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Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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gegnete ihm Emil auf breitem Wege, sah nach links ab und ging unbefangen an ihm vorüber. Was sollte das bedeuten? Die Güter lagen doch fast eine Meile auseinander. Eines Abends endlich, als Albert so im Zwielicht den Garten durchstreifte, hörte er deutlich, daß etwas von der niedern Mauer, welche ihn umgrenzte, herabsprang, und plötzlich stand wieder der junge Mann vor ihm, that aber an ihm vorüber einige Schritte in einen Rasenplatz und rief laut, wie man einem Hunde ruft.

Herr von M . . ., sagte Albert und trat an ihn heran, wenn ich nicht irre? -- Ja, ganz recht, guten Abend. Mein Hund ist da oben durch die Staketen in den Garten gerathen, ich hörte ihn plötzlich anschlagen und sprang rasch über die Mauer, um ihn herbeizulocken. Das Thier ist oft, als kennte es meine Stimme gar nicht mehr.

Pflegen Sie hier in der Umgegend zu jagen? wenn ich fragen darf. -- Nein; ich war hier in der Nähe und hatte da zu thun. Es fiel mir ein, den Rückweg zu Fuße zu machen, der Bediente mit den Pferden ist voraus. Dies antwortete er nachlässig und halb abgewandt, pfiff und drohte dem Hunde, der aus der Ferne herangesprungen kam.

Sie haben wohl öfter hier in der Nähe zu thun? fragte Albert höflich, aber mit etwas zweifelndem Accent. -- Warum? antwortete Emil und streckte dem Hunde die Hand hin, an der er in die Höhe sprang.

gegnete ihm Emil auf breitem Wege, sah nach links ab und ging unbefangen an ihm vorüber. Was sollte das bedeuten? Die Güter lagen doch fast eine Meile auseinander. Eines Abends endlich, als Albert so im Zwielicht den Garten durchstreifte, hörte er deutlich, daß etwas von der niedern Mauer, welche ihn umgrenzte, herabsprang, und plötzlich stand wieder der junge Mann vor ihm, that aber an ihm vorüber einige Schritte in einen Rasenplatz und rief laut, wie man einem Hunde ruft.

Herr von M . . ., sagte Albert und trat an ihn heran, wenn ich nicht irre? — Ja, ganz recht, guten Abend. Mein Hund ist da oben durch die Staketen in den Garten gerathen, ich hörte ihn plötzlich anschlagen und sprang rasch über die Mauer, um ihn herbeizulocken. Das Thier ist oft, als kennte es meine Stimme gar nicht mehr.

Pflegen Sie hier in der Umgegend zu jagen? wenn ich fragen darf. — Nein; ich war hier in der Nähe und hatte da zu thun. Es fiel mir ein, den Rückweg zu Fuße zu machen, der Bediente mit den Pferden ist voraus. Dies antwortete er nachlässig und halb abgewandt, pfiff und drohte dem Hunde, der aus der Ferne herangesprungen kam.

Sie haben wohl öfter hier in der Nähe zu thun? fragte Albert höflich, aber mit etwas zweifelndem Accent. — Warum? antwortete Emil und streckte dem Hunde die Hand hin, an der er in die Höhe sprang.

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[0031] gegnete ihm Emil auf breitem Wege, sah nach links ab und ging unbefangen an ihm vorüber. Was sollte das bedeuten? Die Güter lagen doch fast eine Meile auseinander. Eines Abends endlich, als Albert so im Zwielicht den Garten durchstreifte, hörte er deutlich, daß etwas von der niedern Mauer, welche ihn umgrenzte, herabsprang, und plötzlich stand wieder der junge Mann vor ihm, that aber an ihm vorüber einige Schritte in einen Rasenplatz und rief laut, wie man einem Hunde ruft. Herr von M . . ., sagte Albert und trat an ihn heran, wenn ich nicht irre? — Ja, ganz recht, guten Abend. Mein Hund ist da oben durch die Staketen in den Garten gerathen, ich hörte ihn plötzlich anschlagen und sprang rasch über die Mauer, um ihn herbeizulocken. Das Thier ist oft, als kennte es meine Stimme gar nicht mehr. Pflegen Sie hier in der Umgegend zu jagen? wenn ich fragen darf. — Nein; ich war hier in der Nähe und hatte da zu thun. Es fiel mir ein, den Rückweg zu Fuße zu machen, der Bediente mit den Pferden ist voraus. Dies antwortete er nachlässig und halb abgewandt, pfiff und drohte dem Hunde, der aus der Ferne herangesprungen kam. Sie haben wohl öfter hier in der Nähe zu thun? fragte Albert höflich, aber mit etwas zweifelndem Accent. — Warum? antwortete Emil und streckte dem Hunde die Hand hin, an der er in die Höhe sprang.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:24:04Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:24:04Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_kind_1910/31>, abgerufen am 24.04.2024.