Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

lateinischen Wortes erweitert hat, ist er im Französischen in die Enge gezogen.
Mit der Betonung des Nebenbegriffs der Heizbarkeit wurde das Wort an die
Wärmequelle gebunden und ist darauf beschränkt geblieben. Es zeigt sich hier wie
so oft, daß ein kräftig hervortretender Nebensinn die Herrschaft an sich reißt und
die Bedeutung eines Wortes entscheidend bestimmt. Das nämliche gilt übrigens erst
recht von dem idiomatischen Gebrauch des Wortes in Bayern und in Österreich.

Es liegt ucche, die Geschichte unsers Wortes mit der des sinnverwandten Stubs
zu vergleichen. Noch jetzt ist über dessen Herkunft nicht endgiltig entschieden. Man
leitet es gewöhnlich aus dem Romanischen ab, indem man es als eine dem Deutschen
angepaßte Umbildung des romanischen seuls, (spanisch sswia, französisch 6ovo) auf¬
faßt, das dann wieder auf das griechische kxr^se-) (Wasser in Dampf verwandeln)
zurückgehn soll. Dann hat man das Wort für einen Sproß aus germanischem
Stamm erklärt: es sei von stisosn abzuleiten und habe zunächst eine Verrichtung
zur Erzeugung von Wasserdämpfen bezeichnet. Auf jeden Fall ist die Grundbe¬
deutung aufs engste mit dem Begriff der Wärme verbunden. Es mag ursprünglich
die Wärmequelle bezeichnet haben, dann wurde es lange Zeit ausschließlich für den
Baderaum, wie noch jetzt im Romanischen, gebraucht, bis es dann in Deutschland
zu seiner jetzigen, erweiterten Bedeutung gelangte. Im achten Jahrhundert schon
nachweisbar hat sich das Wort über das ganze Gebiet der germanischen Sprachen
verbreitet, mit mancherlei Spaltungen der Bedeutung, wie namentlich das englische
stovs und step beweist, und ist sogar "ach dem fernen Osten ins slawische, Finnische,
Ungarische und Türkische gedrungen. Einen deutlichen Anklang an den ältern
Brauch zeigt das isländische vÄästokg,, das freilich heute nicht mehr im eigentlichen
Sinne gilt: es bezeichnet vielmehr jetzt den gemeinsamen Wohn- und Schlafraum
im isländischen Bauernhause.

Die Geschichte des deutschen Wohnungswesens in sachlicher und in sprachlicher
Hinsicht zu verfolgen ist eine lohnende Beschäftigung. Wer dafür Zeit und Teil¬
nahme übrig hat, sei verwiesen auf das ebenso gründliche als anregende Werk von
Moritz Heyne: "Das deutsche Wohnungswesen von den ältesten geschichtlichen Zeiten
bis zum sechzehnten Jahrhundert," das natürlich auch für die vorstehende Skizze
beuutzt ist. Vielleicht kommen wir später noch einmal darauf zurück.


F. Runtze


Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Karl Marquart in Leipzig


Nach den übereinstimmenden Angaben hervorragender Forscher entspricht
Odol zurzeit den Anforderungen der Hygiene am vollkommensten und wird
daher als das beste von allen gegenwärtig bekannten Mundwässern anerkannt.
Wer Hdol Konsequent täglich vorschriftsmäßig anwendet, not die
nach dem Heutigen Stande der Wissenschaft denkbar veste Zahn- "ut
Mundpflege aus.




Maßgebliches und Unmaßgebliches

lateinischen Wortes erweitert hat, ist er im Französischen in die Enge gezogen.
Mit der Betonung des Nebenbegriffs der Heizbarkeit wurde das Wort an die
Wärmequelle gebunden und ist darauf beschränkt geblieben. Es zeigt sich hier wie
so oft, daß ein kräftig hervortretender Nebensinn die Herrschaft an sich reißt und
die Bedeutung eines Wortes entscheidend bestimmt. Das nämliche gilt übrigens erst
recht von dem idiomatischen Gebrauch des Wortes in Bayern und in Österreich.

