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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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"Einige waren kurz, mit schmalem Hinter- und Vordertheile und breitem Bauch,
damit sie leichter die Fluthen abhielten; andere hatten ganz flache Kiele, um
ohne Schaden aufsitzen zu tonnen, mehren hatte man auf beiden Seiten Steuer¬
ruder gegeben, damit man plötzlich die Nuder umkehren und an einer beliebigen
anderen Seite landen konnte. Viele waren mit Brücken gedeckt, um Geschütze
darüber hin zu fahren und zugleich für den Transport von Pferden und Pro-
viant eingerichtet, zum Segeln geschickt und mit schnellem Ruderwerk versehen,
und die Hurtigkeit der Soldaten vermehrte noch das Jmponirende und Fürchter¬
liche ihrer Erscheinung. Im Jahre 280 n. Chr. verbrannten die Deutschen
unen Theil der Nheinflotte. und dies war der Grund, warum Bonosus, der
Commandirende in jener Gegend, aus Furcht vor Bestrafung, den Jmperator-
titel annahm. Unter Konstantin war aber wieder der ganze Rhein mit bewaff¬
neten Schiffen versehen. Auch auf der Donau gab es verschiedene Flotten¬
stationen in Pannonien und Moslem, dann auf dem Comer- und Neuenburger-
H. Göll. See, auf der Rhone, Saone, Seine und Oise.




- Vermischte Literatur.
Das Walten des Herrn oder: merkwürdige Schicksale und Erfahrungen
"nes aus dem Herzogthum Schleswig entlassenen protestantischen Geistlichen. Kein
Roman. Eine Autobiographie von P. G. Hansen. Hamburg, 1863. Gedruckt
bei Nestlcr und Meile.

Der Verfasser, bekannt durch seinen Proceß mit or. Rasch in Berlin, versucht
hier, sich gegen die Angriffe zu vertheidigen, die er von Rasch und Andern wegen
seines Verhaltens während und nach der Schleswig-holsteinischen Erhebung erfahren.
gelingt ihm vollständig, den Beweis zu führen, daß die Bauern Angeln" ihm
wie Unrecht Schuld geben, einen Hcckpfahl gestohlen zu haben. Daß er kein
Trunkenbold ist, soll ebenfalls auf Treu und Glauben angenommen werden. E"
gelingt ihm ferner so ziemlich der zweite wichtige Beweis, daß er ein Kind, welche"
er im Verdruß über geringschätzige Behandlung von Seiten des Vater" nicht regu¬
lär getauft haben sollte, genügend getauft hat. Selbst ein gewisse" Mitleid mit
seinen Schicksalen zu erwecken, worauf die größte Hälfte de" Buches ausgeht, möchte
ihm bei den Lesern, welche seine weinerliche Weitschweifigkeit und sein übler Stil
nicht vom Weiterlesen abschreckt, beinahe gelingen. Haben ihn doch zuletzt selbst
die Dänischgcsinnten schlecht behandelt. Eins ist ihm aber nicht geglückt: zu zeigen.


»Einige waren kurz, mit schmalem Hinter- und Vordertheile und breitem Bauch,
damit sie leichter die Fluthen abhielten; andere hatten ganz flache Kiele, um
ohne Schaden aufsitzen zu tonnen, mehren hatte man auf beiden Seiten Steuer¬
ruder gegeben, damit man plötzlich die Nuder umkehren und an einer beliebigen
anderen Seite landen konnte. Viele waren mit Brücken gedeckt, um Geschütze
darüber hin zu fahren und zugleich für den Transport von Pferden und Pro-
viant eingerichtet, zum Segeln geschickt und mit schnellem Ruderwerk versehen,
und die Hurtigkeit der Soldaten vermehrte noch das Jmponirende und Fürchter¬
liche ihrer Erscheinung. Im Jahre 280 n. Chr. verbrannten die Deutschen
unen Theil der Nheinflotte. und dies war der Grund, warum Bonosus, der
Commandirende in jener Gegend, aus Furcht vor Bestrafung, den Jmperator-
titel annahm. Unter Konstantin war aber wieder der ganze Rhein mit bewaff¬
neten Schiffen versehen. Auch auf der Donau gab es verschiedene Flotten¬
stationen in Pannonien und Moslem, dann auf dem Comer- und Neuenburger-
H. Göll. See, auf der Rhone, Saone, Seine und Oise.




- Vermischte Literatur.
Das Walten des Herrn oder: merkwürdige Schicksale und Erfahrungen
"nes aus dem Herzogthum Schleswig entlassenen protestantischen Geistlichen. Kein
Roman. Eine Autobiographie von P. G. Hansen. Hamburg, 1863. Gedruckt
bei Nestlcr und Meile.

Der Verfasser, bekannt durch seinen Proceß mit or. Rasch in Berlin, versucht
hier, sich gegen die Angriffe zu vertheidigen, die er von Rasch und Andern wegen
seines Verhaltens während und nach der Schleswig-holsteinischen Erhebung erfahren.
gelingt ihm vollständig, den Beweis zu führen, daß die Bauern Angeln« ihm
wie Unrecht Schuld geben, einen Hcckpfahl gestohlen zu haben. Daß er kein
Trunkenbold ist, soll ebenfalls auf Treu und Glauben angenommen werden. E«
gelingt ihm ferner so ziemlich der zweite wichtige Beweis, daß er ein Kind, welche«
er im Verdruß über geringschätzige Behandlung von Seiten des Vater« nicht regu¬
lär getauft haben sollte, genügend getauft hat. Selbst ein gewisse« Mitleid mit
seinen Schicksalen zu erwecken, worauf die größte Hälfte de« Buches ausgeht, möchte
ihm bei den Lesern, welche seine weinerliche Weitschweifigkeit und sein übler Stil
nicht vom Weiterlesen abschreckt, beinahe gelingen. Haben ihn doch zuletzt selbst
die Dänischgcsinnten schlecht behandelt. Eins ist ihm aber nicht geglückt: zu zeigen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/83>, abgerufen am 27.09.2024.