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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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Soldat schaute sich nun einmal recht um, da standen die Kessel rings herum in der Hölle, und war ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und brutzelte darin. Er hätte für sein Leben gerne hinein geschaut, wenn es ihm der Teufel nicht so streng verboten hätte: endlich konnte er sich nicht mehr anhalten, hob vom ersten Kessel ein klein bischen den Deckel auf und guckte hinein. Da sah er seinen ehemaligen Unteroffizier darin sitzen: 'aha, Vogel,' sprach er, 'treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,' ließ geschwind den Deckel fallen, schürte das Feuer und legte noch frisch zu. Danach gieng er zum zweiten Kessel, hob ihn auch ein wenig auf und guckte, da saß sein Fähnrich darin: 'aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,' machte den Deckel wieder zu und trug noch einen Klotz herbei, der sollte ihm erst recht heiß machen. Nun wollte er auch sehen wer im dritten Kessel säße, da wars gar ein General: 'aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,' holte den Blasbalg und ließ das Höllenfeuer recht unter ihm flackern. Also that er sieben Jahr seinen Dienst in der Hölle, wusch sich nicht, kämmte sich nicht, schnippte sich nicht, schnitt sich die Nägel und Haare nicht und wischte sich kein Wasser aus den Augen; und die sieben Jahre waren ihm so kurz, daß er meinte es wäre nur ein halbes Jahr gewesen. Als nun die Zeit vollends herum war, kam der Teufel und sagte 'nun, Hans, was hast du gemacht?' 'Jch habe das Feuer unter den Kesseln geschürt, ich habe gekehrt und den Kehrdreck hinter die Thüre getragen.' 'Aber du hast auch in die Kessel geguckt; dein Glück ist, daß du noch Holz zugelegt hast, sonst war dein Leben verloren; jetzt ist deine Zeit herum, willst du wieder heim?' 'Ja,' sagte der Soldat, 'ich wollt auch gerne sehen was mein Vater daheim macht.' Sprach der Teufel 'damit du deinen verdienten Lohn kriegst, geh und raffe dir deinen Ranzen voll Kehrdreck und nimms mit nach Haus.

Soldat schaute sich nun einmal recht um, da standen die Kessel rings herum in der Hölle, und war ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und brutzelte darin. Er hätte für sein Leben gerne hinein geschaut, wenn es ihm der Teufel nicht so streng verboten hätte: endlich konnte er sich nicht mehr anhalten, hob vom ersten Kessel ein klein bischen den Deckel auf und guckte hinein. Da sah er seinen ehemaligen Unteroffizier darin sitzen: ‘aha, Vogel,’ sprach er, ‘treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ ließ geschwind den Deckel fallen, schürte das Feuer und legte noch frisch zu. Danach gieng er zum zweiten Kessel, hob ihn auch ein wenig auf und guckte, da saß sein Fähnrich darin: ‘aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ machte den Deckel wieder zu und trug noch einen Klotz herbei, der sollte ihm erst recht heiß machen. Nun wollte er auch sehen wer im dritten Kessel säße, da wars gar ein General: ‘aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ holte den Blasbalg und ließ das Höllenfeuer recht unter ihm flackern. Also that er sieben Jahr seinen Dienst in der Hölle, wusch sich nicht, kämmte sich nicht, schnippte sich nicht, schnitt sich die Nägel und Haare nicht und wischte sich kein Wasser aus den Augen; und die sieben Jahre waren ihm so kurz, daß er meinte es wäre nur ein halbes Jahr gewesen. Als nun die Zeit vollends herum war, kam der Teufel und sagte ‘nun, Hans, was hast du gemacht?’ ‘Jch habe das Feuer unter den Kesseln geschürt, ich habe gekehrt und den Kehrdreck hinter die Thüre getragen.’ ‘Aber du hast auch in die Kessel geguckt; dein Glück ist, daß du noch Holz zugelegt hast, sonst war dein Leben verloren; jetzt ist deine Zeit herum, willst du wieder heim?’ ‘Ja,’ sagte der Soldat, ‘ich wollt auch gerne sehen was mein Vater daheim macht.’ Sprach der Teufel ‘damit du deinen verdienten Lohn kriegst, geh und raffe dir deinen Ranzen voll Kehrdreck und nimms mit nach Haus.

