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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

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bezeugen. Da sich Schindler bei Wolny anheischig gemacht hatte, auch bei dieser Gelegenheit den alten Althing, seinen Serapionsbruder, bekannt zu machen mit der dem Professor und seiner Familie noch ganz neuen Begebenheit mit der Gräfin Treuenfels und das erste Aufbrausen sozusagen niederzuschlagen, so durften selbstverständlich nur die vollen Intimitäten des Kreises von Freunden zugezogen werden. Es waren beide Althings, Gustav Holl, Luzius, der leider zu großer Betrübniß des Gastgebers kurz vor Beginn des Servirens wegen Unwohlseins absagen ließ, Wolny geladen.

Schindler hatte alle Berechtigung, sich eine große Macht der Rede, der überzeugenden, besser gesagt, der überrumpelnden Beweisführung zuzutrauen. Er hoffte, es würde gehen, wie damals mit dem aufgeregten Schiffscapitän! Welche Ruhe hatte er damals bewiesen bei der Aussicht, es mit einem Wüthenden zu thun zu haben! Welche sichre Ansprache, die dem Anstürmenden Vernunft, Verzeihung, Herzensgüte in Mitleidenschaft brachte! Ja, hatte er damals gesagt, als er in einem eleganten Wagen mit dem sprachlos gewordenen Capitän nach Hause gefahren war und im Nu (seine Befehle wußte er durchzuführen) in einem erleuchteten, behaglichen, erwärmten Cabinet sich mit ihm allein befand, ja, jetzt lassen Sie uns Alles noch einmal in Ruhe erörtern! Dabei züngelte die

bezeugen. Da sich Schindler bei Wolny anheischig gemacht hatte, auch bei dieser Gelegenheit den alten Althing, seinen Serapionsbruder, bekannt zu machen mit der dem Professor und seiner Familie noch ganz neuen Begebenheit mit der Gräfin Treuenfels und das erste Aufbrausen sozusagen niederzuschlagen, so durften selbstverständlich nur die vollen Intimitäten des Kreises von Freunden zugezogen werden. Es waren beide Althings, Gustav Holl, Luzius, der leider zu großer Betrübniß des Gastgebers kurz vor Beginn des Servirens wegen Unwohlseins absagen ließ, Wolny geladen.

Schindler hatte alle Berechtigung, sich eine große Macht der Rede, der überzeugenden, besser gesagt, der überrumpelnden Beweisführung zuzutrauen. Er hoffte, es würde gehen, wie damals mit dem aufgeregten Schiffscapitän! Welche Ruhe hatte er damals bewiesen bei der Aussicht, es mit einem Wüthenden zu thun zu haben! Welche sichre Ansprache, die dem Anstürmenden Vernunft, Verzeihung, Herzensgüte in Mitleidenschaft brachte! Ja, hatte er damals gesagt, als er in einem eleganten Wagen mit dem sprachlos gewordenen Capitän nach Hause gefahren war und im Nu (seine Befehle wußte er durchzuführen) in einem erleuchteten, behaglichen, erwärmten Cabinet sich mit ihm allein befand, ja, jetzt lassen Sie uns Alles noch einmal in Ruhe erörtern! Dabei züngelte die

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[193/0199] bezeugen. Da sich Schindler bei Wolny anheischig gemacht hatte, auch bei dieser Gelegenheit den alten Althing, seinen Serapionsbruder, bekannt zu machen mit der dem Professor und seiner Familie noch ganz neuen Begebenheit mit der Gräfin Treuenfels und das erste Aufbrausen sozusagen niederzuschlagen, so durften selbstverständlich nur die vollen Intimitäten des Kreises von Freunden zugezogen werden. Es waren beide Althings, Gustav Holl, Luzius, der leider zu großer Betrübniß des Gastgebers kurz vor Beginn des Servirens wegen Unwohlseins absagen ließ, Wolny geladen. Schindler hatte alle Berechtigung, sich eine große Macht der Rede, der überzeugenden, besser gesagt, der überrumpelnden Beweisführung zuzutrauen. Er hoffte, es würde gehen, wie damals mit dem aufgeregten Schiffscapitän! Welche Ruhe hatte er damals bewiesen bei der Aussicht, es mit einem Wüthenden zu thun zu haben! Welche sichre Ansprache, die dem Anstürmenden Vernunft, Verzeihung, Herzensgüte in Mitleidenschaft brachte! Ja, hatte er damals gesagt, als er in einem eleganten Wagen mit dem sprachlos gewordenen Capitän nach Hause gefahren war und im Nu (seine Befehle wußte er durchzuführen) in einem erleuchteten, behaglichen, erwärmten Cabinet sich mit ihm allein befand, ja, jetzt lassen Sie uns Alles noch einmal in Ruhe erörtern! Dabei züngelte die

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/199>, abgerufen am 28.03.2024.