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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

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den ganzen Frühmorgen mit Besuchen bei Excellenzen zugebracht, die sämmtlich eine Anwartschaft auf historische Größe zu beanspruchen schienen.

Der Gerichtsrath ließ sich nicht werfen, sondern fuhr fort: Wer sich bei uns hervorthut, hängt doch in irgend einer Weise nur mit der Administration, mit dem Staat, wie er ist, mit der Gesetzgebung zusammen! Erscheinungen wie Niebuhr, Bunsen, Liebig, imponiren dem Auslande; warum? Weil sie den Tonnenreifen des Titels, der ihnen angehängt gewesen, gesprengt haben und sie auch Privatmänner hätten sein können. Das ist's eben! Bei uns strebt Alles zum Geheimrath! Zum Orden! Jeder will sich, aus Ehrgeiz oder der Existenz wegen, als Radwelle in der Maschine wissen! Die großen Männer sind aber Könige und Kaiser für sich und da hapert's!

Verlangen Sie denn, entgegnete spitz der schlagfertige Triesel, daß Franz Bopp, der berühmte Sanskritgelehrte, sich über das Ministerium Manteuffel hätte aussprechen sollen?

Die sieben Göttinger Professoren thaten's! rief Omma.

Sie widerlegen sich selbst, meinte der Sanitätsrath Eltester, der erst jetzt leise hereingetreten war und sich bald über den Gegenstand des Gesprächs unterrichtet

den ganzen Frühmorgen mit Besuchen bei Excellenzen zugebracht, die sämmtlich eine Anwartschaft auf historische Größe zu beanspruchen schienen.

Der Gerichtsrath ließ sich nicht werfen, sondern fuhr fort: Wer sich bei uns hervorthut, hängt doch in irgend einer Weise nur mit der Administration, mit dem Staat, wie er ist, mit der Gesetzgebung zusammen! Erscheinungen wie Niebuhr, Bunsen, Liebig, imponiren dem Auslande; warum? Weil sie den Tonnenreifen des Titels, der ihnen angehängt gewesen, gesprengt haben und sie auch Privatmänner hätten sein können. Das ist’s eben! Bei uns strebt Alles zum Geheimrath! Zum Orden! Jeder will sich, aus Ehrgeiz oder der Existenz wegen, als Radwelle in der Maschine wissen! Die großen Männer sind aber Könige und Kaiser für sich und da hapert’s!

Verlangen Sie denn, entgegnete spitz der schlagfertige Triesel, daß Franz Bopp, der berühmte Sanskritgelehrte, sich über das Ministerium Manteuffel hätte aussprechen sollen?

Die sieben Göttinger Professoren thaten’s! rief Omma.

Sie widerlegen sich selbst, meinte der Sanitätsrath Eltester, der erst jetzt leise hereingetreten war und sich bald über den Gegenstand des Gesprächs unterrichtet

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[81/0087] den ganzen Frühmorgen mit Besuchen bei Excellenzen zugebracht, die sämmtlich eine Anwartschaft auf historische Größe zu beanspruchen schienen. Der Gerichtsrath ließ sich nicht werfen, sondern fuhr fort: Wer sich bei uns hervorthut, hängt doch in irgend einer Weise nur mit der Administration, mit dem Staat, wie er ist, mit der Gesetzgebung zusammen! Erscheinungen wie Niebuhr, Bunsen, Liebig, imponiren dem Auslande; warum? Weil sie den Tonnenreifen des Titels, der ihnen angehängt gewesen, gesprengt haben und sie auch Privatmänner hätten sein können. Das ist’s eben! Bei uns strebt Alles zum Geheimrath! Zum Orden! Jeder will sich, aus Ehrgeiz oder der Existenz wegen, als Radwelle in der Maschine wissen! Die großen Männer sind aber Könige und Kaiser für sich und da hapert’s! Verlangen Sie denn, entgegnete spitz der schlagfertige Triesel, daß Franz Bopp, der berühmte Sanskritgelehrte, sich über das Ministerium Manteuffel hätte aussprechen sollen? Die sieben Göttinger Professoren thaten’s! rief Omma. Sie widerlegen sich selbst, meinte der Sanitätsrath Eltester, der erst jetzt leise hereingetreten war und sich bald über den Gegenstand des Gesprächs unterrichtet

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/87>, abgerufen am 20.04.2024.