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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.

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hier zu sehen war und sich für einen Menschen ausgab, der hatte doch einen Husarenpelz an und weiße Handschuhe. Wenn er nur häßlich wäre, so könnte ich mich an ihn gewöhnen.' Die jüngste aber sprach 'lieber Vater, das muß ein guter Mann sein, der euch aus der Noth geholfen hat, habt ihr ihm dafür eine Braut versprochen, so muß euer Wort gehalten werden.' Es war Schade, daß das Gesicht des Bärenhäuters von Schmutz und Haaren bedeckt war, sonst hätte man sehen können wie ihm das Herz im Leibe lachte, als er diese Worte hörte. Er nahm einen Ring von seinem Finger, brach ihn entzwei und gab ihr dir eine Hälfte, die andere behielt er für sich. Jn ihre Hälfte aber schrieb er seinen Namen und in seine Hälfte schrieb er ihren Namen und bat sie ihr Stück gut aufzuheben. Hierauf nahm er Abschied und sprach 'ich muß noch drei Jahre wandern. Komm ich dann wieder zurück, so wollen wir unsere Hochzeit feiern: komm ich aber nicht wieder, so bist du frei, weil ich dann todt bin. Bitte aber Gott daß er mir das Leben erhält.'

Die arme Braut kleidete sich ganz schwarz, und wenn sie an ihren Bräutigam dachte, so kamen ihr die Thränen in die Augen. Von ihren Schwestern ward ihr nichts als Hohn und Spott zu Theil. 'Nimm dich in Acht,' sagte die älteste, 'wenn du ihm die Hand reichst, so schlägt er dir mit der Tatze darauf.' 'Hüte dich,' sagte die zweite, 'die Bären lieben die Süßigkeit, und wenn du ihm gefällst, so frißt er dich auf.' 'Du mußt nur immer seinen Willen thun,' hub die älteste wieder an, 'sonst fängt er an zu brummen.' Und die zweite fuhr fort 'aber die Hochzeit wird lustig

hier zu sehen war und sich für einen Menschen ausgab, der hatte doch einen Husarenpelz an und weiße Handschuhe. Wenn er nur häßlich wäre, so könnte ich mich an ihn gewöhnen.’ Die jüngste aber sprach ‘lieber Vater, das muß ein guter Mann sein, der euch aus der Noth geholfen hat, habt ihr ihm dafür eine Braut versprochen, so muß euer Wort gehalten werden.’ Es war Schade, daß das Gesicht des Bärenhäuters von Schmutz und Haaren bedeckt war, sonst hätte man sehen können wie ihm das Herz im Leibe lachte, als er diese Worte hörte. Er nahm einen Ring von seinem Finger, brach ihn entzwei und gab ihr dir eine Hälfte, die andere behielt er für sich. Jn ihre Hälfte aber schrieb er seinen Namen und in seine Hälfte schrieb er ihren Namen und bat sie ihr Stück gut aufzuheben. Hierauf nahm er Abschied und sprach ‘ich muß noch drei Jahre wandern. Komm ich dann wieder zurück, so wollen wir unsere Hochzeit feiern: komm ich aber nicht wieder, so bist du frei, weil ich dann todt bin. Bitte aber Gott daß er mir das Leben erhält.’

Die arme Braut kleidete sich ganz schwarz, und wenn sie an ihren Bräutigam dachte, so kamen ihr die Thränen in die Augen. Von ihren Schwestern ward ihr nichts als Hohn und Spott zu Theil. ‘Nimm dich in Acht,’ sagte die älteste, ‘wenn du ihm die Hand reichst, so schlägt er dir mit der Tatze darauf.’ ‘Hüte dich,’ sagte die zweite, ‘die Bären lieben die Süßigkeit, und wenn du ihm gefällst, so frißt er dich auf.’ ‘Du mußt nur immer seinen Willen thun,’ hub die älteste wieder an, ‘sonst fängt er an zu brummen.’ Und die zweite fuhr fort ‘aber die Hochzeit wird lustig

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[97/0109] hier zu sehen war und sich für einen Menschen ausgab, der hatte doch einen Husarenpelz an und weiße Handschuhe. Wenn er nur häßlich wäre, so könnte ich mich an ihn gewöhnen.’ Die jüngste aber sprach ‘lieber Vater, das muß ein guter Mann sein, der euch aus der Noth geholfen hat, habt ihr ihm dafür eine Braut versprochen, so muß euer Wort gehalten werden.’ Es war Schade, daß das Gesicht des Bärenhäuters von Schmutz und Haaren bedeckt war, sonst hätte man sehen können wie ihm das Herz im Leibe lachte, als er diese Worte hörte. Er nahm einen Ring von seinem Finger, brach ihn entzwei und gab ihr dir eine Hälfte, die andere behielt er für sich. Jn ihre Hälfte aber schrieb er seinen Namen und in seine Hälfte schrieb er ihren Namen und bat sie ihr Stück gut aufzuheben. Hierauf nahm er Abschied und sprach ‘ich muß noch drei Jahre wandern. Komm ich dann wieder zurück, so wollen wir unsere Hochzeit feiern: komm ich aber nicht wieder, so bist du frei, weil ich dann todt bin. Bitte aber Gott daß er mir das Leben erhält.’ Die arme Braut kleidete sich ganz schwarz, und wenn sie an ihren Bräutigam dachte, so kamen ihr die Thränen in die Augen. Von ihren Schwestern ward ihr nichts als Hohn und Spott zu Theil. ‘Nimm dich in Acht,’ sagte die älteste, ‘wenn du ihm die Hand reichst, so schlägt er dir mit der Tatze darauf.’ ‘Hüte dich,’ sagte die zweite, ‘die Bären lieben die Süßigkeit, und wenn du ihm gefällst, so frißt er dich auf.’ ‘Du mußt nur immer seinen Willen thun,’ hub die älteste wieder an, ‘sonst fängt er an zu brummen.’ Und die zweite fuhr fort ‘aber die Hochzeit wird lustig

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/109>, abgerufen am 18.04.2024.