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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

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bescherrt (ach heuchlerischer Schalck gedachte ich/
hett dir das nun GOtt bescherrt/ was du deinem
Herrn abgestohlen hast? soltestu ihm in seinen Nö-
then nit mit dem seinigen zu hülff kommen? und das
umb sovil desto ehenter/ dieweil du/ so lang er etwas
hatte/ mitgemacht/ und das seinige hast verfressen/
versauffen/ verhurren/ verbuben/ verspielen und
verpancketiren helffen? O Vogel gedachte ich/ du
bist zwar auß Engelland kommen wie ein Schaaf/
aber seit dich/ der Geitz besessen/ in Franckreich zu
einen Fuchs: ja gar zu einem Wolff worden.) Sol-
te ich nun/ sagte er weiter/ solche Gaben GOttes
nicht in acht nehmen und zu meines künfftigen Le-
bens Auffenthalt anlegen/ so müste ich sorgen/ ich
möchte mich dardurch alles meines künftigen Glücks
unwürdig machen/ daß ich noch etwan zuhoffen;
wen GOtt grüst/ der soll ihm dancken/ es dörffte
mir villeicht mein Lebenlang kein solcher Fund wi-
der gerathen; soll ich nun dieses an ein Orth hinge-
ben/ dahin auch reiche Engelländer nichts mehr leh-
nen wollen/ weil sie die beste Unterpfand bereits
hinweg haben/ wer wolte mir solches rathen? Zu
dem haben mir Euer Gnaden selbst gesagt/ wann
ich etwas habe/ so solte ichs behalten; und über diß
alles ligt mein Geld auff der Wechselbanck/ welches
ich nit kriegen kan wann ich will/ ich wolte mich
dann eines grossen Interesse verzeyhen.

Dise Wort waren dem Iulo zwar schwer zu-
vertauen/ als deren er sich weder von seinem getreu-
en Diener versehen; noch von andern zuhören ge-
wohnt war; aber der Schuh/ den ihn Hoffart und
Verschwendung angelegt/ truckte ihn so hart/ daß
er sie leichtlich verschmirtzte/ vor billich hielte: und

durch

beſcherꝛt (ach heuchleriſcher Schalck gedachte ich/
hett dir das nun GOtt beſcherꝛt/ was du deinem
Herꝛn abgeſtohlen haſt? ſolteſtu ihm in ſeinen Noͤ-
then nit mit dem ſeinigen zu huͤlff kommen? und das
umb ſovil deſto ehenter/ dieweil du/ ſo lang er etwas
hatte/ mitgemacht/ und das ſeinige haſt verfreſſen/
verſauffen/ verhurꝛen/ verbuben/ verſpielen und
verpancketiren helffen? O Vogel gedachte ich/ du
biſt zwar auß Engelland kommen wie ein Schaaf/
aber ſeit dich/ der Geitz beſeſſen/ in Franckreich zu
einen Fuchs: ja gar zu einem Wolff worden.) Sol-
te ich nun/ ſagte er weiter/ ſolche Gaben GOttes
nicht in acht nehmen und zu meines kuͤnfftigen Le-
bens Auffenthalt anlegen/ ſo muͤſte ich ſorgen/ ich
moͤchte mich darduꝛch alles meines kuͤnftigen Gluͤcks
unwuͤrdig machen/ daß ich noch etwan zuhoffen;
wen GOtt gruͤſt/ der ſoll ihm dancken/ es doͤrffte
mir villeicht mein Lebenlang kein ſolcher Fund wi-
der gerathen; ſoll ich nun dieſes an ein Orth hinge-
ben/ dahin auch reiche Engellaͤnder nichts mehr leh-
nen wollen/ weil ſie die beſte Unterpfand bereits
hinweg haben/ wer wolte mir ſolches rathen? Zu
dem haben mir Euer Gnaden ſelbſt geſagt/ wann
ich etwas habe/ ſo ſolte ichs behalten; und uͤber diß
alles ligt mein Geld auff der Wechſelbanck/ welches
ich nit kriegen kan wann ich will/ ich wolte mich
dann eines groſſen Intereſſe verzeyhen.

Diſe Wort waren dem Iulo zwar ſchwer zu-
vertauen/ als deren er ſich weder von ſeinem getreu-
en Diener verſehen; noch von andern zuhoͤren ge-
wohnt war; aber der Schuh/ den ihn Hoffart und
Verſchwendung angelegt/ truckte ihn ſo hart/ daß
er ſie leichtlich verſchmirtzte/ vor billich hielte: und

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/48>, abgerufen am 20.04.2024.