Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.
Weise ganz in demselben Zustande, wie ihr heißgeliebter Gatte es so viele Jahre hindurch bewohnt hatte. Neben seinem geräumigen Arbeitszimmer befand sich das Cabinet, wo ihn, den rüstigen, in den ersten Sechszigen befindlichen Mann, der sogar jünger als seine Gattin war, der Tod ereilt hatte. Die Dimensionen, in denen hier Alles gehalten war, ließen an Ausdehnung Nichts zu wünschen übrig. Die Herbstsonne schien durch die schweren Fenstergardinen auf weichwollene Teppiche, die in den lebhaftesten Farben schimmerten. Als Ottomar gemeldet und eingetreten war, begrüßte ihn Graf Udo ebenso in Gegenwart eines Dritten, wie gestern, als sie allein gewesen. Daran erkennt man die Menschen, wie sie es wahrhaft mit uns meinen. Im Kreise Anderer sich als dieselben wohlwollenden, gütigen Freunde zeigen, wie unter vier Augen, das ist die Probe der Aechtheit. Mit zugekniffenen Augen und süßsaurer Freundlichkeit grüßte Baron von Forbeck. Auch er fing an, sich herablassend und im Junkerton der Studienzeit zu erinnern. Ottomar gab zu, daß sich Beide, wenn sie auch in verschiedenen Corps standen, ein Semester hindurch als Commilitonen hätten betrachten können. Ohne sich im Mindesten durch den Besuch stören zu lassen, setzte der in den Offizierstand Uebergegangene, der den Krieg Weise ganz in demselben Zustande, wie ihr heißgeliebter Gatte es so viele Jahre hindurch bewohnt hatte. Neben seinem geräumigen Arbeitszimmer befand sich das Cabinet, wo ihn, den rüstigen, in den ersten Sechszigen befindlichen Mann, der sogar jünger als seine Gattin war, der Tod ereilt hatte. Die Dimensionen, in denen hier Alles gehalten war, ließen an Ausdehnung Nichts zu wünschen übrig. Die Herbstsonne schien durch die schweren Fenstergardinen auf weichwollene Teppiche, die in den lebhaftesten Farben schimmerten. Als Ottomar gemeldet und eingetreten war, begrüßte ihn Graf Udo ebenso in Gegenwart eines Dritten, wie gestern, als sie allein gewesen. Daran erkennt man die Menschen, wie sie es wahrhaft mit uns meinen. Im Kreise Anderer sich als dieselben wohlwollenden, gütigen Freunde zeigen, wie unter vier Augen, das ist die Probe der Aechtheit. Mit zugekniffenen Augen und süßsaurer Freundlichkeit grüßte Baron von Forbeck. Auch er fing an, sich herablassend und im Junkerton der Studienzeit zu erinnern. Ottomar gab zu, daß sich Beide, wenn sie auch in verschiedenen Corps standen, ein Semester hindurch als Commilitonen hätten betrachten können. Ohne sich im Mindesten durch den Besuch stören zu lassen, setzte der in den Offizierstand Uebergegangene, der den Krieg <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030" n="24"/> Weise ganz in demselben Zustande, wie ihr heißgeliebter Gatte es so viele Jahre hindurch bewohnt hatte. Neben seinem geräumigen Arbeitszimmer befand sich das Cabinet, wo ihn, den rüstigen, in den ersten Sechszigen befindlichen Mann, der sogar jünger als seine Gattin war, der Tod ereilt hatte. Die Dimensionen, in denen hier Alles gehalten war, ließen an Ausdehnung Nichts zu wünschen übrig. Die Herbstsonne schien durch die schweren Fenstergardinen auf weichwollene Teppiche, die in den lebhaftesten Farben schimmerten. </p> <p>Als Ottomar gemeldet und eingetreten war, begrüßte ihn Graf Udo ebenso in Gegenwart eines Dritten, wie gestern, als sie allein gewesen. Daran erkennt man die Menschen, wie sie es wahrhaft mit uns meinen. Im Kreise Anderer sich als dieselben wohlwollenden, gütigen Freunde zeigen, wie unter vier Augen, das ist die Probe der Aechtheit. </p> <p>Mit zugekniffenen Augen und süßsaurer Freundlichkeit grüßte Baron von Forbeck. Auch er fing an, sich herablassend und im Junkerton der Studienzeit zu erinnern. Ottomar gab zu, daß sich Beide, wenn sie auch in verschiedenen Corps standen, ein Semester hindurch als Commilitonen hätten betrachten können. Ohne sich im Mindesten durch den Besuch stören zu lassen, setzte der in den Offizierstand Uebergegangene, der <ref xml:id="TEXTdenKrieg1" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLdenKrieg">den Krieg</ref> </p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0030]
Weise ganz in demselben Zustande, wie ihr heißgeliebter Gatte es so viele Jahre hindurch bewohnt hatte. Neben seinem geräumigen Arbeitszimmer befand sich das Cabinet, wo ihn, den rüstigen, in den ersten Sechszigen befindlichen Mann, der sogar jünger als seine Gattin war, der Tod ereilt hatte. Die Dimensionen, in denen hier Alles gehalten war, ließen an Ausdehnung Nichts zu wünschen übrig. Die Herbstsonne schien durch die schweren Fenstergardinen auf weichwollene Teppiche, die in den lebhaftesten Farben schimmerten.
Als Ottomar gemeldet und eingetreten war, begrüßte ihn Graf Udo ebenso in Gegenwart eines Dritten, wie gestern, als sie allein gewesen. Daran erkennt man die Menschen, wie sie es wahrhaft mit uns meinen. Im Kreise Anderer sich als dieselben wohlwollenden, gütigen Freunde zeigen, wie unter vier Augen, das ist die Probe der Aechtheit.
Mit zugekniffenen Augen und süßsaurer Freundlichkeit grüßte Baron von Forbeck. Auch er fing an, sich herablassend und im Junkerton der Studienzeit zu erinnern. Ottomar gab zu, daß sich Beide, wenn sie auch in verschiedenen Corps standen, ein Semester hindurch als Commilitonen hätten betrachten können. Ohne sich im Mindesten durch den Besuch stören zu lassen, setzte der in den Offizierstand Uebergegangene, der den Krieg
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/30 |
| Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/30>, abgerufen am 24.04.2024. |
