Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.Das Deutschamerikanertum arbeiter. Deren Zahl zu vermehren, ist vorläufig die wichtigste Aufgabe und das Bei der Schwierigkeit des Gegenstandes ist es unmöglich, hier mehr als Das Deutschamerikanertum Dr. F. Schönemann von WM(/) ' Sehen wir uns die Deutschamerikaner als Deutsche an, so gewahren wir Das allgemeinste Deutsche dürfte sich in Fleiß und Sparsamkeit, Ehrlichkeit Grenzboten IV 1921 2
Das Deutschamerikanertum arbeiter. Deren Zahl zu vermehren, ist vorläufig die wichtigste Aufgabe und das Bei der Schwierigkeit des Gegenstandes ist es unmöglich, hier mehr als Das Deutschamerikanertum Dr. F. Schönemann von WM(/) ' Sehen wir uns die Deutschamerikaner als Deutsche an, so gewahren wir Das allgemeinste Deutsche dürfte sich in Fleiß und Sparsamkeit, Ehrlichkeit Grenzboten IV 1921 2
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0025" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339574"/> <fw type="header" place="top"> Das Deutschamerikanertum</fw><lb/> <p xml:id="ID_76" prev="#ID_75"> arbeiter. Deren Zahl zu vermehren, ist vorläufig die wichtigste Aufgabe und das<lb/> erfolgreichste Ziel der Verwaltungsreform. Vorbedingung ist eine wissenschaftliche<lb/> Auslese der geeignetsten Kräfte, wie sie in industriellen Werken immer mehr<lb/> geübt wird. Ferner eine gediegene und gründliche Weiterbildung dieser Kräfte<lb/> durch Unterricht, selbst wenn solche Kurse kostspielig scheinen. Endlich Förde¬<lb/> rung aller Bestrebungen der älteren Beamten, ihre Kenntnisse und Leistungs¬<lb/> fähigkeit zu erhöhen. Hand in Hand hiermit müßte aber eine Änderung der<lb/> Besoldung der Beamtenschaft in der Weise geschehen, daß wirklich strebsame Ele¬<lb/> mente auch die Zuversicht haben, über das Existenzminimum hinaus ein Einkommen<lb/> zu beziehen, welches ihnen die Möglichkeit gewährt, eine gewisse Bewegungsfrei¬<lb/> heit sich zu verschaffen. Die Kosten hierfür werden sich doppelt und dreifach<lb/> bezahlt machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_77"> Bei der Schwierigkeit des Gegenstandes ist es unmöglich, hier mehr als<lb/> einzelne Andeutungen zu geben. Sollte es mir gelingen, andere zum Durch-<lb/> denken dieser Fragen anzuregen, wäre der Zweck dieser Ausführungen erreicht.<lb/> Jeder Mitarbeiter an diesem fruchtbaren und doch so mühsamen Problem wird<lb/> die Sache fördern helfen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Das Deutschamerikanertum<lb/><note type="byline"> Dr. F. Schönemann</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_78"> WM(/) '<lb/> WMM^on den Deutschamerikanern im ganzen und allgemeinen zu reden, ist<lb/> recht schwierig; denn aus zu verschiedenen und verschiedenartigen<lb/> Deutschen sind sie gemacht und ebenso vielartig ist unter ihnen<lb/> das Amerikanertum nach Grad und Art. Sie sind also als Deut¬<lb/> sche und als Amerikaner gleich schwer zu behandeln und zu wür¬<lb/> digen. Und doch müssen wir Reichsdeutsche es versuchen, gerade heute, weil es<lb/> auch zum rechten Wiederaufbau unserer Auslandsbeziehungen gehört, daß wir zu<lb/> den Deutschamerikanern in das rechte Verhältnis treten. Wobei gleich gesagt<lb/> werden muß, daß wir sie vor und in dem Weltkrieg meistens nicht im richtigen Licht<lb/> sahen, weshalb wir uns in unsere an sich schon verkehrte Amerikapolitik nur<lb/> noch tiefer hineinrannten. Wenn wir an unsern Fehlern lernen, können wir in<lb/> Zukunft noch manches nachholen oder wieder gut machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_79"> Sehen wir uns die Deutschamerikaner als Deutsche an, so gewahren wir<lb/> im großen und ganzen an ihnen alles Gute und Schlechte, was wir als Deutsche<lb/> auch haben. Ein gewisses Etwas, das kein anderes Volk besitzt, geht nun einmal<lb/> mit jedem Deutschen, er mag wandern, wohin er wolle, nach dem Grünewald<lb/> oder nach Germantown, nach New Aork oder Milwaukee. Aber ebensowenig wie<lb/> jeder Deutsche ein Durchschnittsdeutscher ist, stellt jeder Amerikaner deutscher Ab¬<lb/> stammung durchschnittlich das Deutschamerikanertum dar. Lebensreise, Bildungs¬<lb/> höhe und die verschiedensten äußeren Lebensumstände spielen natürlich mit.