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Soldat schaute sich nun einmal recht um, da standen die Kessel rings herum in der Hölle, und war ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und brutzelte darin. Er hätte für sein Leben gerne hinein geschaut, wenn es ihm der Teufel nicht so streng verboten hätte: endlich konnte er sich nicht mehr anhalten, hob vom ersten Kessel ein klein bischen den Deckel auf und guckte hinein. Da sah er seinen ehemaligen Unteroffizier darin sitzen: &#x2018;aha, Vogel,&#x2019; sprach er, &#x2018;treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,&#x2019; ließ geschwind den Deckel fallen, schürte das Feuer und legte noch frisch zu. Danach gieng er zum zweiten Kessel, hob ihn auch ein wenig auf und guckte, da saß sein Fähnrich darin: &#x2018;aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,&#x2019; machte den Deckel wieder zu und trug noch einen Klotz herbei, der sollte ihm erst recht heiß machen. Nun wollte er auch sehen wer im dritten Kessel säße, da wars gar ein General: &#x2018;aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,&#x2019; holte den Blasbalg und ließ das Höllenfeuer recht unter ihm flackern. Also that er sieben Jahr seinen Dienst in der Hölle, wusch sich nicht, kämmte sich nicht, schnippte sich nicht, schnitt sich die Nägel und Haare nicht und wischte sich kein Wasser aus den Augen; und die sieben Jahre waren ihm so kurz, daß er meinte es wäre nur ein halbes Jahr gewesen. Als nun die Zeit vollends herum war, kam der Teufel und sagte &#x2018;nun, Hans, was hast du gemacht?&#x2019; &#x2018;Jch habe das Feuer unter den Kesseln geschürt, ich habe gekehrt und den Kehrdreck hinter die Thüre getragen.&#x2019; &#x2018;Aber du hast auch in die Kessel geguckt; dein Glück ist, daß du noch Holz zugelegt hast, sonst war dein Leben verloren; jetzt ist deine Zeit herum, willst du wieder heim?&#x2019; &#x2018;Ja,&#x2019; sagte der Soldat, &#x2018;ich wollt auch gerne sehen was mein Vater daheim macht.&#x2019; Sprach der Teufel &#x2018;damit du deinen verdienten Lohn kriegst, geh und raffe dir deinen Ranzen voll Kehrdreck und nimms mit nach Haus.
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[78/0090] Soldat schaute sich nun einmal recht um, da standen die Kessel rings herum in der Hölle, und war ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und brutzelte darin. Er hätte für sein Leben gerne hinein geschaut, wenn es ihm der Teufel nicht so streng verboten hätte: endlich konnte er sich nicht mehr anhalten, hob vom ersten Kessel ein klein bischen den Deckel auf und guckte hinein. Da sah er seinen ehemaligen Unteroffizier darin sitzen: ‘aha, Vogel,’ sprach er, ‘treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ ließ geschwind den Deckel fallen, schürte das Feuer und legte noch frisch zu. Danach gieng er zum zweiten Kessel, hob ihn auch ein wenig auf und guckte, da saß sein Fähnrich darin: ‘aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ machte den Deckel wieder zu und trug noch einen Klotz herbei, der sollte ihm erst recht heiß machen. Nun wollte er auch sehen wer im dritten Kessel säße, da wars gar ein General: ‘aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ holte den Blasbalg und ließ das Höllenfeuer recht unter ihm flackern. Also that er sieben Jahr seinen Dienst in der Hölle, wusch sich nicht, kämmte sich nicht, schnippte sich nicht, schnitt sich die Nägel und Haare nicht und wischte sich kein Wasser aus den Augen; und die sieben Jahre waren ihm so kurz, daß er meinte es wäre nur ein halbes Jahr gewesen. Als nun die Zeit vollends herum war, kam der Teufel und sagte ‘nun, Hans, was hast du gemacht?’ ‘Jch habe das Feuer unter den Kesseln geschürt, ich habe gekehrt und den Kehrdreck hinter die Thüre getragen.’ ‘Aber du hast auch in die Kessel geguckt; dein Glück ist, daß du noch Holz zugelegt hast, sonst war dein Leben verloren; jetzt ist deine Zeit herum, willst du wieder heim?’ ‘Ja,’ sagte der Soldat, ‘ich wollt auch gerne sehen was mein Vater daheim macht.’ Sprach der Teufel ‘damit du deinen verdienten Lohn kriegst, geh und raffe dir deinen Ranzen voll Kehrdreck und nimms mit nach Haus.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/90>, abgerufen am 29.03.2024.