Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

Freuden der vie champetre neu, und mit wahrer Wonne nahm man in der oberen "Putzstube" des Ochsenwirths Platz unter den gläsernen Schränken mit allerlei versilberten Trinkgefäßen oder vergoldeten Tassen, geheimnißvoll drehbaren Büchsen, Püppchen und sogar unter einer Kuckucksuhr.

Großmama ist komisch! sagte Ada leise. Denn Gräfin Constanze übte sich bei all diesem Durcheinander mit La Rose in französischer Conversation, gleichsam als dächte sie jetzt erst in die Welt zu treten.

Ada war ganz ausgelassen. Sie fand reiche Gelegenheit, über die niedlichen Sächelchen zu lachen, die hier aufbewahrt wurden. Das vollständige grüne Gewölbe! rief sie an einer Servante voll Nippsachen aus. Kommen Sie doch, Herr Althing, erklären Sie mir diese erhabenen Raritäten! Wir sind jetzt Beide im Dresdener Schlosse! Auf der Brühl'schen Terrasse! Geben Sie mir doch den Arm, mein Herr! Sehen Sie! Da strömt die Elbe! Sie zeigte auf die Regengüsse und wollte nur Ottomars Arm drücken. Zeigen Sie jetzt Ihr Talent als Cicerone! sagte die verschmitzte Verführerin.

Ueberhaupt führte Ada die Verstellungsrolle so gewandt durch, daß der Graf dem Gang über die Brühl'sche Terrasse applaudirte und Ottomar alle Bedenken über Bord werfen mußte, um nicht gar verdutzt

Freuden der vie champêtre neu, und mit wahrer Wonne nahm man in der oberen „Putzstube“ des Ochsenwirths Platz unter den gläsernen Schränken mit allerlei versilberten Trinkgefäßen oder vergoldeten Tassen, geheimnißvoll drehbaren Büchsen, Püppchen und sogar unter einer Kuckucksuhr.

Großmama ist komisch! sagte Ada leise. Denn Gräfin Constanze übte sich bei all diesem Durcheinander mit La Rose in französischer Conversation, gleichsam als dächte sie jetzt erst in die Welt zu treten.

Ada war ganz ausgelassen. Sie fand reiche Gelegenheit, über die niedlichen Sächelchen zu lachen, die hier aufbewahrt wurden. Das vollständige grüne Gewölbe! rief sie an einer Servante voll Nippsachen aus. Kommen Sie doch, Herr Althing, erklären Sie mir diese erhabenen Raritäten! Wir sind jetzt Beide im Dresdener Schlosse! Auf der Brühl’schen Terrasse! Geben Sie mir doch den Arm, mein Herr! Sehen Sie! Da strömt die Elbe! Sie zeigte auf die Regengüsse und wollte nur Ottomars Arm drücken. Zeigen Sie jetzt Ihr Talent als Cicerone! sagte die verschmitzte Verführerin.

Ueberhaupt führte Ada die Verstellungsrolle so gewandt durch, daß der Graf dem Gang über die Brühl’sche Terrasse applaudirte und Ottomar alle Bedenken über Bord werfen mußte, um nicht gar verdutzt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0014" n="8"/>
Freuden der <hi rendition="#aq">vie champêtre</hi> neu, und mit wahrer Wonne nahm man in der oberen &#x201E;Putzstube&#x201C; des Ochsenwirths Platz unter den gläsernen Schränken mit allerlei versilberten Trinkgefäßen oder vergoldeten Tassen, geheimnißvoll drehbaren Büchsen, Püppchen und sogar unter einer Kuckucksuhr.</p>
        <p>Großmama ist komisch! sagte Ada leise. Denn Gräfin Constanze übte sich bei all diesem Durcheinander mit La Rose in französischer Conversation, gleichsam als dächte sie jetzt erst in die Welt zu treten.</p>
        <p>Ada war ganz ausgelassen. Sie fand reiche Gelegenheit, über die niedlichen Sächelchen zu lachen, die hier aufbewahrt wurden. Das vollständige grüne Gewölbe! rief sie an einer Servante voll Nippsachen aus. Kommen Sie doch, Herr Althing, erklären Sie mir diese erhabenen Raritäten! Wir sind jetzt Beide im Dresdener Schlosse! Auf der Brühl&#x2019;schen Terrasse! Geben Sie mir doch den Arm, mein Herr! Sehen Sie! Da strömt die Elbe! Sie zeigte auf die Regengüsse und wollte nur Ottomars Arm drücken. Zeigen Sie jetzt Ihr Talent als Cicerone! sagte die verschmitzte Verführerin.</p>
        <p>Ueberhaupt führte Ada die Verstellungsrolle so gewandt durch, daß der Graf dem Gang über die Brühl&#x2019;sche Terrasse applaudirte und Ottomar alle Bedenken über Bord werfen mußte, um nicht gar verdutzt
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0014] Freuden der vie champêtre neu, und mit wahrer Wonne nahm man in der oberen „Putzstube“ des Ochsenwirths Platz unter den gläsernen Schränken mit allerlei versilberten Trinkgefäßen oder vergoldeten Tassen, geheimnißvoll drehbaren Büchsen, Püppchen und sogar unter einer Kuckucksuhr. Großmama ist komisch! sagte Ada leise. Denn Gräfin Constanze übte sich bei all diesem Durcheinander mit La Rose in französischer Conversation, gleichsam als dächte sie jetzt erst in die Welt zu treten. Ada war ganz ausgelassen. Sie fand reiche Gelegenheit, über die niedlichen Sächelchen zu lachen, die hier aufbewahrt wurden. Das vollständige grüne Gewölbe! rief sie an einer Servante voll Nippsachen aus. Kommen Sie doch, Herr Althing, erklären Sie mir diese erhabenen Raritäten! Wir sind jetzt Beide im Dresdener Schlosse! Auf der Brühl’schen Terrasse! Geben Sie mir doch den Arm, mein Herr! Sehen Sie! Da strömt die Elbe! Sie zeigte auf die Regengüsse und wollte nur Ottomars Arm drücken. Zeigen Sie jetzt Ihr Talent als Cicerone! sagte die verschmitzte Verführerin. Ueberhaupt führte Ada die Verstellungsrolle so gewandt durch, daß der Graf dem Gang über die Brühl’sche Terrasse applaudirte und Ottomar alle Bedenken über Bord werfen mußte, um nicht gar verdutzt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T11:57:26Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T11:57:26Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-3<a>) (2014-02-19T11:57:26Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/14
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/14>, abgerufen am 19.04.2024.