Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite
Schertz-Spiel.
Cyrille. Ob ich Semmeln oder Honig ha? Ne Herr Gri-
gories,
ich verkäuffe nicht mehr Obst und Näsche-
rey.
Sempron. Jch sage euch nicht von Semmeln oder Honig/
sondern wündsche euch einen guten Morgen.
Cyrille. Dem wird der Engel Uriel nehmen sein Horn/
und blasen drein Tit titu.
Sempron. Was murmelt ihr?
Cyrille. Jch bete ein tröstlich Gebet vors Feber und böse
Wetter.
Sempron. Seponamus ista.
Cyrille. Ob ich Seiffe haben müsse. Ja freylich lieber
Herr Procrecriis. Die Wäsche kost viel Geld/ man
muß vor ein Muderhembdlin einen guten Gro-
schen geben.
Sempron. Ey lasset uns diß beyseite setzen! höret nur/ ich
sage euch alethos, pure.
Cyrille. Da soll euch der Teuffel dafür holen; sagt ihr/
daß ich eine alte Hure bin? das kan mir kein redli-
cher Mann mit gutem Gewissen nachreden/ du
alter graubärtigter ungehangener Dieb/ du
darffst mir nicht viel/ ich gäte dir den Bart aus.
Sempron. Ey/ ihr verstehet mich nicht recht/ ich rede Grie-
chisch und Lateinisch alethos pure.
Cyrille. Saget mir nicht mehr von der alten Hure/ oder.
Sempron. alethos pure, das heist in der Warheit/ ich
weis doch wol/ daß ihr eine redliche Frau seyd; die
gantze Stadt haud negat.
Cyrill. Daß ich mirs Haupt gebadt/ was gehet der gantzen
Stadt daran ab.
Sempron. Surdo narro fabulam.
Cyrille. Ey Herr/ redt doch kein Polnisch mit mir/ ich
versteh euch nicht.
Sempron. Jch rede nicht Polnisch/ ich rede Lateinisch.
Cyrille. Ey ihr seyd ein Doctoribus, und ich bin nicht
studi-
B 4
Schertz-Spiel.
Cyrille. Ob ich Semmeln oder Honig ha? Ne Herr Gri-
gories,
ich verkaͤuffe nicht mehr Obſt und Naͤſche-
rey.
Sempron. Jch ſage euch nicht von Semmeln oder Honig/
ſondern wuͤndſche euch einen guten Morgen.
Cyrille. Dem wird der Engel Uriel nehmen ſein Horn/
und blaſen drein Tit titu.
Sempron. Was murmelt ihr?
Cyrille. Jch bete ein troͤſtlich Gebet vors Feber und boͤſe
Wetter.
Sempron. Seponamus iſta.
Cyrille. Ob ich Seiffe haben muͤſſe. Ja freylich lieber
Herr Procrecriis. Die Waͤſche koſt viel Geld/ man
muß vor ein Muderhembdlin einen guten Gro-
ſchen geben.
Sempron. Ey laſſet uns diß beyſeite ſetzen! hoͤret nur/ ich
ſage euch ἀληθῶς, purè.
Cyrille. Da ſoll euch der Teuffel dafuͤr holen; ſagt ihr/
daß ich eine alte Hure bin? das kan mir kein redli-
cher Mann mit gutem Gewiſſen nachreden/ du
alter graubaͤrtigter ungehangener Dieb/ du
darffſt mir nicht viel/ ich gaͤte dir den Bart aus.
Sempron. Ey/ ihr verſtehet mich nicht recht/ ich rede Grie-
chiſch und Lateiniſch ἀληθῶς purè.
Cyrille. Saget mir nicht mehr von der alten Hure/ oder.
Sempron. ἀληθῶς purè, das heiſt in der Warheit/ ich
weis doch wol/ daß ihr eine redliche Frau ſeyd; die
gantze Stadt haud negat.
Cyrill. Daß ich mirs Haupt gebadt/ was gehet der gantzen
Stadt daran ab.
Sempron. Surdo narro fabulam.
Cyrille. Ey Herr/ redt doch kein Polniſch mit mir/ ich
verſteh euch nicht.
Sempron. Jch rede nicht Polniſch/ ich rede Lateiniſch.
