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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.

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etwas, und über der großen Liebe vergaß es die Schrankthüre zuzumachen, setzte sich zum Liebsten an Tisch und sie schwätzten mit einander. Wie es so vergnügt saß und an kein Unglück dachte, kam die Katze hereingeschlichen, fand den Schrank offen, nahm die Hand das Herz und die Augen der drei Feldscherer, und lief damit hinaus. Als nun der Soldat gegessen hatte, und das Mädchen das Geräth aufheben und den Schrank zuschließen wollte, da sah es wohl daß der Teller, den ihm der Wirth aufzuheben gegeben hatte, ledig war. Da sagte es erschrocken zu seinem Schatz 'ach, was will ich armes Mädchen anfangen! Die Hand ist fort, das Herz und die Augen sind auch fort, wie wird mirs morgen früh ergehen!' 'Sei still,' sprach er, 'ich will dir aus der Noth helfen: es hängt ein Dieb draußen am Galgen, dem will ich die Hand abschneiden; welche Hand wars denn?' 'Die rechte.' Da gab ihm das Mädchen ein scharfes Messer, und er gieng hin, schnitt dem armen Sünder die rechte Hand ab und brachte sie herbei. Darauf packte er die Katze und stach ihr die Augen aus; nun fehlte nur noch das Herz. 'Habt ihr nicht geschlachtet, und liegt das Schweinefleisch nicht im Keller?' 'Ja' sagte das Mädchen. 'Nun, das ist gut' sagte der Soldat, gieng hinunter und holte ein Schweineherz. Das Mädchen that alles zusammen auf den Teller, und stellte ihn in den Schrank, und als ihr Liebster darauf Abschied genommen hatte, legte es sich ruhig ins Bett.

Morgens, als die Feldscherer aufstanden, sagten sie dem Mädchen es sollte ihnen den Teller holen, darauf Hand Herz und Augen lägen. Da brachte es ihn aus dem Schrank, und der erste hielt

etwas, und über der großen Liebe vergaß es die Schrankthüre zuzumachen, setzte sich zum Liebsten an Tisch und sie schwätzten mit einander. Wie es so vergnügt saß und an kein Unglück dachte, kam die Katze hereingeschlichen, fand den Schrank offen, nahm die Hand das Herz und die Augen der drei Feldscherer, und lief damit hinaus. Als nun der Soldat gegessen hatte, und das Mädchen das Geräth aufheben und den Schrank zuschließen wollte, da sah es wohl daß der Teller, den ihm der Wirth aufzuheben gegeben hatte, ledig war. Da sagte es erschrocken zu seinem Schatz ‘ach, was will ich armes Mädchen anfangen! Die Hand ist fort, das Herz und die Augen sind auch fort, wie wird mirs morgen früh ergehen!’ ‘Sei still,’ sprach er, ‘ich will dir aus der Noth helfen: es hängt ein Dieb draußen am Galgen, dem will ich die Hand abschneiden; welche Hand wars denn?‘ ‘Die rechte.’ Da gab ihm das Mädchen ein scharfes Messer, und er gieng hin, schnitt dem armen Sünder die rechte Hand ab und brachte sie herbei. Darauf packte er die Katze und stach ihr die Augen aus; nun fehlte nur noch das Herz. ‘Habt ihr nicht geschlachtet, und liegt das Schweinefleisch nicht im Keller?’ ‘Ja’ sagte das Mädchen. ‘Nun, das ist gut’ sagte der Soldat, gieng hinunter und holte ein Schweineherz. Das Mädchen that alles zusammen auf den Teller, und stellte ihn in den Schrank, und als ihr Liebster darauf Abschied genommen hatte, legte es sich ruhig ins Bett.

Morgens, als die Feldscherer aufstanden, sagten sie dem Mädchen es sollte ihnen den Teller holen, darauf Hand Herz und Augen lägen. Da brachte es ihn aus dem Schrank, und der erste hielt

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[184/0196] etwas, und über der großen Liebe vergaß es die Schrankthüre zuzumachen, setzte sich zum Liebsten an Tisch und sie schwätzten mit einander. Wie es so vergnügt saß und an kein Unglück dachte, kam die Katze hereingeschlichen, fand den Schrank offen, nahm die Hand das Herz und die Augen der drei Feldscherer, und lief damit hinaus. Als nun der Soldat gegessen hatte, und das Mädchen das Geräth aufheben und den Schrank zuschließen wollte, da sah es wohl daß der Teller, den ihm der Wirth aufzuheben gegeben hatte, ledig war. Da sagte es erschrocken zu seinem Schatz ‘ach, was will ich armes Mädchen anfangen! Die Hand ist fort, das Herz und die Augen sind auch fort, wie wird mirs morgen früh ergehen!’ ‘Sei still,’ sprach er, ‘ich will dir aus der Noth helfen: es hängt ein Dieb draußen am Galgen, dem will ich die Hand abschneiden; welche Hand wars denn?‘ ‘Die rechte.’ Da gab ihm das Mädchen ein scharfes Messer, und er gieng hin, schnitt dem armen Sünder die rechte Hand ab und brachte sie herbei. Darauf packte er die Katze und stach ihr die Augen aus; nun fehlte nur noch das Herz. ‘Habt ihr nicht geschlachtet, und liegt das Schweinefleisch nicht im Keller?’ ‘Ja’ sagte das Mädchen. ‘Nun, das ist gut’ sagte der Soldat, gieng hinunter und holte ein Schweineherz. Das Mädchen that alles zusammen auf den Teller, und stellte ihn in den Schrank, und als ihr Liebster darauf Abschied genommen hatte, legte es sich ruhig ins Bett. Morgens, als die Feldscherer aufstanden, sagten sie dem Mädchen es sollte ihnen den Teller holen, darauf Hand Herz und Augen lägen. Da brachte es ihn aus dem Schrank, und der erste hielt

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/196>, abgerufen am 19.04.2024.