Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

den/ weil ich die Trommeln und Pfeif-
fen/ das Geschütz/ und die Trompeten/
von welchem Schall mir das Hertz im
Leib aufhupffte/ noch nicht satt genug
gehört hatte; zu letzt schickte sichs/ ich
weiß nicht zu meinem Glück oder Un-
glück/ daß mich der Rittmeister selbst be-
hielte/ daß ich seiner Person wie ein Pa-
ge und Cammerdiener aufwarten solte;
dem Reuter aber gab er einen andern
Böhmischen Knollfincken zum Jungen/
weil er ja einen Dieb aus unserer Nati-
on haben wolte;

Also schickte ich mich nun gar artlich
in den Possen; ich wuste meinem Ritt-
meister so trefflich zu Fuchsschwäntzen/
seine Kleidungen so sauber zu halten/
sein weiß leinen Zeug so nett zu accom-
modirn,
und ihm in allem so wol zu pfle-
gen/ daß er mich vor den Kern eines gu-
ten Cammer dieners halten muste; und
weil ich auch einen grossen Lust zum Ge-
wehr hatte/ versahe ich dasselbe derge-
stalten/ daß sich Herr und Knechte dar-
auf verlassen durfften/ und dannenhero

erhiel-
B iij

den/ weil ich die Trommeln und Pfeif-
fen/ das Geſchuͤtz/ und die Trompeten/
von welchem Schall mir das Hertz im
Leib aufhupffte/ noch nicht ſatt genug
gehoͤrt hatte; zu letzt ſchickte ſichs/ ich
weiß nicht zu meinem Gluͤck oder Un-
gluͤck/ daß mich der Rittmeiſter ſelbſt be-
hielte/ daß ich ſeiner Perſon wie ein Pa-
ge und Cammerdiener aufwarten ſolte;
dem Reuter aber gab er einen andern
Boͤhmiſchen Knollfincken zum Jungen/
weil er ja einen Dieb aus unſerer Nati-
on haben wolte;

Alſo ſchickte ich mich nun gar artlich
in den Poſſen; ich wuſte meinem Ritt-
meiſter ſo trefflich zu Fuchsſchwaͤntzen/
ſeine Kleidungen ſo ſauber zu halten/
ſein weiß leinen Zeug ſo nett zu accom-
modirn,
und ihm in allem ſo wol zu pfle-
gen/ daß er mich vor den Kern eines gu-
ten Cammer dieners halten muſte; und
weil ich auch einen groſſen Luſt zum Ge-
wehr hatte/ verſahe ich daſſelbe derge-
ſtalten/ daß ſich Herr und Knechte dar-
auf verlaſſen durfften/ und dannenhero

erhiel-
B iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0027" n="25"/>
den/ weil ich die Trommeln und Pfeif-<lb/>
fen/ das Ge&#x017F;chu&#x0364;tz/ und die Trompeten/<lb/>
von welchem Schall mir das Hertz im<lb/>
Leib aufhupffte/ noch nicht &#x017F;att genug<lb/>
geho&#x0364;rt hatte; zu letzt &#x017F;chickte &#x017F;ichs/ ich<lb/>
weiß nicht zu meinem Glu&#x0364;ck oder Un-<lb/>
glu&#x0364;ck/ daß mich der Rittmei&#x017F;ter &#x017F;elb&#x017F;t be-<lb/>
hielte/ daß ich &#x017F;einer Per&#x017F;on wie ein Pa-<lb/>
ge und Cammerdiener aufwarten &#x017F;olte;<lb/>
dem Reuter aber gab er einen andern<lb/>
Bo&#x0364;hmi&#x017F;chen Knollfincken zum Jungen/<lb/>
weil er ja einen Dieb aus un&#x017F;erer Nati-<lb/>
on haben wolte;</p><lb/>
        <p>Al&#x017F;o &#x017F;chickte ich mich nun gar artlich<lb/>
in den Po&#x017F;&#x017F;en; ich wu&#x017F;te meinem Ritt-<lb/>
mei&#x017F;ter &#x017F;o trefflich zu Fuchs&#x017F;chwa&#x0364;ntzen/<lb/>
&#x017F;eine Kleidungen &#x017F;o &#x017F;auber zu halten/<lb/>
&#x017F;ein weiß leinen Zeug &#x017F;o nett zu <hi rendition="#aq">accom-<lb/>
modirn,</hi> und ihm in allem &#x017F;o wol zu pfle-<lb/>
gen/ daß er mich vor den Kern eines gu-<lb/>
ten Cammer dieners halten mu&#x017F;te; und<lb/>
weil ich auch einen gro&#x017F;&#x017F;en Lu&#x017F;t zum Ge-<lb/>
wehr hatte/ ver&#x017F;ahe ich da&#x017F;&#x017F;elbe derge-<lb/>
&#x017F;talten/ daß &#x017F;ich Herr und Knechte dar-<lb/>
auf verla&#x017F;&#x017F;en durfften/ und dannenhero<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B iij</fw><fw place="bottom" type="catch">erhiel-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0027] den/ weil ich die Trommeln und Pfeif- fen/ das Geſchuͤtz/ und die Trompeten/ von welchem Schall mir das Hertz im Leib aufhupffte/ noch nicht ſatt genug gehoͤrt hatte; zu letzt ſchickte ſichs/ ich weiß nicht zu meinem Gluͤck oder Un- gluͤck/ daß mich der Rittmeiſter ſelbſt be- hielte/ daß ich ſeiner Perſon wie ein Pa- ge und Cammerdiener aufwarten ſolte; dem Reuter aber gab er einen andern Boͤhmiſchen Knollfincken zum Jungen/ weil er ja einen Dieb aus unſerer Nati- on haben wolte; Alſo ſchickte ich mich nun gar artlich in den Poſſen; ich wuſte meinem Ritt- meiſter ſo trefflich zu Fuchsſchwaͤntzen/ ſeine Kleidungen ſo ſauber zu halten/ ſein weiß leinen Zeug ſo nett zu accom- modirn, und ihm in allem ſo wol zu pfle- gen/ daß er mich vor den Kern eines gu- ten Cammer dieners halten muſte; und weil ich auch einen groſſen Luſt zum Ge- wehr hatte/ verſahe ich daſſelbe derge- ſtalten/ daß ſich Herr und Knechte dar- auf verlaſſen durfften/ und dannenhero erhiel- B iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/27
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/27>, abgerufen am 19.04.2024.