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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

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und unbeholfen zu erscheinen. Man mußte über den Staub, der durch die mannichfache Bewegung erregt wurde, trotz des Regens die Fenster öffnen. Auch pflegt die Luft in solchen ländlichen "Putzstuben" nicht die beste zu sein.

Helene ergötzte sich an dem bunten Bilde, wie sich da unten beim strömenden Regen Alles zu bergen, seine Waare zu schützen suchte. Und Martha wagte sich sogar in die unterste Region des Wirthshauses, in ein Summen und Brausen von Menschen, die sich geborgen hatten. Es sollte doch etwas auch der Herberge, die man gefunden, zu Gute kommen. Man war mit dem Einfachsten zufrieden, hörte aber im Gegentheil von wahren Wunderdingen, die heute auf dem Speisezettel stünden, von Saurem, Geselchtem und allerlei kühnen Anläufen an ein geregeltes Kochbuch, wozu denn aber doch nur die Männer den Appetit des Versuchens hatten.

Der Regen währte so lange, bis darüber die Abenddämmerung hereinbrach. Die Gräfin-Tante hatte sich sogar der Schinken und Eier, die sich die Männer geben ließen, enthalten und bekam Sehnsucht nach ihrem Thee. Die Nachhausefahrt konnte eine kleine Stunde dauern. Es mußte schon vollkommen Nacht sein, wenn man im Schlosse ankam. Die Diener hatten alles Gekaufte sorgfältig in die Kutschkästen verpackt. Die aus der Ochsen-

und unbeholfen zu erscheinen. Man mußte über den Staub, der durch die mannichfache Bewegung erregt wurde, trotz des Regens die Fenster öffnen. Auch pflegt die Luft in solchen ländlichen „Putzstuben“ nicht die beste zu sein.

Helene ergötzte sich an dem bunten Bilde, wie sich da unten beim strömenden Regen Alles zu bergen, seine Waare zu schützen suchte. Und Martha wagte sich sogar in die unterste Region des Wirthshauses, in ein Summen und Brausen von Menschen, die sich geborgen hatten. Es sollte doch etwas auch der Herberge, die man gefunden, zu Gute kommen. Man war mit dem Einfachsten zufrieden, hörte aber im Gegentheil von wahren Wunderdingen, die heute auf dem Speisezettel stünden, von Saurem, Geselchtem und allerlei kühnen Anläufen an ein geregeltes Kochbuch, wozu denn aber doch nur die Männer den Appetit des Versuchens hatten.

Der Regen währte so lange, bis darüber die Abenddämmerung hereinbrach. Die Gräfin-Tante hatte sich sogar der Schinken und Eier, die sich die Männer geben ließen, enthalten und bekam Sehnsucht nach ihrem Thee. Die Nachhausefahrt konnte eine kleine Stunde dauern. Es mußte schon vollkommen Nacht sein, wenn man im Schlosse ankam. Die Diener hatten alles Gekaufte sorgfältig in die Kutschkästen verpackt. Die aus der Ochsen-

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[9/0015] und unbeholfen zu erscheinen. Man mußte über den Staub, der durch die mannichfache Bewegung erregt wurde, trotz des Regens die Fenster öffnen. Auch pflegt die Luft in solchen ländlichen „Putzstuben“ nicht die beste zu sein. Helene ergötzte sich an dem bunten Bilde, wie sich da unten beim strömenden Regen Alles zu bergen, seine Waare zu schützen suchte. Und Martha wagte sich sogar in die unterste Region des Wirthshauses, in ein Summen und Brausen von Menschen, die sich geborgen hatten. Es sollte doch etwas auch der Herberge, die man gefunden, zu Gute kommen. Man war mit dem Einfachsten zufrieden, hörte aber im Gegentheil von wahren Wunderdingen, die heute auf dem Speisezettel stünden, von Saurem, Geselchtem und allerlei kühnen Anläufen an ein geregeltes Kochbuch, wozu denn aber doch nur die Männer den Appetit des Versuchens hatten. Der Regen währte so lange, bis darüber die Abenddämmerung hereinbrach. Die Gräfin-Tante hatte sich sogar der Schinken und Eier, die sich die Männer geben ließen, enthalten und bekam Sehnsucht nach ihrem Thee. Die Nachhausefahrt konnte eine kleine Stunde dauern. Es mußte schon vollkommen Nacht sein, wenn man im Schlosse ankam. Die Diener hatten alles Gekaufte sorgfältig in die Kutschkästen verpackt. Die aus der Ochsen-

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/15>, abgerufen am 25.04.2024.