Cyrille. Ey ihr ſeyd ein Doctoribus, und ich bin nicht
ſtudi-
B 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0027" n="11"/>
          <fw place="top" type="header">Schertz-Spiel.</fw><lb/>
          <sp who="#CYR">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cyrille.</hi> </speaker>
            <p>Ob ich Semmeln oder Honig ha<hi rendition="#i">?</hi> Ne Herr <hi rendition="#aq">Gri-<lb/>
gories,</hi> ich verka&#x0364;uffe nicht mehr Ob&#x017F;t und Na&#x0364;&#x017F;che-<lb/>
rey.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SEM">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Sempron.</hi> </speaker>
            <p>Jch &#x017F;age euch nicht von Semmeln oder Honig/<lb/>
&#x017F;ondern wu&#x0364;nd&#x017F;che euch einen guten Morgen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CYR">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cyrille.</hi> </speaker>
            <p>Dem wird der Engel <hi rendition="#aq">Uriel</hi> nehmen &#x017F;ein Horn/<lb/>
und bla&#x017F;en drein <hi rendition="#aq">Tit titu.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SEM">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Sempron.</hi> </speaker>
            <p>Was murmelt ihr?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CYR">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cyrille.</hi> </speaker>
            <p>Jch bete ein tro&#x0364;&#x017F;tlich Gebet vors Feber und bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
Wetter.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SEM">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Sempron.</hi> </speaker>
            <p> <hi rendition="#aq">Seponamus i&#x017F;ta.</hi> </p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CYR">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cyrille.</hi> </speaker>
            <p>Ob ich Seiffe haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Ja freylich lieber<lb/>
Herr <hi rendition="#aq">Procrecriis.</hi> Die Wa&#x0364;&#x017F;che ko&#x017F;t viel Geld/ man<lb/>
muß vor ein Muderhembdlin einen guten Gro-<lb/>
&#x017F;chen geben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SEM">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Sempron.</hi> </speaker>
            <p>Ey la&#x017F;&#x017F;et uns diß bey&#x017F;eite &#x017F;etzen! ho&#x0364;ret nur/ ich<lb/>
&#x017F;age euch &#x1F00;&#x03BB;&#x03B7;&#x03B8;&#x1FF6;&#x03C2;, <hi rendition="#aq">purè.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CYR">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cyrille.</hi> </speaker>
            <p>Da &#x017F;oll euch der Teuffel dafu&#x0364;r holen; &#x017F;agt ihr/<lb/>
daß ich eine alte Hure bin? das kan mir kein redli-<lb/>
cher Mann mit gutem Gewi&#x017F;&#x017F;en nachreden/ du<lb/>
alter grauba&#x0364;rtigter ungehangener Dieb/ du<lb/>
darff&#x017F;t mir nicht viel/ ich ga&#x0364;te dir den Bart aus.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SEM">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Sempron.</hi> </speaker>
            <p>Ey/ ihr ver&#x017F;tehet mich nicht recht/ ich rede Grie-<lb/>
chi&#x017F;ch und Lateini&#x017F;ch &#x1F00;&#x03BB;&#x03B7;&#x03B8;&#x1FF6;&#x03C2; <hi rendition="#aq">purè.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CYR">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cyrille.</hi> </speaker>
            <p>Saget mir nicht mehr von der alten Hure/ oder.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SEM">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Sempron.</hi> </speaker>
            <p>&#x1F00;&#x03BB;&#x03B7;&#x03B8;&#x1FF6;&#x03C2; <hi rendition="#aq">purè,</hi> das hei&#x017F;t in der Warheit/ ich<lb/>
weis doch wol/ daß ihr eine redliche Frau &#x017F;eyd; die<lb/>
gantze Stadt <hi rendition="#aq">haud negat.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CYR">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cyrill.</hi> </speaker>
            <p>Daß ich mirs Haupt gebadt/ was gehet der gantzen<lb/>
Stadt daran ab.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SEM">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Sempron.</hi> </speaker>
            <p> <hi rendition="#aq">Surdo narro fabulam.</hi> </p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CYR">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cyrille.</hi> </speaker>
            <p>Ey Herr/ redt doch kein Polni&#x017F;ch mit mir/ ich<lb/>
ver&#x017F;teh euch nicht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SEM">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Sempron.</hi> </speaker>
            <p>Jch rede nicht Polni&#x017F;ch/ ich rede Lateini&#x017F;ch.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CYR">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cyrille.</hi> </speaker>
            <p>Ey ihr &#x017F;eyd ein <hi rendition="#aq">Doctoribus,</hi> und ich bin nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">B</hi> 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">&#x017F;tudi-</hi></fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0027] Schertz-Spiel. Cyrille. Ob ich Semmeln oder Honig ha? Ne Herr Gri- gories, ich verkaͤuffe nicht mehr Obſt und Naͤſche- rey. Sempron. Jch ſage euch nicht von Semmeln oder Honig/ ſondern wuͤndſche euch einen guten Morgen. Cyrille. Dem wird der Engel Uriel nehmen ſein Horn/ und blaſen drein Tit titu. Sempron. Was murmelt ihr? Cyrille. Jch bete ein troͤſtlich Gebet vors Feber und boͤſe Wetter. Sempron. Seponamus iſta. Cyrille. Ob ich Seiffe haben muͤſſe. Ja freylich lieber Herr Procrecriis. Die Waͤſche koſt viel Geld/ man muß vor ein Muderhembdlin einen guten Gro- ſchen geben. Sempron. Ey laſſet uns diß beyſeite ſetzen! hoͤret nur/ ich ſage euch ἀληθῶς, purè. Cyrille. Da ſoll euch der Teuffel dafuͤr holen; ſagt ihr/ daß ich eine alte Hure bin? das kan mir kein redli- cher Mann mit gutem Gewiſſen nachreden/ du alter graubaͤrtigter ungehangener Dieb/ du darffſt mir nicht viel/ ich gaͤte dir den Bart aus. Sempron. Ey/ ihr verſtehet mich nicht recht/ ich rede Grie- chiſch und Lateiniſch ἀληθῶς purè. Cyrille. Saget mir nicht mehr von der alten Hure/ oder. Sempron. ἀληθῶς purè, das heiſt in der Warheit/ ich weis doch wol/ daß ihr eine redliche Frau ſeyd; die gantze Stadt haud negat. Cyrill. Daß ich mirs Haupt gebadt/ was gehet der gantzen Stadt daran ab. Sempron. Surdo narro fabulam. Cyrille. Ey Herr/ redt doch kein Polniſch mit mir/ ich verſteh euch nicht. Sempron. Jch rede nicht Polniſch/ ich rede Lateiniſch. Cyrille. Ey ihr ſeyd ein Doctoribus, und ich bin nicht ſtudi- B 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar stellt den ersten datierten Druck da… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/27
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/27>, abgerufen am 19.04.2024.