Es liegt ucche, die Geschichte unsers Wortes mit der des sinnverwandten Stubs
zu vergleichen. Noch jetzt ist über dessen Herkunft nicht endgiltig entschieden. Man
leitet es gewöhnlich aus dem Romanischen ab, indem man es als eine dem Deutschen
angepaßte Umbildung des romanischen seuls, (spanisch sswia, französisch 6ovo) auf¬
faßt, das dann wieder auf das griechische kxr^se-) (Wasser in Dampf verwandeln)
zurückgehn soll. Dann hat man das Wort für einen Sproß aus germanischem
Stamm erklärt: es sei von stisosn abzuleiten und habe zunächst eine Verrichtung
zur Erzeugung von Wasserdämpfen bezeichnet. Auf jeden Fall ist die Grundbe¬
deutung aufs engste mit dem Begriff der Wärme verbunden. Es mag ursprünglich
die Wärmequelle bezeichnet haben, dann wurde es lange Zeit ausschließlich für den
Baderaum, wie noch jetzt im Romanischen, gebraucht, bis es dann in Deutschland
zu seiner jetzigen, erweiterten Bedeutung gelangte. Im achten Jahrhundert schon
nachweisbar hat sich das Wort über das ganze Gebiet der germanischen Sprachen
verbreitet, mit mancherlei Spaltungen der Bedeutung, wie namentlich das englische
stovs und step beweist, und ist sogar »ach dem fernen Osten ins slawische, Finnische,
Ungarische und Türkische gedrungen. Einen deutlichen Anklang an den ältern
Brauch zeigt das isländische vÄästokg,, das freilich heute nicht mehr im eigentlichen
Sinne gilt: es bezeichnet vielmehr jetzt den gemeinsamen Wohn- und Schlafraum
im isländischen Bauernhause.

Die Geschichte des deutschen Wohnungswesens in sachlicher und in sprachlicher
Hinsicht zu verfolgen ist eine lohnende Beschäftigung. Wer dafür Zeit und Teil¬
nahme übrig hat, sei verwiesen auf das ebenso gründliche als anregende Werk von
Moritz Heyne: „Das deutsche Wohnungswesen von den ältesten geschichtlichen Zeiten
bis zum sechzehnten Jahrhundert," das natürlich auch für die vorstehende Skizze
beuutzt ist. Vielleicht kommen wir später noch einmal darauf zurück.


