Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

aber nicht viel, gieng wieder in den großen Wald und suchte den Eisenofen, allein der war nicht zu finden. Neun Tage suchte sie, da ward ihr Hunger so groß, daß sie sich nicht zu helfen wußte, denn sie hatte nichts mehr zu leben. Und als es Abend ward, setzte sie sich auf einen kleinen Baum und gedachte darauf die Nacht hinzubringen, weil sie sich vor wilden Thieren fürchtete. Als nun Mitternacht heran kam, sah sie von fern ein kleines Lichtchen und dachte 'ach, da wär ich wohl erlöst,' stieg vom Baum und gieng dem Lichtchen nach, auf dem Weg aber betete sie. Da kam sie zu einem kleinen alten Häuschen, und war viel Gras darum gewachsen, und stand ein kleines Häuschen Holz davor. Dachte sie 'ach, wo kommst du hier hin!' guckte durchs Fenster hinein, so sah sie nichts darin, als dicke und kleine Jtschen (Kröten), aber einen Tisch, schön gedeckt mit Wein und Braten, und Teller und Becher waren von Silber. Da nahm sie sich das Herz und klopfte an. Alsbald rief die Dicke

'Jungfer grün und klein,
Hutzelbein,
Hutzelbeins Hündchen,
hutzel hin und her,
laß geschwind sehen wer draußen wär.'

Da kam eine kleine Jtsche herbei gegangen und machte ihr auf. Wie sie eintrat, hießen alle sie willkommen, und sie mußte sich setzen. Sie fragten 'wo kommt ihr her? wo wollt ihr hin?' Da erzählte sie alles, wie es ihr gegangen wäre, und weil sie das Gebot übertreten hätte, nicht mehr als drei Worte zu sprechen,

aber nicht viel, gieng wieder in den großen Wald und suchte den Eisenofen, allein der war nicht zu finden. Neun Tage suchte sie, da ward ihr Hunger so groß, daß sie sich nicht zu helfen wußte, denn sie hatte nichts mehr zu leben. Und als es Abend ward, setzte sie sich auf einen kleinen Baum und gedachte darauf die Nacht hinzubringen, weil sie sich vor wilden Thieren fürchtete. Als nun Mitternacht heran kam, sah sie von fern ein kleines Lichtchen und dachte ‘ach, da wär ich wohl erlöst,’ stieg vom Baum und gieng dem Lichtchen nach, auf dem Weg aber betete sie. Da kam sie zu einem kleinen alten Häuschen, und war viel Gras darum gewachsen, und stand ein kleines Häuschen Holz davor. Dachte sie ‘ach, wo kommst du hier hin!’ guckte durchs Fenster hinein, so sah sie nichts darin, als dicke und kleine Jtschen (Kröten), aber einen Tisch, schön gedeckt mit Wein und Braten, und Teller und Becher waren von Silber. Da nahm sie sich das Herz und klopfte an. Alsbald rief die Dicke

‘Jungfer grün und klein,
Hutzelbein,
Hutzelbeins Hündchen,
hutzel hin und her,
laß geschwind sehen wer draußen wär.’

Da kam eine kleine Jtsche herbei gegangen und machte ihr auf. Wie sie eintrat, hießen alle sie willkommen, und sie mußte sich setzen. Sie fragten ‘wo kommt ihr her? wo wollt ihr hin?’ Da erzählte sie alles, wie es ihr gegangen wäre, und weil sie das Gebot übertreten hätte, nicht mehr als drei Worte zu sprechen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0245" n="233"/>
aber nicht viel, gieng wieder in den großen Wald und suchte den Eisenofen, allein der war nicht zu finden. Neun Tage suchte sie, da ward ihr Hunger so groß, daß sie sich nicht zu helfen wußte, denn sie hatte nichts mehr zu leben. Und als es Abend ward, setzte sie sich auf einen kleinen Baum und gedachte darauf die Nacht hinzubringen, weil sie sich vor wilden Thieren fürchtete. Als nun Mitternacht heran kam, sah sie von fern ein kleines Lichtchen und dachte &#x2018;ach, da wär ich wohl erlöst,&#x2019; stieg vom Baum und gieng dem Lichtchen nach, auf dem Weg aber betete sie. Da kam sie zu einem kleinen alten Häuschen, und war viel Gras darum gewachsen, und stand ein kleines Häuschen Holz davor. Dachte sie &#x2018;ach, wo kommst du hier hin!&#x2019; guckte durchs Fenster hinein, so sah sie nichts darin, als dicke und kleine Jtschen (Kröten), aber einen Tisch, schön gedeckt mit Wein und Braten, und Teller und Becher waren von Silber. Da nahm sie sich das Herz und klopfte an. Alsbald rief die Dicke</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2018;Jungfer grün und klein,</l><lb/>
          <l>Hutzelbein,</l><lb/>
          <l>Hutzelbeins Hündchen,</l><lb/>
          <l>hutzel hin und her,</l><lb/>
          <l>laß geschwind sehen wer draußen wär.&#x2019;</l><lb/>
        </lg>
        <p>Da kam eine kleine Jtsche herbei gegangen und machte ihr auf. Wie sie eintrat, hießen alle sie willkommen, und sie mußte sich setzen. Sie fragten &#x2018;wo kommt ihr her? wo wollt ihr hin?&#x2019; Da erzählte sie alles, wie es ihr gegangen wäre, und weil sie das Gebot übertreten hätte, nicht mehr als drei Worte zu sprechen,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0245] aber nicht viel, gieng wieder in den großen Wald und suchte den Eisenofen, allein der war nicht zu finden. Neun Tage suchte sie, da ward ihr Hunger so groß, daß sie sich nicht zu helfen wußte, denn sie hatte nichts mehr zu leben. Und als es Abend ward, setzte sie sich auf einen kleinen Baum und gedachte darauf die Nacht hinzubringen, weil sie sich vor wilden Thieren fürchtete. Als nun Mitternacht heran kam, sah sie von fern ein kleines Lichtchen und dachte ‘ach, da wär ich wohl erlöst,’ stieg vom Baum und gieng dem Lichtchen nach, auf dem Weg aber betete sie. Da kam sie zu einem kleinen alten Häuschen, und war viel Gras darum gewachsen, und stand ein kleines Häuschen Holz davor. Dachte sie ‘ach, wo kommst du hier hin!’ guckte durchs Fenster hinein, so sah sie nichts darin, als dicke und kleine Jtschen (Kröten), aber einen Tisch, schön gedeckt mit Wein und Braten, und Teller und Becher waren von Silber. Da nahm sie sich das Herz und klopfte an. Alsbald rief die Dicke ‘Jungfer grün und klein, Hutzelbein, Hutzelbeins Hündchen, hutzel hin und her, laß geschwind sehen wer draußen wär.’ Da kam eine kleine Jtsche herbei gegangen und machte ihr auf. Wie sie eintrat, hießen alle sie willkommen, und sie mußte sich setzen. Sie fragten ‘wo kommt ihr her? wo wollt ihr hin?’ Da erzählte sie alles, wie es ihr gegangen wäre, und weil sie das Gebot übertreten hätte, nicht mehr als drei Worte zu sprechen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-03T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/245
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/245>, abgerufen am 19.04.2024.