Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.Uns dem Leben eines "Fompejaners. ii. Von or. R. Schoener in Rom. Meine Aufmerksamkeit lenkte sich nun auf eine Werkstätte, aus der ich Der Eine stand im Hintergrunde des Zimmers über einen Ambos ge¬ Der Zweite der Künstler stand an einem Werktisch in der Mitte, der "Dank sei der Athene und den Chariten; es ist vollendet und mich Der Gerufene warf eilig Hammer und Grabstichel bei Seite, trat neben "Bei der großen Mutter der Götter! Dergleichen ist in Pompeji noch Uns dem Leben eines "Fompejaners. ii. Von or. R. Schoener in Rom. Meine Aufmerksamkeit lenkte sich nun auf eine Werkstätte, aus der ich Der Eine stand im Hintergrunde des Zimmers über einen Ambos ge¬ Der Zweite der Künstler stand an einem Werktisch in der Mitte, der „Dank sei der Athene und den Chariten; es ist vollendet und mich Der Gerufene warf eilig Hammer und Grabstichel bei Seite, trat neben „Bei der großen Mutter der Götter! Dergleichen ist in Pompeji noch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0300" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136939"/> </div> <div n="1"> <head> Uns dem Leben eines "Fompejaners.<lb/> ii.<lb/><note type="byline"> Von or. R. Schoener in Rom.</note></head><lb/> <p xml:id="ID_920"> Meine Aufmerksamkeit lenkte sich nun auf eine Werkstätte, aus der ich<lb/> Gesang und griechische Laute hörte. Ich trat näher und sah über eine<lb/> niedrige marmorne Brüstung in ein großes Zimmer, das erhellt wurde durch<lb/> eine Anzahl hängender Lampen und dessen Wände ganz verdeckt waren durch<lb/> eine Menge von Metallarbeiten, welche theils tiefdunkel sich von dem hellen<lb/> Hintergrunde abhoben, theils im Scheine der Lichter flimmerten und blitzten.<lb/> In dem Zimmer aber arbeiteten zwei junge Männer, deren edel-schönen Zügen<lb/> man. auch ohne die griechischen Laute zu vernehmen, angesehen hätte, daß<lb/> sie hellenischen Stammes, und auch, daß sie nicht blos geschickte Handwerker,<lb/> sondern begeisterte Künstler waren.</p><lb/> <p xml:id="ID_921"> Der Eine stand im Hintergrunde des Zimmers über einen Ambos ge¬<lb/> beugt und hämmerte feine Blättchen blinkenden Silbers, die er zuweilen<lb/> prüfend auf einen vor ihm stehenden schön geschwungenen Dreifuß legte, um<lb/> zu beobachten, wie sie sich, in denselben eingelegt, ausnehmen würden. Er<lb/> fang ein Anakreontisches Liebeslied vor sich hin, in dem er sich zuweilen unter¬<lb/> brach, um ein paar scherzende Worte an seinen Gefährten zu richten, die<lb/> dieser gewöhnlich nur halblaut und mit geringer Aufmerksamkeit erwiederte.</p><lb/> <p xml:id="ID_922"> Der Zweite der Künstler stand an einem Werktisch in der Mitte, der<lb/> von einer Hängelampe hell beleuchtet wurde. Vor ihm stand ein Werk, an<lb/> das er jetzt die letzte Feile anzulegen schien. Er hielt einen Griffel in der<lb/> Hand, mit dessen Spitze er zuweilen einen leichten Strich an der Figur aus¬<lb/> führte, worauf er die Rechte wieder sinken ließ, mit der Linken das Werk<lb/> aufhob oder wendete und es sinnend betrachtete, wobei ein Strahl von<lb/> freudiger Genugthuung seine feinen Züge und das tiefe dunkle Auge er¬<lb/> hellte. — Jetzt stellte er das Bild in die Mitte des mit Werkzeugen bedeckten<lb/> Tisches, so daß es voll beleuchtet ward, trat einige Schritte zurück, um es zu<lb/> überschauen, und rief aus:</p><lb/> <p xml:id="ID_923"> „Dank sei der Athene und den Chariten; es ist vollendet und mich<lb/> dünkt, es ward nicht übel! — Schau' her, Hegesistratos! Meinst du, daß der<lb/> alte Clodius zufrieden sein wird?"</p><lb/> <p xml:id="ID_924"> Der Gerufene warf eilig Hammer und Grabstichel bei Seite, trat neben<lb/> seinen Gefährten und rief, nachdem er einige Zeit in staunender Bewunderung<lb/> gestanden, mit leuchtenden Augen aus:</p><lb/> <p xml:id="ID_925" next="#ID_926"> „Bei der großen Mutter der Götter! Dergleichen ist in Pompeji noch<lb/> nicht gefertigt worden, und du bist der Athene ein feistes Böcklein schuldig,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0300]
Uns dem Leben eines "Fompejaners.
