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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

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Oben leuchtete ihr La Rose. Der Graf war noch im Theater. Die Pastoren waren entlassen. Gräfin Constanze war zur Ruhe. In einem matt erleuchteten Zimmer blinkte auf einer schneeweißen Tischdecke die Zurüstung zu einem kleinen Souper. Eine Hängelampe erleuchtete kaum die kleine Ecke des dazu nöthigen Tisches. Zwei Couverts, obgleich in der Regel nur eines benutzt wurde.

La Rose hielt sich auffallend lange beim Leuchten auf. Die Männertracht war zu verbergen, nur mußte man nicht zu genau hinsehen und forschen. La Rose forschte heute. Ganz gegen seine Gewohnheit.

Kundig aller Verhältnisse, aller Gegensätze, tiefer Menschenkenner, Erleichterer des Natürlichen, wie er sich dem Grafen zuerst empfohlen hatte, sagte der kluge Diplomat, der die hier nothwendige Formel der Lösung der Intrigue nur im gerichtlich Anstößigen finden konnte: Der gnädige Herr wird beim Nachhausekommen einen Rock in seiner Garderobe vermissen!

Ada stutzte denn doch. Sie faßte sich schnell, schwieg aber noch. So? sagte sie.

Auch ein Paar Pantalons fehlen! Darf ich ihm sagen, wer sie getragen hat? fuhr La Rose auf französisch fort.

Himmel und Erde standen nun auf dem Spiele. Sein oder Nichtsein. Sagte La Rose die Wahrheit, so

Oben leuchtete ihr La Rose. Der Graf war noch im Theater. Die Pastoren waren entlassen. Gräfin Constanze war zur Ruhe. In einem matt erleuchteten Zimmer blinkte auf einer schneeweißen Tischdecke die Zurüstung zu einem kleinen Souper. Eine Hängelampe erleuchtete kaum die kleine Ecke des dazu nöthigen Tisches. Zwei Couverts, obgleich in der Regel nur eines benutzt wurde.

La Rose hielt sich auffallend lange beim Leuchten auf. Die Männertracht war zu verbergen, nur mußte man nicht zu genau hinsehen und forschen. La Rose forschte heute. Ganz gegen seine Gewohnheit.

Kundig aller Verhältnisse, aller Gegensätze, tiefer Menschenkenner, Erleichterer des Natürlichen, wie er sich dem Grafen zuerst empfohlen hatte, sagte der kluge Diplomat, der die hier nothwendige Formel der Lösung der Intrigue nur im gerichtlich Anstößigen finden konnte: Der gnädige Herr wird beim Nachhausekommen einen Rock in seiner Garderobe vermissen!

Ada stutzte denn doch. Sie faßte sich schnell, schwieg aber noch. So? sagte sie.

Auch ein Paar Pantalons fehlen! Darf ich ihm sagen, wer sie getragen hat? fuhr La Rose auf französisch fort.

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[179/0185] Oben leuchtete ihr La Rose. Der Graf war noch im Theater. Die Pastoren waren entlassen. Gräfin Constanze war zur Ruhe. In einem matt erleuchteten Zimmer blinkte auf einer schneeweißen Tischdecke die Zurüstung zu einem kleinen Souper. Eine Hängelampe erleuchtete kaum die kleine Ecke des dazu nöthigen Tisches. Zwei Couverts, obgleich in der Regel nur eines benutzt wurde. La Rose hielt sich auffallend lange beim Leuchten auf. Die Männertracht war zu verbergen, nur mußte man nicht zu genau hinsehen und forschen. La Rose forschte heute. Ganz gegen seine Gewohnheit. Kundig aller Verhältnisse, aller Gegensätze, tiefer Menschenkenner, Erleichterer des Natürlichen, wie er sich dem Grafen zuerst empfohlen hatte, sagte der kluge Diplomat, der die hier nothwendige Formel der Lösung der Intrigue nur im gerichtlich Anstößigen finden konnte: Der gnädige Herr wird beim Nachhausekommen einen Rock in seiner Garderobe vermissen! Ada stutzte denn doch. Sie faßte sich schnell, schwieg aber noch. So? sagte sie. Auch ein Paar Pantalons fehlen! Darf ich ihm sagen, wer sie getragen hat? fuhr La Rose auf französisch fort. Himmel und Erde standen nun auf dem Spiele. Sein oder Nichtsein. Sagte La Rose die Wahrheit, so

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/185>, abgerufen am 25.04.2024.