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Haeckel, Ernst: Die Perigenesis der Plastidule oder die Wellenerzeugung der Lebenstheilchen. Berlin, 1876.

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diesen Versuchen entgegenstellen, sind ganz ungewöhn¬
liche und zum Theil unüberwindliche. Zunächst ist es
schon unmöglich, irgend ansehnliche Quantitäten von
Plasson in chemisch reinem Zustande zu isoliren und zu
untersuchen, weil sowohl das einfache Plasson der Cyto¬
den, als das Protoplasma und der Nucleus der Zellen
mit anderen, von ihnen gebildeten Substanzen zu innig
gemengt und in einzelnen kleinen Quantitäten überall
zwischen die anderen Gewebstheile (z. B. Zell-Membranen,
Intercellularsubstanzen) eingestreut und verwebt sind.
Sodann sind aber auch die sämmtlichen Plasson-Modifica¬
tionen in noch höherem Maasse, als die nächstverwandten
übrigen Eiweisskörper, zersetzlich und veränderlich. Und
was vor Allem in Betracht zu ziehen ist, die Modificationen
und Varietäten der Plasson-Körper sind zwar unendlich
zahlreich und mannigfaltig, schwanken aber doch innerhalb
Verhältnismässig geringer Breitegrade in Bezug auf die
quantitative Zusammensetzung. Die groben und rohen
Erkenntnissmittel der heutigen Chemie sind der Lösung
einer so feinen und schwierigen Aufgabe nicht entfernt
gewachsen. Jene grenzenlose Variabilität aber, in Ver¬
bindung mit ihrer leichten Zersetzbarkeit und mit der Be¬
weglichkeit der Atome in den Plasson-Molekülen, ist von
der grössten Bedeutung für die Entwickelungslehre. Denn
sie erklärt uns, wie das Plasson durch die unendlich
mannigfaltigen physikalisch-chemischen Einwirkungen der
Aussenwelt, die bei der Ernährung stattfinden, unendlich
mannigfaltige leichte Abänderungen erleiden und dem¬
gemäss die verschiedensten organischen Formen hervor¬
bringen kann.

diesen Versuchen entgegenstellen, sind ganz ungewöhn¬
liche und zum Theil unüberwindliche. Zunächst ist es
schon unmöglich, irgend ansehnliche Quantitäten von
Plasson in chemisch reinem Zustande zu isoliren und zu
untersuchen, weil sowohl das einfache Plasson der Cyto¬
den, als das Protoplasma und der Nucleus der Zellen
mit anderen, von ihnen gebildeten Substanzen zu innig
gemengt und in einzelnen kleinen Quantitäten überall
zwischen die anderen Gewebstheile (z. B. Zell-Membranen,
Intercellularsubstanzen) eingestreut und verwebt sind.
Sodann sind aber auch die sämmtlichen Plasson-Modifica¬
tionen in noch höherem Maasse, als die nächstverwandten
übrigen Eiweisskörper, zersetzlich und veränderlich. Und
was vor Allem in Betracht zu ziehen ist, die Modificationen
und Varietäten der Plasson-Körper sind zwar unendlich
zahlreich und mannigfaltig, schwanken aber doch innerhalb
Verhältnismässig geringer Breitegrade in Bezug auf die
quantitative Zusammensetzung. Die groben und rohen
Erkenntnissmittel der heutigen Chemie sind der Lösung
einer so feinen und schwierigen Aufgabe nicht entfernt
gewachsen. Jene grenzenlose Variabilität aber, in Ver¬
bindung mit ihrer leichten Zersetzbarkeit und mit der Be¬
weglichkeit der Atome in den Plasson-Molekülen, ist von
der grössten Bedeutung für die Entwickelungslehre. Denn
sie erklärt uns, wie das Plasson durch die unendlich
mannigfaltigen physikalisch-chemischen Einwirkungen der
Aussenwelt, die bei der Ernährung stattfinden, unendlich
mannigfaltige leichte Abänderungen erleiden und dem¬
gemäss die verschiedensten organischen Formen hervor¬
bringen kann.

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[32/0038] diesen Versuchen entgegenstellen, sind ganz ungewöhn¬ liche und zum Theil unüberwindliche. Zunächst ist es schon unmöglich, irgend ansehnliche Quantitäten von Plasson in chemisch reinem Zustande zu isoliren und zu untersuchen, weil sowohl das einfache Plasson der Cyto¬ den, als das Protoplasma und der Nucleus der Zellen mit anderen, von ihnen gebildeten Substanzen zu innig gemengt und in einzelnen kleinen Quantitäten überall zwischen die anderen Gewebstheile (z. B. Zell-Membranen, Intercellularsubstanzen) eingestreut und verwebt sind. Sodann sind aber auch die sämmtlichen Plasson-Modifica¬ tionen in noch höherem Maasse, als die nächstverwandten übrigen Eiweisskörper, zersetzlich und veränderlich. Und was vor Allem in Betracht zu ziehen ist, die Modificationen und Varietäten der Plasson-Körper sind zwar unendlich zahlreich und mannigfaltig, schwanken aber doch innerhalb Verhältnismässig geringer Breitegrade in Bezug auf die quantitative Zusammensetzung. Die groben und rohen Erkenntnissmittel der heutigen Chemie sind der Lösung einer so feinen und schwierigen Aufgabe nicht entfernt gewachsen. Jene grenzenlose Variabilität aber, in Ver¬ bindung mit ihrer leichten Zersetzbarkeit und mit der Be¬ weglichkeit der Atome in den Plasson-Molekülen, ist von der grössten Bedeutung für die Entwickelungslehre. Denn sie erklärt uns, wie das Plasson durch die unendlich mannigfaltigen physikalisch-chemischen Einwirkungen der Aussenwelt, die bei der Ernährung stattfinden, unendlich mannigfaltige leichte Abänderungen erleiden und dem¬ gemäss die verschiedensten organischen Formen hervor¬ bringen kann.

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Perigenesis der Plastidule oder die Wellenerzeugung der Lebenstheilchen. Berlin, 1876, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_plastidule_1876/38>, abgerufen am 18.04.2024.