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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

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die du ungetreuer und hochsträfflicher Weiß zusam-
men zuscharren gedenckest/ welche doch der Hayd
Crates Thebanus ins Meer warffe/ damit sie ihn nit
verderben solten/ wiewol er solche rechtmässig be-
sasse; wie vil mehr/ kanstu wol erachten/ werden sie
dein Undergang seyn/ in dem du solche im Gegen-
spil auß dem grossen Meer deiner Untreu erfischen
wilst! soltestu dir wol einbilden dörffen/ sie werden
dir wol gedeyen?

Solche und dergleichen mehr guter Ermahnun-
gen beydes von der gesunden Vernunfft und sei-
nem Gewissen empfande zwar Avarus in sich selbsten;
aber es manglet ihm hingegen mit nichten an Ent-
schuldigungen/ sein böstes Beginnen zubeschönen
und gut zusprechen; was? sagte er mit Salomone
Proverbior:
26. Wegen deß Iuli Person/ was soll
dem Narren Ehr/ Geld und gute Tage? sie könnens
doch nicht brauchen! zu dem hat er ohne das genug!
und wer weiß wie es seine Eltern gewonnen haben?
ists nicht besser/ ich packe selbst das jenige an/ das
er doch sonst ohne mich verschwendet/ als daß ichs
unter frembde kommen lasse?

Dergestalt folgten beyde Jüngliug ihren ver-
blänten Begterden/ und ersäufften sich mithin in
Abgrund deß Wollust/ biß entlich Iulus die liebe
Frantzosen bekam/ und eine Woch oder 4. Schwi-
tzen: und beydes seinen Leib und Beütel purgirn
lassen muste/ welches ihn drumb nit besser machte/
oder ihm zur Warnung gedeyete: dann er machte
das gemeine Sprichwort war/ da der Kranck wider
genaß/ je ärger er was.

Das

die du ungetreuer und hochſtraͤfflicher Weiß zuſam-
men zuſcharꝛen gedenckeſt/ welche doch der Hayd
Crates Thebanus ins Meer warffe/ damit ſie ihn nit
verderben ſolten/ wiewol er ſolche rechtmaͤſſig be-
ſaſſe; wie vil mehr/ kanſtu wol erachten/ werden ſie
dein Undergang ſeyn/ in dem du ſolche im Gegen-
ſpil auß dem groſſen Meer deiner Untreu erfiſchen
wilſt! ſolteſtu dir wol einbilden doͤrffen/ ſie werden
dir wol gedeyen?

Solche und dergleichen mehr guter Ermahnun-
gen beydes von der geſunden Vernunfft und ſei-
nem Gewiſſen empfande zwar Avarus in ſich ſelbſtẽ;
aber es manglet ihm hingegen mit nichten an Ent-
ſchuldigungen/ ſein boͤſtes Beginnen zubeſchoͤnen
und gut zuſprechen; was? ſagte er mit Salomone
Proverbior:
26. Wegen deß Iuli Perſon/ was ſoll
dem Narꝛen Ehr/ Geld und gute Tage? ſie koͤnnens
doch nicht brauchen! zu dem hat er ohne das genug!
und wer weiß wie es ſeine Eltern gewonnen haben?
iſts nicht beſſer/ ich packe ſelbſt das jenige an/ das
er doch ſonſt ohne mich verſchwendet/ als daß ichs
unter frembde kommen laſſe?

Dergeſtalt folgten beyde Juͤngliug ihren ver-
blaͤnten Begterden/ und erſaͤufften ſich mithin in
Abgrund deß Wolluſt/ biß entlich Iulus die liebe
Frantzoſen bekam/ und eine Woch oder 4. Schwi-
tzen: und beydes ſeinen Leib und Beuͤtel purgirn
laſſen muſte/ welches ihn drumb nit beſſer machte/
oder ihm zur Warnung gedeyete: dann er machte
das gemeine Sprichwort war/ da der Kranck wider
genaß/ je aͤrger er was.

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/43>, abgerufen am 19.04.2024.