
finden wir in den Zellen auf die Plasmodule und die
Coccodule vertheilt. Die Plasmodule und Coccodule sind
ja erst durch Sonderung oder Differenzirung aus den Plasti¬
dulen entstanden.

Ausser den allgemeinen physikalischen Eigenschaften,
welche die heutige Physik und Chemie den Molekülen der
Materie im Allgemeinen zuschreibt, besitzen nun die

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[36/0042] nächst alle die Eigenschaften, welche die Physik den hy¬ pothetischen Molekülen oder den „zusammengesetzten Ato¬ men“ überhaupt zuschreibt. Mithin ist ein jedes Plastidul nicht weiter in kleinere Plastidule zerlegbar, sondern kann nur noch in seine constituirenden Atome zerlegt werden, und zwar in Atome jener fünf vorher genannten Elemente. Die Plastidule sind wahrscheinlich stets von Wasserhüllen umgeben und die grössere oder geringere relative Dicke dieser Wasserhüllen, die zugleich die benachbarten Plasti¬ dule scheiden und verbinden, bedingt den weicheren oder festeren Zustand des gequollenen Plasson. Wahrschein¬ lich sind die Plastidule so klein, dass das kleinste Plasson- Stück, welches wir noch mit Hülfe unserer schärfsten Mikroskope erkennen können, ungeheure Mengen von Plastidulen enthält. Was vom ursprünglichen einfachen Plasson oder „Archiplasson“, das gilt natürlich auch im Allgemeinen von dem Protoplasma und dem Coccoplasma, welche durch Sonderung aus ersterem entstanden sind. Man kann der Kürze halber die Protoplasma-Moleküle als „Plasmodule“ und die Nucleus-Moleküle als „Coccodule“ bezeichnen. Dieselben physikalischen Eigenschaften und physiologischen Functionen, welche im homogenen Plasson der Cytoden die gleichartigen Plastidule zeigen, dieselben finden wir in den Zellen auf die Plasmodule und die Coccodule vertheilt. Die Plasmodule und Coccodule sind ja erst durch Sonderung oder Differenzirung aus den Plasti¬ dulen entstanden. Ausser den allgemeinen physikalischen Eigenschaften, welche die heutige Physik und Chemie den Molekülen der Materie im Allgemeinen zuschreibt, besitzen nun die

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Perigenesis der Plastidule oder die Wellenerzeugung der Lebenstheilchen. Berlin, 1876, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_plastidule_1876/42>, abgerufen am 29.03.2024.