ii.
Von or. R. Schoener in Rom.
Meine Aufmerksamkeit lenkte sich nun auf eine Werkstätte, aus der ich
Gesang und griechische Laute hörte. Ich trat näher und sah über eine
niedrige marmorne Brüstung in ein großes Zimmer, das erhellt wurde durch
eine Anzahl hängender Lampen und dessen Wände ganz verdeckt waren durch
eine Menge von Metallarbeiten, welche theils tiefdunkel sich von dem hellen
Hintergrunde abhoben, theils im Scheine der Lichter flimmerten und blitzten.
In dem Zimmer aber arbeiteten zwei junge Männer, deren edel-schönen Zügen
man. auch ohne die griechischen Laute zu vernehmen, angesehen hätte, daß
sie hellenischen Stammes, und auch, daß sie nicht blos geschickte Handwerker,
sondern begeisterte Künstler waren.
Der Eine stand im Hintergrunde des Zimmers über einen Ambos ge¬
beugt und hämmerte feine Blättchen blinkenden Silbers, die er zuweilen
prüfend auf einen vor ihm stehenden schön geschwungenen Dreifuß legte, um
zu beobachten, wie sie sich, in denselben eingelegt, ausnehmen würden. Er
fang ein Anakreontisches Liebeslied vor sich hin, in dem er sich zuweilen unter¬
brach, um ein paar scherzende Worte an seinen Gefährten zu richten, die
dieser gewöhnlich nur halblaut und mit geringer Aufmerksamkeit erwiederte.
Der Zweite der Künstler stand an einem Werktisch in der Mitte, der
von einer Hängelampe hell beleuchtet wurde. Vor ihm stand ein Werk, an
das er jetzt die letzte Feile anzulegen schien. Er hielt einen Griffel in der
Hand, mit dessen Spitze er zuweilen einen leichten Strich an der Figur aus¬
führte, worauf er die Rechte wieder sinken ließ, mit der Linken das Werk
aufhob oder wendete und es sinnend betrachtete, wobei ein Strahl von
freudiger Genugthuung seine feinen Züge und das tiefe dunkle Auge er¬
hellte. — Jetzt stellte er das Bild in die Mitte des mit Werkzeugen bedeckten
Tisches, so daß es voll beleuchtet ward, trat einige Schritte zurück, um es zu
überschauen, und rief aus:
„Dank sei der Athene und den Chariten; es ist vollendet und mich
dünkt, es ward nicht übel! — Schau' her, Hegesistratos! Meinst du, daß der
alte Clodius zufrieden sein wird?"
Der Gerufene warf eilig Hammer und Grabstichel bei Seite, trat neben
seinen Gefährten und rief, nachdem er einige Zeit in staunender Bewunderung
gestanden, mit leuchtenden Augen aus:
„Bei der großen Mutter der Götter! Dergleichen ist in Pompeji noch
nicht gefertigt worden, und du bist der Athene ein feistes Böcklein schuldig,
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