</p><lb/> <p xml:id="ID_80" next="#ID_81"> Das allgemeinste Deutsche dürfte sich in Fleiß und Sparsamkeit, Ehrlichkeit<lb/> und Zuverlässigkeit zeigen. Diese Eigenschaften Haben wir nicht etwa gepachtet,<lb/> wir haben sie jedoch in ganz bestimmter Abtönung. Der Leumund der Deutschen</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV 1921 2</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0025]
Das Deutschamerikanertum
arbeiter. Deren Zahl zu vermehren, ist vorläufig die wichtigste Aufgabe und das
erfolgreichste Ziel der Verwaltungsreform. Vorbedingung ist eine wissenschaftliche
Auslese der geeignetsten Kräfte, wie sie in industriellen Werken immer mehr
geübt wird. Ferner eine gediegene und gründliche Weiterbildung dieser Kräfte
durch Unterricht, selbst wenn solche Kurse kostspielig scheinen. Endlich Förde¬
rung aller Bestrebungen der älteren Beamten, ihre Kenntnisse und Leistungs¬
fähigkeit zu erhöhen. Hand in Hand hiermit müßte aber eine Änderung der
Besoldung der Beamtenschaft in der Weise geschehen, daß wirklich strebsame Ele¬
mente auch die Zuversicht haben, über das Existenzminimum hinaus ein Einkommen
zu beziehen, welches ihnen die Möglichkeit gewährt, eine gewisse Bewegungsfrei¬
heit sich zu verschaffen. Die Kosten hierfür werden sich doppelt und dreifach
bezahlt machen.
Bei der Schwierigkeit des Gegenstandes ist es unmöglich, hier mehr als
einzelne Andeutungen zu geben. Sollte es mir gelingen, andere zum Durch-
denken dieser Fragen anzuregen, wäre der Zweck dieser Ausführungen erreicht.
Jeder Mitarbeiter an diesem fruchtbaren und doch so mühsamen Problem wird
die Sache fördern helfen.
Das Deutschamerikanertum
Dr. F. Schönemann von
WM(/) '
WMM^on den Deutschamerikanern im ganzen und allgemeinen zu reden, ist
recht schwierig; denn aus zu verschiedenen und verschiedenartigen
Deutschen sind sie gemacht und ebenso vielartig ist unter ihnen
das Amerikanertum nach Grad und Art. Sie sind also als Deut¬
sche und als Amerikaner gleich schwer zu behandeln und zu wür¬
digen. Und doch müssen wir Reichsdeutsche es versuchen, gerade heute, weil es
auch zum rechten Wiederaufbau unserer Auslandsbeziehungen gehört, daß wir zu
den Deutschamerikanern in das rechte Verhältnis treten. Wobei gleich gesagt
werden muß, daß wir sie vor und in dem Weltkrieg meistens nicht im richtigen Licht
sahen, weshalb wir uns in unsere an sich schon verkehrte Amerikapolitik nur
noch tiefer hineinrannten. Wenn wir an unsern Fehlern lernen, können wir in
Zukunft noch manches nachholen oder wieder gut machen.
Sehen wir uns die Deutschamerikaner als Deutsche an, so gewahren wir
im großen und ganzen an ihnen alles Gute und Schlechte, was wir als Deutsche
auch haben. Ein gewisses Etwas, das kein anderes Volk besitzt, geht nun einmal
mit jedem Deutschen, er mag wandern, wohin er wolle, nach dem Grünewald
oder nach Germantown, nach New Aork oder Milwaukee. Aber ebensowenig wie
jeder Deutsche ein Durchschnittsdeutscher ist, stellt jeder Amerikaner deutscher Ab¬
stammung durchschnittlich das Deutschamerikanertum dar. Lebensreise, Bildungs¬
höhe und die verschiedensten äußeren Lebensumstände spielen natürlich mit.
Das allgemeinste Deutsche dürfte sich in Fleiß und Sparsamkeit, Ehrlichkeit
und Zuverlässigkeit zeigen. Diese Eigenschaften Haben wir nicht etwa gepachtet,
wir haben sie jedoch in ganz bestimmter Abtönung. Der Leumund der Deutschen
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