F. Runtze


Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig


Nach den übereinstimmenden Angaben hervorragender Forscher entspricht
Odol zurzeit den Anforderungen der Hygiene am vollkommensten und wird
daher als das beste von allen gegenwärtig bekannten Mundwässern anerkannt.
Wer Hdol Konsequent täglich vorschriftsmäßig anwendet, not die
nach dem Heutigen Stande der Wissenschaft denkbar veste Zahn- «ut
Mundpflege aus.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0064" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297583"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_235" prev="#ID_234"> lateinischen Wortes erweitert hat, ist er im Französischen in die Enge gezogen.<lb/>
Mit der Betonung des Nebenbegriffs der Heizbarkeit wurde das Wort an die<lb/>
Wärmequelle gebunden und ist darauf beschränkt geblieben. Es zeigt sich hier wie<lb/>
so oft, daß ein kräftig hervortretender Nebensinn die Herrschaft an sich reißt und<lb/>
die Bedeutung eines Wortes entscheidend bestimmt. Das nämliche gilt übrigens erst<lb/>
recht von dem idiomatischen Gebrauch des Wortes in Bayern und in Österreich.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_236"> Es liegt ucche, die Geschichte unsers Wortes mit der des sinnverwandten Stubs<lb/>
zu vergleichen. Noch jetzt ist über dessen Herkunft nicht endgiltig entschieden. Man<lb/>
leitet es gewöhnlich aus dem Romanischen ab, indem man es als eine dem Deutschen<lb/>
angepaßte Umbildung des romanischen seuls, (spanisch sswia, französisch 6ovo) auf¬<lb/>
faßt, das dann wieder auf das griechische kxr^se-) (Wasser in Dampf verwandeln)<lb/>
zurückgehn soll. Dann hat man das Wort für einen Sproß aus germanischem<lb/>
Stamm erklärt: es sei von stisosn abzuleiten und habe zunächst eine Verrichtung<lb/>
zur Erzeugung von Wasserdämpfen bezeichnet. Auf jeden Fall ist die Grundbe¬<lb/>
deutung aufs engste mit dem Begriff der Wärme verbunden. Es mag ursprünglich<lb/>
die Wärmequelle bezeichnet haben, dann wurde es lange Zeit ausschließlich für den<lb/>
Baderaum, wie noch jetzt im Romanischen, gebraucht, bis es dann in Deutschland<lb/>
zu seiner jetzigen, erweiterten Bedeutung gelangte. Im achten Jahrhundert schon<lb/>
nachweisbar hat sich das Wort über das ganze Gebiet der germanischen Sprachen<lb/>
verbreitet, mit mancherlei Spaltungen der Bedeutung, wie namentlich das englische<lb/>
stovs und step beweist, und ist sogar »ach dem fernen Osten ins slawische, Finnische,<lb/>
Ungarische und Türkische gedrungen. Einen deutlichen Anklang an den ältern<lb/>
Brauch zeigt das isländische vÄästokg,, das freilich heute nicht mehr im eigentlichen<lb/>
Sinne gilt: es bezeichnet vielmehr jetzt den gemeinsamen Wohn- und Schlafraum<lb/>
im isländischen Bauernhause.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_237"> Die Geschichte des deutschen Wohnungswesens in sachlicher und in sprachlicher<lb/>
Hinsicht zu verfolgen ist eine lohnende Beschäftigung. Wer dafür Zeit und Teil¬<lb/>
nahme übrig hat, sei verwiesen auf das ebenso gründliche als anregende Werk von<lb/>
Moritz Heyne: &#x201E;Das deutsche Wohnungswesen von den ältesten geschichtlichen Zeiten<lb/>
bis zum sechzehnten Jahrhundert," das natürlich auch für die vorstehende Skizze<lb/>
beuutzt ist.  Vielleicht kommen wir später noch einmal darauf zurück.</p><lb/>
            <note type="byline"> F. Runtze</note><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <note type="byline"> Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig<lb/>
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig &#x2014; Druck von Karl Marquart in Leipzig</note><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="advertisement">
                <p> Nach den übereinstimmenden Angaben hervorragender Forscher entspricht<lb/>
Odol zurzeit den Anforderungen der Hygiene am vollkommensten und wird<lb/>
daher als das beste von allen gegenwärtig bekannten Mundwässern anerkannt.<lb/>
Wer Hdol Konsequent täglich vorschriftsmäßig anwendet, not die<lb/>
nach dem Heutigen Stande der Wissenschaft denkbar veste Zahn- «ut<lb/>
Mundpflege aus.</p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0064] Maßgebliches und Unmaßgebliches lateinischen Wortes erweitert hat, ist er im Französischen in die Enge gezogen. Mit der Betonung des Nebenbegriffs der Heizbarkeit wurde das Wort an die Wärmequelle gebunden und ist darauf beschränkt geblieben. Es zeigt sich hier wie so oft, daß ein kräftig hervortretender Nebensinn die Herrschaft an sich reißt und die Bedeutung eines Wortes entscheidend bestimmt. Das nämliche gilt übrigens erst recht von dem idiomatischen Gebrauch des Wortes in Bayern und in Österreich. Es liegt ucche, die Geschichte unsers Wortes mit der des sinnverwandten Stubs zu vergleichen. Noch jetzt ist über dessen Herkunft nicht endgiltig entschieden. Man leitet es gewöhnlich aus dem Romanischen ab, indem man es als eine dem Deutschen angepaßte Umbildung des romanischen seuls, (spanisch sswia, französisch 6ovo) auf¬ faßt, das dann wieder auf das griechische kxr^se-) (Wasser in Dampf verwandeln) zurückgehn soll. Dann hat man das Wort für einen Sproß aus germanischem Stamm erklärt: es sei von stisosn abzuleiten und habe zunächst eine Verrichtung zur Erzeugung von Wasserdämpfen bezeichnet. Auf jeden Fall ist die Grundbe¬ deutung aufs engste mit dem Begriff der Wärme verbunden. Es mag ursprünglich die Wärmequelle bezeichnet haben, dann wurde es lange Zeit ausschließlich für den Baderaum, wie noch jetzt im Romanischen, gebraucht, bis es dann in Deutschland zu seiner jetzigen, erweiterten Bedeutung gelangte. Im achten Jahrhundert schon nachweisbar hat sich das Wort über das ganze Gebiet der germanischen Sprachen verbreitet, mit mancherlei Spaltungen der Bedeutung, wie namentlich das englische stovs und step beweist, und ist sogar »ach dem fernen Osten ins slawische, Finnische, Ungarische und Türkische gedrungen. Einen deutlichen Anklang an den ältern Brauch zeigt das isländische vÄästokg,, das freilich heute nicht mehr im eigentlichen Sinne gilt: es bezeichnet vielmehr jetzt den gemeinsamen Wohn- und Schlafraum im isländischen Bauernhause. Die Geschichte des deutschen Wohnungswesens in sachlicher und in sprachlicher Hinsicht zu verfolgen ist eine lohnende Beschäftigung. Wer dafür Zeit und Teil¬ nahme übrig hat, sei verwiesen auf das ebenso gründliche als anregende Werk von Moritz Heyne: „Das deutsche Wohnungswesen von den ältesten geschichtlichen Zeiten bis zum sechzehnten Jahrhundert," das natürlich auch für die vorstehende Skizze beuutzt ist. Vielleicht kommen wir später noch einmal darauf zurück. F. Runtze Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig Nach den übereinstimmenden Angaben hervorragender Forscher entspricht Odol zurzeit den Anforderungen der Hygiene am vollkommensten und wird daher als das beste von allen gegenwärtig bekannten Mundwässern anerkannt. Wer Hdol Konsequent täglich vorschriftsmäßig anwendet, not die nach dem Heutigen Stande der Wissenschaft denkbar veste Zahn- «ut Mundpflege aus.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/64
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/64>, abgerufen am 27.09.2024.